500 Cops und 3 Tage Regen. Ein kritischer Blick auf den Protest gegen die Räumung der Friedel54 und das Verhältnis von Militanz und Ohnmacht
Es war nicht so, als ob etwas gefehlt hätte: ein linksradikaler Ort, der sich wehrt; ein Eigentümer im Nirgendwo des globalen Kapitalismus; eine Bezirksbürgermeisterin, der die Sache egal ist; Präsenz selbst in den bürgerlichen Medien; Solidarität aus der Nachbar*innenschaft; Sommer; und eine nach den R94-Unruhen und dem unangemeldten 1. Mai selbstbewusste Szene; dazu die nach wie vor nicht revidierte Aufnahme der Friedel54 in ein Tag X-Konzept und die allgemeine Ansage: Nehmt ihr uns die Häuser ab, machen wir die City platt. Eine Millionen Mark, Euro, Dollar, egal, jedenfalls viel Sachschaden, teuer, dahinter die Hoffnung: Das ist es euch nicht wert. Selbst unter den Umständen, dass Berlin drei Stunden nach Räumung der Sitzblockade in einem unpraktischen Regen versank und der G20 direkt vor der Tür stand: In den Wochen vor der Räumung war überraschend wenig los, am Tag selbst waren zwar viele Menschen da, aber eben unglaublich passiv. Wir fragen uns warum das offensichtlich vorhandene Potential an Militanz und Druck von der Straße - wir erinnern uns unter anderem an nächtelange Autobrände und entschlossene Demos mit mehreren tausend Leuten im Kontext der Auseinandersetzungen um die Kadterschmiede in der R94 in Friedrichshain - nicht aufgebracht wurde. Wir halten das für diskussions- und erklärungsbedürftig.
Wir halten diese Frage deshalb für relevant, weil sie in die Diskussion um den bewussten, kollektiven und politischen Einsatz von Militanz fällt. Dieser Text entstand hauptsächlich vor dem G20 und seinen Folgen. Auch wir stehen unter dem Eindruck der medialen Hetze und staatlichen Rerpression, die auf die Hamburger Unruhe folgten. Gerade angesichts dieses Drucks aber halten wir an einer eigenständigen Reflexion über Militanz als Teil unserer Praxis fest. Eine der Lehren aus Hamburg deckt sich mit der Motivation für diesen Text: Militanz zu verstehen und ihren Einsatz inhaltlich rechtfertigen zu können. Wir meinen, dass wir in Berlin falsche Spaltungen, Wertungen und damit identitäre Subszenen in uns tragen und viel zu oft aus diesen falschen Gründen heraus Militanz motivieren. Dies ist verständlich, politisch aber nicht befriedigend. Kurz: Wir wollen eine politische und keine identitäre Begründung für Militanz. Und wir wollen einen selbstverwalteten Raum in Nord-Neukölln zurück.[1]
Ablauf der Räumung
Um ein gemeinsames Bild von der Sache zu haben: Die Zwangsräumung war auf 10 Uhr morgens angekündigt. Auf Parkverbotsschildern wurden bereits seit mehreren Tagen die Autobesitzenden aufgefordert ab 4 Uhr die Straße frei zu halten. Am Abend vor dem angekündigten Zwangsräumungstermin fand ein gut besuchtes Filmscreening vor der Friedel54 statt, das sich nach 0 Uhr in eine Kundgebung umwandelte aus der heraus eine Sitzblockade mit ca. 200 Leuten entstand. Diese Sitzblockade stand schon bevor die Polizei zwischen 4 Uhr und 5 Uhr die Straßen rund um die Friedel54 absperrte. In der Folge sammelten sich an den angrenzenden Straßenecken außerhalb des abgesperrten Bereichs immer mehr Menschen und vor der Sitzblockade innerhalb des abgesperrten Bereichs immer mehr Polizei. Um 9 Uhr begann die Räumung der Sitzblockade, die Blockierenden wurden in den Bereich außerhalb der Hamburger Gitter gezwungen. Dort trafen sie dann auf Menschen, die teils schon lange dort standen, teils gerade vor den Gittern ankamen. Die öffentliche Mobilisierung auf Plakaten und in Aufrufen war nämlich auf 9 Uhr erfolgt, ein Zeitpunkt zu dem tatsächlich dann die meisten Leute außerhalb der Gitter präsent waren. Die Protestpunkte außerhalb der Gitter wurden immer wieder von der Polizei provoziert und angegriffen und zum Teil gekesselt. Die Räumung der Sitzblockade dauerte ca. 45 Minuten, nach mehreren Stunden konnte die Polizei auch in die gut verbarrikadierte F54 eindringen und räumen. Die Situation war komplett unter polizeilicher Kontrolle, das heißt statisch und gut abgesichert. Neben der physischen Repression vor Ort arbeitete die Polizei parallel ideologisch in die Medien rein bzw. mit diesen zusammen. Zum einen brachte sie auf Twitter die Lüge über einen angeblich unter Strom gesetzten Türknauf, der die Beamt*innen in Lebensgefahr gebracht hätte, bauschte irgendeinen angeblichen Gaskartuschen-Angriff gegen den Kreuzberger McDonalds auf und drängte vor Ort Pressevertreter*innen gewaltsam aus dem Räumungsbereich. Diese Manipulationen zielen darauf die eingesetzte Gewalt zu rechtfertigen, die eigenen Beamt*innen sollen sie zu Gewalt als Selbstverteidigung gegen die (nun ja bewiesenerweise) bösen Linksradikalen motivieren, gegenüber den Öffentlichkeiten sollen die Linksradikalen als menschenverachtende Extremist*innen dargestellt werden. Vom eigenen Einsatz wird somit abgelenkt, die Polizei inszeniert sich als Retterin von Sicherheit und Ordnung. Der Widerstand gegen die Räumung überschritt abseits der Verbarrikadierung des Ladens nicht die Schwelle von vehementer Passivität im Sinne eines möglichst standhaften Sitzenbleibens in der Blockade. Die Betroffenheit und Traurigkeit angesichts dieser Räumung wurde auf der Straße zu manifester und kollektiver Ohnmacht und diese zu Frust. Dann kam der Regen und spülte uns von der Straße. Nach vielen Monaten einer TagX-Mobi und Parolen à la "Stadt von unten erkämpfen", "Gegenmacht aufbauen", "F54 - highly explosive", "Nehmt ihr uns die Friedel ab, machen wir die City platt" passierte so gut wie nichts [2]. An der kommunikativen Vorbereitung lag es nicht, wie ein kurzer Blick auf die militanzbejahende F54 bleibt-Kampagne zeigt.
Plakatierte Hoffnung und organisierte Ohnmacht
Was den Aspekt der Militanz angeht, ihrer Begründung aus der politischen Konstellation und den darin liegenden eigenen Handlungsspielräumen heraus, war die Friedel54 eigentlich ausreichend besprochen. Neben der langen und noch nicht gebrochenen Tradition militanter Selbstverteidigung von Freiräumen gegen die Staatsgewalt, war auch der kommunikative Kontext klar: die Verhandlungen waren allesamt gescheitert, eine dialogische Lösung undenkbar, die bürgerlichen Mittel ausgeschöpft, da Bezirk und Stadt schlicht kein Interesse an einer politischen Lösung hatten (die möglichen Optionen wie bspw. ein Vorkaufsrecht waren nicht ausgeschöpft). Übrig blieb die kalte Tatsache, dass der Staat das Interesse des Eigentümers durchsetzen wird. Ein Interesse, dass sich nicht einmal erklären muss. Der Eigentümer muss in keiner Weise eine Begründung darüber abgeben, warum der Laden geräumt werden soll, er veranlasst lediglich die Räumung und bringt damit eine Maschine in Gang, die den Rest wie von selbst abspult. Gegen diese Maschinerie wurde folgerichtig eine militante Kampagen geführt, das heißt der Aufruf zur Selbstverteidigung mit allen Mitteln, die dies erfordert. Wir würden sagen, dass die Friedel54 dabei eine sowohl pragmatische als auch radikale Linie gefahren ist: Verhandlungen wurden gesucht und es wurde aus verhandlungstaktischen Gründen sogar eine Unterbrechung der solidarischen Militanz gewünscht. Möglich, dass dies in Teilen der Szene als rote Linie betrachtet wurde. Zwei Gründe sprechen jedenfalls für die Vorgehensweise der Friedel54: Einerseits brauchen wir keinen albernen Ehrbegriff, demzufolge wir überall und jederzeit zu unseren Taten stehen müssen. Das tun wir sowieso nicht, nicht in unseren Familien, nicht am Arbeitsplatz, nicht im Gerichtssaal [3]. Gut, in der Regel geht es hier um Schweigen statt Reden und nicht um Distanzierung. Aber eine taktische (Teil-)Distanzierung ist keine praktische Entsolidarisierung, das hat die Friedel in einem Statement danach auch klar gemacht [4]. Andererseits ist die eigene Praxis immer in der Frage eingeklemmt, sowohl dem eigenen moralischen und theoretischen Anspruch zu genügen, als auch in Rechnung zu stellen, dass wir im Sinne einer gesellschaftskritischen Politik die Außenkommunikation suchen und führen wollen. Für den Aufbau einer militanten, also selbstbestimmten, Widerstandspraxis sind Vermittelbarkeit und Nachvollziehbarkeit wichtige Größen. Das Recht auf Militanz ergibt sich nicht aus dem Recht des Stärkeren, sondern aus der Gewalt der Verhältnisse. Diese Gewalt immer wieder aufzuzeigen, ist für uns selbst womöglich ermüdend und unnötig, für die Vermittelbarkeit nach außen aber zentral. Und das Scheitern und Verarschtwerden in Verhandlungen mit kapitalistischen Nihilist*innen ist ein Schritt, der den Angriff gegen dieses System plausibel macht. Die politische Klarheit der Friedel zeigte sich dann ja auch im weiteren Fortgang, die Mietzahlungen wurden eingestellt, die Räume besetzt. Die tradierte Grenze zwischen Verhandler*innen und Nicht-Verhandler*innen war hier konkret keine ideologische, sondern eine pragmatische, eine Frage der situativen Praxis. Letztlich hatten wir einen linksradikalen, über Monate besetzten Ort. Mit der Parole "Miete verweigern, Kündigung ins Klo, Häuser besetzen sowieso!" wurde ernst gemacht. Das, was auf jeder Demo hundertfach gefordert wird, war Realität. Und blieb stumm. Es entfachte kein Feuer, keine Euphorie. An der Friedel54 lag es nicht. Es lag auch nicht am mangelnden Bemühen verschiedener Spektren, dem Thema Sichtbarkeit zu geben. So entstand die bizarre Situation, dass das Thema jeder interessierten Person bekannt war, 200 Leute die Nacht vor der Friedel verbrachten, um eine Sitzblockade zu bilden, und das Verhalten doch passiv war. Wir spulten ein routiniertes Protestverhalten ab, die Gewissheit im Hinterkopf, dass wir das kommende Scheitern als weiteren Zwischenerfolg interpretieren werden. "Wir waren viele, die Bullen mussten Gewalt anwenden". Als ob mehr nicht drin wäre.
Es gibt gute Gründe nicht an eine erfolgreiche Verhinderung der Räumung zu glauben. Die Polizei hat als Staatsgewalt Sonderrechte der Gewaltanwendung und ist uns in einer direkten körperlichen Konfrontation individuell und strukturell haushoch überlegen. Diese Erfahrung machen wir jeden Tag und diese Erfahrung fühlt sich in den allermeisten Fällen nicht erbaulich an. Im Gegenteil, wir sammeln Frustration und Ohnmacht an. Das ist in einer Welt, die ihre Ungerechtigkeiten und Zumutungen zwanghaft und zwangvoll verteidigt, alltägliche Normalität. Einerseits machen wir diese Erfahrungen und diese Normalität in unserer politischen Arbeit zu oft unsichtbar, wir individualisieren sie damit und laufen genau in die Falle, der wir durch kollektive Organisierung entgehen wollten. Andererseits kritisieren wir, dass in der öffentlichen Mobilisierung auf 9 Uhr bereits das Scheitern und die Ohnmacht vorprogrammiert werden. Wer nicht an eine Verhinderung der Räumung glaubt, soll bitte nicht die öffentliche Mobilisierung übernehmen, zumal wenn es keinen aktiven Plan gibt, der der so produzierten Ohnmacht etwas entgegen setzt. Wenn wir eine auf 10 Uhr terminierte Zwangsräumung mit einer auf 9 Uhr mobilisierten Blockade verhindern wollen, dann steckt da sowohl eine praktische Ideenlosigkeit als auch ein Ausweichen vor dem Moment der Ohnmacht drinnen. Dieser Ohnmachtsmoment bestünde darin, die Räumung ernsthaft verhindern zu wollen und dabei - aber eben kämpfend und damit nutzbare Erfahrung schaffend - zu scheitern. Als politische Bewegung wollen wir der Räumung gleichzeitig nicht fern bleiben. Als passive Zaungäste, die ihren Morgen damit verbringen wie paralysierte Demonstrationshasen auf die langen Schlangen an Vollstreckungsbeamten zu schauen, machen wir allerdings vor allem eine Erfahrung: dass unsere Kollektivität eine Ansammlung individueller Ohnmachten ist, die im Aufeinanderprallen lediglich ihre Einsamkeiten bestätigen anstatt sich gegenseitig zu einer widerständigen Praxis zu befähigen, zu der sie alleine nicht in der Lage wären.
R94 und F54: zusammengedacht und nicht zusammengebracht
Woran lag das? Berlin zeichnet sich durch eine Zersplitterung verschiedener Szenen aus, deren räumliche Verteilung auch eine zeitliche widerspiegelt. Während Friedrichshain in sich die Geschichte einer starken autonomen Freiraumbewegung nach der Wende und tagelangen Kämpfen zum Beispiel bei der Räumung der Mainzer Straße oder der Liebig14 in sich trägt, ist die Neuköllner Szene postautonomer, politgruppenorientierter und weniger an eigene Räume gebunden. Das Konzept anarchistisch-autonomer Freiräume ist innerhalb der Neuköllner Polit-Szene marginaler als innerhalb der Friedrichshainer. Damit ist die Identifizierung mit diesem Raum geringer und somit die Bereitschaft zu Militanz entsprechend minimiert. Ein weiterer zentraler Punkt: Die Friedel54 mobilisierte nicht das Bild eines Konflikts, der gewaltsam gelöst wird. Die Friedel54 war ein wichtiger Ort, dessen Politik häufig unsichtbar blieb. Als Infrastruktur beherbergte sie viele unterschiedliche Gruppen. Innerhalb politischer Organisierungen nahm sie eine reproduktive Funktion ein. Sie trat nicht als Kollektiv offen für Militanz und Insurrektion auf, wie die R94, sondern äußerte sich zurückhaltender. Damit fehlte ihr gegenüber der R94 eine entscheidende Komponente: die nicht direkt involvierten Personen konnten den Konflikt um die F54 nicht dermaßen für sich aufladen und ihre allgemeine Emotionalität hinein projizieren, wie das bei der R94 möglich war. Das lag einerseits eben an der zu Teil weniger sichtbaren Politik des Kollektivs, an der schon erwähnten pragmatischen Flexibilität in Bezug auf die Militanzfrage, und am von der Polizei geführten Diskurs. Während Henkel in der R94 eine ganz private Obsession gefunden hatte, machte die Polizei erst am Räumungstag mit der F54 Politik. Damit baute sich um die F54 herum kein fundamentaler Antagonismus entlang der klassischen Machtfrage Polizei-Militante auf. In den Verhandlungen, im langen Zeitraum, im schleichenden Prozess war der Antagonismus zunehmend verkopft und verkompliziert worden.
Ein Ist-Zustand unserer Militanz
Was können wir daraus schließen? Es fehlt eine theoretische Fundierung, wieso wir uns zwar nicht auf linke Subkultur und Freiräume beschränken sollten, weshalb sie uns aber dennoch wichtige Refugien und Optionen bieten, aus denen heraus wir gesellschaftstransformatorisch arbeiten können. Das Verhältnis zu Freiräumen ist kein instrumentelles sondern ein identitäres, damit bleibt aber die Identifizierung - und damit die Größe der Gruppe, die sich eine militante Selbstverteidigung zumuten würde - kategorisch beschränkt. Wir sehen auch, dass wer "Bullenschweine" braucht, um militant zu werden, einem (Gegen-)Machtfetisch unterliegt, den es zu überwinden gilt. Emotionale Kompensation und Empowerment auf einer individuellen Ebene halten wir für (selbst-)verständliche Elemente von Militanz. Sie allein führen politisch aber nicht sonderlich weit. Militanz folgt hier vorrangig nicht den strategischen Momenten, in denen kollektive Emanzipation vorangetrieben oder verteidigt werden kann, sondern sie folgt der eigenen Existenzweise und wird durch diese beschränkt - sowohl bei all denjenigen, die Militanz als unzeitgemäß und unvermittelbar abtun wollen und darin keine subjektive Bestätigung finden als auch bei denjenigen, bei denen sie ein Element der politischen Identität ausmacht. Beide bleiben in ihren Blasen.
Die Phase um die F54 zeigt somit, dass Militanz derzeit kollektiv nicht strategisch einsetzbar sondern an die Subjektivität bestimmter Milieus gebunden ist. Denn ganz offensichtlich ist sie nicht Ergebnis einer politischen Diskussion, einer Abwägung verschiedener Mittel und der Einsicht in ihre eventuelle situative Richtigkeit. Vielmehr überwiegt in ihr der subjektive Faktor der identitären Vergewisserung, des individuellen Erlebnisses, der persönlichen Radikalität. Diese Aspekte halten wir nicht für grundfalsch, wir glauben sie gehören selbstverständlich dazu. Wir exekutieren keine politische Ideologie, wir suchen unsere Befreiung. Befreiung hat strukturelle Bedingungen, sie muss aber auch individuell als solche erfahrbar und erlebbar sein. Und geglückte Militanz ist eine Möglichkeit, den alltäglichen Unterwerfungen ein Stück weit zu entkommen. Wir meinen nur, dass Militanz solange politisch defizitär bleibt, solange sie mehr an persönliche Affekte gebunden ist als an eine politische Analyse (dies in Richtung all derer, die sich sofort mobilisieren lassen und ihre Identität dort in die Wagschaale werfen, wo die Staatsgewalt martialisch auftritt (R94, G20), und passiv bleiben, wo dieser Affekt ausbleibt).
Unsere Situation beobachten
Unsere überlegungen zu den Erfahrungen, die wir aus der Räumung der F54 ziehen, laufen in zwei Richtungen: Einerseits auf die Praxis, mit der wir uns Zwangsräumungen konkret in den Weg stellen. Andererseits auf Inhalt und Formen von Militanz als politischer Kultur. Wir wollen keine Bilder mehr von hunderten Menschen, die vor Hamburger Gittern stehen und nichts tun, außer den Bullen die Genoss*innen aus den Schmerzgriffen zu übernehmen. Wenn wir uns auf die Statik der polizeilichen Architektur einlassen, verlieren wir nicht nur die Häuser und Wohnungen, die wir beschützen wollten, sondern auch unsere Freiheit der Bewegung und unsere Dynamik der Wut. Während der Räumung der F54 hätte es das zahlenmäßige Potential zu mehreren Demozügen gegeben, die den Konflikt aus der Friedelstraße in die umliegenden Straßen tragen. Wir hätten uns auch zu Demos am Kuhdamm oder vor dem Senat für Bauen und Wohnen verabreden können. Militanz kann heißen, dass eine Räumung nicht eine Million Euro Sachschaden bedeutet, sondern die Blockade des zuständigen Amtsgerichts, des Innensenats, der Direktion der eingesetzten Einsatzhundertschaft oder eines Neubaus um die Ecke. Militanz bemisst sich am Doppelcharakter der Befreiung: Der Wirkung auf die gesellschaftlichen Machtverhältnisse und der individuellen Emanzipation vom Regime aus Verwertung, Angst und Unterdrückung. Nochmal zur 9 Uhr-Mobi: Wir brauchen eine öffentliche Mobilisierung und verabredete Zeiten, um uns zu sammeln. Uns ist aber klar, dass wir zu diesen Zeiten in ein von der Polizei vorbereitetes Konzept laufen werden. Diese Mobilisierung rechtfertigt sich dann also nur, wenn wir wiederum für uns selbst ein Konzept haben, dass die Sicherheitsarchitektur der Polizei einkalkuliert und dieser gegenüber Eigenständigkeit behält. Das Szenario bei Zwangsräumungen ist durch die Erfahrungen der letzten Jahre im Großen und Ganzen bekannt. Die Polizei sperrt immer ab spätestens ca. 5 Uhr mit Gittern ab und sie hatte zur Not illegale Methoden wie beispielsweise das Verkleiden der Gerichtsvollzieherin als Polizistin (in der Lausitzer 8, Februar 2011) oder die selbständige polizeiliche Räumung ohne Gerichtsvollzieher*in (Wissmannstraße 10, April 2014). Beispiele eigenständiger Reaktionen wurden gerade genannt, vieles mehr ist denkbar. Militanz ist für uns dabei kein Dogma des Rechtsbruchs. Militanz heißt für uns, unser Handeln am Maßstab der aktuell denk-, formulier- und verhandelbaren Emanzipation zu bemessen und nicht an den Normen des Strafrechts. Das heißt, dass für uns ein Privatbesitz an Wohnraum inklusive der politisch umsetzbaren Macht einer Zwangsräumung zum Zwecke der Profitsteigerung zwar legal, aber bekämpfenswert ist. Und dass wir uns bei diesem Kampf nicht an die Gebote derjenigen halten, die eben jene Ordnung verteidigen, in der eine solche Zwangsräumung legal ist. Dies bedeutet letztlich die Herausbildung einer politischen Kultur, in der wir uns zu Ungehorsam, Vehemenz und politischer Verantwortlichkeit befähigen. Ungehorsam gegenüber einer Ordnung, die Macht - zum Beispiel in der Wohnungsfrage - undemokratisch verteilt und mit Faustschlägen, Pfefferspray, Geldbußen und Haftstrafen verteidigt. Vehemenz in der Art und Weise unseres Widerstands gegen diese Ordnung, denn sie produziert und reproduziert tagtäglich unwürdige Lebensweisen. Verantwortlichkeit gegenüber den Situationen, die wir schaffen; diese müssen solidarischer, emanzipativer sein als die vorherrschende Ordnung und Umgangsweise (Sexismus und Mackertum können nicht zeitweise toleriert und damit Feminismus mal wieder kurz hinten angestellt werden).
Unsere Situation kritisieren
Wir halten also eine Selbstkritik an den existierenden Praxen und Haltungen im stadtpolitischen Kampf für notwendig und schlagen vor, aus der Kritik heraus Forderungen und Ideen an eine veränderte Praxis zu stellen. Denn die derart geführten Debatten sind zu selten, zu kurz und häufig zu abstrakt. Wir ignorieren allerdings nicht die Gründe, die dazu führen, dass die Praxis einen enstprechenden Stand hat und solche Debatten ausbleiben. Militante Praxis ist mit einer Intensität an Repression konfrontiert, die in den letzten Jahrzehnten wieder zugenommen hat. Den polizeilichen Strategien gelingt es zuverlässig, das Niveau an Repression so hoch zu halten, dass die Angst vor Knüppel und Knast die Lust, Wut und Argumente zur Demontage des kapitalistischen Wohnungsmarkts überwiegen. Nicht zuletzt wurde der G20 genutzt, um allein linkes Denken und Sprechen an sich zu kriminalisieren und damit zu ersticken. Die Räumung der Friedel54 fiel zudem in eine Phase, in der eben die Ereignisse um die Rigaer94 und den 1. Mai nicht nur empowernd waren, sondern auch zu emotionalen und körperlichen Verletzungen geführt haben und damit zur teilweisen Lähmung von Handlungsfähigkeit. Vehementer Ungehorsam kann harte Folgen haben. Wir finden einen offenen Umgang damit wichtig. Es hilft uns nicht die schmerzhaften Seiten unserer Praxis zu verschweigen. Sie sind Teil unseres Alltags, sie werden uns im Laufe unseres Lebens treffen, und wir haben als politische Bewegung die Verantwortlichkeit, ihnen so zu begegnen, dass wir, wo immer möglich, versuchen ihr die Härten zu nehmen. Neben den individuellen und aktuellen Folgen der Repression ist unsere kollektive Praxis immer auch eingebettet in eine Geschichte. Diese Geschichte ist sowohl von Erfolgen und Errungenschaften als auch von Niederlagen und Verletzungen geprägt. Geschichte trägt Konflikte in sich und wir betreten diese Konfliktgeschichte an einem bestimmten, gegebenen Punkt. Unser Denkraum und unsere Praxis tragen in sich sowohl unsere Wünsche und Hoffnungen als auch die Limits, die diesen Hoffnungen seit jeher gewaltvoll entgegen gebracht wurden. Es ist Teil des Erfolges der Repression der vergangenen Jahrzehnte, dass wir unsere Militanz hinter Klandestinität kaschieren, dass unsere kollektive Reaktion am Morgen der Räumung der Friedel54 das passive Warten am Gitter war und nicht die spontane Besetzung des Rathauses Neukölln oder die wilde Aneignung des kommenden google-Campus in Kreuzberg. Unsere kollektiven Vorstellungen und Bewegungen tragen die alte Repression in sich. Sie tragen aber auch unsere aktuelle Reaktion darauf in sich. Diese Reaktionen wiederum sind eingebunden in die ideologische Repression des kapitalistischen Alltags. Uns wird der Mut zu weiteren Demokratisierungen nicht anerzogen, uns wird die Sehnsucht nach einer Gesellschaftsweise, die nicht unter dem Druck an Konkurrenz und Leistungszwang steht, aberkannt. In solch einem mentalen Setting emotionale Empathie und politische Solidarität aufzubauen, ist keine Selbstverständlichkeit sondern ein leider seltenes Glück. Angesichts dieser Widrigkeiten ist eine realistische Akzeptanz der eigenen Ohnmacht erforderlich. Wir fordern daher auch einen offensiven Umgang mit Ohnmachtserfahrungen und -gefühlen. Es gibt Situationen, in denen diese Ohnmacht übermächtig erscheint und bleibt. Wir können aber versuchen, Situationen zu schaffen, in denen Ohnmacht transformiert werden kann. Nicht in eine Macht, die wir nicht suchen und die wir realistischerweise nicht ergreifen werden. Sondern in eine aktive Handlungsweise, in der wir die Absolutheit der Ohnmacht reduzieren. Ohnmacht ist graduel und wir haben Einfluss auf sie. Es macht aber keinen Sinn, einerseits in jede Öffentlichkeitsarbeit eine Erfolgsstory zu packen und andererseits die Leute zum passiven Rumstehen zu mobilisieren. Auf der einen Seite sollten wir auch über das Reden, was nicht klappt, und zwar so, dass es einsichtig wird. Andererseits sollten wir an Aktionsbilder glauben können, in denen wir uns Handlungsfähigkeit zutrauen.
Unsere Situation verändern
Überlegungen dieser Art zielen auch auf die Weiterführung und Verbreitung der Diskussion zu out-of-action-Konzepten. Es geht um sponante Handlungsfähigkeit, die nicht durchorgansisiert ist und in der dennoch Gemeinsamkeit entsteht und sich ausdrückt. Im Erfolg solch einer Praxis legitimiert sich erst die tendenziell autonom-anarchistische Organisierungsweise, die selbstverwantwortliche und selbstaktive Praxis gegenüber einer klaren und verbindlichen Gesamtchoreographie bevorzugt. Gleichzeitig herrscht ein gewisses Vakuum was gemeinsame Erfahrungen und Reflexionen angeht. Sicher ist das durch die Repressionsangst beeinflusst, aber ohne gemeinsame Diskussion kein gemeinsames Lernen und keine Vermittlung. Rie Räumung der Friedel54 allerdings nur unter der Perspektive der eigenen Handlungsfähigkeit auf der Straße zu betrachten, ignoriert andere wichtige Praxisfelder, auf denen gearbeitet wurde. Ein Ersatzobjekt für die Friedel54 oder eine neue Besetzung werden nie nur durch militante Politik durchsetzbar sein. Gespräche und Verhandlungen gehören dazu und gehen Militanz im Konkreten oft voraus, so langweilig das klingt. Gerade aber die Versuche Zwangsräumungen zu verhindern, zeigen die enge Verbindung aus diskursivem und militantem Druck. Und Zwangsräumungen zeigen auch, wie linke Projekte und Alltagsleben mit der gleichen kapitalistischen Repression konfrontiert sind. Das Kontinuum reicht von uns als betroffenen Aktivist*innen oder 'privaten' Personen bis hin zu Menschen wie Rosemarie F., die aufgrund der Zwangsräumung starb. Das Problem wird uns nicht verlassen, besser wir werden gemeinsam stärker. Sonst gehen wir nicht nur im Regen unter.
Anmerkungen:
[1] Was dieser Text unter Militanz versteht: Wenn die jeweils konkrete Ausformung ihrer Praxis beiseite gelassen wird, umfasst Militanz neben dem Ausstieg aus dem Gespräch vor allem die Bereitschaft, den eigenen Körper ins Spiel zu bringen. Vermittelt über diese Körperlichkeit wird dabei ein außergewöhnliches Maß an Radikalität und Entschlossenheit ausgedrückt: Die Grenze des politischen Kampfes überschreitet die körperliche Unversertheit, indem das Risiko von Gefangenschaft und physischen Verletzungen in Kauf genommen wird. Der eigene Körper wird zum Einsatz für die politische Idee. Dieser Aspekt der Militanz entspricht der individuell wahrgenommenen bzw. kollektiv geäußerten Besonderheit der Situation, es liegt die Wahrnehmung eines Ausnahmezustands zugrunde, dem gegenüber die eigene und die gegnerische Schonzeit vorbei und die sprachlichen Mittel der Konfliktlösung ausgeschöpft sind. Diese Zuspitzung ist Teil der indirekten Außenkommunikation von Militanz. Ob sie als solche angenommen wird, ist wie in jedem Falle von Kommunikation, nicht nur abhängig von den Ausübenden. Die bürgerliche Presse beispielsweise versteht linksradikale Militanz im Allgemeinen nicht als Hinweis auf eine besonders drastische Situation, sondern als ausnahmslos illegitime Tat, als Pathologie oder Verbrechen, jedenfalls als individuelle Verirrung.
[2] Pressespiegel zur Räumung: https://friedel54.noblogs.org/f54-gekundigt-notice-of-termination/presse/
[3] Dieser Punkt verdient eine gründlichere kritische Besprechung als in diesem Text geschehen. So wäre zu fragen, ob die Zögerlichkeit einer breiteren Militanz nicht schon dort beginnt, wo aufgrund von drohenden Schwierigkeiten die offensive Vertretung der eigenen (linksradikalen) Position vermieden wird. Kann ich aufgrund von Angst vor Widerspruch, Ausgrenzung oder Repression in der Bahn, auf der Arbeit, im Sportverein oder im Gericht schweigen, aber bei einer Zwangsräumung den Stein in die Hand nehmen? Wo fängt Militanz an und wo hört sie bereits auf?
[4] Statement der F54 zum Verhandlungs- und Distanzierungshickhack: https://friedel54.noblogs.org/post/2016/05/13/stellungnahme-des-kiezlade...
Antworten, Kritik, Kommentare an: 3tageregen@riseup.net
Autonome Gruppe 3 Tage Regen
pgp-key auf Anfrage
Ergänzungen
Naja
Sorry, habe den Text nicht komplett gelesen. Nur bis zur Frage:
Die möchte ich euch beantworten. Die Rigaer hat sich - soweit mir bekannt - nie von der Solidarität die sie erfährt distanziert. Der F54 ist dieser Fauxpass passiert. Wer keine Soli will, bekommt auch keine. So einfach ist das. Sorry, dass ich das jetzt so schreibe, ohne weitergelesen zu haben, vielleicht geht ihr ja darauf ein.
Schönen Abend noch von jemandem der sich nicht für Leute in Gefahr begibt, die explizit darum baten das nicht zu tun.
G20
Eine der naheliegenden Hauptgründe für die Zurückhaltung in der F54 war der nahende G20-Gipfel in Hamburg! Es wollte sich halt niemand vorzeitig vom Spielfeld nehmen!
Und einiges was in Hamburg abgegangen ist, hatte seinen Ursprung auch in der F54 Räumung die von vielen als weitere, unglaubliche Provokation in der Eskalationsstrategie der Bullen gesehen wurde!
Ich glaube ihr solltes das ganze Bild sehen, dann könnt ihr nicht nur von 1Mio€ Sachschaden, sondern von 10Mio€ ausgehen!
Angriffe die sich auf den Kampf der Friedel bezogen haben
Berlin, 29. Juni 2017 - Scheiben bei 7 Autos beschädigt - "haben wir in Solidaritaet mit der Friedel54 ein Luxusghetto aufgesucht und 7 Autos der Anwohner/innen beschädigt"
Berlin, 20. Juni 2017 - Glasbruch bei Immobilienunternehmen "Berlin Maegleren" - "Eine Million Sachschaden ist lange nicht genug um alle Rechnungen zu begleichen! Wir haben dazu den Schritt in ihr wohl behütetes Wohnzimmer gewagt und in der Nacht vom 19. auf den 20. mit Hämmern die Scheiben des Immobilienbüros ¨Berlin Maegleren¨ eingekloppt"
Berlin, 12. Juni 2017 - Steine gegen Polizeistreife - "getrieben vom Hass auf diesen Staat und voller Verachtung gegen die Bullen die ihn schützen, streifen wir durch die Nacht, umsichtig und in aller Ruhe beziehen wir Stellung in unserem vorbereiteten Hinterhalt und… da kommt es auch schon…" ... "Friedel 54 Bleibt! Für die Anarchie!"
Berlin, 28. Mai 2017 - Zwei Transporter der Richter Media Group abgefackelt - "Als Zeichen, dass sich in dieser Stadt noch Leben befindet, haben wir zwei ihrer Transporter abgefackelt." "Friedel und Rigaer verteidigen, mit allen Mitteln, auf allen Ebenen!"
Berlin, 24. Mai 2017 - Sachschaden bei STRABAG-Baustellen - "Bereitet euere nächtlichen einsätze vor, um auch für die friedel54 am tagx zu kämpfen. Nutzt das ganze stadtgebiet, um das trauma der bullen in sachen häuserräumung aufzufrischen."
Dresden, 30. April 2017 - Maserati abgefackelt - "Für eine revolutionäre Gesellschaft, auch über den ersten Mai hinaus.
Solidarität mit der Friedel 54 und allen Menschen welche von Gentrifizierung betroffen sind!"
Berlin, 28. April 2017 - Farbe gegen Fantastic Foxhole Hostel - "haben wir – Freund*Innen des räumungsbedrohten Kiezladens Friedel54 – als kleinen Beitrag zu den „Friedel-Action Days“ das Fantastic Foxhole Hostel in der Weserstraße 207 mit friedel-grünen Farbbeuteln angegriffen."
Berlin, 26. April 2017 - Feuer an Denn`s-Supermarkt gelegt - "Auf rebellische nachbarschaften und den kampf gegen diese zustände. Solidarische grüße an die bedrohten projekte friedel 54 und rigaer 94."
Dresden, 24. April 2017 - Farbe gegen Luxusbauten - "In Solidarität mit dem Kampf der Friedel 54 in Berlin-Neukölln haben wir mehrere Luxus-Immobilien mit Farbe angegriffen."
Berlin, 4. April 2017 - Farbe für Ferienwohnungsbesitzerin - "So ist z.B. seit dem 01.04.2017 die Friedel 54 erneut akut räumungsbedroht. Bereitet euch auf eine anstehende Räumung vor! Friedel bleibt!"
Berlin, 28. März 2017 - Bitumen und Buttersäure für Hausverwaltung Secura - "Friedel bleibt, ebenso die Kadterschmiede und alle anderen Projekte und Individuen, die von Zwangsräumung oder anderen Existenzbedrohungen betroffen sind!!"
Berlin, 14. Juli 2016 - Farbe gegen Ferienwohnungsvermieterin - "Bullenschweine raus aus der rigaer haende weg vom m99 kanal und friedel bleiben henkel muss weg"
Berlin, 28. Juni 2016 - Attacken gegen Jobcenter und Immobüro - "finger weg von der rigaer94! m99 und friedel54 verteidigen!"
Hamburg, 23. Juni 2016 - Porsche abgefackelt - "Ob Luftschlossfabrik, koZe, Friedel 54 oder der Angriff auf die Rigaer 94 am 22.06.16 – ueberall wird uns von denen, die glauben ueber uns zu herrschen, der Krieg erklaert."
Berlin, 26. Februar 2016 - Mollis und Farbe gegen Bundeskriminalamt - "Solidarität mit der Friedel54, Rigaer94, M99 und allen bedrohten Projekten! Die ganze Welt hasst die Polizei!"
Berlin, 23. Februar 2016 - Scheiben von Loft eingeworfen - "Wir zogen loß um unsere Liebe mit der Rigaer94 und allen anderen bedrohten Projekten – Friedel54, M99, Köpi Wagenplatz, Schwarzer Kanal – kundzutun."
Berlin, 6. Februar 2016 - Sachbeschädigungen in Neubaugebiet - "Bezug nehmen wir mit dem Verbrennen überflüssiger Luxusautos, der Zerstörung einer Überwachungskamera und dem Einwerfen der Schaufenster auf den Aufruf Autonomer Gruppen vom 21. Januar, einen Sachschaden von 1 Millionen Euro für jeden Angriff auf Projekte in Berlin zu stiften." "Wer an der Repressionsschraube dreht, bohrt sie sich nur selbst ins eigene Fleisch, daran sollten diejenigen denken, die an einer Räumung der Friedel 54 und des M99 arbeiten."
Berlin, 26. Januar 2016 - Transporter von Immobilienfirma angezündet - "Für eins, zwei, drei – viele ZAD-Dorfplätze in Berlin!
Friedel 54 & M99 bleiben!"
Berlin, 21. Januar 2016 - Zwei Prsche abgefackelt - "Die Friedel 54 ist von Räumung bedroht, genauso der M99 und der Köpi Wagenplatz. In den vergangenen Tagen wurden Häuser in der Rigaer und Liebigstraße von den Bullen angegriffen."
ich stimme dem 'naja'
ich stimme dem 'naja' kommentar soweit zu. diese strategische flexibilität, odereben der Aufruf zur Unterlassung der Aktionen ist eben eine andere Gangart als die der 94. Deren Poster waren schon vor 10 Jahren in allen möglichen besetzten Häusern in Europa zu finden. Auf dem Poster hiess es "Kampf bis aufs Messer", das sind über 10 Jahre militante Kampagne. An der Haltung hat sich dann auch nichts geändert, Verhandlungen wurden abgelehnt, nur für die Strasse mobilisiert. Da sind Leute extra angereist gekommen wegen. Leute gehen anscheinend Risiken ein für so etwas. Für den Termin um 09:00 an der Friedel wohl eher kaum, weder internationale Anreise, noch Risikobereitschaft. Der Regen war doof, hätte aber vorbereitete Sachen nicht verhindert, machte nur das rumgestehe, gewarte und gegaffe zu unangenehm.
Die Verteidigung mit allen Mitteln ist eben nicht eine Sitzblockade und eine zugemauerte Tür und eine 09:00 Mobi. Das sind 3 konkrete Mittel, im Bereich legaler Atktionen und zivilen Ungehorsams. Das Postautonome Neukölln hat bisher eben keine Widerständige Praxis hervorbringen können. Keine Militante Geschichte die sich wie in Friedrichshain an einem gut gepflegtem Symbol entladen kann. Vielleicht liegt das auch dadran, dass diese Postautonomen zur Uni gehen und dann Jobs haben. Das sind keine Punks der Wendezeit die Gewegplatten von Dächern werfen. Vielleicht auch doch.
Dass die Friedel auf dem Gipfel Thema war halte ich für Quatsch, also in den Köpfen einiger bestimmt und als Beispiel dafür wie die Polizei es schafft den medialen Diskurs mit eins. zwei Falschmeldungen zu kontroliieren auch.