[DD] Busabfahrt der Fundis erfolgreich gestört.

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Bus wird mit feministischen Stickern beklebt

 

Am Samstag, den 16.09.2017 gegen 09:30Uhr störten einige Menschen die Abfahrt des Busses, der Abtreibungsgegner*innen, an der Bayrischen Straße am Hauptbahnhof.
Rund um den Hauptbahnhof wurden Kleiderbügel1 mit Flyern aufgehangen, sowie Flyer an umstehende Passant*innen verteilt.
Als der Bus der Abtreibungsgegner*innen vorfuhr, beklebten einige Aktivist*innen den Bus mit Kleberollen (Aufdruck: Sexistische Kackscheize) und feministischen Stickern. Ein*e Aktivist*in wollte sich den Bus der Fundis vor der Abfahrt nochmal genauer anschauen, und nutzte die Gelegenheit im Bus Flyer auf den Sitzen zu verteilen.

 

Für den 16. September 2017 mobilisieren wieder selbsternannte „Lebensschützer“ zu einem „Marsch für das Leben“ in Berlin. Das „What the fuck“-Bündnis ruft an dem Tag zu einer queer-feministischen Demo und anschließenden Protesten gegen den „Marsch“ auf.

Kurzfristig wurde bekannt, das ein Bus der Abtreibungsgegner*innen von Dresden nach Berlin fährt.

Die Empörung der Fundis war nun deutlich spürbar, besonders die*der Fahrer*in des Busses fiel durch aggressives Verhalten auf. Es wurde versucht Wasser auf die Aktivist*innen zu spritzen und eine Plastikflasche wurde aus dem Bus in Richtung der Aktivist*innen geworfen.

Die Fundis stiegen, aufgebracht von der Gegenaktion, nun zügig in ihren Bus und konnten sich über die Kritik am „Marsch des Lebens“ informieren.

Im folgenden wird der Flyertext dokumentiert:

"Mein Körper gehört weder Kirche noch Deutschland – Weg mit §218!

Wir demonstrieren heute hier, um über sogenannte "Lebenschützer_innen" aufzuklären. Diese vertreten in den meisten Fällen ein religiös begründetes geschlossenes Weltbild. Eines ihrer Hauptanliegen ist die Kriminalisierung jeglicher Form der Abtreibung und der Pille danach. Sie bekämpfen alle Lebens- und Liebensformen, die nicht ihrem zutiefst traditionellen Familienbild entsprechen. Für diese Fundamentalist_innen ist Sexualität immer gekoppelt und darf nur zwischen Männern und Frauen existieren. Das eventuell irgendwann existente Leben eines Embryos ist ihnen wichtiger als das Leben, die Gesundheit und der freie Wille der Schwangeren. Damit billigen sie die weltweit jährlich 47.000 Todesfälle durch die Folgen von illegalisierten Abtreibungen, die häufig unter unwürdigen und unhygienischen Bedingungen stattfinden, oder selbst durchgeführt werden, zum Beispiel mit Metallkleiderbügeln.

Um ihr Weltbild den Menschen näherzubringen, veranstalten die selbsternannten Verteidiger_innen des "ungeboreren Lebens" nicht nur Demonstrationen wie den "Schweigemarsch" in Annaberg-Buchholz und den heute stattfindenden "Marsch für das Leben" in Berlin. Dieses Jahr wird die Busanreise aus Dresden von Daniel Kästner, Waltraud Frescha und Christa Reichard organisiert, die sich zu diesem Zweck zu der Privatinitiative "Bus aus Dresden" zusammenschlossen. In den vergangenen Jahren war an der Organisation der Busanreise außerdem der "Kaleb Dresden e.V." ("Kooperative Arbeit Leben Ehrfürchtig Bewahren") beteiligt, zog sich aber dieses Jahr aus der öffentlichen Organisation zurück, nachdem die Beteiligung bekannt wurde.

Ein weiteres Vorgehen der "Lebenschützer_innen" ist die Unterwanderung der Schwangerschaftskonfliktberatung. Dabei werden angeblich neutrale Beratungen angeboten, aber im Anschluss die Ausstellung des Beratungsscheins verweigert, welcher in Deutschland für eine Abtreibung notwendig ist. Bespielsweise hat sich auch die katholische Kirche dazu entschlossen, diese an ihren Beratungsstellen nicht mehr auszugeben. Auch der "Kaleb Dresden e.V." betreibt eine solche Beratungsstelle und auch sie verschweigen in ihrer Werbung, dass sie diese Scheine nicht ausstellen. Außerdem ist der Kaleb Dresden e.V. Mitglied im Gesamtverband "KALEB e.V.", der den bereits erwähnten "Marsch für das Leben" in Berlin mitorganisiert.

Der "Marsch für das Leben" ist eine der wichtigsten, und mit bis zu 5.000 Teilnehmer_innen die größte öffentliche Veranstaltung der sogenannten "Lebenschützer_innen" im deutschsprachigen Raum. Dabei schließen sich konservative, christlich-fundamentalistische, reaktionäre, rechte und faschistische Kräfte vermehrt zusammen. Frauenfeindliche Ansichten dienen als ein verbindendes Thema, über das breite Bündnisse geschlossen werden. Dementsprechend finden sich unter den Teilnehmer_innen der jährlich stattfindenden Veranstaltung u.a. auch Politiker_innen der CDU/CSU und AfD, sowie wichtige Akteur_innen der neuen und extremen Rechten.

Wir fordern die Abschaffung des §218 im deutschen Strafgesetz, der Abtreibung kriminalisiert!
Wir fordern die weltweite Entkriminalisiertung von Schwangerschaftsabbrüchen!
Für das Selbstbestimmungsrecht von Schwangeren!

In Gedenken an die jährlich 47.000 Toten durch die Folgen
von illegalisierten Schwangerschaftsabbrüchen! Für das Leben!
My Body - My Choice! Mein Körper - Meine Entscheidung!

Weitere Informationen zu den Themen Abtreibung und "Lebensschutz"
finden sich auf der Seite www.fuer-das-leben.de"

1) Der Kleiderbügel wurde von den Feminist*innen in Spanien gegen eine drohende Gesetzesverschärfung mit der Parole „Nie wieder!“ eingesetzt und verweist auf illegalisierte, selbstständig durchgeführte Schwangerschaftsabbrüche unter lebensbedrohlichen Bedingungen.

 

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