Mumia Abu-Jamal hat Hepatitis C
Vier Monate, nachdem Mumia Abu-Jamal mit einem nahezu tödlichen Diabetes-Schock in die Notaufnahme eines Krankenhauses außerhalb des Gefängnisses gebracht werden musste, scheinen sich die Ursachen dieser akuten Bedrohung mehr und mehr zu klären.
Es hat sich herausgestellt, das Mumia an aktiver Hepatitis C erkrankt ist, einer Krankheit, die erst seit 25 Jahren genauer diagnostizierbar ist. Dass Mumia und seine Anwältinnen hartnäckig auf weiteren Untersuchungen bestanden haben, hat schließlich zu einer neuen Blutuntersuchung geführt und zum besagten Resultat.
Doch was für Mumia und seine Freundinnen eine Neuigkeit darstellt, wussten die Knastmediziner und die Behörden bereits seit 2012, sie haben es verschwiegen und nicht behandelt. Daran halten sie auch fest, nachdem die Krankheit nun bekannt wurde: keine entsprechende Behandlung. Mumia und seine Anwältinnen klagen deshalb. Tasache ist, dass die neuen Medikamente gegen Hepatitis C in den USA sehr teuer sind, weil sie einem Produktions-Monopol unterworfen sind. Ihr Einsatz kommt für die Knastbehörden bisher nicht in Frage. Stellt sich die Frage, wie es zu dieser Virus-Ansteckung kommen konnte?
Was ist Hepatitis C?
“Bei einer Hepatitis C handelt es sich um eine Entzündung der Leber (Hepatitis), die durch das Hepatitis C-Virus, kurz HCV, verursacht wird. Das Virus wurde 1989 entdeckt und gehört zu den RNA-Viren, deren Erbgut aus Ribonukleinsäure besteht. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind bis zu 150 Millionen Menschen weltweit chronisch mit HCV infiziert.
Das HCV wurde bis Ende der 80er Jahre vor allem durch Blut und Blutprodukte übertragen. Seit Anfang der 90er Jahre kann das Virus mit Labortests nachgewiesen werden. Seit damals werden alle Blutprodukte routinemäßig auf Antikörper gegen das Hepatitis C-Virus getestet, so dass eine Übertragung auf diesem Weg sehr unwahrscheinlich ist. Die wichtigsten Übertragungswege sind heutzutage der gemeinsame Gebrauch von Nadeln und Spritzen bei Drogenabhängigen sowie Piercing oder Tätowierungen unter mangelhaften Hygienebedingungen“. (Quelle:apotheken-umschau.de)
Hepatitis C im Knast
Da es äußerst unwahrscheinlich ist, dass Mumia in der Todeszelle oder im Knast Drogen konsumiert hat, bleiben wenige andere Möglichkeiten der Übertragung. Mumia ist nicht der einzige, der an jener Krankheit leidet, in den US-Gefängnisssen sind weitere 10.000 Insassen in derselben Situation. Dabei ist Hepatitis C heilbar oder zumindest behandelbar. Neue Medikamente sind in den vergangenen Jahren entwickelt worden, die eingesetzt werden könnten. Könnten! Denn die Gefängnis-Behörde verweigert eine entsprechende Behandlung.
“Die Symptome der Hepatitis C sind sehr uncharakteristisch, oft bemerken die Patienten die Infektion gar nicht (siehe Abschnitt Symptome). Bei etwa 20 Prozent der Betroffenen heilt die Hepatitis C ohne bleibende Schäden aus. In der Mehrheit der Fälle nehmen die Infektionen jedoch einen chronischen Verlauf, das heißt, dass die Hepatitis C nach sechs Monaten immer noch nicht ausgeheilt ist und das HCV weiterhin im Blut, in den Lymphknoten und vielen Organen nachweisbar bleibt. Eine chronische Hepatitis C kann unbehandelt zu einer Leberzirrhose führen. Auf dem Boden dieser Leberzirrhose kann sich dann mit einer Wahrscheinlichkeit von fünf Prozent pro Jahr ein Leberzellkarzinom entwickeln.
Zur Therapie der Hepatitis C werden sogenannte Virostatika eingesetzt, Medikamente, welche die Virusvermehrung hemmen (siehe Abschnitt Therapie). Eine Schutzimpfung gegen Hepatitis C existiert leider bis zum heutigen Tag nicht. Anders als Hepatitis A und B hinterlässt eine ausgeheilte Hepatitis C keine bleibende Immunität, das heißt man kann sich auch nach einer ausgeheilten Hepatitis C Infektion erneut mit dem Virus anstecken“. (Quelle: apotheken-umschau.de)
Zur Erinnerung
Am 30.März wurde Mumia mit einem Diabetes-Schock ins Krankenhaus gebracht, bereits vorher wusste das medizinische Personal, dass seine Glukosewerte absolut nicht in Ordnung waren. Mumia entging nur knapp dem Tod. Doch hat Mumias Krankengeschichte einen längeren Verlauf. Schon im August 2014 bekam er einen Hautausschlag, der sich in den folgenden Monaten extrem verschlimmerte, zu schmerzhaften Pusteln führte, die gegen konventionelle Behandlung resistent waren. Mumias ganzer Körper war betroffen, aus den Pusteln wurden regelrechte Verletzungen, offene Wunden, Schwellungen. An dieser Situation hat sich bis heute – August 2015, ein Jahr später – nichts verändert. Es ist davon auszugehen, dass Hautkrankheit und Diabetes durch die Hepatitis C verursacht oder zumindest begünstigt wurden. Durch die Krankheit selbst und durch ihre Nichtbehandlung.
Nichtbehandlung
… bedeutet also, einer Leberzirrhose Vorschub zu leisten. Bei ordentlicher Behandlung mit aktuell greifbaren Medikamenten sind sowohl Hepatitis C als auch Leberzirrhose heilbar oder zumindest aufhaltbar. Eine Nichtbehandlung gemäß den bekannten Möglichkeiten ist vorsätzliche Körperverletzung, unter Umständen mit Todesfolge.
Damit kommen wir zurück zu der Befürchtung, die Mumias Ehefrau nach dem Diabetes-Kollaps im April 2015 äußerte: was über das Todesstrafen-Urteil nicht erreicht werden konnte, könnte durch Nichtbehandlung einer Krankheit erreicht werden – Mumia endgültig zum Schweigen zu bringen. (Redaktion Baskinfo)