Argentinische Polizei erschießt Mapuche-Aktivisten
In Argentinien muss nur wenige Wochen nach der "Aufklärung" der Todesumstände von Santiago Maldonado die indigene Bewegung der Mapuche ein weiteres Todesopfer beklagen. Während Maldonados Verschwinden und nach Monaten das Auftauchen seiner fast unbeschadeten Leiche am Flussrand nach wie vor viele Fragen aufwirft sind die Todesumstände von Rafael Nahuel (27 Jahre alt) zwar weniger fragwürdig, dafür aber umso erschreckender: Rafael Nahuel starb am 25. November durch eine Polizeikugel, die laut argentinischem Fernsehen (Cronica und andere) über den Po in den Unterleib gedrungen ist und dort seine tödliche Wirkung entfaltete.
Von starken Polizeikräften schon vor einigen Tagen auf dem Lof Lafken Winkul Mapu drangsaliert flohen laut CORREPI (http://argentina.indymedia.org/news/2017/11/915211.php ) einige AktivistInnen in die Berge und harrten dort aus. Als sie am Nachmittag versuchten, aus den Bergen zu ihren Familien zurück zu kehren wurden sie dabei von Polizeieinheiten auf der Landstraße abgefangen und mit scharfer Munition beschossen. Während die meisten Schüsse als Warnschüsse abgegeben wurden, schossen laut Augenzeugen von Cronica Angehörige der Anti-Terror-Spezialeinheiten auch in den Wald, in welchem sich Menschen aufhielten. Während der genaue Ablauf zwar bis heute ungenau und unaufgeklärt ist, ist dennoch sicher, dass eine Person, Rafael Nahuel, ins Krankenhaus in Bariloche transportiert wurde und verstarb, bevor sie dort ankam. Die bei der Notoperation entdeckte Kugel wurde als eine Polizeikugel identifiziert, der Todesschütze indess ist noch unklar. Klar ist auch, dass die Kugel Rafael Nahuel von hinten traf, nämlich über das Gesäß. Eine feindliche Handlung Nahuels und somit eine Art Notwehr der für Antiterror-Einsätze ausgebildeten Spezialeinheiten kann somit zu fast 100%iger Sicherheit ausgeschlossen werden.
Neben Rafael Nahuel traf es zwei bis drei weitere Menschen, die mit verschieden starken Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert wurden.
ANRed informiert derweil, dass bei der polizeilichen Repression auch zwei Gefangene gemacht wurden, Fausto Jones Huala und Lautaro Alejandro González, welche von der Policia de Seguridad Aeroportuaria, der Flughafenpolizei, festgehalten wurden. Dabei sind sie einer kompletten Kontaktsperre unterworfen und Anwälte haben keinen Zugang zu ihnen. (http://argentina.indymedia.org/news/2017/11/915218.php )
Sonia Ivanoff, eine auf indigene Rechte spezialisierte Anwältin und Vizepräsidentin der "Asoziation der AnwältInnen der Indigenen Rechte in der Republik Argentinien", erklärte, dass es entgegen der Aussage von Richter Villanueva sehr wohl zwei Gefangene in Kontaktsperre gibt. Villanueva ist dabei derselbe Richter, der der polizeilichen Repression die zu einem Toten und mehreren Verletzten führte, den richterlichen Beschluss gab und somit mitverantwortlich für den Tod von Rafael Nahuel ist. Sonia Ivanoff führte dabei aus:
"Tenemos que proteger a los dos detenidos que están en carácter de incomunicados y que podrían ser los testigos presenciales de cómo y en qué circunstancias murió Rafael Nahuel. El juez Federal Vilanueva negó a la una de la mañana tener detenidos, pero hoy están en la PSA de Bariloche. Son Fausto Jones Huela y Lautaro González, entonces debemos protegerlos. Ellos deben saber cómo fue la muerte de Rafael".
"Wir müssen die zwei Gefangenen beschützen, welche unter Kontaktsperre stehen und die zwei wichtigsten Zeugen sein könnten für die Aufklärung, wie und unter welchen Umständen Rafael Nahuel gestorben ist. Der Richter (juez federal, ein vom Präsidenten eingesetzter Richter auf nationaler Ebene) Villanueva bestritt um ein Uhr morgens, dass es Gefangene gebe, aber heute sind sie bei der PSA in Bariloche. Es handelt sich dabei um Fausto Jones Huela und Lautaro Gonzalez. Daher müssen wir sie beschützen. Sie könnten wissen, wie Rafael gestorben ist."
Die Mapuche sind die größte indigene Ethnie des Südens Argentiniens und wurden erst vor ca. 130 Jahren erobert. In den neunziger Jahren wurde das damals geraubte Land Benetton verkauft, welche bis heute die ursprünglichen BewohnerInnen zu verdrängen sucht. Die Mapuche organisieren sich immer wieder lokal und versuchen, ihre Ländereien neu zu besetzen oder zu verteidigen. Bei diesen Landkonflikten kommt es immer wieder zu heftiger Repression seitens des argentinischen Staates. Mit Maldonado und Nahuel sind dieses Jahr bereits zwei Todesopfer zu beklagen.