Outing Justin Übernickel (Jung & Stark NRW), anmelder der Nazi-Demo in Essen am 15.03.25

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Der neunzehnjährige Justin Übernickel bezog vor etwa zwei Wochen seine erste eigene Wohnung in der obersten Etage auf der Goebenstraße 33 in 45139 Essen. Vorher lebte er in einer Einrichtung des SOS Kinderdorf in Essen. Mit mehreren hundert Flyern wurde in der Nachbarschaft darauf aufmerksam gemacht, dass dort nun ein aktiver und für die Szene relevanter Rechtsextremer lebt. Zudem wurde sein Briefkasten mit Bauschaum unbenutzbar gemacht.

 

 

Justin Ü. gilt für den Nordrhein-Westfälischen Ableger der bundesweit agierenden rechtsextremen Gruppierung „Jung & Stark“ als eine der hauptverantwortlichen Personen. In der Vergangenheit nahm er an mehreren rechtsextremen Veranstaltungen teil und war selber Anmelder der Demonstration „Für mehr deutschen Wohnraum – sofortige Remigration“ am 15.03.25 in Essen. Diese Demonstration wurde maßgeblich von „Jung & Stark NRW“, „Junge Nationalisten/Heimatjugend West“ organisiert und getragen. Mit dieser Demonstration konnten etwa 100 Menschen mobilisiert werden.

 

Die Gruppe „Jung und Stark“ ist eine von mehreren neuen rechtsextremen Zusammenschlüssen, welche ähnlich wie der „Störtrupp Deutschland“, „Deutsche Jugend Voran“ oder „Junge Patrioten“ im letzten Jahr besonders durch Störaktionen und Mobilisierungen gegen mehrere CSD’s, teils bewaffnete Übergriffe auf vermeintlich Linke und hetze gegenüber Migranten und Geflüchtete aufgefallen sind.

 

Während diese Gruppen zu Beginn vor allem durch ihre Präsenz auf sozialen Medien wie „TikTok“ auffielen, gab es seit Beginn der Christopher Street Days (CSD) letztes Jahr zu Beginn immer wieder vereinzelte, kleinere und unkoordinierte Störversuche der Rechten. Allerdings entwickelten sich diese Störversuche, besonders im Osten immer schneller zu koordinierten rechtsextremen und queerfeindlichen Aufmärschen. Es wurden Demonstrationen angemeldet und teilweise bundesweit mobilisiert. So konnten die neu in Erscheinung getretenen rechtsextremen Gruppen wie in Leipzig oder Bautzen bis zu 700 Menschen mobilisieren. Zu Beginn nahmen etablierte Nazistrukturen wie „der Dritte Weg“ oder „die Heimat“ noch Abstand zu den neuen rechtsextremen Gruppen, weil das zu Beginn undisziplinierte Auftreten dieser nicht dem Bild der etablierten Kader-Strukturen entsprach. In vielen Regionen z.b NRW wurde diese Distanz dann allerdings abgebaut und versucht, die heranwachsenden Rechtsextremen in ihre eigenen Strukturen einzubinden. Durch Sport- und Bildungsangeboten, offene Treffen wie in Dortmund oder Essen, Ressourcenbereitstellung und allgemeine Unterstützungsangebote schaffen es die etablierten Nazis die Jungen an sich zu binden, sie ideologisch zu festigen und sie zu professionelleren Aktivisten zu formen.

 

 

Faschistische Gruppen und Gedanken gedeihen aber nicht losgelöst von den gesellschaftlichen Verhältnissen. In Zeiten von überschneidender Krisen von Krieg, Militarisierung, soziale und wirtschaftliche Verwerfungen sowie Perspektivlosigkeit erleben rechte Scheinlösungen oft an Zuspruch. Besonders junge Männer, die mit der aktuellen Situation überfordert sind, suchen in einfachen Lösungen wie Rassismus und Hass ein Ventil für ihre Frustration. Doch die Gefahr, die von diesen Kräften ausgeht, ist real. Wo Worte fallen, folgen schnell Taten. In den 90er Jahren brannten Geflüchtetenunterkünfte, Menschen wurden von Faschisten ermordet, und der NSU zog mordend durch unser Land.

 

Die Geschichte ist ein mahnendes Beispiel dafür, dass wir dem Aufkommen des Faschismus nicht tatenlos zusehen dürfen. Es ist höchste Zeit, diesem Trend entschieden entgegenzutreten! Wir können uns nicht darauf verlassen, dass andere handeln. Es liegt an uns, die Rechten und Faschisten in die Schranken zu weisen. Jeder Schritt, den sie nicht gehen können, schwächt ihr Selbstbewusstsein und verhindert den Aufbau ihrer Strukturen.

 

Wie schaffen wir das? Nur gemeinsam! Nur durch entschlossenen Widerstand auf allen Ebenen! Blockiert ihre Aufmärsche, schadet ihren Strukturen und lasst keine Gewalt der Faschos unbeantwortet und vor allem: Organisiert euch!

 

Das solidarische Zusammenspiel aller, die das Ziel teilen, den Nazis die Straße zu nehmen, ist entscheidend für den gemeinsamen Erfolg. Denn die Straße ist und bleibt der zentrale Ort der politischen Auseinandersetzung – umso notwendiger, sie gegen Faschist:innen zu verteidigen.

 

Auch am 26.04.25 rufen rechtsextreme und faschistische Gruppierungen Bundesweit in vielen Städten unter dem Motto „Gemeinsam für Deutschland“ zu Demonstrationen auf. In Nordrhein-Westfalen findet der Aufzug in Dortmund statt.

 

Am 1.Mai wollen Nazis in den frühen Mittagsstunden durch Gelsenkirchen ziehen. Auch dem gilt es sich entgegen zu stellen. Achtet auf weitere Ankündigungen der lokalen Strukturen und geht auf die Straße!

 

 

 

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