FREE MUMIA - Kundgebung am 37. Haftjahrstag in Berlin
Mumia Abu-Jamal ist ein inzwischen 64-jähriger afroamerikanischer Journalist und ehemaliger Black Panther, der seit 1981 im US Bundesstaat Pennsylvania gefangen gehalten wird. Aufgrund seiner regierungskristischen journalistischen Arbeit, fehlender Tatschuldbeweise und dem Verlauf seines zutiefst manipulierten Verfahrens stufen ihn viele als politischen Gefangenen ein. Allerdings weisen er selbst als auch seine Unterstützer*innen immer wieder auf die strukturellen rassistischen und klassenbezogenen Komponenten in der Justiz hin, die seinen Fall zu einem von Millionen in den USA machen. Heute, auf den Tag genau 37 Jahre nach seiner Verhaftung, demonstrierten in Philadelphia, Mexico City, Paris, London, Haiti, Kanada, Frankfurt am Main auch knapp 100 Menschen vor der US Botschaft am Brandenburger Tor in Berlin.
In einem Beitrag von FREE MUMIA Berlin ging eine Rednerin auf die Bedeutung von 37 gestohlenen Jahren durch den Knast ein. Mumia hat diese Zeit allerdings maximal genutzt, um Widerstand zu leisten und Perspektiven einer befreiten Gesellschaft in Büchern und Radiobeiträgen greifbar zu machen. Derzeit wartet Mumia auf eine Entscheidung von Revisionskontrollrichter Tucker aus Philadelphia, ob sein Berufungsverfahren wiederholt wird und er endlich die Chance erhält, auf juristischem Weg freizukommen.
Die moderne Form der Sklaverei in Form der Gefängnisindustrie als auch der in den USA immer breiter werdende Widerstand von Gefangenen dagegen war Teil einer weiteren Rede. Während sich eine PPP basierte Gefängnisindustrie Milliardengewinne mit der Ausbeutung von Zwangsarbeit verschafft, haben sich seit 2010 Zehntausende von Gefangenen und ihre Angehörigen organisiert, "und aufgehört, Sklav*innen zu sein". Die Gefangenen und ihre Unterstützer*innen fordern die Abschaffung aller Gefängnisse, weil diese nichts anderes als ein Instrument der bürgerlichen Ordnung sind, um den Reichtum der wenigen und ihre Macht über die vielen zu garantieren.
Mumia selbst hatte wenige Tage vor der Berliner Kundgebung eine Audio-Grußbotschaft zusammen mit Prison Radio aufgenommen, in der er den Zusammenhang zwischen dem staatlichen Rassismus und dem agressiv von oben geführten Klassenkampf der Trump Regierung ansprach. Er rief dazu auf, Spaltungen zu überwinden und die "Teile und Herrsche" Politik zu hinterfragen (dt. Übersetzung von Mumias Grußbotschaft). Am Ende rief Mumia dazu auf, sich für die Freilassung des schwer erkrankten Lakota Leonard Peltier einzusetzen, der nach einem ähnlich manipulierten Verfahren wie Mumia selbst seit 1976 bis heute gefangen gehalten wird.
Der Langzeitgefangene Thomas Meyer Falk hatte ebenfalls eine Grußbotschaft geschickt. Neben der Hoffnung, dass die solidarischen Menschen bis zu Mumias Freilassung nicht nachlassen, lautstark seine Freiheit zu fordern, ging er auf Langzeithaft in Deutschland ein. Sein Mitgefangener Icke sitzt für einen Doppelmord seit 1962, also seit 56 Jahren in Haft. Thomas sagte: "Todesstrafe und lebenslange Freiheitsstrafe sind unmenschlich. Sie müssen abgeschafft werden!"
In einem weiteren Beitrag beschrieb FREE MUMIA Berlin den rechten Strafdiskurs über die Todesstrafe, der genau wie die Sklaverei der Gefängnisindustrie lediglich Angst verbreitet. Gerade diejenigen, die sozio-ökonomisch am stärksten ausgegrenzt sind, füllen die Todestrakte in den USA und anderswo. Albert Camus drückte es so aus:
1. Glaube die Gesellschaft selbst nicht an den Abschreckungseffekt.
2. Gibt es keinen Beweis dafür, dass Menschen, die den Entschluss zum Morden gefasst haben, sich durch die drohende Todesstrafe von ihrem Vorhaben abbringen ließen.
3. Ermögliche die Vollstreckung der Todesstrafe die Befriedung widerlicher Gelüste.
Auch die Rote Hilfe Berlin und die Berliner Soli-Gruppe der Gefangenengewerkschaft redeten auf der Kundgebung. Neben ihrer Unterstützung von kämpfenden Gefangenen wie Mumia ging es der Roten Hilfe aber auch um die politische Repression in diesem Land, die sich neben unzähligen Verfahren gegen linke Aktivist*innen auch in dem Verbot der Internetplattform linksunten.indymedia oder den jüngsten Ankündigungen Innenministers Seehofer ausdrückt, die Rote Hilfe mit über 9000 Mitglieder*innen verbieten zu wollen. Die Berliner GG/BO Soligruppe rief dazu auf, die Organisierung von Gefangenen zu unterstützen, denn eine befreite Gesellschaft werde nur da entstehen, wo die, die am stärksten von der herrschenden Ordnung ausgegrenzt werden, sich zusammen schliessen um Ausbeutung, Krieg und Unterdrückung endlich abzuschaffen.
FREE MUMIA - Free Them ALL!
Ergänzungen
Am 17. Dez. weitere Aktion vor US Genralkonsulat in FFM
Mo. 17. Dezember 2018 - Frankfurt am Main, US Generalkonsulat - 18:00 Uhr
Mahnwache: Freiheit für Leonard Peltier, Mumia Abu-Jamal und Ana Belen-Montes!
US-Konsulat, Giessener Str. 30, 60435 Frankfurt am Main - U5-Giessener Str.