Antiautoritäre Resignation: Die eigene Unfähigkeit ist die neue Stärke der Rechten
>> Wie konnte das passieren? Resignation? Ein besonderes Maß an Naivität, dass es dem Staat tatsächlich in erster Linie um Rettung von Menschenleben geht? Falsch verstandene Solidarität? Oder die „Erkenntnis“, dass in einer tödlichen Pandemie andere Regeln gelten und wir auf Big Daddy angewiesen ist? <<
>> Zur Arbeit gehen, zur Schule gehen, heimkommen, fressen, schlafen. Wiederholen. << Das ist die neue Normalität, welche ich in meinem vorherigen Artikel Covid-1984 angesprochen habe und welche eine breite Akzeptanz einer linken Bewegung sowie vermeintlichen Antiautoritären genießt.
Dass Linke zum Abnickdackel staatlicher Maßnahmen mutieren ist für mich keine überraschende Angelegenheit. Doch wenn Anarchist:innen und Antiautoritäre (merke: antiautoritär und links sind keine Synonyme!) den selben Weg einschlagen, stellt sich nur noch eine Frage: Wie konnte das passieren? Resignation? Ein besonderes Maß an Naivität, dass es dem Staat tatsächlich in erster Linie um Rettung von Menschenleben geht? Falsch verstandene Solidarität? Oder die „Erkenntnis“, dass in einer tödlichen Pandemie andere Regeln gelten und wir auf Big Daddy angewiesen ist?
Die antiautoritäre Bewegung in Deutschland war bereits vor der Pandemie geschwächt. Nun muss man sich so langsam die Frage stellen, ob sie nicht bereits im Sterben liegt. Besonders heute zeigt sich, wer tatsächlich von sich behaupten kann eine antiautoritäre Person zu sein und antiautoritär handelt und denkt, und wer doch nur links ist und mit Staat und Polizei kuschelt. Viele Antiautoritäre empfinden durch die Ereignisse der vergangenen Monate ein Gefühl der Entfremdung von ihren Kreisen. So zB auch >astrid suggs<, die unter diesem Artikel Folgendes kommentiert hat:
„Ein sehr guter und kluger Artikel. Leider zu spät. Ich arbeite in einem Pflegeheim und werde die Ignoranz, Arroganz und Empathielosigkeit mit der die Maßnahmen in den Altenheimen (und anderswo) kritiklos und undifferenziert für gut geheißen wurden den „Linken“ nie vergessen. Ich habe in den ganzen Monaten der Kritik in der Bewegung niemanden gefunden, der meine Gefühle oder Ansichten teilt. In mir ist ein Kartenhaus zusammengebrochen. Mein Fazit : Links sein? Alles fake. Durch das Totalversagen der kompletten linken Bewegung, die sich zum Abnickdackel der Corona Maßnahmen der Bundesregierung gemacht hat, wurde ich als Kommunistin und Antifaschistin politisch endgültig in die Heimatlosigkeit getrieben.“
Die antiautoritäre Präsenz hinsichtlich einer eigenen Antwort auf die Pandemie ist – milde ausgedrückt – ernüchternd. Seit den ersten großen Maßnahmen im März sind 8 Monate vergangen und die antiautoritäre Bewegung in Deutschland hat kaum etwas auf die Beine gestellt. Es dürfte mittlerweile schwierig werden aus dieser Lage herauszukommen – wenn auch nicht völlig unmöglich. Bei all den Trauerspielen der letzten Zeit habe ich doch tatsächlich noch Hoffnung.
Nur wenige antiautoritäre Personen haben bereits vor den ersten Maßnahmen gewarnt. Dass der Staat die Pandemie ausnutzt um die Überwachung auszubauen. Oder wie es Edward Snowden so treffend ausdrückte: um eine Architektur der Unterdrückung aufzubauen, welche das Virus überstehen wird. Diejenigen, die es trotzdem getan haben, wurden nicht selten von vermeintlichen Genoss:innen hart angegriffen, ihre Worte als Schwurbelei abgetan, ihre Anti-Haltung als unsolidarisches Verhalten aufgefasst. So verstummten kritische Stimmen.
Was ist aus der kritischen Haltung geworden auf den Staat und seine Maßnahmen, Gesetze und Regeln zu reagieren? Es folgte ein tiefes Schweigen bis hin zu einem Abwinken aller Corona-Maßnahmen. Nun befinden wir uns in einem zweiten „Lockdown“ und spätestens jetzt sollte so langsam auch die letzte Person verstanden haben, dass es dem Staat nie um Rettung von Menschenleben ging, sondern um Rettung der Wirtschaft um jeden Preis.
Mit dem Dritten Infektionsschutzgesetz will der Staat den Überwachungskapitalismus noch weiter auszubauen. Eine größere Debatte über das, was auf uns zurollt, in antiautoritären oder linken Kreisen? Fehlanzeige. Stattdessen wird die Zeit damit verbracht, autoritäres Verhalten der Polizei abzufeiern, weil es endlich mal die Richtigen getroffen hat. Die Polizei ist Teil des Problems. „Abolish the police“ darf keine hohle Phrase sein, sondern muss eine starke Forderung sein. Und das bedeutet eine Ablehnung von Polizeigewalt und autoritäres Verhalten, auch wenn es „endlich mal die andere Seite trifft“. Du kannst gerne nach einem starken Staat lechzen, fordern, dass die Polizei härter vorgehen sollte und „Späße“ reißen, dass der Wasserwerfer mit Impfstoffen gefüllt werden sollte, aber dann nimm bitte die schwarze Fahne aus deinem Profil. Nenn dich nicht antiautoritär, sondern das was du tatsächlich bist: eine linke Person, die gerne mit Big Daddy kuschelt. Diese Widersprüchlichkeit ist zum Kotzen und einer der Gründe warum ich selbst schon vor Jahren mit der Linken gebrochen habe. Ich bin nicht links. Ich bin antiautoritär und eine Anarchistin. Links sein bedeutet für mich stets innerhalb staatlicher Paradigmen zu denken – letztlich ist das auch der Ursprung der Bezeichnung „links“. Zwischen Linken und Anarchist:innen gibt es lediglich politische und soziale Überschneidungen, mehr nicht.
Die Freude über autoritäres Verhalten seitens der Polizei, dem Abnicken der staatlichen Pandemie-Maßnahmen, dem peinlichen Schweigen sowie Diffamieren von kritischen Genoss:innen ist nichts weiter als ein Eingeständnis der eigenen Schwäche. Um noch weiter zu gehen: Die Unfähigkeit der antiautoritären (und linken) Bewegung ist die Stärke der Rechten. Die wachsende Kraft von Coronazis, einschließlich dem „Einfangen“ normaler Bürger:innen, ist eine Sache, die auch „wir“ uns zuschreiben müssen. Ich habe in meinem Ort in den ersten Monaten die Corona-Demos verfolgt und konnte dabei zusehen, wie sich die Proteste zunehmend nach rechts radikalisiert haben. Und ich stelle einfach mal folgende Behauptung in den Raum: Viele der Personen auf diesen Protesten hätten wir „für uns“ gewinnen können, hätten wir uns mit eigenen Positionen eingebracht (wenn auch nicht auf diesen Demos – man marschiert nicht mit Nazis!). Mit reinen Gegenprotesten wurde viel zu viel verloren.
Warum glauben überhaupt so viele Antiautoritäre, Anarchist:innen sowie Linke, dass es ihrer politischen Perspektive schaden würde, wenn sie sich zu Themen äußern, welche die Gegenseite bereits versucht zu framen? Wohin das führt sieht man am obigen Beispiel: Weil „wir“ den Rechten den Raum überlassen haben, traut sich die Gegenseite kaum noch über ähnliche oder die selben Themen zu äußern (Überwachung, Infektionsschutzgesetz usw).
Wie mit jedem politischen, sozialen und gesellschaftlichen Aspekt wird es immer Themenbereiche geben, welche völlig unterschiedliche Seiten aufgreifen werden. So etwas wird sich nie verhindern lassen. Es liegt jedoch an uns, dass wir uns mit eigenen Positionen einbringen, Gehör verschaffen und für die nötige Unterscheidung sorgen. Für Rechte ist es zudem nicht unüblich „linke“ Themen zu besetzen. Hier haben wir ebenfalls meist nur verwundert zugesehen und waren uns so sicher, dass jede Person dieses falsche Spiel durchschauen würde.
Die Coronazis demonstrieren gegen Überwachung und staatlichen Maßnahmen. Heißt das, dass die Gegenseite es nicht mehr darf und sich stattdessen nur auf Gegenproteste stürzen sollte? Nein, natürlich nicht! Das war der größte Fehler, den die antiautoritäre Bewegung 2020 gemacht hat – und vielleicht auch der größte Fehler in diesem Jahrhundert.
Auch wir haben genug Gründe gegen zunehmende Überwachung und autoritären Maßnahmen, die nur zur Rettung der Wirtschaft gedacht sind, vorzugehen. Wir tun dies jedoch aus anderen Gründen und müssen eigene Positionen einbringen. Slowenien ist uns hier voraus – dort werden die Pandemie-Proteste nicht von Coronazis angeführt, sondern von der antiautoritären Bewegung, die schon früh die Straßen übernommen hat.
Beispiele wie solche sind traurigerweise jedoch keine Ausnahme. Viel zu oft wird ein Raum der Gegenseite überlassen, aus Angst falsch verstanden zu werden oder anderen Gründen.
So werden Anti-Steuer-Debatten heute nicht mehr von Anarchist:innen geführt, sondern von Liberalen. Forderungen zur Abschaffung der GEZ kommen heute vornehmlich aus der rechten Ecke.
Warum muss ich mich als Anarchistin rechtfertigen gegen eine GEZ zu sein, „wo der ÖR doch so tolle Recherchen über Faschist:innen anbietet“. Geht’s euch eigentlich noch gut? Es ist völlig unerheblich wie gut oder lehrreich der ÖR ist. Es wäre sogar dann egal, wenn der ÖR morgen in einer Pressemitteilung den neuen Sender Antifascista TV bekannt gibt, auf welchem 24 Stunden am Tag antifaschistische, antiautoritäre und antikapitalistische Inhalte zu sehen sind. Es ändert nichts daran, dass die GEZ eine Zwangsabgabe ist. Dass die GEZ ärmere Menschen benachteiligt, für welche 20€ im Monat viel Geld sind. Dass sie auf Kosten von Menschen geht, die die Inhalte gar nicht erst konsumieren, sowie, dass die GEZ in erster Linie dazu dient, überdimensionierte Gehälter und Pensionen zu finanzieren, nicht Bildungsarbeit. Als Anarchistin werde ich mich immer negativ gegenüber Zwangsabgaben äußern. Deal with it.
Insgesamt gefasst sehe ich die antiautoritäre Bewegung in keinem guten Zustand, umso weniger seit der Pandemie. Resignation macht sich breit. Und irgendwann könnte es unser Todesstoß sein und antiautoritäre Perspektiven sinken in die völlige Bedeutungslosigkeit.
Doch ich habe auch noch Hoffnung. Einige der wenigen, die schon zu Beginn der Pandemie vor der zunehmenden Überwachung gewarnt haben, haben sich nicht verstummen lassen. Bei anderen lässt sich ein Umdenken beobachten. Auf Mastodon erlebe ich ein Aufleben von Diskussionen bezüglich einer antiautoritären Perspektive hinsichtlich der Pandemie und der Maßnahmen. Noch ist nicht alles verloren. Daher, um es mit den Worten der besten Band der Welt auszudrücken: Steckt euch gegenseitig an – mit Hoffnung.
Wie kommen wir also aus dieser misslichen Lage heraus? Diese, ich nenne es jetzt mal Verantwortung, obliegt jeder Person, die in lokalen Antifa- oder anderen Gruppen aktiv ist, diese Themen anzusprechen, sich auszutauschen und eigene Proteste zu organisieren. Mit „Wer hat der gibt“ gibt es bereits einen ersten Anfang für eine antiautoritäre Präsenz auf den Straßen – aber das reicht bei weitem nicht, weil sie zu viele andere, nicht weniger wichtige, Themen gar nicht erst anspricht.
Auch nicht zu unterschätzen ist der digitale Aktivismus. Lasst uns Informationen sammeln und austauschen. Der digitale Überwachungskapitalismus und autoritäre Maßnahmen, welche nicht dem Zweck verfolgen uns vor einem Virus zu schützen, sind schon längst nicht mehr zu übersehen. Es wird Zeit die Augen im Angesicht der bitteren Realität zu öffnen. Ein Rückgang zur Normalität darf nicht unser Wunsch sein – die Akzeptanz der neuen Normalität schon gar nicht.
PS: Einen persönlichen Dank möchte ich gegenüber Sebastian Lotzer äußern. Einer der wenigen, die sich nie haben verstummen lassen und von Anfang an erkannt hat, wohin wir uns aktuell bewegen und die Widerspüchlichkeit in linken und antiautoritären Kreisen nicht stillschweigend hingenommen. Auch wenn ich nicht immer einer Meinung bin, so haben mich seine Pandemie-Kriegstagebücher dazu ermutigt Covid-1984 und diesen Artikel zu schreiben (sowie den weiteren, die noch folgen werden).
Ergänzungen
"Viele ... hätten wir „für uns“ gewinnen können"
Im Größtenteil stimm ich dem Artikel zu, es gibt und gab zu wenig kritische Auseinandersetzung.
Ich will aber einem Punkt widersprechen: "Viele der Personen auf diesen Protesten hätten wir „für uns“ gewinnen können"
In dem Ort wo ich bin wurde anfänglich das Gespräch gesucht. Innerhalb kurzer Zeit wurde alles Linke als Feindbild wahrgenommen, angegangen und beleidigt bis bedroht. Die Querdenken Szene ist auf jeden Fall durchmischt, doch nur von einer Radikalisierung / Unterwanderung nach Rechts zu reden deckt sich nicht mit meinen Erfahrungen. Von Anfang an waren extrem Rechte Parteien, Gruppen sowie Verschwörungsgläubige und Reichsbürgertum in dieser Bewegung dominierend anwesend. Eine Kooperation war unmöglich und die These das dort viele Normale eingefangen worden wären würde ich anzweifeln. Mit ihren autoritären Personenkult um einige (ausschließlich männliche) "Stars", sektenartigen Mantras und von Anfang an Lügen, Falschmeldungen bis (oft antisemitischen) Verschwörungen waren sie nie eine progressive Bewegung und ihr Publikum auch nicht.
Abgesehen davon hab ich das Gefühl, dass oft gefordert wird "die Linke" müsse auf dies und das eine Antwort haben.Vielleicht sollten wir uns alle eingestehen, dass wir oft keine haben und aus unseren Elfenbeintürmen herunterkommen.
Es ist in Ordnung, wenn angesichts einer weltweiten Pandemie niemand eine Ahnung hat was passiert und nicht sofort eine fertige Analyse und Konzept hat. Wir sollten vlt mal realistischer einschätzen was überhaupt praktisch geht und uns nicht nur an anderen Bewegungen messen, die in Militanz und Organisation meinem Eindruck nach auf anderen Leveln sind. Sonst verennen & verheizen wir uns nur.
Das mögen einige hier resignierend oder nicht radikal genug nennen, vielleicht ist es das auch weiß ich noch nicht.
So eine Art Erfahrungsbericht? Vielleicht?
Ich habe tatsächlich so eine kleine Coronademo am Anfang der Pandemie ins Leben gerufen. Nicht, weil ich dumm oder unsolidarisch bin (es war für mich noch nicht mal eine bewusste Überlegung, nicht mehr Klopapier zu kaufen als ich brauche, während die ach so solidarischen Menschen mit ihrem Vorrat noch über Jahre auskommen). Aber: bisher „durfte“ ich noch nie die Erfahrung machen, dass Staat und Wirtschaft sich „derart solidarisch“ gegenüber unserer Gesundheit verhalten und deshalb das öffentliche Leben herunterfahren. Klar, wir haben es mit Infektionen zu tun- verstehe ich, leugne ich nicht. Allerdings habe ich andere Erfahrungen mit Staat & Co. gemacht, um es mal vage zu halten und nicht meine gesamte Lebensgeschichte auszubreiten. Dazu gab es eben in und um meinen Wohnort keine bekannten Coronafälle (selbst im Bundesland kaum). Soweit mein Misstrauen.
Am Anfang unserer kleinen Demo, Zusammenkunft, war es auch durchaus ein Gemisch. Allerdings habe ich mich zunehmend fremd gefühlt; konservatives Weltbild, bürgerliche Mittelschicht, „aufgewachte“ Leute, die jetzt statt ARD eben YouTube gucken. Reflektion im Gespräch kaum möglich. Habe ich Kritisches zur Sprache gebracht, hatte ich eben „Angst vor dem Virus„ oder war nicht „in der Liebe“. Dass ich der Linkspartei angehöre, wurde mit einem sehr erschrockenen „oooh“ quittiert.
Nun bin ich trotzdem bisher nicht so politisiert gewesen wie viele der hier Schreibenden. Heißt, es war für mich ein Prozess, das zu durchschauen, was ich erst nur subtil wahrgenommen habe. Je deutlicher das wurde, desto mehr habe ich mich zurückgezogen. Dass die Antifa Gegenproteste organisiert hat, hat mich zuerst verwirrt (die unterstützen Maßnahmen vom Staat?!). Immerhin hat es mich dann aber dazu verleitet, noch kritischer zu werden, denn Antifa: ja, Reichsbürger: nein. Also ein Grund, meinem komischen Gefühl mal auf den Zahn zu fühlen.
Jetzt habe ich mich schon länger von dem ganzen Zirkus zurückgezogen bzw. bewusst abgegrenzt und so weit ich weiß auch alle anderen “Linken“. Sorge machen mir aber genau die Menschen, die wie ich ohne politsches Hintergrundwissen dort hineingeraten und mittlerweile so gefangen sind, dass du nicht mehr mit ihnen debattieren kannst. Ich habe in meinem Umfeld jemanden, der mehr Angst vor autoritärer Impfdiktatur als vor Nazis hat. Das Paradoxe wird nicht mal gesehen, so sehr ich mich auch bemühe, aufzuklären. Das ist aber natürlich auch so, weil es keine alternative Protestmöglichkeit, keine Anlaufstelle, sprich Debattenmöglichkeit gibt. Ich schreibe das hier so ausführlich, weil meine Erfahrungen eben beide Seiten beinhalten und ich so dermaßen geschockt bin, wie viele dieser „normalen mittigen Menschen“ bereit sind, mit Nazis zu laufen. Du kannst also nur noch dafür/links/Antifa sein oder dagegen/rechts/Reichsbürger, überspitzt betrachtet. Das ist dann ein Problem, wenn einige sich sagen „dann bin ich halt ein Nazi, mir doch egal“. Das mag dumm sein, resultiert aber aus dieser Angst, die auf den YouTube-Kanälen verbreitet wird und der Unmöglichkeit, offen zu sprechen von beiden Seiten.
Eine lautere linke Bewegung über die immensen Gewinne, die derzeit überall eingefahren werden, könnte vielleicht einige Menschen zurückholen und zeigen, dass es durchaus Kritik von links gibt. Also nicht nur Gegenprotest sondern auch sichtbarerer eigener Standpunkt. Denn ich zum Besipiel habe mich vorher wenig mit Kapitalismus auseinandergesetzt oder mich auf Indymedia rumgetrieben, habe ja aber auch meinen Weg hierher gefunden.
Nun könnt ihr gerne sagen, ich sei ein Schwurbel oder was auch immer. Aber der Artikel der Schreiberin zeigte eben meinen Eindruck, weder bei links noch Mitte (noch rechts, weil rechts) überhaupt wirklich mit “Coronakritik“, wie auch immer geartet, überhaupt anknüpfen zu können. Und ich bin einer dieser Menschen, die sich mehr schlecht als recht durchs Leben wurschtelt und bisher wenig Ahnung hatte. (Deshalb verzeiht mir auch die Ich-Perspektive, mir scheinen meine Erfahrungen einfach beispielhaft, deshalb bewusst so geschrieben.)
Versagen der Linken
Ja ,die Linke versagt ,in Teilen .
Denn wie ist es zu erklären ,dass heute in Kalkar nur ganze knapp tausend Menschen gegen die faschistische AFD protestiert haben .
Auf meine Frage, die ich dem schwarzen Block gestellt habe ;warum sie denn schon den Rückzug antreten um 10,30 Uhr heute bei der Demo , gegen die rechte AFD , bekam ich die Antwort, das ja dort gerade ein FDP Redner auf der Bühne eine Rede halten würden . Wenig überzeugend diese Erklärung ;statt den FDP Mann auszupfeifen und mit lautstarkem Protest am Reden zu hindern , zieht sich die Gruppe von Antifaschisten zurück . Schade . Ich bin auch kein Freund von FDP und CDU, auch die Grünen als auch die SPD haben uns alle verraten . Aber wegen denen das Feld zu räumen, auf keinen Fall .
Ja es war kalt mit 2.5 Grad, aber zur Nazizeit war es den Häftlingen in den unbeheizten Lagern um ein vielfaches kälter , viele erfroren, oder wärmten sich mit Zementsäcken , so sie denn welche hatten .
Die Linke die MLPD als auch einige parteilose Antifaschisten hielten der Kälte mit ihren Infoständen stand ,das ist aller Ehren wert .
Aber dennoch war es eine gute Demo in Kalkar gegen die AFD .
Nur der schwarze Block war heute eine Enttäuschung . Dennoch hob der Veranstelter der Demo in seiner Abschlussrede die bundesweite Bedeutung des schwarzen Blocks im Kampf um Gerechtigkeit hervor. Er betonte vor allem ,die ungerechtfertigte Repression, die gegen alle Anarchisten von diesem Staat ausgeht . Eine gute Rede der wir uns alle anschließen können .
Kampf und Tanz gegen die rechte AFD .
Ein Tag, der auch Mut macht .
So unterschiedlich kann es sein
Bedenklich finde ich eher wachsende Querfrontbestrebungen aus scheinbar anarchistischer Perspektive. Unter schwarzen Fahnen versammelt sich zur Zeit einiges an rechtsoffenen Thesen. Dieser Beitrag ist ein wunderbares Beispiel dafür: "Diese Widersprüchlichkeit ist zum Kotzen und einer der Gründe warum ich selbst schon vor Jahren mit der Linken gebrochen habe."
1.) Antiautoritäre die Widersprüche abschaffen wollen suchen autoritäre Antworten.
2.) Wer mit linken Bewegungen bricht um rechtsoffene Schulterschlüße zu suchen macht sich zum Teil des gesellschaftlichen Rechtsrucks. Haargenau so argumentiert doch die neue Rechte: Vermeintlich nicht rechts, nicht links, sondern unabhängig und gegen staatliche Zwangsmaßnahmen, für die Freiheit. Na dann...
3.) Für konsequenten Antifaschismus im denken und handeln!
Bitte auch mal die eigenen Pamphlete reflektieren
Rechtsoffenheit heisst jenseits organisierter Nazis Anschlüsse an soziale Bewegungen des rechten Spektrums als eigenen Mobiliserungspunkte zu suchen und Leuten dort Angebote machen zu wollen (Esos,Wutbürgertum,besorgte Eltern,angry-old-Man... oder ähnliches Corona-Protestspektrum). Genau darum geht es dem Text: "Normale Bürger:innen" ... "„für uns“ gewinnen können" wie ihr das nennt.
Damit wird das Spiel einer neuen Rechten mitgespielt. Denn weder bei der AFD noch bei Corona-Protesten handelt es sich um "normale Bürger*innen", was immer das sein soll. Das sind Teile der neuen Rechten und deren Griff nach der Macht, Straßenproteste und Gewalt gegen die wir uns selbstorganisiert aufstellen müssen. Warum das viel zu wenig passiert wäre die sinnvollere Frage als im Trüben fischen zu wollen.
Und ja, es zählt zu Widersprüchen, dass wir den Staat Scheiße finden aber nicht jede Corona Maßnahme oder Dinge wie eine Krankenversicherung für Alle des Teufels. Auch öffentlichen Nahverkehr (am besten kostenlos) oder das Äquadukt. Was gibt es daran denn nicht zu verstehen?
Corona und linke Kritik(un)fähigkeit
Montag, 7. Dezember 2020, 19:00 - Montag, 7. Dezember 2020, 21:00Diskussion/Vortrag
Onlineveranstaltung: Diskussion mit Anne Seeck, Peter Nowak, Gerhard Hanloser und Elisabeth Voß
Corona und die Folgen bestimmen wieder den Lebensalltag. Handelt es sich um die zweite Welle oder ist Corona längst zur Dauerwelle geworden, zu einer Krise, die das Leben in vielerlei Hinsicht entscheidend verändern wird?
Was bedeutet diese Krise für Einzelne und welche gesellschaftlichen Auswirkungen lassen sich beobachten?
Tausende Kritiker*innen der Coronamaßnahmen gehen gemeinsam mit Rechten jeglicher Couleur auf die Straße, bei sogenannten Hygiene- und Querdenkerdemonstrationen. Wie reagieren Linke darauf? Und was wird aus einer linken Kritik an Staat, Konzernen und bürgerlicher Gesellschaft, wenn plötzlich staatlich approbierte Virolog*innen als unhinterfragte Wahrheitsinstanz auftreten und alle Hoffnungen auf der Pharmaindustrie zu ruhen scheinen?
Ist die Kritik an autoritärer Staatlichkeit suspendiert, wenn ein scheinbar naturwissenschaftliches Ereignis keine Diskussion zulässt? Ist nicht spätestens seit den Schriften von Michel Foucault bekannt, dass Biopolitik auch ein Teil von Staatlichkeit ist? Muss da eine Antifa die Einhaltung der Hygieneregeln anmahnen oder gibt es auch in Zeiten von Corona Raum für linke Kritik und Zweifel an vermeintlichen Alternativlosigkeiten?
Darüber diskutieren:
• Anne Seeck, die sich mit den (psycho)sozialen Folgen der Corona-Maßnahmen und deren gesellschaftlichen Auswirkungen beschäftigt hat. Sie ist seit Jahrzehnten aktiv in der Erwerbslosenbewegung und anderen sozialen Bewegungen.
• Gerhard Hanloser, der in den letzten Monaten einige Hygienedemonstrationen beobachtet und darüber unter anderem im Neuen Deutschland und der Wochenzeitung Freitag geschrieben hat. Dabei hat er genauer hingeschaut und hat Klischeebegriffe wie „Covidioten“ vermieden.
• Peter Nowak, Mitherausgeber von „Corona und die Demokratie. Eine linke Kritik“, der auf der Onlineplattform Telepolis regelmäßig kritische Beiträge veröffentlicht. Dort stellt er auch immer wieder Initiativen vor, die auch in Zeiten von Corona linke Praxis unter erschwerten Bedingungen praktiziert haben.
• Elisabeth Voß, die seit Jahrzehnten zu solidarischen Ökonomien und Selbstorganisation in Wirtschaft und Gesellschaft schreibt und berät. In den letzten Monaten hat sie auch zu Corona recherchiert und kritische Fragen zum Umgang der Linken mit der Krise gestellt.
Die Online-Veranstaltung findet hier statt:
https://meet.jit.si/gesprächcorona
Einwahl mit Telefon:
089 – 380 38 719
PIN: 3956740733#online
https://stressfaktor.squat.net/node/208420