Stellungnahme zum "Ausgeladen" Festival in Hamburg
Ende September soll auf der Reeperbahn ein Festival stattfinden. Diese Stellungnahme soll darlegen warum wir uns, als antifaschistische Gruppen, von diesem Spektakel distanzieren und es sogar verurteilen.
Dieses Festival hat nämlich nicht umsonst den Namen „Ausgeladen“.
Die Zeitschrift „Melodie & Rhythmus – Magazin für Gegenkultur“, dass das Festival maßgeblich mit unterstützt, schreibt auf ihrer Homepage worum es geht:
„Ende September wird in dem Klub ... auf St. Pauli in Hamburg gegen Auftrittsverbote für linke Künstler gerappt und gerockt. Das »Ausgeladen Festival« soll Musiker zusammenbringen, die in der Vergangenheit von »antideutschen« Veranstaltern der autonomen Szene gemobbt wurden oder ein Zeichen gegen deren rechtsopportunistische Politik setzen wollen.“ und weiter heißt es, das die Idee für das Festival als Scherz der Veranstalter „King Veganismus One & Dr. Alsan“ entstanden sei, da sie von einer Veranstaltung im Ruhrpott ausgeladen wurden.
Der Grund: Antisemitismus.
In einer Stellungnahme von „King Veganismus One & Dr. Alsan“ wird die Planung des Festivals mit der Sprachhygiene der Szene begründet und es die Veranstalter baden in Selbstmitleid, da sie von der antideutschen Szene gemobbt werden würden.
Diese Begrifflichkeiten und das angebliche Mobbing soll das eigentliche Problem relativieren. Nämlich das sich linke Antisemiten, Sexisten und autoritäre Linke ihre Machtposition und Deutungshoheit in der deutschen Linken zurückholen wollen.
In der Stellungnahme von „King Veganismus One & Dr. Alsan“ wird sehr deutlich das ihnen nicht in den Kram passt das Gegenkultur eben nicht mit der Masse geht, sondern durchaus auch unbequeme Positionen einnimmt und sie beibehält. Zum Beispiel das sexistische Sprüche (und die dazugehörigen Übergriffe), vereinfachte Feindbilder, der Hass auf jüdisches Leben im Nahen Osten und eine Verbrüderung mit völkischen Kräften in einer radikalen Linken keinen Platz haben (sollten).
Die „Künstler“ die auf dem Festival auftreten haben eine sehr deutliche politische Stoßrichtung die eben genau dieses reaktionäre Klientel bedient und dieses Klientel hat in einer linksradikalen Bewegung nichts zu suchen.
Wir werden diese Behauptungen und unser „antideutsches Mobbing“ nun mit einigen Informationen über die „Künstler“ belegen.
Vizzion (1)
Selbsternannter „roter Rapper“ und bereits in der Vergangenheit durch sexistische Beleidigungen und antisemitischen Äußerungen aufgefallen.
Auf Facebook verheimlicht er seine Kontakte zum Berliner Jugendwiderstand nicht.
Dort posiert er mit Taktikka und seinem Schoßhündchen Detweiler. Beide sind bekannt für ihr aggressives Auftreten und ihre Angriffe auf vermeintliche Antideutsche und andere Linke, die nicht Linientreu genug sind.
Vizzion bezeichnete den AstA Bonn als "Femimimisten", die "keiner ficken will", als "AStA-Linken Spinner", die "ihre Schellen noch kriegen" und "mit dem Hatetrain ins Gulag fahren sollen".
Bei einem Blick auf das Facebook-Profil Vizzions wird auch klar woher diese Vernichtungsfantasien rühren: Antisemitismus. Vizzion lässt seinem Judenhass freien Lauf, Israel wird als Apartheidsstaat bezeichnet und es wird von den "Genoziden in Palästina" gerappt, womit Jüd*innen, die den täglichen Terrorangriffen der Palästinenser ausgesetzt sind, auf eine Stufe mit den Nazis gestellt werden, die genauso versucht haben sämtliches jüdisches Leben zu vernichten.
In seinem Statement zu den Angriffen auf den AstA verteidigt Vizzion sogar seinen Rapper-Kollegen Zeb, der im Vorfeld des Konfliktes mit seinen Vergewaltigungsfantasien und seixistischen Texten vom AstA Bonn als Sexist angegriffen wurde, weil dieser beim Bonner Jugendcamp auftreten sollte. Die beiden Rapper durften übrigens trotzdem auf dem Bonn City Camp auftreten und begannen ihren Auftritt mit der Textzeile "Nutten im Puff". Auf so eine "Mucke für das linke Lager" kann getrost verzichtet werden.
Camaro
Ebenfalls ein Kumpel von Zeb und steht seinem Freund Vizzion in Sachen Antisemitismus und Sexismus in nichts nach.
Auch der Berliner Jugendwiderstand, und das wofür er steht, wird unreflektiert und bedingungslos gefeiert und unterstützt.
Albino & Master Al (2)
Albino vertritt die Auffassung, dass wenn es zu Sexismusvorwürfen kommt lediglich politische Machtinteressen dahinter stehen. Das ist eine klare Absage an jegliche emanzipatorische Politik. In einem Konflikt um die Tierbefreiungsaktion Nord (TAN) kam es zu einem Eklat um die „Tierbefreiungstage Kiel“ (2010) wodurch der Rapper Albino sich erneut als Opfer einer antideutschen Verschwörung sah. Damals wurde sogar die Autonome Antifa Koordination Kiel in die antideutsche Ecke gestellt.
Albino fällt immer wieder durch Lügen, Behauptungen und wirre Anschuldigungen gegen andere Linke auf, die eine kritische und differenzierte Haltung zur Mobilisierung gegen Israel und israelbezogenen Antisemitismus im allgemeinen haben.
Das er nun auf dem „Ausgeladen“ auftritt zeigt das sich an seiner Haltung zu innerlinken Konflikten nicht viel geändert hat.
Kamiqaz
An dieser Stelle wollen wir loswerden das wir als Hamburger Antifaschist:innen ziemlich enttäuscht sind das sich der Nachwuchsrapper Kamiqaz an diesem Festival beteiligt.
Bei vielen jungen Linken in Hamburg sehr beliebt gibt er dem Festival einen unverdienten Heimvorteil.
Auch hier wünschen wir uns von den jungen Antifaschist:innen in Hamburg um eine Reflektion wen man unterstützt und was die Stärkung dieser Leute im Endeffekt bedeutet. Das Ergebnis wird, soviel können wir jetzt schon feststellen, nicht der ersehnte Kommunismus und schon gar nicht die Befreiung der Menschen sein.
Dies waren einige Beispiele für unsere Distanzierung und die Kritik an dem „Ausgeladen“-Festival und seinen Veranstaltern.
Wir wollen an dieser Stelle noch auf die Empfänger der Einnahmen des Festivals eingehen.
Dabei handelt es sich um das Projekt kritische Aufklärung.
Dieses „Projekt“ hat eigentlich nur ein Ziel: als „Antideutsch“ geltende Positionen zu diffamieren und die deutsche Linke auf internationale Linie bringen.
Dabei ist ein zentrales Element der Hass auf Israel oder besser gesagt auf jüdisches Leben in der Region.
Schon im Mai 2018 wurde die Band Alles.Scheisze als "Rechts" diffamiert und es wurde versucht den Auftritt in der Roten Flora zu skandalisieren.
Das die Band Alles.Scheisze alles andere als Rechts ist, sich gegen die AfD gerade macht und antifaschistisch einzuordnen sind, sollte jedem Bewusst sein.
Die Linie des Projektes kritische Aufklärung wird hier allerdings allzu deutlich.
Es wird noch deutlicher, wenn man sich den Aufruf zu ihrer Konferenz „Zur Zeit der Verleumder - Eine ideologiekritische Intervention gegen die Instrumentalisierung von Juden, Judentum und der jüdischen Katastrophe“ anschaut.
Dort wird herbeifantasiert das die deutsche Linke einen pro-israelischen Kurs hätte und jede pro-palästinensische Haltung im Keim ersticken würde.
Der Aufruf stellt bewusst verschiedene Sachverhalte falsch dar, so dass es den Anschein erweckt das sich alle Linken, die nicht auf antiimperialistischer Traditionslinie befinden, gegen sie verschworen hätten.
Es wird von Angriffen auf antiimperialistische und pro-palästinensische Demonstrant:innen berichtet. Wie es dazu gekommen sein soll oder der genaue Hintergrund dieser „Angriffe“ wird nicht beleuchtet.
Klar ist nur: Wer sich mit dem einzigen jüdischen Staat auf diesem Planeten solidarisiert und einsieht, dass sich das jüdische Leben dort gegen eine sehr feindliche Umgebung durchsetzen muss ist der Feind des Projektes kritische Aufklärung und stellt sich so selbst ins politische Abseits der heutigen antiimperialistischen Politik, die immer mehr an Relevanz verliert.
Eine moderne Linke muss gegen Dogmatismus vorgehen, autoritären Strukturen entgegenwirken und das kuscheln mit dem völkischen Wahn konsequent unterbinden.
In diesem Sinne: gegen jeden Antisemitismus und keine Zusammenarbeit mit Freund:innen des Jugendwiderstandes.
(1) https://de.indymedia.org/node/23385
(2) https://de.indymedia.org/node/1039