Kämpfe in Chile gehen weiter, Stand Mittwoch Abend, 23. Oktober

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Die sozialen Kämpfe in Chile gehen weiter. Hauptstadt paralysiert, Land im Generalstreik, mehrere Hunderttausend in ganz Chile auf der Straße. Medien sprechen von größten Demonstrationen seit Ende der Militärdiktatur.
Das Nationale Institut für Menschenrechte Chiles gibt einen neuen Zwischenbericht heraus: 2.410 Menschen wurden bislang während der Proteste festgenommen, 210 Menschen durch Schusswaffen verletzt. 

Heute kam es zum angekündigten Generalstreik und großen Demonstrationen. In Santiago waren es wohl 200.000 Menschen oder mehr - der Demonstrationszug füllte die breite Avenida fast 3km lang. Weitere große Demonstrationen gab es in Valparaiso (keine Zahl bekannt) und Concepción (offiziell 40.000).
Insgesamt ist es heute angeblich friedlicher verlaufen - allerdings kam es auch weiterhin zu Plünderungen abseits der großen Demonstrationen.
Der Ausnahmezustand wurde bislang nicht zurück genommen, das Militär hat erneut in allen Regionen Ausgangssperre erteilt. Auch diese wurde wieder massenhaft gebrochen. Im ganzen Land kommt es immer wieder zu Kochtopfdemos und zivilem Ungehorsam sowie Barrikadenbau und Massenmilitanten Aktionen.
Dabei geht die Polizei und das Militär weiterhin nicht zimperlich vor, es kommt weiterhin zu Verletzten. Die Diktatur ist noch nicht besiegt.

Das Nationale Institut für Menschenrechte Chiles (INDH) gibt indes heute bekannt, dass seit den Protesten, die am 17. Oktober begannen, bis heute nacht, Mittwoch 23. Oktober, von Militär und Polizei 2.410 Menschen festgenommen wurden. Dabei wurden 898 in der Hauptstadtregion Santiago festgenommen, die anderen 1512 Festnahmen erstreckten sich über den Rest des Landes. Dies zeigt erneut, wie verbreitet die Proteste sind. Sie haben Santiago längst verlassen.
Unter den Festgenommenen waren 274 Minderjährige, 18% der Festgenommenen waren Frauen.

Verletzte hat es offiziell 535 gegeben, 210 davon sind durch Schusswaffeneinsatz verletzt worden.

55 Anklagen gegen Verletzung von Menschenrechten wurden von der INDH eingereicht, davon 5 Anklagen wegen Mordes oder fahrlässiger Tötung und 8 wegen sexueller Gewalt.

Derweil werden Gerüchte lauter, demnach Polizisten und Militärs beim Anzünden von Banken und Supermärkten erwischt wurden. Videos davon kursieren in sozialen Netzwerken. Einige sind dabei recht eindeutig, aber oft ist es doch sehr interpretierbar was dort passiert ist. Schreckensgeschichten erinnern an die Militärdiktatur und dass das Militär die Kaufhausbrände nutzen würde, um dort Leichen "reinzuwaschen" - also auf der Straße getötete in die Kaufhäuser bringt, so dass sie nach dem Abbrennen desselbigen als Todesursache "Kaufhausbrand" eintragen können. Während solche Gerüchte mit Vorsicht zu genießen sind, zeigen sie jedoch auch die kollektive Erinnerung an die Militärdiktatur auf, die immer noch da ist und durch den momentanen Militäreinsatz wieder aufgefrischt wird.

Währenddessen kommt der chilenische Staat an seine Grenzen: Das repressive Aufgebot an Polizei und Militär reicht nicht um die Proteste einzudämmen oder unter Kontrolle zu bringen. Für Morgen ist die Einberufung der Reservisten angekündigt, um die Militärkräfte aufzustocken.

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