Kritik an der aktuellen Taktik gegen die Verschwörungsideologischen Autokorsos
Anstatt immer in großen Gruppen zu stören, sollten wir uns in Bezugsgruppen organisieren und den Autokorso so stören!
In Hamburg gab es mittlerweile vier erfolgreiche Autokorsos, bei denen – wie immer – antisemitische und faschistische Inhalte geteilt wurden. Beim letzten Autokorso waren insgesamt nur 20(!!) Antifaschist*innen dabei und haben den Korso begleitet. Zugegeben, der Termin war denkbar schlecht gewählt: Mittwoch Nachmittag, um 16 Uhr. Dementsprechend wenige Menschen, sowohl Faschos, als auch Antifaschist*innen, waren da. Auch die Faschos konnten kaum welche mobilisieren weshalb der Korso für sie selbst auch ein Flop war. So geht es zumindest aus ihren Telegram-Gruppen heraus. Trotzdem muss angeprangert werden, dass wir insgesamt nur 20 Antifaschist*innen waren, die den faschistischen und antisemitischen Autokorso begleitet haben. Aufgrund der Anzahl konnte nicht viel gemacht werden.
Kommen wir zur aktuellen Taktik:
Momentan sieht unsere Taktik so aus, dass wir zu dem Korso mobilisieren und eine gemeinsame Anreise versuchen. Die positiven Aspekte daran sind, dass es ein stärkeres Bild und ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl hervorruft und alles etwas koordinierter ist. Aber das ist alles und die negativen Aspekte sind deutlich stärker, wie ich finde. Durch die gemeinsame Anreise ist es den Cops deutlich einfacher, uns zu kesseln oder generell zu behindern. Das hat sich sehr gut am dritten Autokorso gezeigt, bei dem eine größere antifaschistische Fahrradtour gemacht wurde, diese aber nicht ansatzweise zum Korso gekommen ist, da die Cops extrem aggressiv waren, alles was sich auf zwei Rädern bewegt hat niedergeknüppelt hat, sobald es möglich war und alle Straßen frühzeitig zu gemacht hat. Als der Korso dann losgefahren ist, waren Teile der Fahrradtour verletzt oder in völlig anderen Stadtteilen. Der letzte Rest war in einem Polizeikessel gefangen und die Faschos konnten ungestört losfahren. Glücklicherweise gab es ein paar wenige Antifaschist*innen, die den Korso dabei gesehen haben und so die Route sehen konnten. Als dann ein paar Antifaschist*innen beim Korso waren, wurde er ausgebremst. Die Taktik dabei war, vor die Autos mit den Rädern zu fahren und die so auszubremsen. Das hat richtig gut geklappt, sodass der Korso zeitweise sehr zerstreut war und eine ganze Zeit lang in mindestens zwei Teilen gefahren ist. Irgendwann sind beide dann wieder zusammengekommen – und die meisten Antifaschist*innen auch. Es wurde die Straße etwa 5 bis 10 Minuten blockiert, bis die Cops dann angefangen haben, uns von der Straße zu schieben und zu kesseln. Um das zu umgehen, ist die Fahrradtour weggefahren – als eine große Gruppe. Das alles hat sich mehrfach wiederholt.
Ich finde – und damit bin ich nicht alleine – dass die Taktik zu Teilen super ist, zu Teilen aber auch enorme Probleme hat. Erstmal die positiven Seiten: Die Art und Weise, wie die Autos ausgebremst werden ist super! Ihr müsst zwar leider damit rechnen, dass die Faschos aggressiv werden und versuchen werden, euch umzufahren, aber wenn ihr in einer Bezugsgruppe organisiert seid und so zwischen die Autos fahrt, dann dürfte euch nichts passieren. Auch dass manche beim Autokorso direkt sind und gucken, was der Korso macht, ist super! Ohne diese Menschen hätten wir den Korso vermutlich komplett verpasst und uns einfach nur mit den Cops abgegeben.
Aber das negative an der Taktik ist, dass wir uns die meiste Zeit als große Gruppe bewegen. Damit sind wir extrem leicht vom Korso fernzuhalten und leicht zu kesseln. Es gibt mehrere Möglichkeiten, das zu verhindern, die einfachste ist, sich in Bezugsgruppen zu organisieren und in diesen Bezugsgruppen zwischen die Autos zu gehen. Wenn sich eine größere Gruppe bildet, sollte verstärkt darauf geachtet werden, ob Cops kommen oder nicht. Wenn Cops kommen und Anstalten machen, zu kesseln oder so, dann sollte sich die Gruppe wieder in Bezugsgruppen aufteilen und die Bezugsgruppen sich verstreuen. So bleiben wir mobil, sind flexibler und die Cops können uns schwerer vom Korso fernhalten.