Nach dem Gipfel: Einfach mal die Kirche im Dorf lassen

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Die Flora bleibt!
Wir bleiben! Alle!

 

(English version on our homepage, une version française doit suivre, seguirá una versión en Español, una versione italiana di seguire)

 

Nach dem Gipfel:

Einfach mal die Kirche im Dorf lassen

Derzeit tobt ein bizarr anmutender Kampf um die Deutungshoheit über die Ereignisse während des G20-Gipfels in Hamburg. Während eine unabhängige Aufarbeitung nach Möglichkeit behindert wird, stehen für Teile von Politik und Medien die Alleinschuldigen schon fest.

Wir sind bestürzt, wie der Protest Zehntausender vor und während den Gipfeltagen auf einzelne, medial aufgebauschte Momente herunter gebrochen wird, die nicht im mindestens repräsentativ sind für die Vielfältigkeit und inhaltliche Relevanz der Kritik.
Auffällig wenig wird darüber berichtet, mit welch unterschiedlichen Formen und Ausdrucksweisen die Ablehnung gegen die Ausrichtung des Treffens der selbsternannten Weltelite in den Messehallen artikuliert wurde. Unter anderem geschah das durch tausende Transparente an Häusern und in Läden, auf vielen, seit Monaten stattfindenden Demonstrationen, Straßenfesten, Kunstaktionen, Treffen und und und...

Wurde zunächst von einem „Festival der Demokratie“ gesprochen – in dessen Rahmen Camps für Protestierende eine Selbstverständlichkeit sein sollten, wie noch im September letzten Jahres auch allgemein bekundet wurde – so blicken wir heute fassungslos nur noch in ein maßloses „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“.
Gewaltenteilung und rechtsstaatliche Prinzipien erscheinen in diesem Schaufenster bestenfalls zweitrangig hinter – auf fragwürdiger Grundlage zustande gekommenen – polizeilicher Gefahreneinschätzungen.
Öffentliche Versammlungen wurden erschwert oder verhindert und der Protest als Ganzer zu diskreditieren versucht. Je näher der Gipfel kam, desto „robuster“ wurde den Kritisierenden gezeigt, wie unerwünscht sie letztlich waren.
So wurde das Camp in Entenwerder einem anders lautenden Verwaltungsgerichtsurteil zum Trotz mit massiver Gewalt verhindert und anschließend durch schwer bewaffnete Einheiten abgeriegelt. Bei der "Wasserschlacht" am Grünen Jäger wurde trotz des offensichtlich "humoristischen" Charakters der Veranstaltung schweres Gerät aufgefahren.

Es hat uns bestürzt und überrascht, dass mittlerweile Schusswaffen bei Auseinandersetzung zwischen Polizei und Protestierenden eingesetzt werden – wenn auch diesmal noch „nur“ zur Abschreckung. So durften am Samstag entspannt cornernde Menschen am Neuen Kamp in Gewehrläufe schauen; am Fenster oder auf dem Balkon stehende Anwohner*innen sahen die Punkte von Ziellasern auf ihren Körpern leuchten. Moderne Polizeiarbeit erscheint hier als eine Spirale von Eskalationen – etwas, was hierzulande gerne kritisiert wird, solange es in anderen Ländern vorkommt.

Die Abende des Gipfelwochenendes insgesamt werden wohl noch länger auf verschiedenen Ebenen für heftige Diskussionen sorgen.

Ein Grund warum der G20-Gipfel in Hamburg von Anfang an kritisch gesehen wurde war, dass erfahrungsgemäß auch solche Protestierende zu so einem Anlass kommen, die Sachbeschädigung als Teil ihrer Aktionsformen sehen. Polizeiliche Gefahrenprognosen nannten in diesem Zusammenhang Zahlen von 8000-10000 Personen, auf die sich die Sicherheitskräfte einstellen müssten. Nun soll bereits eine viel kleinere Anzahl zu einer völligen Überforderung geführt haben? Symptomatisch für die Wortwahl der Behörden sind die wiederholten Aussagen, es gäbe „Hinweise auf...“ – anstatt irgendwelche Belege für die aufgestellten Behauptungen zu nennen.

Solche vagen "Hinweise" haben wohl auch gereicht, um die B5 und damit gleich auch noch das B-Movie und eine Privatwohnung zu stürmen  – weil's halt irgendwie im gleichen Haus war...

Nicht zu letzt wird weiterhin über das polizeiliche Vorgehen bei der „welcome to hell“-Demonstration am 6.7. viel zu diskutieren sein – Erlebnisberichte lassen einem regelrecht die Kinnlade herunterklappen. Während hier die Vermummung einiger weniger Teilnehmer*innen als Begründung für einen brutalen, ansonsten unprovozierten Angriff herhalten muss, sei nur am Rande erwähnt, dass Einsatzleiter Duddes Einheiten immer vermummt waren – was bedrohlich wirkt und Opfer fragwürdiger Übergriffe noch ohnmächtiger zurücklässt.

Mit der G20 trafen sich Repräsentanten der global wirtschaftlich stärksten Länder – mit teilweise sehr umstrittenem politischen Personal – um einseitig die ganze Welt betreffende Entscheidungen zu treffen. Damit stützen und fördern sie ein System, das aus gutem Grund von Vielen als schädlich und schreiende Ungerechtigkeit betrachtet wird. Die aus diesem Anlass geäußerten kämpferischen Ansagen und teils markigen Sprüche seitens der Protestierenden sind eine Reaktion genau darauf.

Nun wird der Roten Flora und anderen vorgeworfen, die Akteure des Freitag Abend eingeladen zu haben. Das ist offensichtlich eine – bewusste oder unbewusste – Umkehrung des Ursache-Wirkung-Prinzips: Es waren die Bundesregierung und der Hamburger Senat, die den G20-Gipfel samt den erwartungsgemäß folgenden Protestierenden eingeladen haben!

Wer wann was gemacht hat und woher die alle kamen wird sich letztlich nie genau klären lassen. Einige hundert Menschen bevorzugten offenbar eine Eskalation, um überhaupt etwas Aufmerksamkeit von Politik und Gesellschaft zu erlangen und eine Antwort auf die staatliche Repression in welcher Form auch immer zu geben. Es ist jedoch entschieden zu kurz gedacht, die Folgen des behördlichen Versagens ominösen "gewalttätigen Ausländern" in die Schuhe zu schieben. Wer auch immer einen Grund hatte im Schanzenviertel zu agieren – die Geschehnisse zeigen klar, dass etwas gewaltig falsch läuft.

Wir, das Centro Sociale mit unserem Gipfelcafé als Treff- und Infopunkt, haben uns über all die Tage sehr gefreut, dass so viele Leute aus den verschiedensten Teilen der Welt den Weg nach Hamburg angetreten haben – den Abschreckungsstrategien und Eskalationsdrohungen zum Trotz.
Zusammen mit den Anwohner*innen haben diese Gäste die Straßen gefüllt und an vielfältigsten Protestaktionen teilgenommen.

Viele haben sich für die Möglichkeit zu Protestieren eingesetzt, persönlich oder als Organisation, geplant oder spontan.
Es war schön diese Form von Solidarität zu erleben – und es gibt uns die Zuversicht, dass repressive Maßnahmen hier auch in Zukunft nicht unwidersprochen hingenommen werden.

Wir verurteilen es aufs Schärfste, wenn jetzt Linke und Linke Zentren  – und das schließt uns ein – durch unbewiesene und widerlegbare Schuldzuweisungen systematisch kriminalisiert werden!
Die Flora bleibt!
Wir bleiben! Alle!

Das Plenum des Centro Sociale am 19.07.2017

 

Einige andere Statements von Räumen, Gruppen und aus der Nachbarschaft:

 

Rote Flora PMGängeviertel OaseEinige aus der Camp-OrgaFuxRecht auf StadtStadtteilversammlung (leider aktl nur twitter), Hafenstrasse (leider aktl nur hier als Ergänzung), Clubkombinatde-indymediaLadenbesitzer*innen (plus 10min Interview), interventionistische LinkeSAV tbc

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Ergänzungen

Hafenstraße zu No-G20 - Hafenstrasse and NO-G20 - Hafenstraße sur No-G20 - Hafenstraße con respecto al No-G20 - Ustosunkowanie się lokatorów Hafenstraße odnośnie NO G20 - Хафенштрассе о No-G20 - Hafenstraße No-G20 ile ilgili

 

Solidarität mit allen selbstverwalteten Projekten – Hände weg von der Roten Flora!

Solidarität und Unterstützung für die von Repression betroffenen Projekte und Einzelpersonen. Freiheit für die G20-Gefangenen und schnelle Genesung für alle durch Polizeigewalt Verletzen.

Unser Dank gilt allen Strukturen und Einzelpersonen, die den lebhaften und vielfältigen Widerstand möglich gemacht haben.

Globalisierte Ungerechtigkeit gemeinsam bekämpfen! Wir danken allen Freund_innen und Genoss_innen, die unseren Zorn über die Verhältnisse teilen und diesen in Hamburg auf die Straße getragen haben.

 

 

Solidarity with all self-organised projects! – Hands off the Rote Flora!

Solidarity and support to all those affected by repression both projects and individual persons.

Freedom for those imprisoned during the G20 and a get well soon to all those injured from police violence.

Our thanks to all structures and individuals that made it possible for such lively and diverse resistance against the G20 to take place.

Together against Global injustice! Our thanks to all friends and comrades who share our anger and took to the streets of Hamburg!

 

 

Solidarietà per tutti i progetti autorganizzati – Giù le mani dal Rota Flora!

Solidarietà e supporto per i progetti e le persone colpite dalla repressione. Libertà per tutti gli arrestati durante il G20 e una pronta guarigione per tutti i feriti dalla violenza della Polizia.  

La nostra gratitudine va a tutte le strutture e ai singoli, che hanno reso possibile una Resistenza variegata e intensa.

Combattiamo uniti l'ingiustizia globalizzata! Ringraziamo tutti i compagni - e, tutti i sostenitori-trici, che in queste tristi circostanze hanno condiviso la nostra rabbia e l'hanno manifestata per le strade di Amburgo.

 

 

Solidarité avec tous les projets auto-gérés – Ne touchez pas à la Rote Flora!

Solidarité et soutien pour les projets et individus touchés par la répression. Liberté pour les détenus du G20 et un prompt rétablissement à tous ceux qui ont été blessés par la violence policière.

Nous remercions toutes les structures et personnes qui ont rendu possible une résistance vivante et diverse.

Combattons l’injustice globale ensemble! Nous remercions tous les ami_e_s et camarad_e_s, qui partagent notre colère envers la situation et qui l’ont transportée avec eux dans les rues de Hambourg.

 

 

Solidariedad con todos los proyectos autogestionados - ¡quiten las manos

de la Rote Flora!

Solidariedad y apoyo para los proyectos y las personas que están afectadas de la represión. Libertad para l@s pres@s del G20 y deseamos que se mejoren l@s que fueron herid@s por violencia policial.

Nuestra gratitud está destinada a todas las estructuras y personas, que posibilitaron la resistencia vivaz y diversa.

¡Combatir la injusticia globalizada! Agradecemos a tod@s amig@s y compaňer@s, que comparten nuestro furor con las circunstancias y lo llevaron a las calles de Hamburgo.

 

 

סולידריות עם כל הארגונים והקבוצות הפוליטיות והקהילות השונות. סולידריות עם Rote Flora.

סולידריות ותמיכה לכל אלו שהושפעו ומושפעים מדיכוי ואלימות על כל סוגיהם.

אנחנו דורשות שחרור לכל מי שנעצרו במהלך וועידת ה g20

ומאחלות החלמה מהירה לכל הפצועים והפצועות.

אנחנו רוצות להודות לכל האנשים והקבוצות שאפשרו את קיומה של מחאה כה מגוונת ומלאת עוצמה נגד וועידת ה G20.

אנו עומדות כאן יחד כנגד אי-צדק גלובאלי. תודה לכל החברים והחברות שיצאו יחד איתנו לרחובות המבורג להביע את כעסן

 

Solidarność ze wszystkimi samorządnymi projektami – Ręce z dala od Rote Flory!

Solidarność i poparcie wszystkich projektów i pojedynczych osób dotkniętych represją, Wolność aresztowanym w trakcie G20 i szybkiej rekonwalescencji zranionym przez przemoc policji.

Nasze podziękowania kierują się do wszystkich osób i struktur które umożliwiły żywy i różnorodny opór.

Zwalczajmy razem ogólnoświatową niesprawiedliwość! Dziękujemy wszystkim przyjaciołom i przyjaciółkom, towarzyszom i towarzyszkom, którzy podzielają nasze oburzenie z powodu danych warunków i którzy je wyrazili na ulicach Hamburga.

 

 

Солидарность со всеми самоуправляемыми проектами- руки прочь от Красной Флоры!

Наша солидарность и поддержка всем проектам и всем отдельным лицам, ставших жертвами репрессий. Свободу арестованным во время встречи Большой Двадцатки, скорейшего выздоровления всем тем, кто пострадал от полицейского произвола.

Наша благодарность всем тем структурам и всем тем отдельным лицам, которые сделали возможным это активное и разностороннее сопротивление.

Совместными усилиями вести борьбу с глобализированной несправедливостью! Мы выражаем нашу благодарность всем друзьям и товарищям, которые разделяют наш гнев по поводу существующего положения и которые вышли на улицы Гамбурга, чтобы выразить его.

 

 

Solidariteid beteugen met alle selfs beheerde projekten – handen af van de Rote Flora.

Solidareteid en ondersteuning beteugen voor alle projecte en éénpersonen die door repressies betrokken zijn

Vrijheid voor de G20.gevangenen en snelle genezing voor alle die door geweldpleging van de politie gewond zijn geraakt.

Wij danken alle instituties en enkelpersonen die het bedrijvige en diverse verzet hebben mogelijk gemaakt.

Globaale onrechtvaardigheid samen bestrijden! Wij danken allen vrienden en vriendinnen en genoten die onze woede over de toestanden delen en in straten van Hamburg hebben laten zien.

 

 

Αλληλεγγύη σε όλα τα αυτο-οργανωμένα εγχειρήματα – κάτω τα χέρια από τη

Ρότα Φλώρα!

Εκφάζουμε αλληλεγγύη και υποστήριξη στα εγχειρήματα και τα άτομα που πλήττονται από την καταστολή. Ελευθερία για όλους τους κρατουμένους του G20 και γρήγορη ανάκαμψη για όσους τραυματίστηκαν από την αστυνομία.

Ευχαριστοέμε όλα τα εγχειρήματα και τα άτομα που έκαναν τη δυναμική και διαφορετική αντίσταση δυνατή.

Ας καταπολεμήσουμε την παγκόσμια αδικία! Είμαστε ευγνώμονες προς όλους τους διεθνείς φίλους και τους συντρόφους που είναι τόσο θυμωμένοι όσο κι εμείς για τις συνθήκες και έφεραν αυτή την οργή στους δρόμους του Αμβούργου.

 

 

Bütün özerk yönetimlerle dayanışma - elini Rote Flora'dan çek!

Baskıya uğrayan projeler ve bireyler için dayanışma ve destek.

G20'den dolayı tutuklanmış tutuklulara özgürlük ve polis şiddetinden geçen bütün yaralılara sağlık.

Direnişi canlı ve çok çeşitli mümkün kılan bütün yapılara ve bireylere teşekkür ediyoruz.

Küreselleştirilmiş adaletsizliğe karşı birlikte mücadele!

Toplumsal koşullarla ilgili öfkemizi paylaşan ve bunu Hamburg'un sokaklarına taşıyan tüm yoldaşlarımıza ve arkadaşlarımıza teşekkür ediyoruz.

 

 

 

Hafenstrasse, 18.07.2017

den Centro-Kommentar gibts mittlerweile auch auf Englisch, Italienisch und Spanisch, gerne entsprechend weiterleiten...

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