Bericht: Kundgebung „Rechten Terror stoppen!“
Nach dem rechten Terroranschlag in Hanau in der Nacht vom 19. auf den 20. Februar 2020 gingen in unzähligen Städten in ganz Deutschland Menschen auf die Straße, um ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen, ihre Solidarität mit den Betroffenen auszudrücken, aber auch um ihre Wut zu zeigen.
In Karlsruhe organisierte das Antifaschistische Aktionsbündnis Karlsruhe (AAKA) spontan eine Kundgebung am Abend des 20. Februar in der Innenstadt. Trotz kurzfristiger Mobilisierungszeit folgten um die 300 Menschen dem Aufruf und fanden sich auf dem Kirchplatz St. Stephan zusammen.
In den Redebeiträgen vom Aktionsbündnis, der Linkspartei, der Interventionistische Linken, der Gewerkschaft ver.di und dem Offenen Antifaschistischen Treffen (OAT) Karlsruhe, wurde der Zusammenhang zwischen gesellschaftlichem Rechtsruck und rechtem Terror deutlich gemacht.
Nach Ereignissen wie diesen ist es wichtig, dass Menschen zusammen kommen um ihre Trauer, ihre Wut und ihren Unmut über die Stimmung in diesem Land auf die Straße zu tragen. Bei solchen Taten handelt es sich nämlich nicht, wie von den Medien nur allzu gerne dargestellt, um rechtsradikale Einzeltäter. Seit Jahren werden in der BRD rechte Taten verharmlost und unter den Tisch gekehrt. Rechte Parteien werden nicht mehr als unvereinbar in die Ecke gestellt sondern werden zu ernsthaften Koalitionspartnern. Rechte Stimmungsmache findet schon längst nicht mehr nur in den Hinterzimmern statt, sondern offen in den Parlamenten und auf der politischen Bühne.
Im Kontext dieser gesellschaftlichen Rechtsentwicklung geschehen auch rechte Anschläge, wie jetzt in Hanau.
Genau in diesen Zeiten müssen wir es schaffen unsere Trauer und unsere Wut auch über die erste Empörung hinweg zu tragen und uns den Rechten Hetzern wann immer notwendig in den Weg stellen.
Die RednerInnen waren sich einig, dass Antifaschismus das Gebot der Stunde ist.
Auch für uns ist klar, dass wir uns im Kampf gegen Rechts nicht auf den Staat verlassen können, sondern selbst aktiv werden müssen.
Trauer zu Wut. Wut zu Widerstand!
Nachfolgend der Redebeitrag vom OAT:
„Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,
Liebe Kundgebungsteilnehmende und PassantInnen,
gestern Nacht wurden im hessischen Hanau bei einem rechten Terroranschlag neun Menschen getötet und fünf weitere verletzt. Später erschoss der Täter noch seine Mutter und tötete sich selbst.
Rassismus war des Motiv von Tobias Rathjen. Sein Bekennerschreiben war voll mit rassistischer und verschwörungstheoretischer Hetze. Doch auch wenn dieses Motiv schnell erkannt und benannt wurde, wird schon jetzt damit begonnen nach Entschuldigungen für sein rassistisches Weltbild und die Tat zu suchen.
Die Morde der NSU, Hetzjagden in Chemnitz, der Mord an Walter Lübcke, die rechten Terroranschläge in Halle und jetzt die rassistischen Anschläge in Hanau. Das alles ist schockierend und traurig und es macht uns wütend.
Solche Anschläge sind nicht nur die Taten von ein paar rechtsradikalen Einzeltätern, das Problem sind nicht nur ein paar Rechte Spinner.
In diesem Land wird seit Jahren alles dafür getan, dass rechte Taten verharmlost werden, seit Jahren rückt diese Gesellschaft weiter nach rechts und nicht zuletzt die Ministerpräsidentenwahl in Thüringen hat gezeigt, dass man mittlerweile auch bereit ist offen mit den Faschisten zu paktieren.
In Zeiten in denen rechte Parteien in den Parlamenten angekommen sind und dort als „demokratische“ Akteure und Koalitionspartner akzeptiert werden, in denen tausende Tote im Mittelmeer billigend in Kauf genommen werden und in denen staatliche Institutionen wie Polizei, Justiz und Militär von rechten Netzwerken durchzogen sind, ist es nicht verwunderlich, dass Nazis und Faschisten darin bestärkt werden ihr menschenverachtendes Weltbild in die Tat umzusetzen und somit Drohungen und Anschläge auf MigrantInnen, Geflüchtete und Andersdenkende zunehmen.
Der rechte Anschlag in Hanau hat uns AntifaschistInnen ein weiteres mal die Notwendigkeit eines schlagkräftigen, antifaschistischen Selbstschutzes gezeigt. Auf staatliche Institutionen können wir uns hierbei nicht verlassen, wie es auch in der Vergangenheit schon mehrfach deutlich wurde.
Was es braucht sind AntifaschistInnen, die sich organisieren und sich den rechten Hetzern in den Weg stellen, gemeinsam aber konsequent. Wenn Rechte sich bewaffnen und Menschen töten, reicht es leider nicht mehr aus sich zu empören und Flagge zu zeigen gegen Rechts. Wir müssen es schaffen gemeinsam mit vielen Menschen die Auftritte rechter Akteure zu stören und zu verhindern. Wir müssen Widersprechen gegen jegliche rassistischen Kommentare egal ob in Schule, Uni oder Arbeit und wir müssen eingreifen immer dann wenn wir ZeugInnen von rassistischen Beleidigungen und Übergriffen werden. Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen von menschenverachtender Hetzte und Gewalt, sondern müssen uns dieser Entwicklung entschlossen und kämpferisch in den Weg stellen.
Beteiligt euch an den lokalen Antifa-Strukturen und kommt zum nächsten Offenen Antifaschistischen Treffen (OAT) – immer am ersten Donnerstag im Monat um 19:30 Uhr im "Stadtteilladen Barrio137".
Trauer zu Wut, Wut zu Widerstand.
Alle zusammen gegen den Faschismus!“