(Bln) Protest vor US Botschaft: FREE MUMIA - Free Them ALL!

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Free Mumia rally, Berlin, April 27, 2019

Gestern, am 27. April 2019 protestierten Unterstützer*innen vor der US Botschaft in Berlin  für die sofortige Freilassung von Mumia Abu-Jamal. Der afroamerikanische Journalist ist seit über 37 (!) Jahren im US Bundesstaat Pennsylvania eingesperrt. Erst in der vergangenen Woche erhielt er ein neues Revisionsverfahren. Inzwischen fordern viele, dass der inzwischen 65-jährige nun sofort freigelassen wird, um sich dann auf das Verfahren vorbereiten zu können.

In der vergangenen Woche hatte Mumia auch seinen 65. Geburtstag. Voradressierte Postkarten wurden verteilt und geschrieben. Vor der US Botschaft wurden Parolen gerufen, z.B. "Brick By Brick - Wall By Wall - Free Mumia - Free Them All!" (manchmal auch abgewandelt für Leonard Peltier, einen 74-jährigen indigenen Gefangenen, der seit 1976 in einem föderalen Gefängnis der US Regierung festgehalten wird.

Eine weitere Parole lautete: "Freiheit für Mumia Abu-Jamal - weg mit der Todesstrafe - überall!" Mumia selbst war von 1983 - 2011 in der Isolationshaft des Todestraktes gefangen, weil ihm zuvor ein Mord an einem Polizisten untergschoben worden war. Aufgrund zahlreicher dokumentierter Rechtsbrüche wurde die Hinrichtung gegen den Journalisten 1999 nach weltweiten Massenprotesten zunächst ausgesetzt und 2011 endgültig zurückgenommen. 2015 erkrankte Mumia an Hepatitis-C und wäre wg. medizinischer Nichtbehandlung beinahe im Knast gestorben. Wieder waren es weltweite Proteste, die sein Leben retten und die Behandlung durchsetzen konnten. Seit Dezember 2018 steht nun fest, dass 7000 weitere Gefangene im Bundesstaat aufgrund von Mumias Präzedens gegen Hepatitis-C behandelt werden. Ein von rechten Demokraten, Republikanern und der FOP angeschobenes Knebelgesetz gegen Gefangene in Pennsylvania konnte ebenfalls durch starke Proteste verhindert werden. Die Abgeordneten hatten dabei ganz offen mit Mumias journalistischer Arbeit aus dem Knast heraus für ein generelles Kommunikationsverbot von Gefangenen argumentiert.

Mumia hatte bereits vor seiner Verhaftung bei einer rassistisch motivierten Verkehrskontrolle durch die Polizei als Journalist in Philadelphia gearbeitet. Viele nennen ihn seit dem "The Voice of the Voiceless" (die Stimme der Unterdrückten), weil er immer aus der Perspektive der von Rassismus, Ausbeutung und staatlicher Gewalt Betroffenen berichtete und Zusammenhänge herstellte, die in den Medien, in denen er arbeitete, sonst eher ausgeblendet werden. Diese Arbeit hat er auch aus dem Gefängnis fortgesetzt. Er hat inzwischen 9 Bücher und mehrere Tausend Radiobeiträge veröffentlicht.

Am 23. April 2019 gab Philadelphias Bezirksstaatsanwaltschaft endgültig ihren Widerstand gegen ein neues Revisionsverfahren für Mumia auf. Er hat damit endlich eine realistische Möglichkeit, freizukommen. Trotzdem wäre es zu früh zu glauben, dass der Kampf gewonnen sei. Es steht ein harter Kampf bevor, denn die Justiz in Pennsylvania und danach  auf der föderalen Ebene müsste nun ihre eigene Repression und Rechtsbrüche eingestehen, die sie gegen Mumia seit 1981 begangen hat. Fairness ist in den anstehen Gerichtsinstanzen nicht zu erwarten. Mumias Verteidigung muss vielmehr detaillierte und komplexe juristische Auseinandersetzungen durchsetzen.

Damit das gelingen kann, ist kritische Öffentlichkeit weiterhin absolut notwendig. Gerade das länderübergreifende Interesse kann hier (erneut) zu einem entscheidenen Faktor werden. Menschen aus verschiedenen Ländern bereiten sich für Prozessbeobachtung und unabhängige Berichterstattung vor. In Berlin wird im Juni ein Solidaritätskonzert dafür stattfinden. Die Rote Hilfe e.V. und das Bundesweite FREE MUMIA Netzwerk sammeln Spenden, um die anstehenden Reisekosten zu gewährleisten.

Brick By Brick - Wall By Wall - Free Mumia - Free Them All!

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Ergänzungen

Solidarität mit Gefangenen ...

kostet (auch) Geld. In der FREE MUMIA Bewegung fallen z.B. seit Jahrzehnten hohe Reisekosten an, um die Vernetzung innerhalb der USA auszubauen und ehemalige Gefangene, Angehörige oder Aktivist*innen hier her zu holen, damit sie über die Kämpfe berichten können.

Vom 23. - 27. Oktober 2019 werden in Berlin Anti-Knast-Tage stattfinden. Um zukünftige Kämpfe für die Freiheit aller Menschen und für die Abschaffung von Gefängnissen konkreter zu gestalten, möchten wir viele verschiedene Menschen zusammen bringen. Neben Fahrtkosten und Technik geht es dabei auch um Material, Unterbringung um Verpflegung.

Auf das bald ALLE frei sind  - FREE THEM ALL!

weitere Infos  mumia-hoerbuch.de & antiknasttage.blackblogs.org

Bilder: 

vielen Transparente - war sehr auffällig

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