Tag gegen patriarchale Gewalt: Verbindungen stärken - Kompliz*innen werden.

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Den autoritären Kräften nicht die Straße überlassen!

Wir bringen eine queerfeministische und anarchistische Perspektive mit zum heutigen Tag.

Geschlechtsspezifische Gewalt betrifft viele Geschlechter - also lasst uns das auch an diesem Tag so benennen!

Knast, Cops, Justiz sind das Patriarchat!

 

Den autoritären Kräften nicht die Straße überlassen!

Wir bringen eine queerfeministische und anarchistische Perspektive mit zum heutigen Tag gegen patriarchale Gewalt, dem 25. November.

Das heißt auch: Wir verstehen uns als intersektional. Patriarchale Gewalt fängt für uns dort an, wo Menschen in zwei Geschlechter eingeteilt werden und aufgrund dessen beurteilt und verschiedenen Zwängen ausgesetzt sind. Zweigeschlechtlichkeit, also die Aufteilung der Gesellschaft in "Frau" und "Mann", verstehen wir als ein weißes, christliches und westliches Konzept.

Wir, die wir sprechen, sind weiß, haben europäische Pässe, sind trans Personen, nicht-binäre Personen und cis Frauen, sind größtenteils able-bodied und manche sind neurodivers. Uns ist wichtig zu betonen, dass es uns nicht darum geht, Menschen für ihren Wortgebrauch zu polizieren. Sondern wir wünschen uns eine emanzipatorische Bewegung, in der Herrschaft kollektiv überwunden wird und verschiedene Identitäten respektiert anstatt gegeneinander ausgespielt werden.

Geschlechtsspezifische Gewalt betrifft viele Geschlechter - also lasst uns das auch an diesem Tag so benennen!

Als queer_feministische Anarchist*innen legen wir Wert auf informelle Organisierung - also auf unsere Freund*innenschaften und Gefährt*innenschaften. Wir wollen die Beziehungen zueinander stärken und uns selber organisieren, anstatt auf den Staat und die Justiz zu vertrauen - denn diese sind selbst Teil eines patriarchalen, weiß-vorherrschaftlichen, rassistischen antisemitischen und ableistischen Systems. Weder Staat noch Polizei machen uns sicher, denn sie sichern die Grenzen und das Eigentum. Weder Staat noch Polizei können patriarchale Gewalt verhindern, denn sie passiert systematisch, strukturell, institutionell und in Beziehungen.

Ein Beispiel: Wer als von sexualisierter Gewalt betroffene Person vor Gericht geht, wird oft nicht ernst genommen. Betroffenen Personen wird nicht geglaubt und sie werden retraumatisiert oder sogar gegaslighted, dadurch, dass ihre Erzählung von (Staats-)Anwält*innen, Polizist*innen und Richter*innen immer wieder in Frage gestellt wird. Die Justiz ist eine patriarchale Institution und wir können ihr nicht trauen. Anstatt also die Polizei zu rufen und auf Strafe zu hoffen, sollten wir aufeinander bauen und auf unsere Freund*innenschaften zählen. Transformative Prozesse und Selbstorganisation und Unterstützung von Betroffenen sehen wir als einen Weg der Heilung. Und als aktive Praxis, um den Staat und seine gewaltvolle Herrschaft zu überwinden.

Ein weiteres Beispiel: Die Zeit der Hexenverbrennung fußt auf patriarchalen und antisemitischen Vorstellungen. In der Zeit in der diese die meisten Leben forderte, entstanden die ersten Zuchthäuser. Die heutigen Knäste und die Vorstellung von Haftstrafe entstand nach dem Vorbild der sogenannten Zuchthäuser. Dort wurden „herrenlose“ Frauen, Bettler*innen, Sexarbeiter*innen und Menschen, die sich Geld auf eine "unehrenhafte, aber nicht kriminelle Weise" verdienten, zur "Besserung" hingebracht. Bauern durften Knechte und Mägde zur Besserung ins Zuchthaus bringen, wenn diese "nicht genug leisteten". Diese Form der Bestrafung, Unterdrückung und Züchtigung wurden dazu verwendet, das bereits bestehende koloniale System und seine Herrschaft über rassifizierte Menschen auszuweiten. Knast und Haftstrafe sind also bereits aus der europäischen Geschichte heraus Teile eines patriarchalen, rassistischen und klassistischen Systems, das sich explizit gegen Sexarbeiter*innen, nicht gender-konforme Personen, Frauen, Be_hinderte und BIPOC wendet.

Knast, Cops, Justiz sind das Patriarchat!

Wenn wir also vom Tag gegen patriarchale Gewalt und von struktureller Gewalt sprechen, dann muss explizit von der Gewalt gegen trans*, inter*,  nicht-binäre*, queere Personen und Sexarbeiter*innen gesprochen werden. Und hier formuliert sich unsere Kritik an den Demos am heutigen Tag in Hamburg.

Hier finden wir Feindlichkeit gegen queere und trans Personen an allen Ecken und Enden. Klar könnt ihr von FLINTA* sprechen, aber wer ist damit gemeint? Eindeutig trans- und queerfeindlichen Positionen wird nicht widersprochen. Gruppen, die sich gegen Sexarbeiter*innen positionieren, dürfen mitlaufen, Redebeiträge halten oder gar eine ganze Demo anmelden. So ist "FLINTA*" nur ein Feigenblatt, um Queerfeminist*innen nicht zu verärgern.

Well guess what. Wir sind fucking wütend.

Cis Sexismus als patriarchale Gewalt entlarven!

Im Schulterschluss mit autoritären kommunistischen Gruppen wird sich queer- , trans- und sexarbeitsfeindlichen Positionen angenähert, Positionen, die ganz schnell nach rechts außen führen: Dass Feminismus und LGBTIQA+* Kämpfe getrennt gedacht werden müssen, wird da behauptet. Trans Personen wird nur Existenz zugestanden, wenn sie in cis-hetero patriarchale Vorstellungen von Geschlecht passen. Das erinnert uns doch an....?

Wenn "FrauenrechtlerInnen" sagen, sie seien "lesbisch und nicht queer", dann wissen wir alle, dass jeglicher emanzipatorischen Kraft der Kampf angesagt ist: Alles, was nicht ins binäre Geschlechtersystem passt, muss weg. Alles, was nicht gut beherrschbar und für Kapitalismus und Staat einsetzbar und nützlich ist, muss weg. Tag gegen Patriarchale Gewalt heißt also: Raum machen für mehr Queerness. Denn wir lassen uns nicht beherrschen!

Queerfeministische Rache statt 110!

Dieser Tag heißt "Tag gegen patriarchale Gewalt"  - nur weil Jahrzehnte vom Tag gegen Gewalt an Frauen reden, muss das nicht so bleiben! Es gibt, gerade in Zeiten wie diesen, keinen einzigen Grund, konservativer zu werden als Parteipolitiker*innen.

Wir leben in einer Nachkriegsgesellschaft, die sich nach wie vor an  Kriegen beteiligt. Militärische Operationen fordern Menschenleben. Sie sind Teil patriarchaler Gewalt und reproduzieren diese. Es sind Praktiken der Unterwerfung und Erniedrigung und damit keine Lösungen für emanzipatorische Kräfte!

Autoritäre Macht und Gesetze abschaffen statt Strafen verschärfen denn: Körperliche Selbstbestimmung geht nur ohne Staat.  Polizei, Justiz, Knast sind Teil von patriarchaler Gewalt.

Um es mit den Worten unserer Gefährt*innen in Abya Yala zu sagen: EL ESTADO OPRESOR ES EL MACHO VIOLADOR!

 

 

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Ergänzungen

eure ausführung zum zusammenhang der hexenverfolgungen mit heutigen knästen war sehr spannend. Dazu eine frage: ihr benennt die hexenverfolgungen als patriarchal und antisemitisch. Die zuchthäuser, die in dieser zeit entstanden, sperrten als gruppen unter anderem BIPOC leute ein - wurden auch jüdinnen*juden eingesperrt? Gegen wen genau richtete sich der antisemitismus? und welche BIPOC menschen sind gemeint, vermutlich waren es ganz bestimmte gruppen (von antiromaismus betroffene?)?
es wäre schade, hier aus achtlosigkeit gruppen nur aufzuzählen, ihnen aber keinen platz in der analyse zu gewären.
solidarische grüße von einer einzelperson aus der tin*community

https://knack.news/6553

Warum transformative Täterarbeit scheitert

Transformative Täterarbeit ist aber nicht nur keine Lösung, sondern auch Teil des Problems: Sie ist wie gemacht dafür, Tätern zusätzliche Instrumente der Kontrolle und Manipulation in die Hand zu geben. Wer Betroffene unterstützen will, sollte um solche Gefahren wissen. Vor allem deshalb dieser Text.

 

https://knack.news/6359

Berlin/ Nach sexualisierter Gewalt: Der Umgang eines Umfeldes und der kollektive Verantwortungsübernahme-Prozess