Stellungnahme des Stadtteilladen Zielona Góra zur angeblichen Zusammenarbeit mit Islamist*innen, oder was ist eigentlich ein Stadtteilladen?
Den Stadtteilladen gibt es in seiner jetzigen Form seit 16 Jahren. In dieser Zeit haben wir hunderte von Veranstaltungen und Events organisiert. Das Zielona Góra besteht zur Zeit aus etwa 25 aktiven anarchistischen, internationalistischen, Flinta*, queeren, kommunistischen, antirassistischen, antifaschistischen Gruppen, Initiativen und Einzelpersonen. In unseren Räumen finden Filmabende, Infoveranstaltungen, Ausstellungen, Konzerte, Soliparties, Spieleabende, Kinderkino, Flinta*-Treffen, VoKü´s, Plena usw. statt. Wir sind genauso bunt zusammengewürfelt wie unser Programm! Entscheidungen werden auf unserem Plenum solidarisch, offen und mithilfe eines Vetorechts, sowie unter Beachtung der Gruppenautonomie, möglichst im Konsens getroffen. Das bedeutet natürlich auch, dass nicht immer alle mit allem wirklich einverstanden sind. Und es bedeutet auch, dass wir immer wieder aufgrund einzelner Veranstaltungen angegriffen werden, mal sind wir zu AntiImp, zu reformistisch, zu kommunistisch, AnarchoSpinner... – so what?
Menschen aus dem Laden sind in vielen Bündnissen außerhalb des Ladens aktiv: u.a. Kurdistan-Solidarität, in der VVN/BdA, Chiapas-Solidarität, in Antirepressionsarbeit, queeren und feministischen Zusammenhängen, im Kampf gegen den Klimawandel, gegen Räumungen, gegen alte und neue Nazis, antisemitische Schwurbler, gegen Krieg und Aufrüstung, für eine befreite Gesellschaft, gegen die Festung Europa und ihre Abschiebemaschinerie usw.
Ein wesentlicher Bestandteil des Zielona Góra ist, dass wir externen Gruppen und Initiativen die Möglichkeit bieten in unseren Räumen Infoveranstaltungen, Soliparties, Tresenabende, Workshops oder Plena durchzuführen, zu äußerst solidarischen Konditionen. Dies heißt natürlich nicht, dass wir (bzw. alle Kollektivmitglieder) jederzeit mit allem übereinstimmen, wofür diese Gruppen stehen.
Dadurch sind und waren wir natürlich immer auch Ziel von Gruppen, in deren kleinen Welt es keine so plurale linksradikale Welt geben darf, weil sie ja einzig und allein den echten Anarchismus, Kommunismus, Antiimperialismus, Kampf gegen Antisemitismus, Kampf gegen Faschismus und Rassismus vertreten...
Am 24.11. fand im Zielona eine Veranstaltung der Revolutionären Linken Berlin unter dem Titel "Leftists and Islamists working together...?!" statt, die intern wie extern sehr umstritten war und schon aufgrund des Titels und des Zeitpunkts nicht hätte stattfinden dürfen. Sie wurde kurzfristig von einer Gruppe des Zielona ermöglicht, weil sie auf Interventionen hin in anderen Läden abgesagt wurde. Die Intention dieser Gruppe war, dass es in Berlin möglich sein muss, über Positionen zu sprechen, die nicht dem eurozentristischen Mainstream entsprechen. Der Referent hat anhand der ägyptischen Revolution 2011 dargelegt, warum es eine punktuelle Zusammenarbeit mit islamistischen Kräften in Ägypten während des Aufstandes auf dem Tahrir-Platz gab, und warum er diese in bestimmten Situationen für nötig hält. Wer uns kennt, weiß, was wir die letzten Jahre gemacht haben, und dass dies keine Position des Kollektivs ist!
Dem Versuch einiger Akteure, uns, einem der wenigen explizit linksradikalen Orte mit einer offenen Stadtteilladen-Struktur, einen Strick daraus zu drehen, schicken wir ein herzliches: niewygodny od 2007!
Kollektiv des Stadtteilladen Zielona Góra
Dezember 2023