Aufruf zur Solidaritätsdemo für Exarchia in Weimar

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Aufruf zur anarchistischen Solidaritätsdemo für Exarchia in Weimar

 

 

 

Die Nachricht über die staatliche Belagerung des Athener Stadtteils Exarchia erreichte uns in der letzten Woche. Aus diesem Grund rufen wir dazu auf, am Freitag, den 13.09.2019, mit uns gemeinsam vom Weimarer Hauptbahnhof durch die Innenstadt zu laufen und unsere Wut über die staatliche Repression zu zeigen.

 

Seit mehreren Jahrzehnten gibt es in der Hauptstadt Griechenlands ein Viertel, das aus verschiedensten Perspektiven betrachtet wird. So reichen die Bezeichnungen für Exarchia von alternativ, anarchistisch, antiautoritär, autonom, rebellisch über künstlerisch oder studentisch/ intelektuell bis hin zu Partyviertel. Es ist uns egal wie es bezeichnet wird, was wir aber nachvollziehen können, ist die Bedeutung des Viertels und der rebellischen Haltung gegenüber dem griechischen Staat. Die Besetzung der Polytechnischen Universität 1973 und das angrenzende Viertel spielten beim Fall der Militärjunta 1974 eine maßgebliche Rolle. Diese Besetzung und die darauffolgende Erstürmung des Geländes durch das Militär bei der 23 Menschen starben läutete das Ende der 17-jähringen faschistischen Militärdiktatur ein. Aus dieser rebellischen und widerständigen Tradition heraus und den Besetzungen des 17. Novembers 1985, 1988, 1995, 2008 und 2014 entwickelte sich über die Jahre der rebellische und widerständige Raum, welchen wir heute als Exarchia bezeichen. Heute ist Exarchia durch viele unterschiedlichste Gruppen, Squats und Strömungen geprägt, weshalb es falsch wäre zu glauben, es gebe die eine anarchistische Bewegung, die eine Homogenität darstellt. Die einzelnen Individuen und Kollektive welche versuchen sich der staatlichen Kontrolle zu entziehen und diese/n angreifen stellen eine heterogene Masse da die eine Art von Bewegung im Viertel einnehmen. Dabei reagiert und agiert der Staat mit extremer Gewalt gegen alle die sich seiner Kontrolle entziehen und nicht in kapitalistische Verwertungslogiken passen. Dazu gehören Räumungen, rassistische Kontrollen an den Grenzen des Viertels, Aufbau von Kameras und gewalttätige Übergriffe der Schweine gegenüber Bewohnern, Gästen und willkürlich ausgesuchten Menschen welche nicht in ihr Bild passen. Dies passiert schon seit dem Beginn der aufständigen Praxis in diesem Stadtteil. So sollte es kaum verwundern, dass die Belagerung, welche seit vielen Jahren anhält, angesichts der diesjährigen Wahlen zu einer Verschärfung im Vergleich zu den Jahren davor führt. Die regierende, erzkonservative und rechtsradikale Partei Nea Demokratia, welche Verstrickungen zur vorhergehenden Militärjunta hat propagierte in ihrem letzten Wahlkampf das Viertel säubern zu wollen und stellten einen Plan zur Befriedung und Zerstörung des Viertels vor. Dazu zählen sowohl Infrastrukturmaßnahmen, Gewerbeaufbau, Sanierung von Gebäuden und der Bau einer neuen Metrostation innerhalb der nächsten fünf Jahre. Dies ist jedoch kein neuer Plan, er wurde die letzten Jahre mehrmals versucht umzusetzen, ist immer wieder gescheitert und es gilt ihn auch diesmal zum scheitern zu bringen. Aber auch in der letzten Regierungsphase unter der linkspolitischen Regierung SYRIZAs wurde eine größere Anzahl an Squats geräumt. In Exarchia zeigt sich vor allem, dass das Vertrauen in Parteien ein Trugschluss ist und bleibt und eins der besten Mittel der Befriedung widerständiger Strukturen ist. Der Anspruch so weit es möglich ist, autonom und selbstbestimmt Handeln zu können steht immer in einem direkten Widerspruch zu den bürgerlich-kapitalistischen Zuständen unserer Zeit. Exarchia macht diesen allgegenwärtigen Konflikt auf eine einmalige Art und Weise sichtbar. Aus diesem Grund sehen wir es für notwendig an, an diesem Tag auf die Straße zu gehen und für einen Moment unsere Solidarität zu zeigen und unseren Gefährt*innen im Kampf gegen den Staat, den Schweinen und allen anderen Autoritäten, oder denen die es gerne wären, beizustehen.

Außerdem gelten unsere Solidarität und unsere Gedanken den Entführten von Spirou Trikoupi 17, Transito und Gare. Am 9. September findet eine gerichtliche Verhandlung der Gefährt*innen vom Gare statt. Seid solidarisch und lasst euch was einfallen wie ihr diese zum Ausdruck bringen könnt.

 

Uns ist dennoch bewusst, dass anarchistische und antiautoritäre Politik unter einem enormen staatlichen Druck steht. Die Repression der letzten Wochen sind deutliches Signal der Staaten, dass sie bereit sind für ihre kapitalistischen Interessen über Leichen zu gehen und dies am Beispiel Exarchias schon mehrfach getan haben. Erinnert sei an dieser Stelle an Alexandros Grigoropoulos und Michalis Kaltezas, wir haben euch nicht vergessen! Bestärkt werden sie dabei durch ihre neue Methoden zur Überwachung und zur Strafverfolgung. DNA-Analyse, Drohneneinsätze, Kommunikationsüberwachung. Technologie 4.0 stellt sich gerade als das Paradies staatlicher Aggression gegen widerständige Zusammenhänge heraus. Und dennoch sehen wir nicht nur in Exarchia, dass Widerstand möglich ist. Gehen wir also solidarisch gegen die Aggression des Staates vor. Lassen wir unsere Gefährt*Innen nicht alleine und zeigen wir im öffentlichen Raum, dass Widerstand gewagt werden und Repression uns nicht brechen kann. Lassen wir seine Strategien, Individuen zu isolieren ins Leere laufen und stehen wir an ihrer Seite. Egal ob es nur ein Individuum trifft oder ein ganzes Viertel.

 

Solidarität mit den anarchistischen und antiautoritären Gefährt*innen in Griechenland und der ganzen Welt!

 

 

 

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