Antifaschistische Kaffeefahrten in Sachsen - Verbindungen stärken, an Betroffene rechter Gewalt erinnern & Neonazis aus der Deckung holen!

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antifaschistische Kaffeefahrt

Liebe Genoss*innen, Gefährt*innen und Freund*innen,

an den letzten beiden Oktober Wochenenden veranstalten wir zwei antifaschistische Kaffeefahrten. Am 22.10.2022 (Start 10:00) soll es an verschiedene Orte im Raum Leipzig gehen. Der Fokus liegt dabei auf Netzwerken der extremen Rechten über die wir informieren werden, um Akteur*innen aus der Deckung zu holen und ein Zeichen antifaschistischer Praxis zu setzen. Eine Woche später, am 29.10.2022 (Start 11:00) werden wir im Raum Chemnitz unterwegs sein. Hier soll es besonders um eine Stärkung der Verbindungen zu unseren Genoss*innen in den umliegenden lokalen antifaschistischen Strukturen gehen. Dafür wollen wir in einen Austausch untereinander kommen und auch hier gemeinsam an relevante Lokalitäten der rechten Szene vor Ort fahren. Für die Chemnitz-Tour am 29.10.2022 ist es möglich bereits in Leipzig und Dresden in die Busse zuzusteigen (Start 9:30).

Die Fahrten werden ca. 8-10 Stunden dauern. An den Stationen gibt es Kundgebungen mit wechselnden Inhalten wie Vorträge, Küfa und Redebeiträge. Genauere Informationen zu den konkreten Orten, den Treffpunkten für die Abfahrten und einen kleinen Packzettel gibt es beim Kauf der Bustickets. Diese sind in Leipzig im No Borders Shop und El Libro in Connewitz, Locations in Chemnitz zum Kauf eines Tickets werden nachträglich in den Kommentaren ergänzt. Falls es euch nicht möglich ist diese abzuholen, schreibt eine verbindliche Anmeldung an: antifa-kaffeefahrt@riseup.net.

Die vergangenen drei Jahre waren für viele von uns mit großen Herausforderungen verbunden. Im Zuge der seit 2020 kaum abreißenden verschwörungsideologischen Coronaproteste schaffte es die extreme Rechte große gesellschaftliche Gruppen zu mobilisieren und für sich zu vereinnahmen. Die Woche für Woche stattfindenden und sich schnell auf diverse Kleinstädte ausbreitenden Aufmärsche, waren und sind für antifaschistische Interventionen schwer zu erreichen. Sie erzeugen für alle, die von rechter Gewalt bedroht und betroffen sind, Angsträume und Innenstädte, die man besonders Montags lieber meidet. Die brutalen Angriffe in Taucha(1) und jüngst in Leipzig(2) sind Ausdruck dieses neuen Selbstbewusstseins der rechten Szene.

Rechte Netzwerke und Übergriffe sind dabei weder als spontan, noch als singulär zu betrachten. Sie entspringen einer Kontinuität die immer wieder zum Vorschein kommt. So wollen wir mit unseren Kaffeefahrten auch einen Blick auf die nähere Vergangenheit richten und an Todesopfer rechter Gewalt, wie Kamal K. erinnern, der 2010 im Oktober von den Neonazis Marcus E. und Daniel K. am Leipziger Hauptbahnhof ermordert wurde. Während die Ermittlungsbehörden nichts ungeschehen ließen, um eine Aufklärung der rassistischen Tat zu verhindern, hielt die Staatsanwaltschaft ein rassistisches Motiv nicht für erwiesen - ein Verhältnis zwischen Staat und Rechten, welches ebenfalls struktureller Art ist.

So erreichen in Zeiten von Hanau, Halle und Kassel die staatlichen Angriffe gegen die organisierte Linke eine neue Dimension. Unzählige Hausdurchsuchungen, Strukturermittlungen und der größte Prozess gegen die militante antifaschistische Linke seit Jahrzehnten, sollen für Einschüchterung und Verunsicherung sorgen. Wo in Schwarzberg ein gegen eine Einzelperson gerichteter Vorwurf der Sachbeschädigung ausreicht, um ein linkes Hausprojekt vollständig zu durchsuchen(3), können sich die Angreifer von Fretterode(4) oder Wurzen(5) auf ihre Kameraden in Ermittlungsbehörden und Justiz verlassen und nachlässige Ermittlungen und milde Urteile erwarten.

All diese Angriffe auf uns und unsere Strukturen treten in unterschiedlicher Gestalt auf. Doch unabhängig von Groß- oder Kleinstadt, Autonomes Jugendzentrum oder Kulturverein, Gruppe oder Einzelperson – gemeint sind wir alle. Lasst uns zusammenkommen und gemeinsame Perspektiven antifaschistischer Praxis entwickeln. Hören wir den Betroffenen rechter Gewalt zu und holen die rechten Täter*innen aus der Deckung.

Quellen:
1) https://saft.noblogs.org/post/2022/06/26/massiver-rechter-uebergriff-in-taucha-am-22-06-2022/
2) https://www.l-iz.de/leben/faelle-unfaelle/2022/09/rechte-montagsdemonstrationen-2-der-ueberfall-am-26-september-2022-474254
3) https://de.indymedia.org/node/186808
4) https://www.belltower.news/skandal-urteil-aeusserst-milde-strafen-im-fretterode-prozess-139241/
5) https://www.ndk-wurzen.de/aktuelles/rassistischer-angriff-in-wurzen-endet-ohne-verurteilung1/

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