Der Strefi-Hügel wird zerstört

Der Strefi-Hügel ist einer der wenigen bewaldeten Orte in Athen und der einzige frei zugängliche öffentliche Versammlungsort in Exarchia. Seit dem 3. Oktober 2022 wird er von 2 Unternehmen, der Immobiliengesellschaft Prodea Investments und UNISON, durch eine Spende an die Stadtverwaltung Athen, und unter dem Vorwand der Sanierung des Hügels, zerstört. Wie auf der ganzen Welt werden, durch die direkte oder indirekte Privatisierung öffentlichen Raums, Hügel und Plätze zu reinen Touristenattraktionen und verdrängen so die Menschen, die dort leben und zusammenkommen.

Wir, das offene Plenum für die Verteidigung des Strefi-Hügels, haben eine Crowdfunding-Kampagne zur finanziellen Unterstützung unseres Kampfes gestartet.

 

Die enormen Gerichtskosten aufgrund der rechtlichen Schritte gegen die Firma Prodea, der Festnahme von Genoss:innen und der vielen Interventionen setzen unserem Kampf zu. Für unsere Propagandaaktivitäten und -aktionen (Zeitung, Plakate, Veranstaltungen, Materialien, Ankündigungen) und zur Deckung der Gerichtskosten (Klagen gegen Prodea und die Stadtverwaltung, Verhaftungen unserer Mitstreiter:innen) benötigen wir 5000 Euro.

Wer sind wir?

Das offene Plenum zur Verteidigung des Strefi-Hügels wurde im Januar 2021 gegründet, als die Stadtverwaltung Athens den Hügel an die Investment-Firma Prodea übergab, um Widerstand gegen die zerstörerischen Arbeiten auf dem Hügel zu leisten und sie auch zu stoppen. Unser Plenum ist selbstorganisiert und solidarisch. Durch eine Reihe von Mobilisierungen, öffentlicher Veranstaltungen, Aktionen zur Blockade der Bauarbeiten, kulturellen und sportlichen Aktivitäten, Baumpflanzungen, Aufräumaktionen am Hügel sowie die Vernetzung mit anderen Nachbarschaftsgruppen, sind wir standhaft in unserer Forderung, den Strefi-Hügel öffentlich und frei von Rentabilität und Repression zu halten. Gleichzeitig kämpfen wir dafür, dass Exarchia ein vielfältiger politischer und sozialer Aktionsraum bleibt, mit der Mobilisierung von Anwohner:innen und Freund:innen als treibende Kraft.

Wir machen mit Interventionen gegen die Firmen Prodea und UNISON (Auftragnehmer der Stadt für die Grünanlagen), Demos für den Schutz des Hügels, aber auch Diskussionen über Gentrifizierung und Touristifizierung der Nachbarschaft Exarcheia auf uns aufmerksam und senden eine klare Botschaft:

STREFI BLEIBT FREI – ER WIRD NICHT ZU EUREM SPIELBALL!

Die Situation auf dem Hügel

 In Kooperation mit der Stadtverwaltung Athen hat die Prodea-Investments den Hügel seit dem 3. Oktober 2022 in eine von Cops beschützte Baustelle verwandelt. Die wirklich verheerenden Maßnahmen der Prodea, mit voller Unterstützung der Stadt und Gleichgültigkeit seitens der Forstverwaltung, verursachen gravierende Probleme für das gesellschaftliche Leben und das Dasein der Vögel und anderen Tiere des Strefi-Hügels, die einstmals die waldige Umgebung genossen und denen es heute erschwert wird, dort zu leben.

Diese Maßnahmen bieten überhaupt keine Lösung für das Hauptroblem des Strefi-Hügels, nämlich Überschwemmungen und Erdrutsch. Ganz im Gegenteil haben die bisherigen Maßnahmen die Situation nicht nur verschärft, sondern auch den Charakter des Hügels zu einem bedenklichen Grad verändert. Für die Verlegung unterirdischer Leitungen für Beleuchtung und Überwachungskameras wurden über die gesamte Länge und Breite des Hügels Gräben ausgehoben, was zur Zerstörung von Buschvegetation, Wurzelwerk und Felsen, aber auch zu steileren Abhängen geführt hat, wodurch in Folge schon bei leichten Regenfällen die weiche Erde herabrutscht. Gleichzeitig steht die Zerstörung der Gipfelfelsen und die Zementierung des kleinen Hochplateaus unmittelbar bevor, wodurch seltende endemische Pflanzen und Tiere, die dort nisten, verschwinden werden.

Jenseits davon ist allerdings das Hauptziel nicht, die Probleme des Hügels zu lösen, sondern seine Verwandlung von einem waldigen Ort zu einem überwachten touristischen Ausflugsziel. Das gleiche Ziel haben auch die anderen Maßnahmen des Athener Bürgermeisters Bakoiannis im Zentrum Athens (Omonia, Syntagma, der “lange Spazierweg”, Lykabettus), zu Gunsten von Investor:innen und dem Tourismussektor, zu Lasten der geplagten Einwohner:innen.

Ein koordinierter Angriff

Die Gentrifzierung und “Aufwertung” Exarchias zielen darauf ab, das Viertel zu einem künstlichen Ort zu machen; seinen radikalen, historisch gewachsenen Charakter auszulöschen. Exarchia stellt schon seit mehr als einem Jahrhundert ein Ort von Radikalisierung und Entwicklung von Bewegungen dar, ein Gärkessel politischen Brodelns und unvermittelter Ausbrüche, mit selbstorganisierten, selbstverwalteteten Räumen und Besetzungen. Exarchia ist verbunden mit konflikthaften und aufständischen Ereignissen, mit Aktionen des Widerstands und Infragestellung von bestehenden Verhältnissen. Durch die Gentrifizierung wird die Plünderung und Nivellierung Exarchias vorangetrieben, das in einen Touristenort verwandelt wird; in eine Zone sterilen, einheitlichen Zeitvertreibs und Konsums.

Die freien, öffentlichen Orte werden von privaten Unternehmen und Großinvestor:innen gekapert, die besetzten Häuser geräumt; Zwangsräumungen und Versteigerungen werden gleichermaßen mehr, Airbnb-Wohnungen vervielfachen sich und Hipster-Läden machen sich breit. Die “Aufwertung” zerstört außerdem historische Orte politischer Bewegung, wie die polytechnische Universität mit der Entfernung der Studierenden und dem Versuch, sie zu einem Museum zu machen. Das archäologische Museum wird privatisiert und vergrößert auf Kosten des öffentlichen Raums, umzingelt von Hotelungetümen.

Natürlich wird die “Aufwertung” Exarchias von harter Repression begleitet, um Reaktionen zu unterdrücken. So bewachen Cops die Metro-Baustelle, die den zentralen Platz der Nachbarschaft, die Platia Exarchion, zerstört. Das einzige, was auf dem Strefi-Hügel gepflanzt worden ist, sind die griechischen Polizeikräfte, die sich üben in Gesichtskontrolle, ständigen Durchsuchungen und Schikanen und einem Zugangsverbot zum Strefi-Hügel (außer, es handelt sich um Tourist:innen). Selbstverständlich fehlen auch präventive Gewahrsamnahmen nicht von Menschen, die nicht ihren ästhetischen Vorstellungen entsprechen.

Unser Kampf

Unser Widerstand gegen die ständige Repression, aber auch gegen den Versuch der Investitionen zur Ausschlachtung der Nachbarschaft Exarchias, ist ein täglicher Kampf. Auf ihren Versuch, den Charakter unseres Viertels zu zerstören, uns aus unseren Häusern zu schmeißen, uns den Zugang zu den, jetzt besetzten, öffentlichen Räumen und Grünflächen zu verwehren, antworten wir mit unserer täglichen Präsenz und Aktion in der Nachbarschaft, in der wir wohnen, arbeiten; in der wir uns politisieren und Beziehungen knüpfen. Unser Ziel und unsere Vision ist es, den Charakter, den wir selber über Jahre hinweg unserem Viertel gegeben haben, zu erhalten und den Zugang zum Strefi-Hügel für jedes Lebewesen, menschlich oder nicht, zu ermöglichen. Wir lassen keine andere Version des Hügels zu als die eines öffentlichen Raums, der ein freies Gut für uns alle darstellt, für die unzähligen seltenen Arten von Pflanzen, die auf ihm wachsen, für seine Schildkröten und die zig Arten von Vögeln, die in seinen Bäumen leben.

Der Strefi-Hügel lacht an jedem sonnigen Tag, an dem Kinder Basketball und Fußball spielen, Groß und Klein ihren Kaffee oder ihr Picknick unter seinen Bäumen genießen, Jugendliche mit dem Blick auf die Sonnenuntergänge erwachsen werden, und jede Art von Hund seine Runde dreht. Jeder Versuch, einen freien Hügel in einen von Polizei und Kameras besetzten zu verwandeln, der nur noch Tourist:innen und hochpreisige Läden mit ihren Sitzgelegenheiten beherbergt, die den Zugang zu politischen und sozialen Events blockieren, wird uns als Gegner:innen vorfinden; standhaft und entschlossen.

 

Unser eigenes Anliegen ist die Befreiung von einem System, das die Unterdrückung und den Ausschluss nährt; damit unser Leben so frei und wild wie möglich wird, möglichst nah an der Natur, möglichst offen für unsere Beziehungen zueinander.

Das Strefi-Plenum braucht finanzielle Unterstützung, um den Hügel auch in Zukunft wirksam zu verteidigen. Für Öffentlichkeitsarbeit (Zeitung, Plakate, Material, Veröffentlichungen) und zur Deckung von Gerichtskosten (Klagen gegen Prodea und die Stadtverwaltung, Verhaftungen von Mitstreiter:innen)

 

… AUF DASS STREFI FREI, ÖFFENTLICH UND WILD BLEIBT!

 

Unterstützen könnt Ihr uns mit einer Spende über die Plattform Firefund.

News (auf Griechisch) findet Ihr regelmäßig auf unserer FB-Seite.

Ein Video über unseren Kampf findet Ihr hier.

Einmal pro Woche gibt es ein offenes Treffen unseres Plenums. Informiert Euch über den Terminkalender von athens.indymedia.org.

 

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