"Wer schweigt, stimmt zur!" - Flyeraktion zur Unteilbar-Demo in Halle/Saale, 29.05.21

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Wir haben heute den beigefügten Flyer bei den Aktionen des „unteilbar“- Bündnisses Sachsen Anhalt in Halle verteilt.

Anlass dieser kleinen Intervention war das lange Schweigen von linken und zivilgesellschaftlichen Akteuren bezüglich der antisemitischen Vorfälle der letzten Wochen.
Die Reaktionen vor Ort zeigten sich ambivalent. Mit einigen Teilnehmer*innen – auch aus der Ordner*innenstruktur - konnten wir in einen konstruktiven Austausch treten und z.T. Zustimmung für unsere Kritik erhalten.
Einige andere – leider ebenfalls aus der Ordner*innenstruktur von „unteilbar“ – haben versucht uns mit verbalen Mitteln vom Verteilen der Flyer abzuhalten und uns mit Vorwürfen unterschiedlichster Coleur überzogen. Zum Beispiel wurden wir als Nestbeschmutzer, Spalter und unsere Aktion als peinlich und rassistisch verleumdet. Besonders bemerkenswert: diese Reaktionen stellten sich mitunter ein, bevor der Flyer gelesen wurde bzw. sich Zeit genommen wurde, über die geäußerte Kritik zu reflektieren.

Versuche von Diskursabwehr, wie wir sie erlebt haben, sollten im „unteilbar“-Bündnis kritisch reflektiert werden, wenn man sich nach eigenem Selbstverständnis für „plurale Inhalte“ und eine offene Gesellschaft einsetzt.

Bis zum nächsten Mal!

 

Inhalt des Flyer:

'„Wer schweigt stimmt zu!“

Der jüdische Staat stand 11 Tage unter Beschuss. Die radikalislamische Hamas und der Islamische Jihad, die Israel vernichten wollen, haben innerhalb weniger Tage über 4.340 Raketen auf israelische Zivilisten abgefeuert. Gleichzeitig fanden weltweit antisemitische Kundgebungen und Angriffe auf Jüdinnen:Juden statt. Auch Halle blieb davon nicht verschont. Am 13.5. wurden auf dem Marktplatz aus einem Mob pro-palästinensischer Demonstranten 6 Millionen ermordete Jüdinnen:Juden verhöhnt, pro-israelische Demonstranten attackiert, bespuckt, beschimpft und Sprechchöre wie „Allahu Akbar“ und „Unser Blut, unser Leben wird für dich geopfert, Al-Aqsa“ angestimmt. Wie jüdische Mitmenschen berichten, waren sie in Halle bei Zeigen ihres Davidsterns verstärkten Anfeindungen ausgesetzt. (1) Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Halle hat bereits seine Bestürzung und Enttäuschung zum Ausdruck gebracht. (2)

Was macht „unteilbar Sachsen Anhalt“ vor dem Hintergrund dieser antisemitischen Eskalation? Schweigen. Tagelanges Schweigen. Erst auf Nachfrage wird ein unabgestimmtes und widerwärtiges Statement über die Facebook-Seite verbreitet, dass tags darauf wieder gelöscht wird. Dies reiht sich ein in das Schweigen linker und zivilgesellschaftlicher Gruppen, die sich auf einmal nicht mehr zu Antisemitismus äußern, wenn er aus dem islamisch-migrantischen Milieu kommt. Es reiht sich auch ein in das Schweigen, welches eintritt sobald israelbezogener Antisemitismus um sich greift. Seit vorgestern liegt immerhin ein Statement vor, dass sich gegen Antisemitismus positioniert „gleich von wem er kommt“, zwei Wochen nach der antisemitischen Demo in Halle. Bevor sich linke und zivilgesellschaftliche Gruppen in Deutschland zur größten Welle antisemitischer Vorfälle weltweit äußern, haben sich Israel und die Hamas auf eine Waffenruhe geeinigt.
Dass sich im Rahmen des Statements mit keinem Wort auf Israel bezogen wird, überrascht indes nicht. Der jüdische Staat, in dem die Hälfte der jüdischen Weltbevölkerung lebt und der nach der Vernichtung der europäischen Juden gegründet wurde, scheint den linken und zivilgesellschaftlichen Akteuren in Deutschland keine Solidarität wert zu sein.
Dass sich dabei mit keinem Wort auf den Islam bezogen wird, überrascht ebenfalls nicht. Die islamistischen Sprechchöre, die jedem freiheitsliebenden Menschen eine Warnung sein sollten, und der religiöse Hintergrund der Demonstration werden einfach ignoriert. Schaut man sich an, mit wem „unteilbar“ in den letzten Jahren in Namen der Weltoffenheit assoziiert war – nämlich mit Antisemiten, Islamisten und ihren Freunden – erstaunt ein solches Schweigen niemanden.
Das Schweigen zum islamischen und israelbezogenen Antisemitismus ist ohrenbetäubend und wird von Jüdinnen:Juden auf der ganzen Welt als solches vernommen. Es zeigt umso mehr die Notwendigkeit eines jüdischen Staates. Auf niemanden können sich Jüdinnen:Juden bezüglich ihres Schutzes verlassen außer auf sich selbst.

Eure „Nie wieder!“ - Heuchelei entlarvt ihr selbst durch euer Schweigen.

 

1 https://www.facebook.com/photo?fbid=3859697754146709&set=p.3859697754146709

2 https://www.jghalle.de/wordpress/blog/2021/05/18/stellungnahme-zur-aktuellen-entwicklung-in-der-bundesrepublikangesichts-des-erstarkten-antisemitismus/'

Anmerkung zum Flyer: Im Satz „Bevor sich linke und zivilgesellschaftliche Gruppen in Deutschland zur größten Welle antisemitischer Vorfälle weltweit äußern, haben sich Israel und die Hamas auf eine Waffenruhe geeinigt.“ meinen wir die größte Welle antisemitischer Vorfälle in den letzten Jahren.

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