Julia Timoschenko wieder im Spiel
Am 25.Oktober finden die Regionalwahlen in der Ukraine statt. Eine der Favoriten ist die frühere Ministerpräsidentin Julia Timoschenko, die wie ein Phönix aus der politischen Asche neu ersteht.
Wer hätte gedacht, dass die Gasprinzessin nach der Gefängnishaft, nach der schweren Krankheit und nach dem Putsch 2014 wieder in die Arena tritt. Im Jahre 2014 kamen die neuen Kräfte an die Macht, die das Volk und seine patriotischen Gefühle für ihre Zwecke ausschlachteten. Die Populisten riefen die Bürger dazu auf, alles aus dem Gedächtnis zu löschen, was vor dem Maidan gewesen war.
Zwar ist Julia Timoschenko eine umstrittene Figur, doch ist ihr Comeback wirklich verblüffend. Während der letzten Monate ersteht die Führerin der Allukrainischen Vereinigung „Vaterland“ wie ein Phönix aus der politischen Asche neu. Laut Meinungsumfragen könnte ihre Partei die stärkste Kraft im Land werden. Die Forschungen des Kiewer Instituts für Soziologie (KIIS) zeigen, dass Timoschenko hinter Poroschenko ein wenig zurückbleibt – 21% zu 25%.
Die ukrainischen Wähler haben ein kurzes Gedächtnis – Timoschenko ist die beliebteste Politikerin wieder. Petro Poroschenko begreift bestimmt, dass sie eine gefährliche Gegnerin für ihn ist. Deswegen trifft der Präsident notwendige Vorkehrungen. Die gelben und Regierungsmedien verbreiten aus aller Kraft Lügen und Gerüchte, um Julia Timoschenko in Verruf zu bringen. Damit Julia ihm niht in den Weg tritt, wollte Poroschenko sie möglichst weit schicken und zwar nach Honduras als Botschafterin.
Es ist zu vermuten, dass der Präsident zu allem bereit ist, um Timoschenko loszuwerden, die zu populär wieder ist. Aber das wäre eigentlich ziemlich schwierig. Und nicht nur weil das Volk sie liebt, sondern auch weil die US-Politiker Timoschenko als „eine der verantwortlichsten PolitikerInnen im postsowjetischen Raum“ unterstützen. Davon zeugt der Brief von US-Senator Christopher S. Murphy von der Demokratischen Partei.
Aufschlussreich ist zudem das Interview von Julia Timoschenko in The Independent.
Es scheint, ein harter politischer Kampf steht der Ukraine erneut bevor. Die Popularitätsquoten von Präsident Poroschenko fallen unaufhörlich, die wirtschaftliche Lage ist katastrophal, der kalte Winter kommt. Also hat Julia Timoschenko eine große Chance, diesen Kampf zu gewinnen.
Ergänzungen
Julias Rücken schmerzte - Mumias Rückgrat ist ungebrochen
Es ist unglaublich, welche mediale Aufmerksamkeit J. Timoschenkos Bandscheibenvorfall derzeit hatte. Die westlichen Medien überschlugen sich á la "politische Gefangene soll endlich von deutschen SpezialistInnen behandelt werden..." etc.
Erbärmlich ist jedoch der mediale Fokus auf Mumia Abu-Jamal: der ist nun wirklich politisch Gefangener und ringt um sein Leben. Aber er schafft es noch nicht mal mehr in die taz, geschweige denn auf deren Titelseite, wie etwa Julia Timoschenko. Er hatte eben nicht nur einen Bandscheibenvorfall, sondern trotz seiner lebensbedrohenden Erkrankung gleichwohl immer noch ein ungebrochenes Rückgrat.