Pirate Party und Sponti - Solidarität heißt Angriff
Am Freitag den 14.06 wurde zu einer Pirate Party in den Görlitzer Park in Kreuzberg eingeladen. Es gab Getränke, Musik und einen wiederkehrenden Redebeitrag, um zu verbreiten, dass wir nicht da sind, um in das Wochenende hinein zu feiern. Statt dessen war das Motto: Solidarität mit den bedrohten Projekten. Mit 50 Menschen sind wir gegen Mitternacht zügig und so laut, wie so eine kleine Sponti eben ist, durch den Görli und den angrenzenden Kiez Richtung Meuterei gezogen.
Der Ort war kein Zufall. Die Meuterei ist seit Ende Mai räumungsbedroht und damit soll im Kiez eines der letzten Projekte verdrängt werden, dass politisch dafür einsteht widerständige Räume zu unterstützen und diejenigen, die für ein autonomes Leben kämpfen. Wir wollten uns der Aktion vor ein paar Wochen anschließen, als eine Barrikade auf dem Asphaltweg im Park gebaut und der Weg mit bullenfeindlicher Propaganda am hellichten Tag bemalt wurde (https://de.indymedia.org/node/33337).
Wir glauben daran, dass die aktuell bedrohten Projekte nicht durch Verhandlungen und Hoffnungen in einzelne Politiker*innen erhalten werden, sondern durch entschlossenen Support verteidigt werden müssen. Je mehr Stärke und Spontaneität wir zeigen, desto schwerer wird es für sie werden jene Projekte sang- und klanglos zu schließen und den Schlüssel weiter zu reichen. Keines der Projekte kann für sich alleine kämpfen, dass müssen wir gemeinsam, alle für alle in die Hand nehmen! Diese Stimmung war auf den hunderten Metern spürbar. Genau darum ging es uns mit dieser Aktionsform: auch im Alltag auf die Straße zu gehen, an einem von uns bestimmten Tag und zu schauen, wer Lust darauf hat und sich vielleicht sogar vorbereitet.
Warum ein Warten auf die Kolonnen von Räumfahrzeugen und eine aufgeregte Twitter-Nachricht?
Wenn uns die Projekträume und Inhalte am Herzen liegen, wir uns auf die Orte stützen, in unseren Kämpfen, gilt es, uns täglich zu überlegen, wie wir den Druck erhöhen können.
Zum Beispiel mit jenen kleinen Schritten hin zu einer größeren Idee, mit Menschen, die sich auf einen größeren Krawall vorbereiten wollen, darauf sich ein weiteres mal die Straße zu nehmen.
Es ist ganz offensichtlich, dass nicht wir gerade bestimmen, wo es in dem Kiez rund um den Görli lang geht. Ja, Google hat sich nach Mitte zurück gezogen und bei dem Neubau Ecke Mariannenstraße wurden die Pläne reformiert. Die rot-rot-grüne Bezirkspolitik schafft es jedoch immer wieder Kiez Initiativen von unten zu vereinnahmen. Mit Akteur*innen wie Florian Schmidt und Canan Bayram wird der Eindruck verbreitet, Parteien könnten für selbstbestimmte Räume und Lebensentwürfe einstehen und stünden an der Seite der Abgehängten und Mittellosen. Eine gefährliche Imagekampagne und eine gute Strategie dieser Parteien deren neoliberale Privatisierungswellen und aktuelle Bauprojekte wie in der Rummelsburger Bucht zu retuschieren. Die Kampagne „Deutsche Wohnen enteignen“ oder die Präsentation des „Mietendeckels“ dürfen uns nicht darüber hinweg täuschen, dass wir unsere Freiheit und Freiräume erkämpfen müssen und unsere Vorstellungen davon stets in feindlichem Widerspruch zu Parteipolitik und demokratischen Initiativen stehen, die sich an eine Regierung wenden.
Es lässt sich auch nicht verschweigen, dass die Zivi-Fahrzeuge des LKA das Gebiet bestreifen, ohne jegliche Gegen-Strategien. Sie beobachten offensiv den Alltag von Linken, kurdischen Zusammenhängen und Nachbarschaftsinitiativen und machen sich ihre Protokolle. Auch der Anblick der Bereitschaftswannen in der Wiener Straße verwundert kaum noch jemanden. Eine schleichende Sicherheitsarchitektur etabliert sich und beeinflusst unsere Bewegungen. Das Pendant zu den Secus am Kotti sind die Park-Läufer im Görli. Sie haben zum Zweck den Park zu befrieden und sanft ohne die Ausstrahlung von Gewalttätigkeit, Law and Order durch zu setzen.
Ein Team von ihnen kam nach wenigen Minuten zur „zu lauten“ Musik, ließ aber nach der Erkenntnis, die Organisator*innen nicht ausfindig machen zu können davon ab die Anlage mit zu nehmen. Sie waren zufrieden damit, dass der Lautstärkeregler minimal verschoben wurde, sie mögen die Musikrichtung ja schließlich auch. Vielmehr lag es aber vermutlich daran, dass sie eine halbe Stunde später (um 23:00) entspannt Feierabend machen wollten.
Die Verkäufer im Park werden für diese Jobs angeworben, um eine mögliche Solidarisierung unter People of Colour zu unterlaufen und den Vorwurf des Racial-Profiling aus zu hebeln. Eine alt bewährte Methode der Assimilierung und Integration diskriminierter Teile der Bevölkerung in die Herrschaftsausübung. So bestreifen die Teams den Park stets zu zweit, eine weiße und eine PoC Person.
Allgemein zur Sponti. Es kann wohl noch besser laufen Menschen bei der Einladung davon zu erzählen, was genau der Plan eines solchen Zusammenkommens sein wird und welchen Charakter die Demo annehmen wird. Menschen können dann auch eigene Flyer, Transpis und eigene Ideen mit bringen um eigene Inhalte zu vermitteln und sie können überlegen, wie sie anreisen und welche Dinge sie zurück lassen. Es war vor Ort gut alle Anwesenden zu informieren, dass aus der Pirate Party eine Sponti entstehen soll und wann es los geht. Wir könnten öfter gemeinsam überlegen, welches Ziel mensch mit einer Sponti verfolgen möchte und wie die Menschen um einen herum, darauf vorbereitet sind. Geht es mir um einen persönlichen Treffer auf Glas oder Helm, darum einen Bezug zur Nachbarschaft auf zu bauen oder schlicht darum mit Menschen auf der Straße zu sein, anstatt das übliche Freitag Abend Programm zu wählen. Oder auch um alles zusammen.
Solidarität heißt Angriff!
https://soliattack.noblogs.org/
MeuteLiebigPotseDrugstoreRigaerKeimzelleDieselASyndikatverteidigen!