(emotionalisierter) demobericht zum 14.1. in lützerath
am morgen des 14.1. brach ich auf zur großdemo nach lützerath - unsicher was genau mich dort erwartet
am morgen des 14.1. brach ich auf zur großdemo nach lützerath - unsicher was genau mich dort erwartet, aber auch zuversichtlich, zumindest diese nacht im wiederbesetzten dorf zu verbringen, genug sachen gepackt um irgendwie ein paar tage davon leben zu können aber immer noch leicht gepackt genug, dass ich während der demo mobil bleiben kann
dort angekommen war ich auch einfach nur beeindruckt von der mobilisierung - etliche reisebusse aus jeder erdenklichen stadt, greenpeace-jugend läuft hinter einem von bestimmt 4 oder 5 schwarzen blöcken aus etwa 100 leuten, komplett vermummte anarch@s neben familie mit kindern und irgendwann setzten sich die wohl knapp 40.000 leute auch schon in bewegung
dann als der erste ausbruch aus der demoroute erfolgte und die erste bullenkette durchbrochen wurde machte sich eine euphorie breit, das gefühl dass nicht nur ich heute versuche uns unser dorf wiederzuholen und vor der zerstörung durch rwe und bullen zu retten
dann passierte das selbe wieder, und nach längerer wortwörtlicher schlammschlacht vor dem letzten wall vor lützerath noch einmal, es war auch sehr erfrischend anzusehen wie viele steine, schlamm und sonstwas auf die bullen flog während die erste linie versucht hat durchzubrechen und das ziel schien zum greifen nahe - nur noch eine bullenkette, ein paar wannen und dieser bauzaun und dahinter steht unsere kleine utopie und unser freiraum
doch ab hier wurde es schwieriger und schwieriger menschen dazu zu bewegen sich den durchbruchsversuchen anzuschließen, es flogen zwar noch einzelne bengalos und böller richtung schweine, aber die anfängliche euphorie wurde schnell zu einer pattsituation, wo es für keine seite vor oder zurück gab, es wurde zwar noch manchmal versucht an verschiedenen stellen durchzubrechen, aber vor allem die anbrechende dunkelheit sorgte dann dafür, dass sich ein stetiger strom menschen vom tagebauvorfeld wieder richtung keyenberg begab
nachdem ichs dann auch noch eine weile versucht hab, musste ich auch demoralisiert und frustriert anerkennen, dass hier wohl heute nichts mehr passiert - wobei ich hier auch nicht unerwähnt lassen kann, dass die schiere brutalität der bullen auch ihren teil dazu beigetragen hat, dass viele demoralisiert abgezogen sind - eine gute besserung an alle verletzten gefährt*innen und mitstreiter*innen an dieser stelle, vor allem an die person die mit nem rettungsheli abgeholt werden musste, wir werden den bullen an genug anderen stellen heimzahlen wie sie euch heute zugerichtet haben
was dann auf dem langen weg vom wall vor lützi bis zur bahn sich breit gemacht hat waren eine menge emotionen - wut über die bullen und diesen drecksstaat, über jede*n einzelne*n verletzte*n gefährt*in, trauer über noch einen verlorenen freiraum, enttäuschung dass wir noch eine räumung nicht verhindern können, dieses gefühl dass es ja geklappt haben könnte wenn ich noch entschlossener gehandelt hätte, nichts als verachtung für die grünen die mal wieder alles verraten wofür sie mal standen und eine tiefe innere leere, wo vorher noch die zuversicht war heute tatsächlich mal wieder einen bewegungserfolg zu erzielen
traurig und müde saß ich dann im zug zurück - umgeben von anderen leuten denen es teils so ging wie mir - und trotz der niederlage waren wir fest entschlossen uns nach wie vor nicht vom kampf für eine bessere welt und gegen die gesamtscheiße abbringen zu lassen
es gibt auch eine menge an taktischer auswertung, die wir im nachgang zu lützerath tun müssen, und vor allem die dogmatische gewaltfreiheit der klimagerechtigkeitsbewegung sollte in dieser neu ausgewertet werden, doch dies sollte an anderer stelle und als kollektiver prozess geschehen
an dieser stelle noch der aufruf, tag X(+1)-demos in euren städten zu organisieren, für den tag an dem lützerath vollständig gerääumt sein sollte, denn wenn wir die räumung schon nicht verhindern können, treiben wir wenigstens den preis nach oben
LÜTZERATH NEVER REST IN PIECE
LÜTZERATH LEBT
(A)