B: Ausblick auf die Chaos- und Diskussionstage
Die Rigaer Straße – spätestens seit den Hausbesetzungen von 1990 ist der Friedrichshainer Nordkiez von einem ständigen Verteidigungskampf gegen Staatskontrolle und Gentrifizierung geprägt. Dabei befindet sich der Kiez in einem Spannungsfeld zwischen linksliberaler Ordnungshörigkeit, Subkultur und ernsthafter Auseinandersetzung.
Die Rigaer Straße – spätestens seit den Hausbesetzungen von 1990 ist der Friedrichshainer Nordkiez von einem ständigen Verteidigungskampf gegen Staatskontrolle und Gentrifizierung geprägt. Dabei befindet sich der Kiez in einem Spannungsfeld zwischen linksliberaler Ordnungshörigkeit, Subkultur und ernsthafter Auseinandersetzung.
Rückblick
Im Zuge der Langen Woche der Rigaer Straße 2015 und der darauf folgenden Erklärung unseres Kiezes zu einem Gefahrengebiet, propagierten wir einen selbstorganisierten und solidarischen Kiez. Wir machten Propaganda gegen Bullen in den Straßen, gegen arrogante Eigentumsgemeinschaften mit ihren Luxusbauten, gegen Staatspolitik. Im Frühjahr 2016 erstarkte der Konflikt mit der CG-Gruppe und Nachbar*innen organisierten und wehrten sich gegen die Gentrifizierung im Kiez. Kiezversammlungen und der Austausch über Szenegrenzen hinweg in Auseinandersetzung mit dem erlebten Polizeistaat schufen gemeinsam mit der Kontinuität von militantem Ausdruck die Basis für die erfolgreichen Kämpfe um die Rigaer 94 im Sommer 2016. Danach wurde es vermeintlich ruhiger um die Straße. Nach wütenden Krawallen im Juni 2017 wurde der Dorfplatz, eines der Herzstücke des Mythos Rigaer Straße, jedoch erneut zum Schauplatz staatlicher Kontrolle und dem Versuch, alles Soziale zwischen den Menschen zu ersticken. Aufstandsbekämpfungs- und Befriedungsstrategien finden ihren Ausdruck in der Unterdrückung der Rebellierenden und der Integration der „Dialogwilligen“, wie bei dem Versuch des Bezirks im Sommer 2017 Bürgerbeteiligung und Mitspracherecht zu simulieren und inszenieren.
Januar 2018
Mit Spannung sehen wir dem Jahr 2018 entgegen. Ende des Jahres laufen die Pachtverträge des (queer-)feministischen Hausprojektes Liebig34 aus und zahlreiche weitere Projekte sind bedroht und haben gemeinsame kämpferische Perspektiven nötig. Seit dem G20-Gipfel in Hamburg steigt der Repressionsdruck auf autonome Strukturen, der auch nicht vor unseren Türen Halt macht. Gewachsene Kiezstrukturen werden weiter durch Verdrängung zerstört werden und Individualisierung und Egoismus vorantreiben. Wir sehen unsere Verantwortung darin, die Kraft der Auseinandersetzungen, wie wir sie auch in Hamburg erlebt haben, weiter zu tragen und Risse der kollektiven und individuellen Revolte in das Beton der kapitalistischen Stadt zu treiben. Doch wir sind nicht Gallien und unser Horizont hört auch nicht an den Kiezgrenzen auf. Wir beobachten, dass die Rebellion gegen Gentrifizierung zu einem der wichtigsten Pfeiler autonomer Kämpfe geworden ist – nicht nur in Berlin gibt es täglich Aktionen gegen Profiteure und Staatshandlanger, die mit ihrer gewalttätigen Politik Menschenleben auf dem Gewissen haben. Im Zeitalter von Smart-City und Urban Warfare, dem stetigen Erstarken faschistischer Strukturen und umfassender Gleichgültigkeit, verteidigen Menschen überall auf der Welt, von Rojava bis zu den Mapuche, von Athen bis nach Berlin, von den Goldminen Chalkidikis bis zur ZAD bei Nantes, … ihre Freiheit und ein Leben in Würde.
Diskussions- und Chaostage Mai 2018
Wer meint, in der Rigaer Straße oder sonst wo die Friedhofsruhe einzuläuten, sollte mit unserem Drang nach einem selbstorganisierten und unkommerziellen Leben und unserem Willen dafür gegen jegliche Herrschaft und die Macht des Kapitals zu kämpfen rechnen. Wir laden euch dazu vom 10.-13. Mai 2018 zu den Diskussions- und Chaostagen in Berlin ein. Wir wollen revolutionäre und aufständische Perspektiven, Ziele und Strategien für einen weitergehenden Kampf diskutieren, probieren und intensivieren. Geplant ist eine Mischung aus Workshops, Diskussionen, Kultur und Aktionen an den Brennpunkten unserer Kämpfe. Je mehr davon, desto besser.
Aufgerufen sind aktive Gruppen und Individuen, Stadtteilinitiativen, Kämpfende anderer Regionen, Punks und Bürgerkinder, Gangster und Autonome … – all diejenigen, die in diesen Tagen und Nächten die Straßenund ihre Herzen mit Leben füllen, Widerstand organisieren und dezentral Chaos stiften wollen.
An rigaerstrasse@riseup.net können Beiträge und Ideen geschickt werden sowie Mobimaterial bestellt werden.
Mehr Infos findet ihr unter: gegenstadt.blackblogs.org
Ergänzungen
Notwendigkeiten
Wir werden euren Aufruf unterstützen, doch wir geben zu bedenken, dass sich mit diesem Aufruf viele Menschen angesprochen fühlen werden. Wir brauchen eine kritische Auseinandersetzung, theoretische Grundlagen und eine adäquate Praxis. Bevor wir uns damit auseinandersetzen können, bedarf es einen entsprechenden Rahmen, einen freien Raum. Wichtig aber ist eine adäquate Mobilisierung zu ermöglichen, weshalb es wirklich dringend notwendig ist, eine neue linksradikale Plattform zu schaffen. Nimmt sich denn niemand dieser wichtigen Aufgabe an? The comeback of ((i)) linksunten.indymedia.org is by all means necessary!
Vollversammlung
Einladung zur Vollversammlung