Rems-Murr-Kreis Baden-Württemberg

Rechte Aktivitäten in Althütte (Rems-Murr-Kreis)

 

Rechte Aktivitäten in Althütte (Rems-Murr-Kreis)

Im Althütter Teilort Sechselberg soll dieser Tage eine Quarantäne-Einrichtung für Geflüchtete eröffnet werden. Geplant ist mit Corona infizierte Menschen, die keine schweren Symptome aufweisen, in einem seit längerem leerstehenden Gebäude zur Genesung unterzubringen.
Gegen die Einrichtung des Zentrums regt sich in Althütte Widerstand: Vergangene Woche störten Rechte mit einem organisierten Hup-Konzert vor dem Rathaus einen Info-Livestream des Bürgermeisters zur geplanten Unterkunft. Gleichzeitig erhielt der Eigentümer des leerstehenden Gebäudes, ein klerikaler Zusammenschluss, mehrfach rassistische Drohungen per Mail. Auch in unterschiedlichen sozialen Netzwerken rufen „besorgte Bürger“ zum Protest gegen die Unterkunft auf.

 

Althütte – ein verschlafenes Örtchen?

Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet in Althütte „spontane“ rechte Proteste organisiert werden. Für antifaschistische Gruppen aus der Region ist der Ort schon seit langem ein Begriff: In Althütte leben mehrere bekannte Nazis. Der wohl prominenteste Faschist im Ort ist Oliver Hilburger. Er spielte jahrelang in der Naziband „Noie Werte“ und ist inzwischen Kopf der rechten Pseudogewerkschaft „Zentrum Automobil“. Zudem ist er fester Teil des „Ein Prozent Netzwerks“ um Götz Kubitschek, eng mit dem nach wie vor aktiven „Flügel“ der AfD vernetzt und hat Verbindungen in die esoterische Impfgegnerbewegung. Sein Aktivismus in Althütte äußert sich unter anderem in einer Naturheilpraxis, einem Impfgegner-Stammtisch und dem Versuch, immer mehr rechte Kameraden in Althütte anzusiedeln. Einer von ihnen ist Christian Schickhardt, Nummer zwei bei „Zentrum Automobil“. Auch einige Betriebsräte einer Zentrums-nahen Liste beim Motorsägen-Hersteller STIHL fanden so ihren Weg nach Althütte. Der Ort im Rems-Murr-Kreis ist zudem das Zuhause mehrerer AfD-Mitglieder. Der Bedeutendste ist Christian Throm, er führt die AfD-Fraktion im Kreistag an.
Die Bündelung von rechtem Personenpotential in einem kleinen, ländlichen Ort ist kein neues Phänomen. Das Konzept der gezielten Landnahme in wenig besiedelten Regionen ist seit langem Bestandteil faschistischer Politik. Die Ansammlung rechter Akteure in Althütte ist beabsichtigt, sie gibt ihnen den notwendigen Rückzugsraum, um sich zu vernetzen und sich auch vor Ort zu verankern. Althütte kann damit ohne Weiteres als Experimentierfeld für rechte Siedlungspolitik bezeichnet werden.

 

Kein Shutdown im antifaschistischen Abwehrkampf

Auch wenn sich die rechten Aktivitäten bisher auf ein Hup-Konzert und Drohungen im Internet beschränken, so gehen wir doch davon aus, dass sich die Situation rund um die Quarantäne-Unterkunft schnell ändern und verschärfen kann. Die Voraussetzungen, dass die Stimmung kippt, sind gegeben: Lokal verankerte und gut vernetze Kader aus der faschistischen Bewegung treffen auf eine kanalisierbare Corona-Angst in der Bevölkerung.
Sicherlich hat die antifaschistische Arbeit in Zeiten des Shutdown übergangsweise andere Schwerpunkt und andere Formen. Notwendig bleibt sie, gerade mit Blick auf Althütte, ohne Frage. Auch dort gibt es Menschen, die den rechten Hetzern im Alltag etwas entgegensetzen und Position beziehen. Ihre Unterstützung ist ein wichtiger Bestandteil einer antifaschistischen Intervention. Darüber hinaus gilt auch weiterhin: Nazis können und müssen für ihr Handeln konsequent zur Verantwortung gezogen werden, Corona hin oder her.

Deswegen: Informiert euch über die Homepages antifaschistischer Gruppen aus der Region sowie den Kanälen von Zusammen gegen Rechts Rems-Murr

Antifaschistische Perspektive Ludwigsburg / Rems-Murr

Antifaschistische Aktion (Aufbau) Stuttgart

 

9. April 2020

 

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