Leipzig: Gibt es auch in der "antideutschen Hochburg" einen Ableger des "Jugendwiderstand"?
In der Außenwahrnehmung ist die linke Szene in Leipzig einer der Hotspots der "antideutschen Szene" und mindestens ein Mal im Jahr sorgt Beispielsweise das Conne Island mit entweder rassistischen Texten, Bahamas-Veranstaltungen wie mit Thomas Maul oder einer Kundgebung vor einer Moschee dafür, dass dieser Ruf auch erhalten bleibt. Dabei finden sich in der Stadt seit Jahrzehnten auch immer wieder "antiimperialistische Gruppen" oder "rote Gruppen" zusammen, eben auch Zusammenhänge, die dem "Jugendwiderstand" mehr als nahe stehen.
Sachsen ist in vielerlei Hinsicht spezifisch und so gilt die linke Szene seit vielen Jahrzehnten als "antideutsch". Einen Text zur Historie und zu einigen Gründen dafür hat es 2014 in der Phase gegeben und wurde hier aufgegriffen: Tickt die radikale Linke im Osten anders? - Die Crux mit den Ossis
Dennoch, Leipzig hat auch eine Geschichte von Gruppen vor zu weisen, die gegen den "Mythos" der "antideutschen Hochburg" angetreten sind, von der "Roten Antifaschistischen Aktion Leipzig“ (R.A.A.L.), die es sogar in die Antifaschistische Aktion/Bundesweite Organisation (AA/BO) schaffte oder die "Antifaschistische Offensive Leipzig" (AOLE), die sich gründete da man nicht länger habe zusehen wolle, wie die Antifa in Leipzig “vor die Hunde” gehe. Denn die werde “von antideutschen Inhalten unterwandert”.
Die Wessis kommen!
Seit vielen Jahren gibt es den Trend aus dem Westen zum Studium nach Leipzig zu ziehen, so überrascht es nicht auch hier alle möglichen "roten" Splittergruppen wieder zu finden, die eigentlich nur aus dem Westen bekannt waren. Vom "Sozialistischen Deutschen Studentenbund" (SDS) mit dem antisemitischen AK Nahost, der "Sozialistischen deutschen Arbeiter Jugend" in Leipzig (SDAJ), "Revolution", der "Roten Wende" oder Veranstaltungen mit dem "Kommunistischen Aufbau" wie letztes Wochenende. Nicht alle dieser Gruppen verstehen sich gut miteinander, wie so oft in der Linken, trotzdem sind einige Organisationen wie der AK Nahost, die AOLE oder Revolution mit antisemitischen Aktionen immer wieder in Erscheinung getreten.
Nun scheint es in Leipzig mit "Kommunistische Organisation" (KO) auch einen Ableger des "Jugendwiderstandes" im Leipziger Osten zu geben. In ihren programmatischen Thesen der "Kommunistischen Organisation" (KO) heißt es unter "Faschismus und Antifaschismus":
Zur Klärung aktueller Begebenheiten wollen wir die Frage, was Faschismus und was Antifaschismus heute konkret bedeuten, bearbeiten. Dazu gehören zum Beispiel die verschiedenen Erscheinungen und Entwicklungen der neuen Rechten und deren ideologische Überschneidungen von AfD und Identitären bis zur sogenannten „antideutschen“ Bewegung, aber auch die Untersuchung von Strukturen wie den Kameradschaften und Reichsbürgern. Zwischen den „Antideutschen“, die der Rechten zuzurechnen sind, und Teilen der kleinbürgerlichen „Linken“ üben bestimmte „antinationale“ Spektren eine Scharnierfunktion aus, die genauer untersucht werden muss. Schließlich muss die heutige antifaschistische Bewegung kritisch analysiert werden, um die Anforderungen an den antifaschistischen Kampf heute erfüllen zu können.
Ähnlich wie seinerzeit die AOLE ist die Position der KO zu den antifaschistischen Strukturen in der Stadt damit schon geklärt. Im Leipziger Osten betreibt die KO seit einer Weile ein Projekt und um die Eisenbahnstraße wurden auch schon Schriftzüge mit Bezügen zum "Jugendwiderstand" gemalt. Wie bei Gruppen des Jugendwiderstandes üblich, gab es auch schon in Leipzig Bedrohungen von Menschen, die als "Zionisten" oder "Antideutsche" betrachtet werden. Ähnliches war auch schon von Mitgliedern der Gruppen AOLE oder Revolution zu berichten. Wurde lange noch darüber diskutiert ob "Kommunistische Organisation" (KO) ein weiterer Ableger des Jugendwiderstands aus Berlin ist, gibt es seit dem 27 Juni keinen Zweifel mehr, so heißt es in einer Stellungnahme der Gruppe mit dem Titel "Wir verurteilen die Repressionen gegen den Jugendwiderstand! Solidarität mit den Betroffenen!":
Auch der zweite Vorwand verdient unsere Aufmerksamkeit: Immer offener wird die Solidarität mit dem palästinensischen Befreiungskampf kriminalisiert und die alte Propagandalüge aufgewärmt, wonach Antizionismus oder gar jede Kritik an Israel mit Antisemitismus gleichgesetzt wird. Dass der JW eine Veranstaltung einer palästinensischen Aktivistin gegen prozionistische Schlägertrupps beschützt hat und es ihr damit überhaupt erst ermöglicht hat, ihre Sicht auf die Lage in Palästina darzulegen, ist ebenfalls richtig und legitim.
Der Beschluss des Bundestages und verschiedener Gewerkschaftsjugenden gegen die BDS-Bewegung zeigt, dass der deutsche Imperialismus die Solidarität mit dem palästinensischen Volk als Bedrohung seiner außenpolitischen Strategien begreift und verlogene Antisemitismusvorwürfe regelmäßig als Hebel einsetzt, um fortschrittliche Initiativen und Proteste zu unterdrücken.
Bereits in den vergangenen Monaten hatten verschiedene bürgerliche Zeitungen sich den JW als Zielscheibe ausgesucht, um auf niederträchtigste Art und Weise Propaganda für das israelische Besatzungsregime und gegen den Kommunismus zu betreiben.
Und weiter:
All das zeigt unmissverständlich, dass mit der Hetze und den Repressionen keineswegs nur der JW gemeint war, sondern jeder Kommunist, jeder Antifaschist, jeder Internationalist, der es „wagt“, gegen Krieg und Ausbeutung, gegen die barbarischen Zustände im imperialistischen Kapitalismus aufzubegehren und sich mit dem Widerstand unterdrückter Völker solidarisch zu erklären.
Bezeichnend ist auch, dass zahlreiche Gruppen und Personen aus dem „antideutschen“ Spektrum, das heißt prozionistische und proimperialistische rechte Kräfte, die allerdings immer noch oftmals als „Linke“ dargestellt werden, sich sowohl über die Medienhetze als auch über die polizeilichen Repressionen im Internet mit hämischer Freude hervortun.
Die Aktionen von KO und deren Texte zeigen wohin die Reise auch in Leipzig gehen soll. Mit Angeboten wie Kampfsport für "Arbeiter", der Reviermarkierung im Leipziger Osten und der Einschüchterung von anderen Linken, versucht KO ähnlich zu agieren wie der JW in Berlin Neukölln.
Eine weitere Struktur in Leipzig fällt immer wieder dabei auf, wenn es darum geht viel Verständnis für die teilweise antisemitischen Thesen und Aktionen dieser "antiimperialitischen Gruppen" zu haben, "Prisma" die Ortsgruppe der Interventionistische Linke (IL) in Leipzig. Sei es an der Leipziger Universität oder eben jetzt in Leipziger Osten, immer wieder sind Zusammenhänge der IL dabei Antisemitismus von Links einen Platz zu geben und deren agieren zu verharmlosen.
Damit sich in Leipziger nicht auch ähnliche Verhältnisse wie in Berlin etablieren, werden Antifaschist*innen für die "Gegen jeden Antisemitismus" nicht nur eine Phrase ist, sich an den antifaschistischen Strukturen in Hamburg orientieren müssen. Hier setzen Antifaschist*innen seit einer Weile alles daran die Verankerung eines Ablegers der Jugendwiederstandes in der Stadt zu verhindern. Es braucht in Leipzig keine antisemitischen Schläger und ebenso keine weiteren rassistischen Aktionen von "Rechtsantideutschen", die Leipzig ebenfalls als neuen Aktionsort entdecken und sich in Teilen um das Conne Island organisieren.
Gegen jeden Antisemitismus, Rassismus und Antifeminismus, egal ob von "Roten" oder "Rechtsantideutschen".
Ergänzungen
recherche
eine halbwegs qualitfizierte recherche hätte ergeben, dass die KO inhaltlich aus einer völlig anderen linie als der jugendwiderstand kommt, und weiterhin in einer anderen bundesweiten organisierung steckt.
und eine solidaritätserklärung macht noch keine ablegergruppe. das ist ungefähr so wie "ums ganze" nach einer solierklärung als attac-ableger zu erklären.
völlig willkürlich werden gruppennamen herausgewürgt, die weder zeitlich, inhaltlich noch organisatorisch irgendwas miteinander zu tun haben. prisma als initiator der größten gedenkaktion an die novemberprogrome seit jahren einen pauschalen antisemitismusvorwurf zu machen ist einfach nur dumm.
mehr als "antisemitismus!!!!!1einself" rufen braucht es eben schon.
ziemlich erbärmlicher und realitätsfremder text.