Antifaschistisches Netzwerk Baskenland
Seit vierzehn Jahren exitiert im Baskenland – Euskal Herria – das antifaschistische Netzwerk Sare Antifaxista. Zwar sind faschistische oder neofaschistische Ideen und Umtriebe im Baskenland nicht so stark ausgeprägt wie in anderen Ländern oder Regionen, dennoch sind sie sichtbar. Das Netzwerk ist ein Sammelbecken von Personen verschiedener linker Ideologien, deren Gemeinsamkeit eine antikapitalistische Haltung darstellt, sowie die Ablehnung jeder Form von Rassismus, Faschismus und Ungleichheit.
Memoria Historica – Historische Erinnerung
Die direkte Übersetzung von „Memoria Historica“ ist „historische Erinnerung“. Dabei handelt es sich um den Sammelbegriff für eine Bewegung, die im gesamten spanischen Staat vertreten ist – im Baskenland besonders ausgeprägt – und zu der Gruppen verschiedenster Ausprägung gehören: Parteien, Gewerkschaften einerseits und lokale Gruppen oder Einzelpersonen andererseits, die sich teilweise in regionalen Plattformen zusammenschließen.
Ideologisch sind anarchistische, regionalistische, sozialistische, sozialdemokratische und kommunistische Positionen vertreten. Gemeinsamer ideologischer Ansatzpunkt dieser Gruppen und Kollektive ist die Ablehnung der faschistisch-franquistischen Dikatur und der Amnestie für die franquistischen Kriegsverbrechen aus dem Jahr 1977. Gemeinsame Praxis der Bewegung ist die Forderung nach öffentlicher Anerkennung der Franquismus-Opfer, die Umbenennung faschistischer Orte und Straßen, sowie die Durchführung von lokalen Gedenkveranstaltungen, in Erinnerung an Personen und Ereignisse.
Forderungen der Memoria-Bewegung sind die bedingungslose Aufarbeitung der Geschichte von Krieg und Dikatur, eine institutionelle Anerkennung der republikanischen Opfer, Wiedergutmachung sofern möglich und eine Garantie der Nichtwiederholung der Verbrechen. Dafür sollen die bis zu 140.000 Leichen ausgegraben werden, die bis heute in Massengräbern unter der Erde liegen – eine Forderung, die auch von der UNO vertreten wird. Die große Mehrheit der Memoria-Gruppen geht davon aus, dass sich der spanische Staat nie von seiner franquistischen Vergangenheit gelöst hat und kein wirklich demokratisches System darstellt. Die spanischen Rechtsparteien stellen sich als politische Nachfolger der franquistischen Diktatur gegen die Memoria-Bewegung. Die Sozialdemokraten verhalten sich weitgehend ambivalent und erinnern teilweise nicht einmal an die Opfer aus ihren eigenen Reihen. (Zum Interview):
Was ist Sare Antifaxista?
Sare Antifaxista (1) – das antifaschistische Netzwerk – wurde vor 14 Jahren gegründet. Beteiligt waren verschiedene Einzelpersonen mit einer jeweils langen Geschichte in verschiedenen politischen Bewegungen des Baskenlandes. Ziel des Projekts war von Beginn an, faschistische Aktivitäten zu denunzieren, die in unserem Land sichtbar waren und die in jener Zeit einen Aufschwung verzeichneten. Begleitet wurde und wird das Kollektiv von einer Reihe Personen, die dem Projekt zuarbeiteten, ohne direkt dazuzugehören. Sie unterstützen Sare so wie es ihre Zeit zulässt.
Unser aktuell wichtigstes Thema ist „Memoria Historica“, die Historische Erinnerung. Daneben betreiben wir politische Bildung. Dazu geben wir Bücher heraus; wir arbeiten mit anderen Gruppen aus der Volksbewegung zusammen, vor allem aus Euskal Herria (2). Aber nicht nur hier, wir pflegen auch Kontakte nach Katalonien, Andalusien, Deutschland, Irland. Wir organisieren Info-Veranstaltungen, Gedenk-Veranstaltungen, Mobilisierungen wenn nötig. Dabei sind wir nicht auf ein Thema oder eine Aktivität fixiert, sondern versuchen, Theorie und Praxis zusammen zu bringen. Wir sind unabhängig von anderen Organisationen, die Entscheidungen werden getroffen von den Mitgliedern von Sare Antifaxista und den Zuarbeiter*innen aus dem Umfeld. Dabei kommen viele unterschiedliche Ideen zusammen.
Was ist euer Beitrag zur antifaschistischen Bewegung im Baskenland?
Bei unserer Arbeit innerhalb der antifaschistischen Bewegung des Baskenlandes geht es uns darum, soviele Menschen und Organisationen wie möglich auf Basis eines minimalen Konsenses zusammen zu bringen. Der gemeinsame Nenner ist die Anerkennung der Besonderheit von Euskal Herria, sowie die Ablehnung jeglicher Art von Faschismus und Rassismus, egal wo.
Davon ausgehend sind wir bereit zu Kooperationen, bei denen es um politische Bildung geht. Unter anderem zum Thema Internationalismus: wir haben ein Buch publiziert über den Hungerstreik in den H-Blocks in Nordirland; Bücher mit verschiedenen Blickwinkeln zum Thema Faschismus, zuletzt Mandel, Dimitrov, Gil de San Vicente. Dazu kommen historische Publikationen, wie die baskischen Milizen im Krieg von 1936.
Weiterer Schwerpunkt sind Mobilisierungen gegen jegliche Form von Faschismus in Form von Gewalt, Graffitis oder Bedrohungen … was sich auf unseren Straßen so abspielt. Wir beschränken uns nicht auf eine Form der Arbeit. Vielmehr sind wir davon überzeugt, dass politische Bildung und praktische Arbeit Hand in Hand gehen müssen, nur so können wir der Realität in unserem Land begegnen.
Was ist der Ursprung von Sare Antifaxista?
Sare Antifaxista ist Teil einer langen Tradition von antifaschistischen Bewegungen in diesem Volk (3), gegen Rassismus, gegen jede Art von Unterdrückung. Schon lange haben sich in Euskal Herria Bewegungen gegen den Faschismus erhoben und ihn bekämpft. Unsere Großeltern haben das praktiziert, als sie sich 1936 gegen die Invasion der faschistischen spanischen Truppen wehrten, diese Erinnerung darf nicht in Vergessenheit geraten. In den 80 folgenden Jahren hatten wir immer wieder mit demselben Problem zu tun.
Was versteht ihr unter antifaschistischem Kampf?
Da gibt es verschiedene Aspekte, die zusammen gehören (…) Weiterlesen: http://www.baskultur.info/kultur/oekonomie/430-sare-antifaxista