Dein Mai-Stein gegen die Stadt der Reichen!
Mit den Gründen, warum wir am ersten Mai auf die Straße gehen, müssen wir euch kein Ohr abquatschen: Pflegenotstand, Mietenwahnsinn und rassistische Polizeigewalt kennt ihr selber gut genug. Die ganzen kleinen und großen Bürden, die uns der Kapitalismus und sein Staat auferlegen, damit die einen reicher, die anderen ärmer werden, die spürt ihr genau wie wir in eurem Alltag.
Warum wir am historischen Kampftag der Arbeiter*innen auf die Straße gehen, bedarf keiner langen Erklärung. Aber wie wir das dieses Jahr tun wollen und welchen Zweck das erfüllt, dazu wollen wir euch ein paar Worte schreiben.
Der Revolutionäre 1. Mai war in den vergangenen Jahren leider selten so revolutionär, wie viele ihn gerne gehabt hätten. Ihn aufzugeben, das ist aber keine Option. Deshalb soll er dieses Jahr umsiedeln – zum ersten Mal weg aus Kreuzberg, wo die vom Senat betriebene Touristifizierung den Kiez an diesem Tag zu einem unpolitischen Ballermann verwandelt haben.
Deshalb wollen wir dieses Jahr einen Schlusspunkt setzen. Und einen Neuanfang wagen – in Friedrichshain. Was wir von der Demonstration wollen, das schlagen wir auch für die diesjährige Mai-Steine Kampagne vor: Sie soll vielfältig sein und unser aller Kämpfe zusammenführen. Von den streikenden Frauen* über die protestierenden Mieter*innen bis zu migrantischen Communities, autonomen Freiräumen und wütenden Jugendlichen. Wie am 1. Mai gilt auch hier: Alle Aktionen haben ihre eigene Dynamik, ihren eigenen Ausdruck – und sollen doch zusammen ein Bild unseres Widerstandes gegen die Stadt der Reichen zeichnen.
Ob das gelingt, hängt nicht allein von uns Organisator*innen ab. Es liegt in unser aller Hand. Wenn wir Initiative zeigen und Verantwortung übernehmen, um diesen Tag zu gestalten, wird der Revolutionäre 1. Mai ein Mosaikstein in dem Projekt, das wir das ganze Jahr verfolgen: Gegenmacht von unten gegen die täglichen Misshandlungen durch dieses System aufzubauen.
Denkt euch Aktionen aus, plant sie und schreibt uns.
Ergänzungen
Wohin mit dem 1. Mai
"Warum wir am historischen Kampftag der Arbeiter*innen auf die Straße gehen, bedarf keiner langen Erklärung. Aber wie wir das dieses Jahr tun wollen und welchen Zweck das erfüllt, dazu wollen wir euch ein paar Worte schreiben."
So wird der Zweck zum Selbstzweck und bleibt leeres Ritual. Inhalte keine. Dafür Kampfparolen und ewige Aufstandslyrik. Wie wollt ihr denn so unterschiedliche Kämpfe zusammenführen? Ohne Bezüge geht das nicht. Auch der Ort steht leider eher fürs drehen in der eigenen Untertasse. Schlusspunkte setzen und Neuerfindungen ja, aber dann bitte ernsthaft bestimmen und die Demo schon selbst nicht nur als Kulisse und sich selbst erfüllendes Klischee betrachten. Ich fürchte so kann das nichts werden.
Es gibt doch zur Zeit jede Menge junge und große Bewegungen. Das kommt alles nicht vor. Auch nichts von unseren Realitäten im Alltag und den Widrigkeiten des Lebens in unserer Realität. Stattdessen eine 1. Mai Parade gegen das Schweinesystem, die als ironische Überzeichnung seiner selbst wirkt, allerdings ohne den Witz und Glanz von Selbstironie. Bierernst und bieder im schwarzen Kostüm. Warten wirs ab. Aber ab der Nachbereitung bitte mal mehr Inhalte diskutieren wofür und mit wem wir weshalb und vor allem warum kämpfen. Nur so lassen sich Menschen begeistern und direkt ansprechen.