Berlin: Adbusting am Abgeordnetenhaus statt Ostermarsch
Das Besondere Amt für Veralberung (BfV) hat wieder zugeschlagen. Mit einem Adbusting kaperte die Berliner Kommunikationsguerilla die Werbung der Bundeswehr am Abgeordnetenhaus in Mitte. Das Originalplakat des Militärs zeigt eine Soldat*in vor dem Klapprechner und wirbt um Bewerbungen im IT-Bereich. Das Adbusting greift die konzentrierte nachdenkliche Pose der Soldat*in auf und ergänzt sie mit zwei Gedankenblasen im Comic-Style: „Hm… statt über Militär im Inneren sollten wir über zivilen Katastrophenschutz nachdenken...“. Eine zweite Gedankenblase ergänzt: „...und die Bundeswehr abschaffen und eine herrschaftsfreie Gesellschaft aufbauen!“
„Statt Werbung für Militärpersonal mahnt das Plakat die Abgeordnet*innen nun, über zivilen Katastrophenschutz nachzudenken“ erläutert Caro Maaßen, die Sprecher*in des BfV, die Idee hinter den Aktion. „Leider fallen die Ostermärsche dieses Jahr aus. Dabei ist so wichtig wie lange nicht, Extremist*innen wie den Söders, Seehofers und Palmers dieser Welt, die die deutsche Soldateska lieber Heute als Morgen bewaffnet auf der Straße sehen möchten, diskursive Grenzen aufzuzeigen.“
Laut des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ sind die Pläne des Kriegsministeriums für den Einsatz im Inneren sehr weit fortgeschritten. Seit dem 3. April hält das Militär 15.000 Soldat*innen in Bereitschaft, um bei Bedarf im Inneren eingesetzt zu werden. Dabei sind hoheitsrechtliche Aufgaben mit Bewaffnung explizit vorgesehen. Doch bisher drängeln vor allem die Länder. Baden-Württemberg würde gerne die im Häuserkampf erfahrene Jägereinheit des Rechtsterroristen Franco A. einsetzen und Thüringen hätte gerne bewaffnete Soldat*innen um Asylbewerber*innen zu bewachen.
„Noch lehnt das Kriegsministerium solche menschenfeindlichen Einsätze ab“ sagt Cora Maaßen. Doch das sei nicht selbstverständlich: „Wir appellieren an die Berliner Politiker*innen, die noch alle Tassen beisammen haben: Lassen Sie nicht zu, dass 100 Jahre nach dem Kapp-Putsch und 75 Jahre nach Kriegsende wieder bewaffnete Soldateska durch die Straßen zieht!“
Das Besondere Amt für Veralberung ist eine hauptstädtische Kommunikationsguerilla aus Berlin. Die Gruppe ist bereits Anfang Februar aufgefallen, als sie den zum Polizeikongress aus Köln angereisten Geheimdienst-Schergen des Bundesverfassungsschutzes eine bis zur Kenntlichkeit entstellte Personalwerbekampagne spendierte.
https://taz.de/Fake-Verfassungsschutz-Plakate-in-Berlin/!5662099/
Anfang März konfrontiere das BfV das Innenministerium mit kritischen Adbustings, die thematisierten, dass sich das „Gemeinsame Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum von Bund und Ländern (GETZ) in 2018/19 viermal mit Adbusting beschäftigte, statt gesuchte Nazis zu jagen.
https://blogs.taz.de/streetart/2020/03/11/gegen-geheimdienst-und-rassismus/
„Adbusting ist übrigens eine sehr infektionssichere Aktionsform“ sagt Cora. „Man braucht nicht viele Leute oder große Menschenaufläufe für subversive Aktionen.“ Und man könne statt mit der Bahn mit dem Fahrrad zur Aktion kommen. „Und die 1 Meter 50 haben wir auch eingehalten“.
Ergänzungen
Verfassungsschützer jagen
Man kann noch darauf hinweisen, dass die INSM die Hälfte aller Krankenhäuser schliessen wollte. Militär uns Geheimdienst abschaffen. Lieber gönnen statt verzichten.