Der Lynchmord an Zak Kostopoulos in Athen
Am Freitag, 21. September, vermeldeten nachmittags griechische Agenturen und Polizeiseiten, nicht ohne Genugtuung, dass im Bereich Omonia, nähe Platia Kannigos, ein bewaffneter Räuber bei einem Überfall auf einen Juwelier ums Leben gekommen sei. Ein Drogensüchtiger hatte ein Ende gefunden, wie es ganz nach dem Geschmack der Boulevard Presse ist.
Innerhalb von 24 Stunden wendete sich die Berichterstattung. Der Getötete war Zak Kostopoulos, als Drag Queen und LGBT + Aktivist bekannt im Kampf gegen Homophobie, HIV-Positiv und allseits beliebt. Nach Aussage eines Begleiters war er vor einem Streit in ein Geschäft geflüchtet und dort durch ein Alarmsystem gefangen, während der Besitzer draussen einen Mob aufstachelte.
Es tauchte schnell folgendes Video https://www.youtube.com/watch?v=1GC-sDvKEH0&t=2s bzw. https://www.nsfwyoutube.com/watch?v=7XIwSMnqPOI
aus einem gegenüberliegenden Restaurant auf, was zeigt wie Zak von dem Juwelier und seinem Kumpel, unter Beobachtung einer Menge gelyncht wird. Nach kurzer Zeit trafen EKAB Sanitäter ein, die Zak versorgten, bis dieser aufgrund weiterer Angriffe einen erneuten Fluchtversuch unternahm. https://www.youtube.com/watch?v=20okk3d9C0M
Die ganze Zeit anwesend: Beamte der Sondereinheiten DIAS und Z, die wie auf einem gestern verbreiteten Video zu sehen ist, https://www.youtube.com/watch?v=CyHUzMgEVnw
an dem Mord beteiligt waren indem sie den gefesselten und verletzten Zak weiter mißhandelten. Der starb auf dem Weg ins Krankenhaus.
Morde dieser Art ereignen sich täglich in den Metropolen des Kapitalismus, in Rio de Janeiro öfter als in Athen – und hier auch nur selten so unverhohlen vor laufenden Kameras. Am Samstag gab es die erste Demo in die Gladstonos Straße zum Tatort, nach der Haftprüfung des Juweliers am Dienstag die nächste (er wurde gegen Kaution freigelassen). Am Mittwochabend fand eine schreckliche Demo im Zentrum Athens statt, aufgerufen von Initiative by members of the drag community in Athens. https://www.kinimatorama.net/event/100604
Dieser Demo schlossen sich vermummte Jugendliche an, die alsbald ATMs und Schaufenster von Banken und Luxusläden zerstörten. Erst wurden sie ausgebuht von einigen älteren Damen, dann in Sprechchören von einem kleinen Block aufgefordert die Demo zu verlassen und schließlich angegriffen. Die Mehrheit der Demo verhielt sich passiv dazu, einige sympathisierten mit den Zerstörungen. Kann es sein, dass einige Menschen nur deshalb für Zak demonstrierten weil er nicht dem hetero normativen Gesellschaftsbild entspricht?
Dabei wurde er nicht deshalb getötet, sondern weil eine bestimmte Schicht eine krasse Wut auf Leute hat, die sich an Eigentum vergreifen. Und so wie der Juwelier mit seinem Mob und Bullen seinen Laden verteidigte, schützten Linke auf dieser Demo mit der gleichen Wut die Scheiben und ATMs von Banken. Eine Kritik, die auch auf Indymedia vertreten wird https://athens.indymedia.org/post/1591645/
Zak wurde gelyncht von einem Gericht aus Besitzenden und Bullen, die sich schnell zusammenfanden, wie sie es immer tun, und sofort das Urteil vollstreckten. (Ein Bulle brachte auch noch schnell ein Messer von einem Restaurant als Tatwaffe mit, eingekreist im Video).
Für die Überwindung des Kapitalismus ist zunächst der Kampf gegen den sozialen Kannibalismus notwendig, wie er in diesem Mord beispielhaft aufgetreten ist. Wer Schaufenster schützt, egal ob sie ihm „gehören“ oder er/sie diese nur aus politischen Gründen verteidigen will, ist auf der gegnerischen Seite zu verorten.
Positiv überrascht hat dann aber die Reaktion einiger auf einen ähnlichen Vorgang in Kreuzberg gestern https://www.youtube.com/watch?v=xKmuF_YEvvs und https://www.youtube.com/watch?v=TZ5KY7AOQbY .