Gedenken an Nuno Lourenço

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Gedenktafel

Antifaschist*innen haben in Gaschwitz bei Leipzig eine Gedenktafel für Nuno Lourenço angebracht, der dort 1998 von Neonazis angegriffen wurde und an den Folgen gestorben ist. Die Täter sind längst wieder frei und leben teilweise wieder in der Region.

Der Zimmermann Nuno Lourenço war wegen eines Montage-Auftrages von Portugal für ein halbes Jahr nach Deutschland gekommen und arbeitete auf der Baustelle des heutigen MDR-Zentrums im Leipziger Süden. Am 4. Juli 1998, Nuno Lourenços 49. Geburtstag, verließ er mit vier Kollegen die gemeinsame Unterkunft in Gaschwitz bei Leipzig. Während er von einer Telefonzelle aus mit seiner Familie in Portugal telefonierte, verlor das deutsche Fußballteam bei der Weltmeisterschaft in Frankreich gegen Kroatien 0:3 und schied damit aus dem Turnier aus.

Dies nahmen Neonazis zum Anlass, Jagd auf Migrant*innen zu machen. Nuno Lourenço und seine Kollegen wurden von acht 15- bis 21-jährigen Neonazis aus Leipzig und dem Leipziger Umland angegriffen. Während seine Kollegen fliehen konnten, schlugen die mit Eisenketten bewaffneten Angreifer auf Nuno Lourenço ein und schnürten ihm die Kehle zu, bis er am Boden lag. Sie traten weiter mit Springerstiefeln auf ihn ein. Dabei schrien sie rassistische Parolen.

Nuno Lourenço wurde nach dem Angriff mit schweren Verletzungen und inneren Blutungen in ein Leipziger Krankenhaus gebracht. Am 29. Dezember 1998, ein knappes halbe Jahr später nach der Tat, starb Nuno Lourenço in Folge des Angriffs an seinen schweren Verletzungen in Portugal.

Als Haupttäter wurde der 21-jährige Andreas Sch. aus Böhlen bei Leipzig ermittelt. Dieser soll mehrmals mit Springerstiefeln gegen den Kopf von Nuno Lourenço getreten haben. Nach eigener Aussage habe er es dabei knacken gehört. Im Nachgang der Tat sagte er: „Hätte ich ein Messer gehabt, hätte ich dieses Schwein abgestochen.“

Für die Staatsanwaltschaft war das Tatmotiv „Ausländerfeindlichkeit“ klar. Die angeklagten Neonazis gaben selber an, „Ausländer hacken“ zu wollen. Von Rassismus ist in deutschen Gerichten nie die Rede. Die Anklage lief auf versuchten Totschlag bzw. gefährliche Körperverletzung hinaus. Bei der Urteilsverkündung am 20. September 1999 stellte das Gericht nach mehreren Monaten zwar fest, dass Nuno Lourenço an den Folgen der Tat gestorben sei, doch sei es nicht nachweisbar, dass die Angeklagten seinen Tod billigend in Kauf genommen oder mit Vorsatz gehandelt hätten. Andreas Sch. wurde zu einer Jugendstrafe von vier Jahren verurteilt, seine Mittäter erhielten Bewährungsstrafen und gemeinnützige Arbeitsstunden.

Der Haupttäter trat seine Haftstrafe erst an, als das ARD-Magazin „Monitor“ die Tatsache skandalisierte, dass der zuständige Richter, Norbert Göbel, keinen Termin für den Haftantritt bestimmt hatte. Ebenfalls hatte es die Kammer „unterlassen“, angeblich „versehentlich“, über die Kosten der Nebenklage zu entscheiden. Gleichzeitig wurde darauf verzichtete den angeklagten Neonazis die Kosten des Verfahrens aufzuerlegen. Damit verschuldete sich die Witwe Noemia Lourenço mit über 17.500 Euro, da sie als Nebenklägerin für die Unterbringung und Fahrtkosten der Zeugen*innen aus Portugal aufkommen musste.

Nuno Lourenço wird erst seit 2009 als Opfer rechter Gewalt von den staatlichen Stellen anerkannt. Warum dies mehr als zehn Jahre gedauert hat, ist nicht geklärt. Teile der damaligen Täter leben heute wieder ungestört in ihrer alten Nachbarschaft, auch in Gaschwitz.

Nuno Lourenço soll nicht vergessen werden, daher haben wir eine Tafel am Bahnhof in Gaschwitz angebracht. In Deutschland gibt es eine Kontinuität des rassistischen und rechten Terrors. Es liegt an Antifaschist*innen und Antirassist*innen sich dieser rechten Gewalt entgegen zu stellen. Die Pläne der Leipziger Burschenschaft Germania zeigen, dass die FaschistInnen weitere Morde und Angriffe planen.

Organisiert den antifaschistischen Selbstschutz, in Sachsen und überall.

Niemand wird vergessen, nichts ist vergeben.

 

 

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