Seit sie Erfolg hat, wird der grünen Bewegung von der Linken Geschichtslosigkeit vorgeworfen. Sowohl Anarchisten als auch Kommunisten waren bereits in den 1980ern fleißig darum bemüht, nachzuweisen, dass die im Aufstieg begriffene Strömung keine neue Idee vertritt, sondern der eigenen Theorietradition angehört. Man wollte das populäre Thema des Umweltschutzes gerne für sich beanspruchen. Selbst die SPD besann sich bald auf die Naturfreunde des Kaiserreichs, die den sozialdemokratischen Reihen entsprungen waren und ging nur deshalb zunächst auf Distanz, weil die Mitte der Gesellschaft nichts mit den bärtigen Grünen anfangen konnte, in deren Unkonventionalität die radikale Linke den zweiten Betrug sah, denn auch das Gegenkulturelle wollte sie lieber für sich gepachtet haben. Der Siegeszug des neuen Kontrahenten wurde somit begleitet vom Neid bei den selbst nicht institutionalisierten Linken, die den Grünen jene Integration vorwarfen, die ihnen die etablierten Parteien lieber verwehrt hätten. Auch die politische Rechte hätte von Anfang an einen Anspruch gehabt, auf das ökologische Ticket zu setzen, umarmte die Grünen aber erst dann als ein Kind des eigenen Geistes, als es machtpolitisch überhaupt nicht mehr anders ging. Insofern die Umweltschutzbewegung immer schon von konservativ-antiindustriellen und reaktionär-antiaufklärerischen Strömungen durchzogen war, begreift sich auch eine Fraktion der AfD als authentische Vorkämpferin derselben und selbst eine neue nationalsozialistische Partei dürfte sich darauf berufen, dass die NSDAP zur politischen Heimat einiger Naturschützer der Weimarer Republik wurde. Das erste Umweltschutzgesetz Deutschlands wurde am 26. Juni 1935 verabschiedet. Gleich der Technik erscheint die Ökologie also historisch neutral. Sie ist mit allen politischen Lagern verwachsen, selbst wenn diese sich ihrer Verwandtschaft mitunter schämten. Ökologie ist daher so progressiv oder kritisch wie ein Hammer, der allen Zwecken dient, da er kein Bewusstsein hat. Wenn sich Kommunisten heute aus taktischen Erwägungen mit dem Klima befassen, mag das opportun sein. Richtig ist es höchstens als ein Zug im Kampf. Der theoretische Blick des historischen Materialisten, in dessen Namen Walter Benjamin schrieb, ist nicht von strategischen Erwägungen diktiert, weshalb sich ihm die triviale Frage nicht stellen kann, ob das Klima in seiner bisherigen Gestalt zu retten ist. Vielmehr schaut er nach dem Sinn der Frage: Warum wird das Klima gerade heute zum Thema, das alle Bereiche dominiert? Nicht um die eigene Tradition dem herrschenden Trend anzupassen, sollten Kommunisten nach geistigen Vorfahren suchen. Geschichtliches Bewusstsein bedeutete ihr einmal zu wissen, wo in der Geschichte sich die Gesellschaft gerade befindet.