(Berlin) Hungerstreik in der JVA Pankow im 50. Tag
Weitesgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit eskaliert in der Berliner JVA Pankow für Frauen der Hungerstreik von Gülaferit Ünsal. Verurteilt nach dem Gesinnungsparagrafen 129 b kämpft die Gefangene gegen Postzensur, Kommunikationssperren und Mobbing/Gewalt, welches die Anstaltsleitung unter den Gefangenen duldet und forciert.
Gülaferit Ünsals Hungerstreik hat inzwischen ein lebensbedrohendes Stadium erreicht, ohne dass sich die Leitung der JVA oder die zuständige Senatsverwaltung für Justiz bewegen. Die Zahl der Kundgebungen und Demonstrationen steigt allerdings. Mindestens 2x die Woche protestieren solidarische Unterstützer*innen inzwischen vor den Gefängnismauern und in den kommenden Tagen geht es auch zum Bundesjustizministerium und dem Berliner Abgeordnetenhaus.
Radio Aktiv besuchte eine Demonstration vor der JVA Pankow und berichtet in O-Tönen von dem anhaltenden Protest für Gefangenenrechte:
https://www.freie-radios.net/70640
Weitere Informationen auf http://www.berlin.rote-hilfe.de/
Ergänzungen
S] Kleiner Soligruß an Gülaferit & an Sonnur
Als solidarische Geste haben wir ein Solitransparent an einer stark befahrenen Straße aufgehängt, um auf den Hungerstreik von Gülaferit Ünsal aufmerksam zu machen. Darüber hinaus statteten wir dem Knast in Schwäbisch Gmünd einen kleinen Besuch ab und zündeten Feuerwerkskörper, um Sonnur Demiray, die aus Solidarität ebenfalls in den Hungerstreik getreten ist, ebenfalls solidarisch zu grüßen.
Zum Hintergrund:
Gülaferit ist seit dem 06. April im Hungerstreik, um gegen die Schikanen und Provokationen, denen sie im Knast ausgesetzt ist, zu protestieren und zu erreichen, dass ihr ihre Post, Zeitungen und Magazine unzensiert weitergegeben wird. Mitte April traten einige Gefangene aus Solidarität zu ihr in den Hungerstreik, darunter einige Gefangene, die ebenfalss mit Hilfe des §129b verurteilt wurden oder angeklagt sind: Ahmet Düzgün Yüksel, Özkan Güzel, Yusuf Tas, Özgür Aslan, Muzaffer Dogan und Sonnur Demiray.
Gülaferit (sowie die anderen genannten Gefangenen) wurde wegen Mitgliedschaft in der DHKP-C (Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front) mit Hilfe des §129b verurteilt. Gülaferit wurde aus Griechenland nach Deutschland ausgeliefert und zu 6 ½ Jahren Haft verurteilt. (?) Sie ist seit 2011 weggesperrt.
Unterstützt ihren Hungerstreik! Schreibt ihr:
Gülaferit Ünsal
JVA für Frauen
Arkonastr. 56
13189 Berlin
www.political-prisoners.net
Solidarität mit Gülaferit Ünsal
Aus einem Brief vom § 129b-Gefangenen Muzaffer Dogan vom 12. 5. 15
Es hat mich gefreut, dass der Hungerstreik von Sadi mit einem Erfolg beendet worden ist.
Die Erklärung von Gülaferit habe ich gelesen.
Vor allem dass sie mit einem Messer attackiert und mit der Angreiferin gleichgestellt wurde, ist als ein Einschüchterungsversuch auf ihre politische Identität zu werten.
Das ist nicht hinnehmbar!
Deswegen haben wir vier, Özgür Aslan, Sonnur Demiray, Yusuf Tas und ich, heute während der Gerichtsverhandlung eine Erklärung abgegeben und haben uns mit Gülaferit Ünsal solidarisiert und sind deswegen in einen unbefristeten Hungerstreik getreten.
Wir haben keine Forderungen. Wir werden aber solange hungerstreiken, bis die Forderungen von Gülaferit akzeptiert sind.
Am 13. Mai wird unser erster Streiktag sein.
Bis Ende Juni haben wir neue Verhandlungstermine erhalten:
9., 11., 16., 18., 23. und 30. Juni.
Ich wünsche Dir alles Gute und Gesundheit!!!!
Muzaffer Dogan
Anmerkung: mit 3 anderen AktivistInnen steht Muzaffer zu Zeit wegen § 129b vor dem OLG Stuttgart.
Solidarität mit Gülaferit Ünsal
liebe kolleg_innen,
als gefangenen-gewerkschaft/bundesweite organisation (gg/bo) setzen wir uns
aktiv dafür ein, behördlichen schikanen gegen die ausübung einer
gewerkschaftstätigkeit hinter gittern entgegenzutreten und ein solidarisches
verhalten unter gefangenen zu stärken.
unsere kollegin gülaferit ünsal kämpft mit ihrem nun seit wochen andauernden
hungerstreik gegen das anstaltstypische schikanieren und für einen kollegialen
umgang unter den gefangenen.
als gg/bo unterstützen wir ihre in jeder beziehung legitimen forderungen nach
freier kommunikation und einem ende des von der antstaltsleitung praktizierten
und geduldeten mobbing.
für freie kommunikation und ein ende der schikanen gegen gülaferit ünsal!
gefangenen-gewerkschaft/bundesweite organisation (gg/bo), 20 mai 2015
Gefangenen-Gewerkschaft/Bundesweite Organisation (GG/BO)
c/o Haus der Demokratie und Menschenrechte
Greifswalder Straße 4
10405 Berlin
www.gefangenengewerkschaft.de
info@gefangenengewerkschaft.de