Neues von der Kommunikationsguerilla

Regionen: 

Kommunikationsguerilla ist ja auf der einen Seite pop und entsprechende Veranstaltungen schießen nach wie vor wie Pilze aus dem Boden. In den nächsten Wochen gibt es Veranstaltungen in Erfurt, Hannover und Berlin. Zwar ist nicht wirklich erkennbar, dass all die poppigen Veranstaltungen irgendwie Einfluss auf die Aktionspraxen linksradikaler Bewegungen hätten, aber davon, dass man stattfindende Veranstaltungen nicht bekannter macht, wird das ja auch nicht besser, deshalb haben wir hier neben einigen Anmerkungen zum aktuellen Geschehen einige Termine und Neuigkeiten zusammen gestellt:

 

16.2.2018 Adbusting-Workshop bei Erfurt für alle

 

Mit Unterstützung der regionalen Rosa-Luxemburg-Stiftung veranstaltet das Bündnis „Erfurt für alle“ am Freitag, den 16.2. und Samstag, den 17.2. in Erfurt einen Adbusting-Workshop. Inhaltlich wird es um Folgendes gehen: „An jeder Ecke nervt sie uns, will uns was aufschwatzen oder das Image von Großkonzernen und Politik aufpolieren. Ihr habt keine Lust mehr auf diese märchenhaften Lügen? Dann macht mit beim Adbusting Workshop“. Los geht’s am Freitag um 16h im veto, Magdeburger Alle 181. Weiter geht’s am Samstag um 10h in der [L50], Lassallestraße 50. Die Veranstaltung ist kostenlos, Anmeldung ist nicht notwendig, es wird aber aus organisatorischen Gründen darum gebeten. Mehr Infos:

 

http://wastun.co.vu/event/adbusting-workshop-von-erfurt-fuer-alle/

 

 

 

18.2.2018 Kommunikationsguerilla in Hannover

 

Die Tierrechtsgruppe Ariwa veranstaltet am Sonntag, den 18.2.2018 in Hannover-Linden einen Workshop zum Thema Kommunikationsguerilla. Die Gruppe schreibt: „A wie Adbusting, T wie Tortenwurf, Z wie Zeitungsplagiat: Viele Bewegungen nutzen Kommunikationsguerilla, um ihre Themen in die Medien zu hieven. Teilweise wie aus dem Nichts, manchmal mit wenig Ressourcen, meist gut inszeniert, immer unerwartet. Wir wollen uns einige Beispiele anschauen, um zu verstehen was kritische Punkte bei dieser Aktionsform sind. Warum funktioniert es manchmal und warum nicht? Was kann getan werden, um Viralität zu erzeugen? Anschließend werden erste Ideen zum Thema Tierproduktion entwickelt, die vielleicht einmal für mediales Gewitter sorgen.“ Los geht’s um 13h im „Feinkost Lampe“ in der Lindener Eleonorenstraße 18. Mehr Infos zur Veranstaltung:

 

https://www.ariwa.org/aktivitaeten/aufklaerung/termine/1544-18022018-hannover-workshop-kommunikationsguerilla.html

 

 

 

25.2.2018 Adbusting-Workshop bei der Bund-Jugend Berlin

 

Am Sonntag, den 25. Februar 2018 veranstaltet die Bund-Jugend Berlin einen Adbusting-Workshop. Die Bund-Jugend beschreibt ihr Programm so: „In diesem Workshop stellen wir verschiedene Beispiele für Adbustings vor, Du lernst, wie Werbung funktioniert, wie Du dies für Dich nutzen kannst und was Du rechtlich beachten solltest. Natürlich übst Du auch praktisch verschiedene Methoden, um Werbung kreativ umzugestalten.“ Los geht’s um 10.00 Uhr morgens in der Berliner Zentrale der Bund-Jugend in der Erich-Weinert-Straße 82 im Prenzlauer Berg.

 

https://www.bundjugend-berlin.de/termin/adbusting/

 

 

 

Die Ausnahme in Berlin

 

Eine Ausnahme von der Regel, dass Kommunikationsguerilla in linksradikaler Aktionspraxis keine Rolle spielt, zeigte sich letzte Woche in Berlin. Zum diesjährigen Polizeikongress gabs ein relativ poseriges Adbusting direkt am Tagungsort, dem bbc am Alexanderplatz. Dabei wurde bereits Anfang Januar in Berlin eine Plakat-Kampagne der Polizei getrollt. Dabei übernahmen Chaot*Innen Werbevitrinen, in denen Polizeiwerbung hing. Statt dessen zeigten die Werbevitrinen nach der Aktion einen Warnhinweis, der Polizei wegen Polizeigewalt kritisiert. Vermutlich war diese Aktion nur eine beschaffungs-kriminelle Ouvertüre, denn ganz ähnliche Polizei-Poster tauchten nun zum Polizeikongress am Alex auf. Rund um das bcc begrüßten veränderte Polizei-Poster die Teilnehmenden mit Sprüchen zu Polizeigewalt, Rassismus, sexistischem Mackertum und Überwachung.

 

 

 

 

 

 

Eine Taktik der Defensive

 

Auffällig daran ist, dass diese Kommunikationsguerilla-Aktion die einzige öffentliche Kritik am Polizeikongress blieb. Während der Polizeikongress in früheren Jahren noch große Demos mit Krawallen mobilisiert hatte, fand bereits im letzten Jahr keine linksradikale Mobilisierung dazu statt und auch dieses Jahr konnte der Polizeikongress ungestört stattfinden. Interessanter Weise korreliert dieser Befund mit unserer These, das Kommunikationsguerilla eine defensive Taktik sei. Bei Interesse wird das in unserem Text „Was ist Kommunikationsguerilla?“ ausgerechnet an einem weiteren Beispiel von Kommunikationsguerilla gegen den Berliner Polizeikongress aus dem Jahr 2016 vertieft.

 

 

 

 

 

 

 

Was gabs sonst so?

 

Unterhaltsam war diese Woche auch die Lektüre der taz. Auf dem dortigen Streetart-Blog wird eine Adbusting-Aktion als „genial“ gehypt. Dabei geht es um zwei Adbustings, die am mittleren Teil der Sonnenallee Sexismus kritisieren. Zugegeben, sie sind ziemlich schick, aber eine kleine Aktion am Arsch der Welt, die nicht mal direkte Ansprechpartner*in hat, die sich drüber ärgern könnten, soll die Definition von „Genial“ erfüllen? Naja, vielleicht ist das Machen von Aktionen ohne Relevanz der Grund, warum bildungsbürgerliche Medien Campact, Attac, Bewegungsstiftung und wie die vor allem Spendengelder sammelnden NGOs alle heißen, so toll finden?

 

 

 

 

 

 

 

Schnauze voll von Adbusting?

 

Und falls wer von dem Adbusting-Kram die Schnauze voll hat: In Berlin gibt’s die Möglichkeit, dem Kommunikationsguerilla-Sumpf ein für alle mal das Wasser abzugraben. Denn die Initiative „Berlin werbefrei“ will Werbung im öffentlichen Raum verbieten. Noch bis zum 15.4.2018 kann man bei deren Volksbegehren für dass Ende von Werbung im öffentlichen Raum und Adbustings unterschreiben:

 

https://berlin-werbefrei.de/

 

 

 

Repression gegen Dies Irae

 

Vielleicht sollte H&M die Kampagne von Berlin Werbefrei sponsern, denn die Firma scheint von Adbustings der Gruppe Dies Irae eindeutig genug zu haben. Die Gruppe nervt die Kaufhauskette mit Adbustings, die Arbeits- und Produktionsbedingungen kritisieren. Nun versucht der Konzern neuerdings, künftige Adbustings verbieten zu lassen. Ein interessanter Rechtsstreit dürfte also bald auf dem Facebook-Profil der Gruppe „Dies Irae“ zu verfolgen sein:

 

https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=765281100323698&id=352841264901019

 

 

 

Mehr Infos:

 

 

 

Was ist Kommunikationsguerilla?

 

http://maqui.blogsport.eu/2016/06/16/was-ist-kommunikationsguerilla/

 

 

 

Adbusting zum Polizeikongress:

 

http://maqui.blogsport.eu/2018/02/07/b-polizeikongress-protest-mit-adbusting-am-alex/

 

 

 

Über das Verhältnis von Kunst und Politik beim Adbusting:

 

http://maqui.blogsport.eu/2015/11/20/das-verhaeltnis-von-kunst-und-politik-beim-adbusting/

 

 

 

 

 

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