Robin Wood Aktivistin aus Lüneburg - sagt Danke

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Hallo

Ich wurde am 14.4.19 um 15 Uhr aus der Haft entlassen, habe eine Nacht
im eigenen Bett geschlafen, meine Rheuma-Medizin genommen. Das fühlt
sich unheimlich gut an.

Ich bedanke mich bei den lieben Menschen, die mich abgeholt haben, das
war schön euch zu sehen und reden zu können.  Der Dank geht natürlich
auch an die Menschen, die die Soliarbeit auf die Beine gestellt haben.
Soli-Botschaften waren auch schön. Ich schaffe es nicht mich Einzel bei
allen zu bedanken, daher über diesen Weg. Ich habe im Knast selbst
nichts direkt von gehört, aber am Verhalten der Bediensteten war das
schon anzumerken... Ich finde es war super, den Laden da aufzumischen. 

Natürlich fühlt es sich willkürlich an, für 3 Tage im Gefängnis zu landen...

..., weil man vor Gericht das Recht einfordert eine Beanstandung oder
einen Befangenheitsantrag einzureichen, weil man eine Pause haben will,
um sich für das letzte Wort ein paar Notizen zu machen, weil... Mehr als
eine Beanstandung zu der Ablehnung meiner Beweisanträgen und dann eine
angemessene Pause zur Vorbereitung auf Plädoyer und letztes Wort wollte
ich nicht, als der Streit mit dem Richter, der die Anträge nicht
protokollieren wollte, eskalierte. Protokollierung ist aber wichtig,
wenn man eine Entscheidung in der nächsten Instanz angreifen können will.
Ich stand da ziemlich unter Schock, als ich weggebracht wurde.

Im Knast war es für mich natürlich eine Herausforderung, meine
Rheuma-Schmerzen ohne meine gewohnte Medizin zu bewältigen, an
erholsamem Schlaf war kaum zu denken.

Der JVA-Krankenhaus Hohenasperg hat mir nur nicht mein medizinisches
Cannabis genommen (Kostenübernahme durch die Krankenkasse hierfür habe
ich vor Gericht erstritten
<http://www.eichhoernchen.ouvaton.org/docs/sante/2017_SG_LG_urteil_Eilverfahren_lecomte.pdf>),
sondern es auch noch ohne meine Wissen und gegen meinen Willen
vernichtet, ohne dies zu protokollieren, bei meiner Entlassung habe ich
dies auf dem Blatt, das ich unterschrieben habe, vermerkt. Ersatz wollte
man mir auch nicht geben (THC und CBD können auch in Tropfen-Form
eingenommen werden, hat bei mir nicht so gute Wirkung wie Blüten aber es
ist viel viel besser als gar nichts, was die Rheuma-Schmerzen angeht und
ist bei Apotheken sogar einfacher als Blüten zu erhalten). Die in der
JVA zuständige Ärztin hatte sehr wenig Ahnung von Rheuma - den Namen
meiner Basistherapie war ihr nicht einmal bekannt, obwohl es sich bei
Sulfasalazin um eine Standarttherapie bei rheumatoiden Arthritis handelt
-  und die Anstalt war nicht behindertengerecht, jedenfalls nicht die 2
Zellen die es in dieser Anstalt für Frauen gibt (Verhältnis ist ca.  10
Frauen zu 280 Männer, die "Angebote" wie Zeitschriften sind auf die
Männer ausgerichtet, für Frauen gibt es so gut wie nix). An Rheumakost
mit entzündungshemmenden Nahrungsmittel war auch nicht zu denken, es ist
sogar so, dass die Gefangenen sich auf das wenige Essen stürzen. Die
Menschen werden vom Knast-Essen nicht satt.

Ich habe im Knast viel an den französischen Philosophen Albert Camus 
und dem Konzept des Fremden, des Absurdums (l'absurde auf Französisch)
gedacht. Der Ausweg heißt permanente Revolte. In diesem Sinne habe ich
im Knast auch in einer gewissen Art und Weise Revolte und Politik gemacht. 

Die anderen Gefangen fanden Schwimmen gegen Atomtransporte cool:-)

Ich habe viel Zeit damit verbracht Menschen juristisch zu beraten. Viele
kennen ihre Rechte nicht, haben Anwälte die sich kaum kümmern und der
Knast behindert die Kommunikation mit Anwälten stark (man darf den
Anwalt nur Anrufen wenn die Solzialarbeiterin da ist und es genehmigt,
ist ein bisschen willkürlich wann das gestattet wird und wann nicht)
Einer 16-jährigen habe ich beispielsweise geduldig erläutert, wie eine
Hauptverhandlung abläuft (richtig nur die einfachsten Schritten mit
Aufruf der Sache, Personalien, Anklageverlesung, Beweisaufnahme mit
Zeugen. Sie wusste zum Beispiel nicht, dass vor Gericht Zeugen gehört
werden), sie ist seit einer Weile dort und keine-r hat ihr das erzählt.
Und ich finde eine 16-jährige hat in einer solchen Anstalt mit
Erwachsenen nichts zu suchen, zumal in einem JVA-krankenhaus viele
zusätzlich mit ihren gesundheitlichen Problemen beschäftigt sind, das
ist ein belastendes Umfeld. Es gibt für Jugendliche so gut wie keine
Angebote. 

Ein anderer Fall hat mich schwer mitgenommen, weil vieles darin mir
willkürlich vorkommt und das Ganze nicht nur zur folge hat, dass Mensch
die Freiheit durch U-Haft genommen wird, sondern auch dass der
gesundheitliche Zustand von Tag zu Tag sich verschlechtert. In der
ersten Nacht musste ich den Notknopf tätigen, weil die Dame bewusstlos
gestürzt ist. Es stellte sich dann heraus, dass die Ursache eine falsche
in der JVA neu vorgenommene Medikamenteneinstellung war. Die
Nachversorgung nach dem Sturz lies zudem zu wünschen übrig: kein Röntgen
trotz erhebliche Schmerzen, keine Überprüfung ob es eine
Gehirnerschütterung gegeben hat, obwohl die Frau Blut gekotzt hat. Und
in ihrem Fall war es so, dass selbst die Beamten, die ihre Akte kennen,
den Kopf schütteln und sagen sie habe im Knast nichts zu suchen. Ihre
Inhaftierung hat Richter Reißer zu verantworten. Welch ein Zufall?!

Ich finde es - trotz des Gefühls von Willkür und der Tatsache, dass ich
richtig gelitten habe (Schmerzen) - in einer Art und Weise nicht
schlecht dort gewesen zu sein. Denn wer berichtet ansonsten über die
Zustände?
Mehr erfährt ihr in meinem K(n)astor-Tagebuch, das ich Stück für Stück
veröffentliche.

Siehe
http://blog.eichhoernchen.fr/post/Neckar-Knastor-Transport-ein-Tagebuch
ihr könnt ab und zu rein schauen und gucken welcher Beitrag neu ist.

(Blog war heute weg tech Probleme beim Anbieter teilweise nicht
erreichbar, kann sein dass es nochmal vorkommt, aber gerade geht es wieder)

Gruß
Cécile

 

 

 

Heute fand vor dem Amtsgericht Heilbronn der zweite Prozesstag aufgrund eines Anti-Castor-Protests im November 2017 statt.
Die Robin Wood Aktivistin Cécile Lecomte wird beschuldigt, sich aus einer aufgelösten Versammlung nicht entfernt zu haben.
Da sämtliche ihrer Anträge auf einen Verteidiger abgelehnt wurden, hat Cécile sich selbst verteidigt. Jedoch wurde ihr dieses Recht von dem vorsitzenden Richter - wenn überhaupt - nur sehr eingeschränkt zugestanden.
Ihre Versuche, Anträge zu ihrer Verteidigung zu stellen, wurden von Richter Reißer verweigert. Aufgrund ihres Beharrens auf eine korrekte Protokollierung der Ereignisse im Gerichtssaal und des Versuches, Befangenheitsanträge gegen den vorsitzenden Richter zu stellen, wurde sie nach der Androhung eines Ordnungsgeldes für drei Tage in Ordnungshaft gezwungen.
Cécile wird aktuell in die JVA Schwäbsich-Gmünd gebracht. Sie leidet unter einer chronischen Erkrankung und benötigt dafür dringend Medikamente. Die Medikamente, die sie aktuell dabei hat, reichen noch bis heute Abend.

Zeigt euch solidarisch mit Cécile und ruft bei der JVA oder dem Gericht an und beschwert euch über dieses Vorgehen der Justiz. Diese Form der Unterstützung wird ihr Kraft geben und zeigen, dass sie nicht alleine ist.

 

Justizvollzugsanstalt
Schwäbisch Gmünd
Herlikofer Straße 19
73527 Schwäbisch Gmünd
Tel.: 07171/9126-0
Fax.: 07171/9126-135
E-Mail: poststelle@jvaschwaebischgmuend.justiz.bwl.de

 

Amtsgericht Heilbronn Tel:.:  07131/641 

Fragt nach Richter Reißer, um dort eure Beschwerde loszuwerden.

Weitere Hintergundinformationen zu der Aktion und dem Prozess an sich, findet ihr unter dem folgenden Link:
http://blog.eichhoernchen.fr/post/Schwimmaktion-gegen-Neckar-Castor-in-Heilbronn-vor-Gericht

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