Kotz-Grün! Landwehr-Kanal am Kriegsministerium aus Protest eingefärbt

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Kreativer Protest am 12. November zum Gründungstag der Bundeswehr: Der Landwehrkanal vor dem Berliner Kriegsministerium ist kotzgrün gefärbt. Dazu hängten Antimilitarist*innen der Gruppe „Buntes Meer“ ein Banner mit einem kotzenden Smileys und der Aufschrift „Bundeswehr - Zum Kotzen!“ auf. "Am Gründungstag der Bundeswehr gibt es nichts zu feiern", sagt Gerhard Färbt, die Sprecher*in der Gruppe "Buntes Meer". Die Bundeswehr sei von Nazis gegründet worden. "Diese geschichtsvergessene Veranstaltung haben wir mit der kotzgrünen Färbung des anliegenden Landwehrkanals kontextualisiert, sagt Gerhard Färbt von der Aktionsgruppe "Buntes Meer".

 

Gelöbnis in Berlin: zum KotzenAm 12. November feiert das deutsche Militär seinen Gründungstag in ganz Deutschland mit Blaskapellen und groß angelegten Festivitäten. Der wichtigste Termin ist ein Gelöbnis im Kriegsministerium in Berlin. Kaum mehr als zehn Jahre nachdem die Alliierten dem nationalsozialistischen Mordapparat ein Ende gesetzt hatten, gründete die Bundesregierung am 12. November 1955 die Bundeswehr. "Leicht kann man sich ausrechnen, aus welchem Personal sich das neu gegründete deutsche Militär zusammensetzte: Aus Nazi-Generälen und -Offizieren, die zuvor in der Wehrmacht gemordet hatten. Mindestens 300 Offiziere entstammten sogar der Waffen-SS" sagt Gerhard Färbt.   Neue Wehrmacht: zum KotzenDas neue deutsche Militär war zunächst noch offiziell namenlos. Seine Angehörigen nannten es passend "Neue Wehrmacht". Doch selbst den neuen Namen "Bundeswehr" hat sich ein lupenreiner Nazi ausgedacht. Er geht auf Hasso Manteuffel zurück, einen verurteilten Kriegsverbrecher, der 1941-42 als General die Befehlsmacht über die Gräueltaten der Wehrmacht in Teilen Osteuropas hatte. „Wir finden zum Kotzen, dass die Bundeswehr von Militärs der Nazis gegründet wurde“ sagt Gerhard Färbt. Bis heute wehe dieser Geist durch die Kasernen und viele zuerst nette und freundliche Soldat*innen entwickelten ein rechtes Weltbild. „Dazu tragen auch die Inszenierungen am Volkstrauertag bei.“   Volkstrauertag: zum KotzenAm Volkstrauertag nächsten Sonntag treffen sich Soldat*innen, Deutsche und Nazis, um offiziell aller Toten der Weltkriegen und den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken. Damit stellen sie die deutschen Mörder und Massaker-Männer auf eine Stufe mit KZ-Opfern, Partisan*innen und alliierten Soldaten*innen und Zivilist*innen. Diese Inszenierung ermöglicht der Bundeswehr bis heute einen bruchlosen Bezug auf die uniformierten Mörderbanden des Kaiserreiches und der Wehrmacht. Waren ja schließlich alles ganz normale Leute…  Nazis als Tradition: zum KotzenIhre Nazi-Gründungsgeschichte hat die Bundeswehr nie aufgearbeitet. Stattdessen stützt sich ihr Traditionsverständnis bis heute zu großen Teilen auf den Wehrmachtsgeneral Stauffenberg und sein Netzwerk, das 1944 beim Versuch eines Attentats an Hitler scheiterte. "In diesem Geschichtsverständnis wird von der Bundeswehr völlig ausgeblendet, dass Stauffenberg selbst überzeugter Nazi war" kritisiert Gerhart Färbt: "Erst die sich abzeichnende militärische Niederlage Nazi-Deutschlands machte Stauffenberg zu einem Gegner Hitlers, nicht aber des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen." Der KSK-Soldat „Hannibal“ und seine Nazi-Prepper bezogen sich in Drohbriefen an andere Soldaten explizit auf den Faschisten Stauffenberg. So trägt auch der Stauffenberg-Mythos dazu bei, dass die Traditionspflege der Bundeswehr nach wie vor dafür sorgt, dass Soldat*innen bis heute extrem rechte Weltbilder entwickeln und diese innerhalb der Bundeswehr geduldet werden.  Auslandseinsätze: Zum Kotzen! Das Ergebnis ist die Inszenierung einer "ganz normalen" deutschen Nation. Bewusst unterschlagen wird dabei, dass deutsche Militärs in den deutschen Kolonien im heutigen Namibia und in Ruanda, Burundi und Uganda das Jahrhundert der Völkermorde eröffneten und anschließend zwei Weltkriege und die Shoa vom Zaun brach. „Zum Kotzen, das deutsche Militärs schon wieder weltweit unterwegs sind“ sagt Gerhard Färbt. Mit der Erzählung von der ganz normalen Nation legitimiere die Regierung leider auch die sogenannten „Auslandseinsätze“ der Bundeswehr: „Da hilft nur eins: Bundeswehr abschaffen!“   Was ist das für eine Farbe? Das Kunstwerk des kotzgrünen Kanals am Kriegsministeriums blieb dank der langsamen bis nicht vorhandenen Fließgeschwindigkeit des Kanals der Öffentlichkeit vorerst erhalten. Der Fluoreszenzfarbstoff des Gewässerfärbemittels verschwindet nach einigen Stunden, manchmal erst nach Tagen. In der Hydrogeologie wird diese Farbe als Marker bei Färbeversuchen eingesetzt, in Schwimmbädern und landwirtschaftlichen Rohrsystemen werden damit Leckagen untersucht. Die Stadtverwaltungen Chicagos und viele irische Städte kippen den grünen Farbstoff jährlich im März in ihre Flüsse, um den St. Patricks Day zu feiern. "Jetzt kann die Bundeswehr ihre Uniformen im Landwehrkanal passend grün färben" grinst Gerhard Färbt.  

 

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