#ZeroCovid und Anti-Covid effektiv – eine Synopse
Vor einer Woche wurde der Aufruf „#ZeroCovid: Für einen solidarischen europäischen Shutdown“ veröffentlicht (vgl. dazu bspw. de.indymedia vom 17.01.2021 [Contra #Zero Covid] und dazu wiederum: Jungle World vom 21.01.2021 [könnte „in manchen Passagen sogar Ulf Poschardt gefallen“]).
Inzwischen gibt es einen Alternativvorschlag: Dem Gesundheitsschutz Vorrang geben – Betriebe schließen – Spaziergangsverbote ad acta legen! (Anti-Covid_effektiv [#ACe]).
Ich habe mir die Mühe gemacht, beide Texte im Detail zu vergleichen: siehe untenstehende Tabelle (in der pdf-Datei auch als durchsuchbarer und kopierbarer Text).
1. Beide Texte stimmen in der Forderung, „Wir müssen die gesellschaftlich nicht dringend erforderlichen Bereiche der Wirtschaft für eine kurze Zeit stilllegen“ (so die Worte von Zero Covid), überein.
2. „ZeroCovid“ beteuert abstrakt: „Es gibt keinen Gegensatz zwischen Gesundheitsschutz und Pandemiebekämpfung einerseits und der Verteidigung demokratischer Rechte und des Rechtsstaats andererseits.“
„Anti-Covid effektiv“ fordert konkret: „14. wo bestehend, die Aufhebung nicht pandemie-bekämpfungs-dienlicher Vorschriften, wie Verbote nachts alleine oder mit Angehörigen des eigenen Haushalts Joggen oder Spazieren zu gehen; 15. die realistische Formulierung von Regelungen, die zwar pandemie-bekämpfungs-geeignet sind, aber sich eh nicht effektiv kontrollieren und durchsetzen lassen, als das, was sie sind: als Empfehlungen und Bitten – statt mit der (in dem Fall: leeren) obrigkeitsstaatlichen Geste des Ge- oder Verbotes.“
3. Der Schwachpunkt beider Texte betrifft die Frage, wie die Forderungen durchgesetzt werden sollen.
„ZeroCovid“ bekundet zwar vollmundig, „Wichtig ist, dass die Beschäftigten die Maßnahmen in den Betrieben selber gestalten und gemeinsam durchsetzen“ – ohne sich aber damit auseinanderzusetzen, dass die Belegschaften in der BRD auch schon vor Covid-19 nicht sonderlich kämpferisch waren.
In einem Begleittext zu „Anti-Covid effektiv“ wird die Ratlosigkeit in Bezug auf diese Frage ziemlich offen eingestanden: „Die Frage, wie allgemein eine politische Kampagne unter den Bedingungen der Pandemie und speziell mit den in Rede stehenden Inhalten aussehen kann, haben die InitiatorInnen von Covid-19 nicht beantworten können. […]. In irgendeinem Tweet hatte ich gelesen, daß an den Vorbereitungsdiskussionen für ZeroCovid der Wissenschaftliche Beirat von ATTAC sowie die Rosa-Luxemburg-Stiftung beteiligt waren. Was die akademische Creme der Linken in der BRD nicht lösen konnte, konnte ich jetzt auch nicht in weniger als einer Woche (seit Veröffentlichung von ZeroCovid) lösen. Daher erschien mir sinnvoll, aus dem ZeroCovid-Aufruf die Forderungen zu exzerpieren, die den Infektionsschutz verbessern, dem Kapital zwar wehtun würden, aber nicht von vornherein in einem (logischen / zwangsläufigen) Widerspruch zur kapitalistischen Produktionsweise stehen – und die Bewegungs-Lyrik drumherum wegzulassen. Dies beantwortet zwar noch nicht die Frage, wie diese Forderungen durchgesetzt werden können. Aber die Frage nach der Durchsetzung wissen Linke heutzutage in Bezug auf meisten ihrer Forderungen nicht zu beantworten. Aber Forderungen stellen Linke – stellt auch die autonome Linke – ständig: Dieses Hausprojekt soll nicht geräumt werden; jene Kneipe soll nicht geräumt werden; die Bullen soll sich aus der Demo zurückzuziehen; dieses Ermittlungsverfahren soll eingestellt oder jene Zwangsräumung unterlassen werden. Daran ist auch gar nichts auszusetzen: […].“ (http://www.trend.infopartisan.net/trd0121/FAQ_zu_Anti-Covid-Effekt_effektiv.pdf, Seite 2)
Könnte unterzeichnen deshalb „Sünde sein“?