Woman's Pride

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Beobachtet man feministische Dikurse innerhalb der deutschen Linken, dann scheint es oft so als hätten wir Frauen bereits das himmliche Paradies erreicht. Wir dürfen wählen gehen, Auto fahren, verreisen ohne die Zustimmung irgendeines zuständigen Mannes, haben eine Frauenquote, gendern in femininer Form gehört in einem linksliberalen Spektrum zum guten Ton und wenn wir jetzt noch gleich bezahlt würden, dann wäre das Paradies komplett.

Die Realität für uns Frauen sieht aber oft viel härter aus. Wo ein Mann kaum arbeiten muss, da müssen wir Frauen uns zehnmal mehr anstrengen. Wir müssen immer beweisen, dass wir besser, härter und schneller sind, sonst werden wir nicht einmal minimal wahrgenommen. Dabei sollen wir noch Karriere machen, 5 Kinder großziehen und immer gut aussehen, am besten mit Modelfigur.

Der heutige (westliche) Sexismus ist schleichender als noch vor 30 Jahren. Der heutige Sexismus macht uns weiß, dass wir dazugehören nur ums uns gleich wieder klar zu machen warum wir immer hinterher hinken werden.

Kaum verwunderlich also, dass die meisten Frauenbewegungen vom männlichen Part nur ernst genommen wurden, wenn wir Frauen ernst gemacht haben. Wenn wir bewaffnet oder zumindest militant auflaufen, ganz ohne Kompromisse.

Stieg Larsson (der Autor der „Millenium“-Trilogie und linker Journalist) war in den 70er Jahren in Eritrea bei den kämpfenden Frauenmilizen der sozialistischen Revolutionäre und war fasziniert von deren Stolz, wenn sie ihre Uniform und Waffe führten. Etwas ähnliches kann man sehen, wenn man sich die Frauenbatallione der kurdischen YPG ansieht. Die Frauen dort sind oft das erste Mal im Leben in einer Situation in der sie selbst über ihr Leben entscheiden. Etwas, dass viele kämpfende Frauenbewegungen gemein haben ist der „weibliche Stolz“ und die wesentlich tiefer gehende Härte der militanten Frauen. Der wesentliche Unterschied zwischen kämpfenden Männern und Frauen ist, dass die Frauen genau wissen, was passiert, wenn die versagen. Gefangenschaft ist gleichbedeutend mit Folter und Vergewaltigung. Die Frauen der YPG sprengen sich lieber mit einer Granate in die Luft als dem IS in die Hände zu fallen. Und die Frauenbatallione der UdSSR waren im 2. Weltkrieg berüchtigt für ihre Brutalität gegenüber der Wehrmacht.

Beschäftigt man sich mit militärischen und militanten Frauengruppen, dann fällt gerade diese Unerbittlichkeit und Unnachgiebigkeit immer wieder ins Auge. Ebenso wie die Tatsache, dass wir Frauen erst wahrgenommen zu werden scheinen, wenn wir mit der Waffe im Anschlag unsere Rechte einfordern.

 

Die Gulabi Gang

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Die in pinke Saris gekleideten Frauen traten erstmals 2006 in Indien auf. Dabei ist festzuhalten, dass pink in Indien keine geschlechtsspezifische Farbe ist und ausgewählt wurde, weil pinke Saris in Indien weit verbreitet sind (und somit bei den meisten Frauen im Kleiderschrank verfügbar) und die Farbe pink noch von keiner politischen Fraktion in Indien vereinnahmt wurde.

Die Frauen wurden bekannt durch ihre Besetzungen von Polizeirevieren, um festgesetzte Frauen freizupressen oder wenn sie als Gruppe gegen gewalttätige Polizisten und Männer vorging, bewaffnet mit Stöcken.

Indien ist nicht gerade bekannt für seine frauenfreundliche Gesellschaft, daher ist es nicht verwunderlich, dass die militanten Auseinandersetzungen schon bald politisch Wirkung zeigten in einem Land in dem das Leben einer Frau nichts wert ist. Erst durch das bewaffnete und militante Auftreten wurde weltweit über die Frauen und die Gewalt gegen sie berichtet.

 

Die zapatistischen Frauen

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Beim Aufstand der Zapatisten ab 1994 in Chipas, Mexico, gab es eine Aufteilung zwischen den im Dschungel kämpfenden Männern und den Frauen der EZLN, die in erster Linie passiven Widerstand ausübten indem sie Militärstützpunkte und Regierungsgebäude besetzten. Hin und wieder gab es auch mit der Waffe kämpfende Zapatistinnen, doch der Großteil der zapatistischen Frauenbewegung kämpfte waffenlos gegen das mexikanische Militär. Getreu dem zapatistichen Motto „Our Words Are Our Weapons.“

Das Besondere am zapatistischen Aufstand war und ist, dass jede der indigenen Communitys (zum Großteil bestehend aus Maya) ihren Widerstand zwar selbst organisierte und je nach Region eigene Schwerpunkte setzte, aber was das übergeordnete Ziel anging einheitlich agierte. So auch die Frauen, die neben passiven Widerstand Frauenkomitees bildeten und u.a. ein Alkohol- und Drogenverbot in den zapatistischen Regionen durchsetzten, um das Problem mit ihren betrunkenen und gewalttätigen Männern in den Griff zu kriegen.

 

Frauenbatallione der Kurdischen Selbstverteidigungseinheiten (YPG)

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Die Kämpferinnen der PKK-nahen YPG erlangten u.a. durch ihren Kampf gegen den IS in Syrien rund um die Autonomieregion Rojava Berühmtheit. Zudem waren sie die treibende Kraft bei der Befreiung der IS-Hochburg Rakka. 

Die Frauenbatallione rekrutieren sich zu großen Teilen aus vorm den IS geflohenen oder versklavten Frauen denen die Flucht gelang. Die Einheiten bestehen allerdings nicht nur aus Kurdinnen, sondern auch aus Jezidinnen und Kämpfern und Kämpferinnen aus Europa und bilden damit eine Art moderne Variation der Internationalen Brigarden.

Viele Frauen schließen sich den Kurden an, weil sie endlich frei sein wollen – und auf Rache hoffen. Viele der Mädchen und Frauen der YPG sind das erste Mal eigenständig und wollen diese Errungenschaft „bis zum Tode verteidigen“.

 

Frauen in den anarchistischen Brigarden während des spanischen Bürgerkriegs

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Während des spanischen Bürgerkrieges kämpften Frauen in den internationalen Brigarden und in der anarchistischen Kampforganisation F.A.I., die der anarchosyndikalistischen CNT zugehörig war. Besonders an dem Kampfeinheiten der CNT war, dass es keine Ränge und kein Salutieren gab. Frauen kämpften gleichberechtigt neben Männern. Etwas bis dahin einmaliges in der katholischen Machokultur Spaniens und ein Widerstreben gegenüber den Frankisten, die wie alle Faschisten, die Frauen nur als Gebärmaschine betrachteten, die sich allen Regeln zu beugen habe.

Kämpfende Frauen gab es sowohl in den anarchistischen wie kommunistischen Verbänden der Internationalen Brigarden. Neben Einheimischen kamen auch Frauen aus ganz Europa, um gegen die Faschisten und auch gegen die Unterdrückung der Frau zu kämpfen. Das Besondere am „kurzen Sommer der Anarchie“ war, dass hier Menschen aus aller Herren Länder zusammenfanden, um gegen das in Europa und der Welt heraufziehende Monstrum des Faschismus zu kämpfen und dabei Stolz und Freizügigkeit für sich entdeckten.

Nach der Niederschlagung der Revolution durch Franco blieb vor allem die Idee, dass eine andere Welt, auch durch die kämpfenden Frauen, möglich sei.

 

All das sind nur Anrisse und bei weitem nicht alle Beispiele, die man zu diesem Thema nennen könnte, doch sie zeigen, dass die Salonfeministinnen mit ihren abstrakten Ersteweltproblemen, unrecht haben. Man erlangt Freiheit nur indem man darum kämpft, wenn nötig mit Gewalt. Wir müssen immer und immer wieder für unsere Rechte kämpfen. Wir können sie nicht daherpalavern. Wir müssen Granzen ziehen und uns zur Wehr setzen gegen jene, die glauben sie könnten mit uns tun was sie wöllten.

Die Krise des westlichen Feminismus ist die gleiche wie die der Linken insgesamt. Man kämpft nur noch um abstrakte Begrifflichkeiten und nicht mehr um praktische Dinge. Wem Gendersprache und Frauenquoten vorkommen wie das Non-Plus-Ultra an erringbarer Freiheit, der hat das Prinzip des Kampfes nicht verstanden. Andere Menschen zu missionieren und alle zwei Sätze ihre Sprache zu korrigieren hat genauso wenig mit Feminismus zutun wie mit dem linkssein selbst.

Es ging und geht schon immer um den Kampf – nicht den abstrakten der Akademiker und Studenten, sondern den realen, der auf der Straße geführt wird und der dreckig und voller Fehler ist. Schon der Kampf um das Wahlrecht in den 20ern wurde eher draußen als drinnen geführt. Frauen prügelten sich mit der Polizei, wurden massenhaft verhaftet, geschlagen und geächtet. Mit der linken Einstellung von heute wären nicht mal diese kleinsten Bürgerrechte möglich gewesen.

Die Pseudofeministinnen sagen uns immer „Heute kämpft man nicht mehr auf der Straße um sein Recht. Heute sind wir viel zivilisierter und demokratischer. Heute nölen wir alle Welt auf Facebook zu.“ Und jeder ist genervt. Die Männer, die Frauen, die Kämpferinnen.

Wir Frauen erlangen unseren Stolz nicht zurück indem wir endlose Detaildiskussionen führen. Nein, wir brauchen ihn wieder, den gerechten Zorn, die Wut und die Gewalt gegen unsere Männergesellschaften, die uns künstlich klein halten und behaupten wir wären auf dem Höhepunkt unserer Freiheiten angelangt.

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Ergänzungen

Irgendetwas passte da nicht. Bildmaterial wird hier nachgeliefert.

 

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