[B] Bild-Chef Reichelt beim taz lab
Beim taz lab am Samstag kam es zu kleinen Diskursintervention am Rande der Veranstaltung mit Julian Reichelt. Dabei wurden Flugblätter mit einem kritischen Kommentar verteilt, die von sämtlichen Anwesenden mit großem Interesse angenommen wurden.
Julian Reichelt steht für alles, was falsch ist. Die Taz will ihre Toleranz zur Schau stellen – und diese Art von Toleranz stärkt die Tyrannei der Herrschenden.
Beim taz lab am Samstag kam es zu kleinen Diskursintervention am Rande der Veranstaltung mit Julian Reichelt. Dabei wurden Flugblätter mit einem kritischen Kommentar verteilt, die von sämtlichen Anwesenden mit großem Interesse angenommen wurden.
Reichelt bestätigte sein Image als gelackter Schmierfink mit rhetorischen Qualitäten und leistete sich anscheinend keine größeren Ausreißer, außer dass er über "Wirtschaftsflüchtlinge" herzog. Der Ticker zum taz lab meldet: "Auch die taz findet lobende Erwähnung: „Ich glaube übrigens, dass links von euch im demokratischen Spektrum nur noch die Wand kommt.“" Wer das als Lob begreift und nicht als Drohung gegen linke Medien, hat den Schuss echt nicht gehört.
Bei so viel Einigkeit zwischen grün-alternativer Tageszeitung und rechtem Revolverblatt, sehen wir die Notwendigkeit unseres Kommentars erneut bestätigt.
Am taz lab entzündete sich bereits zuvor Kritik. Die Genoss_innen von der NEA zogen bereits im März ihre Zusage für ein Podium über militante Protestformen zurück. "Gründe dafür sind zum Einen die Besetzung des Podiums, als auch die Art, wie in den letzten Monaten in der »taz« einmal mehr über die Gewaltfrage debattiert wurde", heißt es in einer Stellungnahme. https://de.indymedia.org/node/30801
Hier der Text des Flugblatts:
There´s something wrong in your neighborhood…
Heute treffen sich Bild- und Tageszeitung zu einem sogenannten Nachbarschaftsgespräch. Martin Kaul will mit Bild-Chef Julian Reichelt dabei über Zukunft, Heimat und Europa sprechen.
Erstmal das Gute vorweg: Die Auflage der Bild ist im freien Fall. Seit 2002 ist sie von über 4 Mio. verkauften Exemplaren auf unter 1,5 Mio. gesunken. Das ist auch mit bezahlenden Online-Leser_innen nicht zu kompensieren, die Reichelt versucht mit der Verbreitung des Videos des Christchurch Massenmörders zu clickbaiten. Doch als menschenverachtendes Hetzblatt bemüht sich Bild um Auflage und Clicks, denn das ist das einzige, was in einem profitorientierten Medienmarkt zählt. Seit er alleiniger Führer der Bild ist, ist das Blatt noch widerlicher als unter Kai Diekmann – und das will was heißen.
Es reichelt!
Julian Reichelt steht für alles, was falsch ist. Er sieht sich in Opposition zu etablierter Politik und will entgegen vermeintlicher correctness „immer aussprechen, was ist“. Nach ihm sind die deutschen Gesetze zu lasch und das Land unsicher. Daher hilft er mit seiner Zeitung so gut es geht mit und verbreitet Klarnamen wenn es um Terrorverdächtige geht oder unterstützt die Polizei bei der Öffentlichkeitsfahndung nach linken Protesten. Apropos Terrorismus: Ein„Held des globalen Terrorismus“ ist für ihn z.B. Edward Snowden. Wie im Hause Springer üblich, ist alles, was nicht NATO ist, des Teufels. Geschenkt. Doch bei Reichelt blitzt zwischen den Zeilen die pure Kriegslust auf. Er wünscht sich mehr Rüstungsausgaben und „nukleare Teilhabe“ für Deutschland. Geopolitisch ist Reichelt im kalten Krieg hängen geblieben und zitiert, wenn es um Russland geht, auch mal Ronald Reagan. Bei der Linken sieht er den „Geist der Mauermörder-SED“ am Werk, weil sie nicht in die Mobilmachung gegen Venezuela einstimmte.
Noch antiquierter ist seine Haltung vielleicht nur in Sachen Gender. Er weiß, dass es genau zwei Geschlechter gibt, bezeichnet Männer mitunter als eigene Spezies und feiert auf Twitter auch gerne die Antifeministin Birgit Kelle. Kramp-Karrenbauers diskriminierende Karnevalsentgleisung hat er naheliegenderweise verteidigt, obwohl er noch viel lieber Friedrich Merz zugejubelt hätte.
Rassismus bei Bild
Die Auszeichnung der Goldenen Kartoffel verdiente er sich allerdings mit der Hetze gegen Ausländer_innen. Das Thema Migration kommt in Bild ohne Bezug zu Kriminalität oder Terrorismus unter seiner Regie nicht mehr vor. Das schlägt sich in Bild-typischer Sprachverhunzung, wie „Wiedereinreise-Wahnsinn“ oder „Medizin-Touristen“ nieder, verbreitet hetzerische Gruselgeschichten – „So dreist missbrauchen Klaubanden unser Asyl“ und bettelt: „Die Regierung soll endlich handeln!“. Nur selten sind nachdenkliche Töne zu hören: „Sind wir zu dumm zum abschieben?“ Nach Reichelt haben solche Hetzparolen „eine tiefe innere Wahrheit und Berechtigung“. Rassismus gegen Deutsche sei hingegen ein ernstzunehmendes Problem auf Schulhöfen.
Julian Reichelt verachtet die AfD und Bild will keineswegs, dass die Leute AfD wählen. Sie will, deren Programm von anderen umgesetzt sehen. Die Wählerwanderung von den Unionsparteien zur AfD könnte seiner Meinung nach mit noch restriktiverer Asyl- und Migrationspolitik aufgehalten werden. Merkels Rückzug sei daher eine große Chance, AfD-Wähler_innen zurückzugewinnen.
Taz und die liberale Falle
Ein Gespräch mit Martin Kaul und eine Handvoll kritischer Nachfragen, wird Reichelt nicht dazu bewegen auch nur ein Iota von seiner Meinung abzuweichen. Vor allem angesichts der Tatsache, dass bei Kaul schon länger das politische Navigationssystem ausgefallen ist und er jüngst bekundete: „Revolutionen und Revolutionsgequatsche in demokratischen Staaten sind eine ausgesprochene Scheißidee.“ Was also will die Taz mit dem Gespräch bezwecken? Vielleicht will sie nur ein bisschen provokant auf sich und ihr Lab aufmerksam machen. Das dürfen sie ruhig. Springers alternative Nachbarn können schließlich von deren Auflagen und Werbekunden nur träumen – und das obwohl sie mit Anzeigen von AfD und Bundeswehr schon einiges an Haltung verloren haben. Doch das Problem liegt tiefer. Die Taz will ihre Toleranz zur Schau stellen – und diese Art von Toleranz stärkt die Tyrannei der Herrschenden. Unter aktuellen Kräfteverhältnissen kann sie nur dem Erhalt des Status quo dienen.
Es läuft etwas grundlegend falsch, wenn Meinungsfreiheit zuvorderst denen dient, die Krieg, Rassismus und Sexismus propagieren. Diese Propaganda ist zentrales Element des rechten Hegemonieprojekts und seiner Strategie die Grenzen des Sagbaren zu erweitern. Reichelt macht darum kein Geheimnis, wenn er schreibt: „Wir werden für Sie die Stimme erheben, wenn in unserem Land etwas falsch läuft. Glauben Sie nicht jenen, die behaupten, man dürfe manche Dinge in Deutschland ja nicht mehr sagen – BILD wird immer aussprechen, was ist.“ Solch rechtes Geraune unterscheidet ihn kaum von der AfD.
Auch für die Taz und ihre Leser_innen sollte es – trotz aller Kritik – ein Tabubruch sein, mit einem Hassprediger wie Julian Reichelt über Europa zu diskutieren. Zur Erinnerung: Die Bildzeitung ist die mit der nationalchauvinistischen „Pleitegriechen“-Kampagne.
Die Hoffnung, man könne mit einer öffentlichen Diskussion den Chef des größten Drecksblattes wieder auf den Pfad der Erleuchtung bringen, muss genauso scheitern, wie dessen Hoffnung, die AfD würde verschwinden, wenn die Union nur noch ein bisschen rechter auftreten würde. De facto bietet die Taz Julian Reichelt mit seinem Programm der Verdummung und Brutalisierung ein Podium. Und Europa befindet sich ohnehin auf dem Weg in finstere Zeiten. Vielleicht hat man sich bei der Taz längst damit arrangiert und bereitet mit solchen Gesprächen schwarz-grüne Koalitionen und rechts-alternative Nachbarschaften vor. Auf eine multikulturelle Fußballnationalmannschaft und militarisierte Außengrenzen könnte man sich wohl im Namen des Standorts sogar mit Bild einigen. Mit uns ist da jedoch kein Staat zu machen. Als Linke liegt es an uns, den Widerstand gegen die Faschisierung zu organisieren und in grenzübergreifender Solidarität die Perspektive einer befreiten Gesellschaft aufrechtzuerhalten.
Enteignet Springer! Rechts-grüne Bündnisse verhindern! Für ein ganz anderes Ganzes.
Ergänzungen
Faz, Taz, Spiegel, dieWelt alles derselbe Dreck
Wie vor Rostock und Hoyerswerda der Spiegel mit "Das Boot ist voll" die ausländerfeindliche Hetzkapagne startete war es gegen Griechenland derStern mit einem Autor, der später bei N24 rumsülzte - Wüllenweber - gefolgt vom Focus und allen anderen. Die seit Deniz so beliebte dieWelt war dabei schnell das Leitmedium, denn sie unterfütterte das ganze noch mit auf Wissenschaft getunten Rassismus - das meiste kann man heute noch abrufen, wenn man über das Geschichtsressort reinklickt.
Man kann sich heute noch wundern, wie es sein konnte, dass die Öffentlichkeit Jahre brauchte, um wahrzunehmen, dass es in Griechenland keine Sozialhilfe geschweige denn Hartz4 gibt - das Märchen mit den fetten Renten glaubt man heute noch - und längst gibt es Bücher und Diplome über die griechenfeindliche deutsche Hetze - die im Grunde auf Pogrome abzielte, die Griechen im deutschen Sprachraum einschüchtern sollte bis selbst türkische Kioskbesitzer und kurdischer Imbisskoch die Hetze wiederkäuten und somit Pegida und Co mitbegründete, wobei erstaunlicherweise die Lügen der "Lügenpresse" über Griechen bei ihnen nie in Zweifel gezogen wurden, nur das mit den Pogromen passte ihnen nicht - außer 2013 in Wien - weil ihre Freunde der Goldenen Morgenröte bei Umfragen bei 13% lagen (bis zwei von ihnen erschossen wurden, dann waren sie wieder bei 7%:)
Fazit: 9 von 10 Beiträge deutschsprachiger Medien waren nichts als Hetze und Lügen.
Und wenn man sich mal die Vita einzelner Journalist*innen anschaut, schreiben die alle gerne von "links" bis ziemlich weit rechts, denn sie schreiben - als Freischaffende oft im selben Jahr - sowohl für Taz und Spiegel als auch für FAZ, NZZ und dieWelt
Wie das genau funktioniert kann man aktuell beobachten, sog. "linke" Medien wie die Süddeutsche lügen im Zusammenhang mit den Zusammenstössen in Diavata ohne Rot zu werden von über 1 Million Flüchtlingen, die über die Balkanroute 2015 nach Deutschland gekommen wären, wobei es in Griechenland nur 850.000 waren. Dieselben Medien hatten zuvor peinlichst genau die im Mittelmeer Ersoffenen zum Jahresende bei 800 aufgehört zu zählen und ab 1.1. wieder bei Null angefangen