Bericht über die Infoveranstaltung
zur geplanten Flüchtlingsunterkunft in der Färberstraße (Neumünster)
Zum Ablauf der Veranstaltung im Allgemeinen:
Begrüßung durch die Stellvertretung des Bürgermeisters, danach folgte ein strukturierter Vortrag durch ihn, in dem über die geplant Unterkunft aufgeklärt wurde (Vorhaben, Planung, Kosten etc.)
Fragen und Anmerkungen wurden hinter den Vortrag gestellt und vereinzelte Zwischenfragen wurden abgewiesen.
Vor der Infoveranstaltung:
Die drei anwesenden Antifaschisten waren bereits vor Beginn der Veranstaltung vor Ort und auch Mark Michael Proch und ein weiterer Neonazi kamen frühzeitig, woraufhin es zu einem Zusammenstoß kam, aus der auch eine kleinere Rangelei, ausgehend von Proch zustande kam und seitens Proch Drohungen ausgesprochen wurden. So sagte er, man habe ebenfalls Autos, Namen und Adressen, woraufhin man besser aufpassen solle und auf die Bemerkung hin, dass sein Auto gut gebrannt habe, meinte er, dass man auch schnell eine Axt im Kopf stecken haben könne.
Zur generellen Situation bei der Infoveranstaltung:
Die Stühle der Aula der Immanuel-Kant Schule Neumünster, in der die Veranstaltung stattfand, waren beinahe komplett besetzt, nur vereinzelt waren noch Plätze frei. Es herrschte somit ein reges Interesse, wobei fraglich ist, wo die insgesamt 3000 Personen welche zu der Veranstaltung eingeladen wurden hätten Platz finden sollen, wenn denn so viele gekommen wären.
Die Stimmung war anfangs weitestgehend entspannt und während des Vortrages ebenfalls ruhig, außer zwischenzeitliche Unmutsbekundungen und höhnisches Gelächter.
Den Großteil der dort anwesenden Menschen waren über ihre 50er hinaus, gutbürgerlich, mittelständisch. Den Rest machten Menschen mittleren Alters aus und sehr wenig junge Menschen.
Unten den Anwesenden befanden sich auch der bekannte Neonazi Mark Michael Proch, Vorstand der NPD Neumünster-Segeberg, sowie zwei weitere Neonazis.
Jedoch kamen auch drei Antifaschisten zu der Veranstaltung.
Zur anschließenden Diskussionsrunde:
Allgemein lässt sich zu der Diskussionsrunde sagen, dass die Stimmung relativ schnell kippte, vor allem nach einer Frage durch den Neonazi Proch, die durch die anwesenden Antifaschisten lautstark unterbrochen wurde und er als Neonazi „geoutet“ wurde. Jedoch wurden die Antifaschisten beschimpft anstatt sich über die Anwesenheit von Neonazis zu beschweren.
Aufgrund des Protests der Aktivisten wurden sie erstmals durch die dort anwesenden Polizisten ermahnt.
Während der Diskussion kam es nur vereinzelt zu positiven Stimmen bezüglich der Flüchtlingsunterkunft, jedoch wurden diese Stimmen meist schnell durch Flüchtlingsgegner unterbrochen.
Es wurden somit hauptsächlich negative Stimmen zur geplanten Unterkunft laut, auf welche meist ein recht starker Applaus und Zustimmung folgte.
Man hatte das Gefühl, dass jedes noch so kleine Haar herbeigezogen wurde um gegen die geplante Unterkunft zu agitieren.
Beispielsweise fühlt sich eine ältere Anwohnerin dadurch gestört, das Busse in der Färbestraße über Kopfsteinpflaster fahren und es laut klappern würde und dies durch zusätzlichen Busverkehr durch die Flüchtlinge zunehmen und sie dadurch massiv gestört würde.
Eine Sorge einer anderen Anwohnerin, die nach eigenen Aussagen dort gar nicht wohnen würde, könnten die ja meist jungen Männer unter den Flüchtlingen die Anwohnerinnen auf ihren Balkonen von der Unterkunft aus beobachten.
Bei anderen geht es lediglich ums Geld - wenn die Flüchtlingszahlen zurückgehen würden und somit das Gebäude nicht weiter genutzt werde, hätte man das Geld umsonst ausgegeben (als ob es danach nicht mehr brauchbar wäre).
Unzumutbare Bemerkungen gegen Geflüchtete und rassistische Stimmungsmache wurde durch die 3! anwesenden Antifaschisten lautstark kommentiert, woraufhin sie von immer mehr Menschen beleidigt und angegangen wurden.
Ein Antifaschist wurde nach mehrfacher Störung der Veranstaltung verwiesen, die Personalien durch die Polizei festgestellt und erhielt einen Platzverweis.
Die zwei in der Aula verbliebenden Aktivisten wurden später noch vom Neonazi Proch beim Hinausgehen bedroht und später unter Bewachung der Polizei ebenfalls aus der Aula begleitet.
Die geplante Unterkunft ist für die seit über Jahrzehnten leerstehende Kaserne in der Färberstraße geplant und soll 80 bis maximal 110 Menschen beherbergen und umfasst ein umzäuntes Gebiet von ca 4.400 Quadratmeter und 1 Gebäude der Kaserne, welche bis zum 1.1.17 saniert werden und ca. 2,3 Millionen kosten soll.
Zuletzt muss man sagen, dass es äußerst schade ist, das dem Aufruf des Antifaschistischen Bündnis Schleswig-Holstein lediglich 3 Menschen nachgekommen sind, welche auch ohne diesen Aufruf die Veranstaltung besucht hätten.
Man muss, wenn möglich, auch bei solchen Veranstaltungen gegen anwesende Nazis vorgehen und nicht, als Erlebnistour, auf Demos gehen!