[KA] Holocaust Gedenktag – Bericht und Redebeitrag

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Am Samstag, den 27.01. fand auf dem Karlsruher Marktplatz eine Kundgebung zum Holocaust Gedenktag statt. Insgesamt nahmen 100 Personen an der abendlichen Veranstaltung teil, die anlässlich des 79. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz stattfand.

Auf der Kundgebung wurden drei Redebeiträge gehalten, die an die unvorstellbar grausamen Morde und das Leid, welches der deutsche Faschismus über viele Millionen Menschen in ganz Europa brachte, erinnerten. Darüber hinaus wurden zwei Videos gezeigt, in denen die die Schrecken des Nationalsozialismus und die Folgen von menschenverachtenden Ideologien auch bildlich deutlich wurden. Auch Überlebende des KZ Auschwitz kamen in den Videos zu Wort.

Nie wieder Faschismus! Gegen jeden Antisemitismus!

Der Redebeitrag von Solidarische Perspektiven anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus:

Die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die russische Armee jährt sich heute, am 27.Januar zum 79. Mal.

Wir gedenken heute denjenigen, die im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden: Juden und Jüdinnen, Sinti*zze und Rom*nja, Schwarze Menschen, queere Menschen, psychisch kranke und behinderte Menschen, Menschen, die als “asozial” verfolgt wurden, Menschen, die aufgrund ihrer politischen Haltung oder Religion verfolgt wurden. All dies waren Menschen, die nicht in die Ideologie des Nationalsozialismus passten. Dabei waren viele Opfer Teil mehrerer verfolgter Gruppen. Den heutigen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus gibt es erst seit 1996.

Es wurden insgesamt 6 Millionen jüdische Menschen in Europa während des Nationalsozialismus ermordet. Im Konzentrationslager in Ausschwitz starben allein 1,1, Millionen jüdische Menschen. Die Personen, die von den Nationalsozialisten mit großer Unterstützung der deutschen Bevölkerung ermordet wurden, waren Menschen, die noch einige Jahre zuvor Teil der Gesellschaft abbildeten. Menschen, die in politischen Ämtern saßen. Menschen, die Angestellte waren oder ein kleines Geschäft geführt haben, darunter waren wohnungslose Menschen, Nachbar*innen, Kolleg*innen, die beste Fußballspielerin, die man sich vorstellen konnte. Es waren Menschen, die von den Nationalsozialisten gezielt mit einer perfiden perfektionierten Mordmaschinerie ermordet wurden.

Die Befreiung der Konzentrationslager bedeutete nicht automatisch ein freies Leben für die ehemaligen Gefangenen.
Gesetze, Vorstellungen, Vorurteile und Stereotype führten nach 1945 zu alltäglicher Diskriminierung und Gewalt.
Viele Gruppen mussten lange Zeit nach der Befreiung der Konzentrationslager im Jahr 1945 weiterhin für die Anerkennung als offizielles Opfer des Nationalsozialismus kämpfen. Sinti*zze und Rom*nja kämpften bis vor wenigen Jahren um die Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus. Alte Strukturen in der Polizei, Gesetzgebung sowie Verwaltung lebten zum Teil leicht unbenannt fort. Ehemalige Täter*innen, die während des Nationalsozialismus Teil der Verfolgungsmaschinerie von Sinti*zze und Rom*nja waren, kamen ungestraft davon und blieben zu einem großen Teil weiterhin anerkannte Expert*innen. Erst im Jahr 2015 entschuldigte sich die Präsidentin des Bundesgerichtshofs für deren skandalöses Urteil in Fragen der Entschädigung von Sinti*zze und Rom*nja von 1956. In dem Urteil wurde die rassistische Verfolgung geleugnet und eine Kriminalisierung der Verfolgten vorgenommen.

Gesetze, die in der Weimarer Republik erlassen wurden, wie z.B. die Kriminalisierung von homosexuellen Menschen durch den Paragraf 175 wurde erst 1994 abgeschafft. Im Jahr 2002 hob der Bundestag die während der Zeit des Nationalsozialismus ergangenen Urteile diesbezüglich auf. Erst am 22. Juli 2017 wurden auch alle Urteile, die auf Grundlage des Paragrafen 175 nach dem Jahr 1945 verhängt wurden, aufgehoben. Dies sind nur zwei Beispiele von vielen.

Mit der Shoa, dem grausamen, systematischen Völkermord an rund sechs Millionen Juden*Jüdinnen in Europa, setzten die Nationalsozialist*innen ihre menschenverachtende antisemitische Ideologie in vernichtender Art und Weise in die Tat um.
In Deutschland hat der Antisemitismus nicht mit dem Nationalsozialismus angefangen und war auch nicht nach 1945 verschwunden.
„Es ist geschehen, folglich kann es wieder geschehen.“ – mit diesen Worten des Auschwitz Überlebenden Primo Levi wird uns bewusst, dass rechtsextremistische und faschistische Gedanken, Reden und Taten nicht nur in der Vergangenheit liegen, sondern in unserem Alltag präsent sind.
Gemeinsam wollen wir uns heute gegen das Erstarken von rechtsextremistischen, faschistischen Bestrebungen und allen menschenfeindlichen Ideologien stellen.
Antisemitismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.
Das größte Massaker an jüdischen Menschen seit dem Ende des Holocausts am 7. Oktober 2023 zog in Deutschland und vielen anderen Teilen der Welt eine enorme Welle antisemitischen Hasses nach sich.
Im Zeichen des allgegenwärtigen Antisemitismus und der ganz aktuellen Ereignisse ist es umso wichtiger, immer wieder daran zu erinnern, wohin Antisemitismus führen kann.

NIE WIEDER!

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