B: Denkmal feministisch umgestaltet: Schiller äußert Fluchtgedanken

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In den heutigen Morgenstunden haben Feminist*innen das Schiller-Denkmal im gleichnamigen Park in Berlin-Wedding umgestaltet. Die unterhalb des Dichters sitzenden Charaktere protestieren nun mit Sprechblasen gegen Schillers Frauenbild, wollen empowern und rufen zur Teilnahme an den Protesten gegen den “Marsch für das Leben” am 22.09.18 in Berlin auf. Der angegriffene Schiller äußert bereits Fluchtgedanken…

Das von den Nazionalsozialisten aufgestellte Denkmal zeigt den ewig zweiten Dichterfürsten auf einem Sockel stehend. Umgeben wird er in klassisch patriarchaler Ästhetik von vier frauisierten Personen, die noch unterhalb seiner Schuhsohlen kauern. Sie sollen die vier Gebiete Lyrik, Philosophie, Geschichte und Tragödie abbilden.

Die Tragödie von Geschlechterrollen

Mit der Denkmalaufstellung 1941 versuchte die NS-Propaganda Schiller zu instrumentalisieren. Die Idee war, in dem als widerständig geltenden Arbeiter*innenbezirk Wedding mehr Präzens der „deutschen Geistesgeschichte“ zu schaffen. So sollte aus rotem Bezirk ein brauner Wedding werden.

 

Schillers Frauenbild
Ein beschissenes Frauen*bild hatte Schiller aber auch schon von ganz alleine. Das wissen auch die vier Figuren und üben nun heftige Kritik an dem Typen oben. So tönt die Tragödie unmissverständlich:
“Dass Schillers Frauen*bild scheiße war,
das ist uns schon lange klar.
Geschlechterrollen hin und her
– am Besten gibts sie gar nicht mehr!”

 

Im Gedicht „Die berühmte Frau“ zeichnet Schiller ein „Horrorbild“ einer gebildeten, eigenständig denkenden und unabhängigen Frau*. Diese Angst vor der Selbstbestimmung der Frau* hat sich auch auf das Denkmal übertragen. Das Aufbegehren der Frauen* des Denkmals, die Schiller in patriachaler Tradition „zu Füßen“ sitzen (und so wortwörtlich eine patriachale, untergeordnete und beherrschte Rolle einnehmen) setzt diesem nun ein Ende.

 

Männer über Männer über…Stop!
Ähnlich talentiert reimt auch die belesene Geschichts-Figur ihre ätzende Kritik:
“Seit Anbeginn der Neuzeit
sind wir verbannt auf diese Plätze,
Zeit das wir was machen gegen
PATRIACHALE HETZE!”

 

Auf den geschichtstragenden-Platten, die die Figur hält, stehen – wen überrascht es – nur Typen*. Kant, Goethe und co. sind bestens vertreten. Dies ist kein Einzelfall in einer Geschichtsschreibung, in der vor nicht zu langer Zeit nur Typen* über Typen* schrieben. Auch 2018 ist die Geschichtsschreibung zum Großteil noch immer der Hand von Männern*.
Hierdurch wurde und wird der Beitrag nicht-cis-männlicher Personen zu Erkenntnissen und Ansichten entweder trivialisiert oder marginalisiert. Es werden Leistungen und auch die bloße Nennung von Frauen* geleugnet oder einfach vergessen. Die Geschichtsschreibung obliegt immer den Herrschenden und ihrer eingeschränkten Sichtweise – so sind im Patriachat nicht-männliche Beiträge zur Gesellschaft wie auch Perspektiven mindestens unterrepräsentiert.

 

Philo-Feminismus
Auch die Philosophie weiß etwas Geistreiches anzumerken. Erkennbar steigert sie sich während der folgenden Verse in Rage und probt schonmal für die Demo am 22.09.:
“Femi-nie-nie?
Femi-immer-immer!
Femi-immer-muss!
FEMI-NIS-MUS!”

 

Ein lyrischer Demoaufruf
Die „Lyrik“ brüllt schließlich mit voller Kraft in den Park:
“Der Handschuh,
Die Glocke,
Der Kleiderbügel
Die Demo: 22.09.!”

 

Und Schiller?!
Schiller selbst hingegen ist wegen dieses unromantischen Gegenwinds sichtlich irritiert. Vor den Kopf gestoßen flucht er:
“Na nu?
Ich wünsche zu entschwinden!
Nun wollen sie das Recht
nicht zu entbinden!”

 

Setzen wir uns gegen sexistische Verhältnisse zur Wehr, und leisten wir Widerstand um dem Patriachat ein Ende zu setzen – an jedem Tag und am 22.09. Insbesondere gegen den „Marsch des Lebens“ müssen wir für reproduktive Rechte auf die Straße zu gehen und den Beschützer*innen patriarchaler Gesellschaften deftig in den Hintern treten!

 

Mehr Infos:

http://memorialsunderdeconstruction.blogsport.eu/2018/09/04/b-schiller-a...

 


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