Gelbe Westen, Akt XVIII: "Revolution"
So titelt ein hier ins Deutsche übersetzte Erlebnisbericht aus Paris, der am 18.3. in «Paris-lutte.info » veröffentlicht wurde. Dieser gibt ganz gut wieder, wie sich der „18. Akt“ aus der Perspektive einer radikalen Protestgruppe abgespielt hat. Es war in der Tat einiges los an diesem denkwürdigen „18.Akt“ der Gelbwesten – Bewegung. Die schon totgesagte Protestbewegung mobilisierte dieses Mal zentral nach Paris, wo es zu den vermutlich heftigsten Auseinandersetzungen in diesem Jahr kam.
Präsident Macron brach sogar seinen Skiurlaub ab und Premierminister Philippe erklärte nach einer Krisensitzung am Sonntag, es habe "Dysfunktionen" bei den Sicherheitsmaßnahmen gegeben. Am Montag wurde schließlich der Pariser Polizeipräfekt Michel Delpuech gefeuert. Außerdem eskalierten die Demonstrationen in Toulouse und Bordeaux – das sind übrigens die französischen Städte, die dem kommenden G7-Gipfel (im August in Biarritz) am nächsten sind.Das politische Drumherum dieses Gelbwesten – Samstags war obendrein sehr außergewöhnlich: Die von Macron eingeleitete angebliche „Bürgerbeteiligung“, die als ein „Zugehen auf die Gelbwesten“ verkauft worden ist wird aktuell nun beendet und blieb, wie von vielen nicht anders erwartet ohne relevante Ergebnisse oder gar Fortschritte… Die Massenproteste in Algerien konnten hingegen einige Erfolge verbuchen und äußern sich obendrein zunehmend systemkritisch. Das wird in Frankreich intensiv beobachtet und ist tägliches Topthema auch in den Medien.Hinzu kamen aktuell jetzt weitere größere Mobilisierungen in Paris. Die größte Beteiligung hatte der globale „Friday for Future“ mit ca. 40.000 Schüler*innen auf der Straße (bereits am Freitag). Und schließlich gab es eine Frankreichweite Mobilisierung des „Bündnisses der Solidarischen“ nach Paris. Dieses engagiert sich gegen Polizeigewalt von der insbesondere Jugendliche mit Migrationshintergrund in den Banlieues hart betroffen sind.Polizeigewalt ist aber auch bei den Gelbwestenprotesten ein zunehmendes Thema. Insbesondere durch den Einsatz von Gummigeschossen und sogar von TNT-haltigen Blendgranaten gab es zahlreiche Schwerverletzte und im Gesamtkontext der Gelbwesten auch schon etliche Tote. Diese waren zumeist Folgen von vordergründig „Verkehrsunfällen“, aber oft auch durch unterlassene Absperrungen seitens der Polizei quasi in Kauf genommen worden. Obendrauf kündigte Macron zuletzt harsche Gesetzesverschärfungen an, die das in Frankreich als „heilig“ betrachtete Demonstrationsrecht fundamental einschränken würden.Das originale französisch ist sehr lebendig und praxisbezogen gehalten, unternimmt dabei so manchen Streifzug ins Detail und ist in der Übersetzung hoffentlich auch vom Charakter her authentisch geblieben. Die für „Nicht-Pariser*innen“ (soll es ja auch geben) nicht ohne weiteres bekannten Örtlichkeiten sind in einem angehängten Stadtplanausschnitt verzeichnet (Buchstaben in Klammern). Außerdem sind auch etliche Fußnoten enthalten, die z.B. international nicht allgemein bekannte Abkürzungen oder spezifisch linguistisches oder sonstiges mit speziellem französischem Hintergrund erklären sollen (Zahlen in Klammern). Die Fotos wiederum sind dem Orginalartikel entnommen.Nun aber zum übersetzten eigentlichen Artikel.
Am Samstag, den 16. März, fand der 18. Akt der Gelbwesten - Bewegung statt, zeitgleich mit der Demo anlässlich Weltklimatags und dem Marsch der Solidarität (1). Das hier ist ein Blick auf den Tag, an der Seite der Gelbwesten.
In Richtung Champs (2)
Es ist fast 10 Uhr morgens, als wir vor dem Bahnhof Saint-Lazare (b) ankommen. Normalerweise ein Ort der Durchreise und Gleichgültigkeit, wird der Platz heute Morgen von etlichen Menschengruppen bevölkert, die sich dort treffen. Über einer von ihnen ist eine NPA (3)-Flagge zu sehen. Als um Punkt 10:00 Uhr eine Posaune ertönt ziehen die mittlerweile einige Hundert Anwesenden gelbe Westen aus ihren Rucksäcken und Taschen. "Emmanuel Macron, du Vollidiot, wir kommen, um dich bei dir abzuholen!" Ein paar Minuten später machte sich die ansehnliche Menschenmenge auf den Weg in die Rue de la Pépinière (c), Richtung Champs-Élysées (a). In der Rue la Boétie (d) wuchs der Aufzug auf gut tausend Demonstrant*innen an und rief "Paris, Paris, steh auf!"
In Saint-Philippe du Roule (e) treffen wir auf eine PCF (4)-Kundgebung, die von mehreren Polizeiwagen umrahmt wird und wo ein Schnauzbart auf einem Lastwagen die kleine Menge von einigen Dutzend davor mit seiner Rede quält. Trotz einigem Applaus und Jubels blieb unser Rufen von "alle zusammen, alle zusammen, ja!" ohne Wirkung und wir setzen unseren Weg in Richtung Rue Paul Baudry (f) fort. Die Champs befindet sich auf der anderen Seite der uns zugewandten Gebäude: Anstatt sie zu umgehen, laufen wir einfach durch die Galerie LE66 (5), und gelangen so direkt auf die Champs-Élysées (a). Zu so früher Stunde laufen in den Geschäften nur einige teils entspannte, teils gestresste Angestellte herum während die Putzfrauen noch in ihren Glaskäfigen hocken.
Auf der Champs
Es ist 11 Uhr, wir gehen zum Arc de Triomphe (g), wo bereits eine Menge Leute sind. Und sie sind nicht allein: In der Rue Arsène Houssaye (h) ist bereits der Wasserwerfer im Einsatz und spritzt reichlich auf alles was sich in seinem Schussfeld befindet. Die Genoss*innen (6) da drinnen brauchen jetzt viel Courage und für den Rest des Tages werden sie nach verfaultem Fleisch riechen (7).
Dennoch strömt die Menge weiter zum Place de l'Étoile (g). Um unser napoleonischen Erbes (8) ordentlich zu beschützen stehen dort zwei Räumpanzer und Dutzende von Mannschaftswagen der Gendarmerie (9). Gar nicht im positiven Sinne erfrischt von der vorherigen Dusche, sammelten die Kameraden nun alles, was sie finden konnten (in diesem Teil von Paris sind die Pflastersteine nicht mit Asphalt bedeckt worden) und zielen auf die Gendarmen. Letztere antworten mit Tränengas, das überall eindringt. "Es sticht mehr als sonst, nicht wahr?" fragt eine Frau. In der Tat, selbst aus der Ferne, wo man normalerweise nur ein leichtes Kribbeln in der Nase spürt, kommen einem heute Tränen und die Kehle ist wie entzündet. Haben die Granaten der Gendarmen eine andere Zusammensetzung als die des CRS (10)? Glücklicherweise sind die Demonstrant*innen mit Gasmasken und Brillen ausgestattet, und die Demosanis verteilen Maalox-Spray (11) an diejenigen, die nicht vorbereitet waren.
Die Atmosphäre erinnert an Akt II (12): Wenige Meter von den unmittelbaren Auseinandersetzungen entfernt, im Tränengasnebel, plaudern und tauschen sich Menschen aus aller Welt unaufgeregt aus. Auch wenn sie nicht am Kampf teilnehmen, zeigt ihre Anwesenheit deutlich, dass es eben nicht auf der einen Seite die "Randalierer" und auf der anderen Seite die "Netten" gibt: Die Notwendigkeit von Gewalt und physischer Konfrontation wird als notwendig verstanden, um der kapitalistischen Gewalt und der ihrer Akteure zu widerstehen. Allerdings sollten wir den Widerstand dieser Hunderttausenden von Demonstrant*innen, die ohnehin nichts als ihre Ketten zu verlieren haben, den ganzen Tag über würdigen: Trotz der Schläge von Knüppeln, den Splittern von Granaten, dem Tränengas, den Wasserkanonen heben diese Menschen gemeinsam den Kopf hoch. "Wir sind da, wir sind hier! Selbst wenn Macron es nicht will, wir sind da! Für die Ehre der Arbeiter*innen und für eine bessere Welt – dafür sind wir hier!“
Der Wasserwerfer fährt um den Place de l'Étoile (g) herum und feuert auf alle ohne Unterschied. Da Castaner (13) gesagt hat, dass wir alle Komplizen sind, sollen wir nun auch alle den Preis für unseren „kriminellen Aufruhr“ zahlen. Macron lehrte uns, dass das Wort "Repression" nicht in einem Rechtsstaat verwendet werden sollte, aber da die Repression auf genau uns schießt, ziehen dann doch alle die gleiche Schlussfolgerung.
Wenn man die Champs gegen 13 Uhr mit der Vorstellung hinuntergeht, sich dem Solidaritätsmarsch anzuschließen, sieht man, dass die Aktion nicht nur um den Arc de Triomphe (g) herum stattgefunden hat. Brennende Barrikaden bedecken den Boden, Geschäfte wurden aufgerissen, und Fouquet's (14) begann, sich in Rauch aufzulösen. Jede freie Fläche ist mit Tags bedeckt, wobei eins origineller als das andere ist [1]. Zusammen mit unseren algerischen Kameraden können wir « Boutons Macron, boutez Flika » (15) lesen. Am Fuße der Allee, kurz vor dem Kreisverkehr der Champs-Élysées (a), verhinderte die Gendarmerie jeden Durchgang, und als die Menge zunehmend genervt war, fielen die Gendarmen wie die Wilden über sie her. Eine Frau schreit sie unter Tränen an, mit der Wut der Aufrichtigkeit: "Davor haben wir dich geliebt, aber jetzt bist du die Schande dieses Landes!“. Doch die Robocops schauen weit weg, in die Unbestimmtheit, vielleicht auf der Suche nach ihrer Menschlichkeit.
Als wir auf der Champs festsitzen, gehen wir zurück zum Place de l'Étoile (g). Ein junger Kamerad schaffte es, einen Kaschmirpullover von Eric Bompard (16) zu bekommen, der locker die 200€ - Marke reißt: "Ich weiß nicht einmal, was ich damit machen soll, es ist auch nicht meine Größe!“. Weiter oben regnen die Granaten ohne Unterbrechung blind weiter. In der Rue Balzac (i) schossen ein Dutzend Polizisten[2] völlig wahllos Granaten über die Allee, wobei viele von den gegenüberliegenden Gebäuden wieder abprallten.
Und plötzlich erschien dieser Slogan, überraschend einfach und wirkungsvoll: "Revolution! Revolution! Revolution! ", der von der ganzen Menge im Chor aufgenommen wurde. Ist es das? Diesmal machen wir die Revolution wirklich? Oder haben wir es immer getan, wenn wir Worte in Taten umgesetzt haben? Die Kameraden an der Front verdrängten die Polizisten in der Rue Balzac (i). Die Holzplatten von Bulgari (17) werden komplett abgerissen und nun als Schutz verwendet. Leider ist die Euphorie nur von kurzer Dauer: Was können Körper, so entschlossen sie auch sein mögen, angesichts eines Ausbruchs von bewaffneter Gewalt tun? Eine Sintflut von Tränengasgranaten und Umzingelungen fiel über die Demonstrant*innen her. Die überlasteten Sanitäter*innen holten Verwundeten nach Verwundeten heraus und nach einem feigen gewalttätigen Angriff - so, wie sie es immer machen - nehmen sich die Bullen die Straße zurück.
Wir beschließen, die Champs hinunterzuziehen, mit einem neuen Slogan: « Allez, allez, à Élysée! » (18). Auf dem Weg dorthin kommt es zur Liquidation der Lagerbestände, bei 100% Selbstrabatt (19): Es wird für jeden etwas dabei sein, jedes Geschäft wird sorgfältig besucht. Kleidung, Taschen, Schmuck, Schokolade, alles zirkuliert, alles wird geteilt. Und wie es auf den Holzplatten zum Schutz von Hugo Boss stand (bevor sie demontiert und das Geschäft geleert wurde): "Wir nehmen uns die ISF (20) an der Quelle". Fouquet's (14) hat derweil Anspruch auf sein zweites Feuer. Von Zeit zu Zeit kümmert sich die Hauptstadtmiliz (21) um den Schutz des Privateigentums, aber sie wird mit Pflastersteinen, Flaschen und Kleiderbügeln empfangen.
Nach der Champs
Als wir uns der Sperre am Kreisverkehr der Champs-Élysées nähern, biegen wir gegen 17 Uhr in die Rue du Colisée (k)und stellen fest, dass sich gleich mehrere Fernsehsender auf einer Terrasse über Pizza Pino (l) eingerichtet haben. Der Wind weht immer noch gegen uns, und das Gas überflutet die Straße. Ein Typ in einem Anzug hupt auf seinem großen Motorroller, um schneller vorbeizukommen und wird dafür ordentlich angemacht. Alle Luxuswagen auf unserem Weg werden zerlegt (wir dachten nicht, dass es möglich wäre, so viele Porsches in einer einzigen kleinen Straße zu finden), einer von ihnen ist sogar verbrannt. Ein Mann trägt einen seidenen Morgenmantel mit Dschungelmotiv den er sich gerade bei Zara besorgt hatte, was ihm sehr gut steht. In der Rue du Faubourg Saint-Honoré (m) kommen die Flics von links und rechts angelaufen aber wir kommen dann doch vorne weiter. In der Rue de Penthièvre (m) wartet die nächste Absperrung auf uns, welche die Umgebung von Matignon (21)schützt. Dort biegen wir in die Avenue Delcassé (n) ein, und dann in die Rue la Boétie (d). Unterwegs wird jede Bank, jede Luxusboutique gewissenhaft angegriffen. Bei Saint-Augustin, wo der Zugang zum Boulevard Haussman (o) blockiert ist, biegen wir erneut in die Rue de la Pépinière (c) in Richtung Saint-Lazare ab (b). Dort nehmen wir die Rue de Rome (p), um den Boulevard Haussman (o) zurück zu erobern.
Gut tausend von uns sind mit dabei, hasserfüllte Passanten werden beleidigt, Verbündete werden belohnt und Fastfood-Restaurants werden geschröpft. Ein Kellner, mit weißem Hemd und schwarzer Weste, ermutigt uns mit erhobener Faust zu kämpfen. Das gesamte Stadtmobiliar- und Baumaterial (in beachtlicher Menge, vielen Dank Hidalgo! (22) ) wird beschlagnahmt, auf den Asphalt gelegt und in Brand gesetzt, um das Vorankommen der Flics zu verzögern. Doch damit nicht genug: Mehrere Mannschaftswagen der Gendarmen rauschen mit großer Geschwindigkeit heran und holen uns auf der Höhe der Metrostation Bonne Nouvelle (q) ein. Wir zerstreuen uns und mit einer kleinen Gruppe von etwa zwanzig Leuten beschließen wir, zum Platz der Republik (23) (q) weiter zu ziehen.
Als wir gegen 18:30 Uhr ankommen, treffen wir auf den Rest des Klimamarsches: Konzerte, Stände, eine kluge aufgeklärte Menge und eine "gutmütige (24) Atmosphäre". Mit müden Augen, einer gebrochenen Stimme, mit nach Tränengas und Barrikadenfeuer riechender Kleidung fühlen wir uns in diesem harmlosen Selbst nicht zu Hause. Nach diesem Tag denken wir, dass die bloße Zusammenkunft auf einem Platz schlicht nicht ausreicht. Um den Kapitalismus zu besiegen, den einzigen Schuldigen des menschlichen Elends und auch der Umweltzerstörung, müssen wir seine Symbole, seine Diener, seine Milizen angreifen. Dann wird das Unkraut der Hoffnung, das sich in die Zwischenräume dieser Welt schmiegt auch gedeihen. (25)
(1) oder auch „Marsch der Solidarischen“. Eine Demo gegen Polizeigewalt und Rassismus
(2) Kurzform für Champs Élysées (a) aber hier vermutlich auch doppeldeutig für „Feld“ von „Schlachtfeld“ (Champ de Bataille)
(3) Nouveau Parti anticapitaliste
(4) Parti communiste français
(5) große Nobelboutique
(6) Das französische „camarade“ lässt sich hier nur mit „Genosse*in“ übersetzen, wird aber sonst auch für Gefährt*in, gute Kumpeline oder halt Kamerad benutzt und ist deutlich weniger „ideologisch“ als das deutsche „Genosse“, dass ja zumindest ursprünglich meistens auch eine „ordnungsgemäße Organisierungszugehörigkeit“ implizierte.
(7) gemeint ist vermutlich dass das Wasser im Wasserwerfer abgestanden war bzw. oft ist
(8) Napoleon Bonaparte ließ den Triumphbogen am Place de l'Étoile errichten. In den Katakomben darunter befindet sich ein Museum zu seinen Ehren. Eine lebensgroße Statue des kriegerischen Kaisers wurde bei den Gelbwestenprotesten am 1. Dezember allerdings „brutal enthauptet“, was ein großer nationaler Skandal war. Seitdem wird Napoleons Triumphbogen von der Polizei ganz besonders intensiv bewacht.
(9) Die „Gendarmerie nationale“ ist eine Polizeitruppe, die als Teil der Streitkräfte dem Verteidigungsministerium unterstellt ist. Auf dem Lande nimmt sie relativ normale Polizeifunktionen wahr, während sie in Paris nur auf Demos oder als „Präsidentengarde“ auftritt. Außerdem verfügt sie über eine mit der deutschen GSG9 vergleichbare „Antiterroreinheit“ (GIGN).
(10) Die Compagnies Républicaines de Sécurité (CRS; deutsch Sicherheitskompanien der Republik) sind ein kasernierter Verband der Police nationale Frankreichs, deren Einsatzgebiete mit denen der Bereitschaftspolizei in Deutschland vergleichbar sind.
(11) geeignet um Tränengas und Pfefferspray wegzuspülen bzw. weitgehend zu neutralisieren.
(12) Am 24.11.2018, dem 2.Akt kam es erstmals zu massiven Auseinandersetzungen, die sich beim 3. Akt (1.12.) noch einmal deutlich verschärften.
(13) Französischer Innenminister
(14) historisches Nobelrestaurant an der Champs Élisées mit für das bourgeoise Paris legendärem Charakter von hoher Symbolik.
[1] Fußnote Autor*innen: Wir können hier nicht alle auflisten, aber der Blog https://larueourien.tumblr.com/ erfasst ein Maximum.
(15) Als Wortspiel: „Wir werfen Macron und ihr Bouteflika raus“ - also den Algerischen „Noch Präsidenten“, der nach Massenprotesten nun doch nicht mehr zur Wahl für eine 5. Amtszeit antritt.
(16) Sündhaft teurer Kaschmir – Textil –Tempel an der Champs Élisées, der ebenfalls geplündert wurde.
[2] Fußnote Autor*innen: In der Verwirrung und durch den Nebel von Tränengas war es für uns nicht immer einfach, die CRSs (10) von den Gendarmen (9) zu unterscheiden. Im Zweifelsfall verwenden wir das Wort "Polizisten". Die Gendarmen waren jedenfalls am zahlreichsten vertreten.
(17) „Auf, auf zum Élysée“. Hier geht es um den Élysée - Palast (j), den Amtssitz von Präsident Macron, der gleich um die Ecke ist.
(18) Italienische Marke von Luxusgütern (Uhren, Schmuck, Parfum etc.)
(19) im französischen Original „auto-réducs“, Kurzform von „autoréductions“, abgeleitet wiederum vom italienischen „autoriduzione“ was in den 1970er Jahren erstmals auftauchte, als vor allem proletarische Frauen in Mailand anfingen sich „Selbstrabatte“ (von manchmal eben bis zu 100%) beim Einkaufen zu genehmigen. Der Ausdruck schaffte 2017 sogar den Sprung nach Deutschland - anlässlich der Plünderungen im Hamburger Schanzenviertel während des G20.
(20) Eine (ständig umstrittene) spezielle „Superreichensteuer“ in Frankreich, die ursprünglich mal direkt dem Gesundheitswesen für Arme zufloss (Impôt de solidarité sur la fortune – auf Deutsch in etwa Solidaritätssteuer der Glücklichen)
(20) gemeint sind „die Bullen“. Die Bezeichnung „Hauptstadtmiliz“ wird auch sonst in Frankreich für die als besonders „robust“ bekannten CRS (10) – Hundertschaften aus Paris benutzt. (21) Bereits unmittelbare Umgebung des Élisée – Palasts
(22) Sozialistische Bürgermeisterin von Paris
(23) Historischer und immer noch aktueller Treffpunkt für Demos und Kundgebungen – irgendwie schon seit immer „Heimat der Bewegungen“. Dort beginnen auch die traditionell linken Stadtbezirke des Pariser Ostens. Ganz im Gegensatz dazu ist die Gegend rings um die Champs Élisée quasi der „Puff der fetten Bourgeoisie“ (auch schon seit immer). (24) Französisch Original ist „bon enfant“, deutsch „gutes Kind“… was oft positiv für „herzlich, gutmütig, gemütlich“ usw. benutzt wird. Es steht aber auch für „zu lieb geraten“ oder „naiv“ oder „angepasst“.
(25) Am Ende eines Textes hauen unsere Französischen Freunde immer noch mal gerne ein „literarisches Ausrufezeichen, garniert mit blumiger Poesie“ raus.
Link zum französischen Original: https://paris-luttes.info/gilets-jaunes-acte-xviii-11823?lang=fr
Video (5:43min.) zum Acte 18 von Taranis News: https://www.youtube.com/watch?v=DN-IpX7P4sA
The very long version: https://youtu.be/I7OfCTlWg3c
Final News: Macron und Philippe kündigen an, Demonstrationen in Zukunft „auch mal zu verbieten, wenn diese gewalttätig werden könnten… insbesondere an besonders sensiblen Orten, wie z.B. auf der Champs Élisées.“
Ergänzungen
Sinn, Technik und Struktur für Übersetzungen
https://de.indymedia.org/node/30247
bitte
benutz genosse anstatt kamerad...
bitte!
ich weiss das ist kleinlich, aber es stört mich so...
"Genossin"
@ skinnybitchdeathproof
Hast nachvollziehbar (dein) Recht, aber siehe auch Fußnote
(6) Das französische „camarade“ lässt sich hier nur mit „Genosse*in“ übersetzen, wird aber sonst auch für Gefährt*in, gute Kumpeline oder halt Kamerad benutzt und ist deutlich weniger „ideologisch“ als das deutsche „Genosse“, dass ja zumindest ursprünglich meistens auch eine „ordnungsgemäße Organisierungszugehörigkeit“ implizierte.
Dazu ergänzend: So furchtbar, wie is… selbst der Begriff „Links“ ist im deutschen ja schnell verbunden mit „link“ oder „linkisch“… und „Genoss*in“ als Wort ist nicht gerade „sexy“ und / oder attraktiv… es wird in Hamburg nach unserer Wahrnehmung nur noch in hoffnungslos überalterten oder kommunistisch orthodoxen und in manchen antideutschen Zusammenhängen manchmal benutzt. Für die meisten „normalen Leute“ und die Jungen ist „Genosse“ untrennbar mit „Genosse Mielke & Co“ verbunden.
Auch, wenn Dich „Kamerad“ sehr stört, ist es doch die linguistisch direkteste Übersetzung des französischen „camerade“. Dein Unwohlfühlen ist aber auch für uns sehr nahvollziehbar… nützt aber alles nix, wenn wir uns authentisch der französischen Realität annähern wollen. Da bringt „preußische Korrektion“ keinerlei Fortschritt.