[KA] Bericht zum Naziaufmarsch am 09.11. in Durlach
Wir standen heute zusammen mit 2500 Demonstrierenden in Durlach auf der Straße gegen den Aufmarsch von „Die Rechte“ und der „NPD“. Am 9.11., dem historischen Tag der Reichspogromnacht, wollten die Faschos mit einem Demonstrationszug ihre Ideologie das erste Mal seit 7 Jahren offen in Karlsruhe auf die Straße tragen.
Etwa 20 Faschist*innen versammelten sich am Bahnhof Durlach, darunter auch bekannte Gesichter wie Christian Worch, Bundesvorsitzender der Partei Die Rechte und Jan Jaeschke, Landesvorsitzender der NPD Baden-Württemberg.
Wir starteten an den Gittern um die Kundgebung der Faschos auf antifaschistisch akustische Weise anzugehen. Als die Faschos letztendlich in ihrem Gehege loszogen, haben wir nicht lange gezögert, sondern nahmen uns die Straße, um auf die Pforzheimer Straße zu gelangen und auch dort den Faschos entgegenzutreten.
Jedoch haben die Bullen mal wieder in aller Deutlichkeit gezeigt, auf welcher Seite sie im Kampf gegen Faschisten stehen. Während die handvoll Faschos von hunderten Bullen eskortiert und gesichert durch Gitter ein paar Meter laufen konnten, wurden Gegendemonstrant:innen von der Polizei schikaniert und teils durch Schläge und den Einsatz von Demopferden verletzt. Mehrere Gegendemonstrant:innen wurden festgenommen. Sogar die Abreisen von Antifaschist:innen wurden gegen Ende noch angegriffen, um einzelne Personen rauszuziehen, in Gewahrsam zu nehmen und isoliert polizeilicher Schikane auszusetzen.
Letztendlich müssen wir auch anerkennen, dass wir es nicht geschafft haben, den Naziaufmarsch wirklich zu verhindern, auch wenn der grundsätzliche Wille tausendfach vertreten war. Daran hätte angesichts der Vorkehrungen von Stadt und Bullen auch die doppelte Anzahl an Gegendemonstrant:innen am Ende nichts geändert. Der Staat hat Ressourcen, mit denen wir es schlussentlich auf der Straße oft nicht aufnehmen können.
Trotzdem konnten wir kämpferische und selbstbestimmte Momente schaffen und unsere Wut auf die Straße tragen. Wir zogen mit hunderten Antifaschist:innen durch die Durlacher Innenstadt und verteilten zum Ende noch einen antifaschistischen Platzverweis an zwei Faschos. Auch gelang es den Bullen trotz aller Bemühungen nicht, unseren Widerstand zu brechen. Stattdessen mussten sie vereinzelt Leute rausziehen, um dann sofort das Weite zu suchen und sich zurückzuziehen.
Auch wenn wir heute mit sehr vielen Leuten auf der Straße waren, dürfen wir uns auf diesem Erfolg nicht ausruhen. Während NPD und die Rechte nach sieben Jahren mal wieder ein One Hit Wonder in einer Großstadt wagt, ist das Auftreten von Rechten à la AfD mittlerweile Alltag und findet täglich verteilt in der ganzen Bundesrepublik statt. Sie stellen dabei auch nicht nur auf der Straße, sondern auch durch ihre tatsächliche Realpolitik die größere Gefahr da.
Auch wenn es wichtig ist Aufmärsche wie heute nicht unbeantwortet zu lassen sollten wir uns auf lange Sicht nicht an Faschos von irrelevanten Kleinstgruppierungen wie NPD und die Rechte abarbeiten, sondern sollten weiterhin vor allem die AfD und deren Akteure in den Fokus nehmen und dabei auch kritisch gegenüber bürgerlichen Parteien, die den Rechtruck vorantreiben, und dem Kapitalismus allgemein gegenüber zu stehen, welcher den Nährboden für rechte und reaktionärer Politik bildet.
An dieser Stelle sollten wir uns auch die Frage stellen, warum es für viele so einfach ist, sich wie heute irgendwelchen Bilderbuchnazis in den Weg zu stellen, aber bei der Beteiligung an Protesten oder Aktivitäten gegen die AfD so viel mehr Zurückhaltung von breiten Teilen der Bevölkerung herrscht. Schließlich müsste man sich ja dann auch eingestehen, dass der Staat und die oft so heiß gepriesene freiheitlich demokratische Grundordnung letztendendes doch nicht verhindert, dass mittlerweile bundesweit menschenverachtende Politik von Rechts gemacht wird.
Doch was bedeutet das für uns? Wir müssen weiterhin daran arbeiten, eine breite Bewegung auf die Beine zu stellen, welche handlungsfähig bleibt und einen breiten antifaschistischen Protest auf vielen verschiedenen Aktionsebenen salonfähig macht. Eine Bewegung, welche nicht davor zurückschreckt gegen gewählte Parteinen vorzugehen. Für eine Gesellschaft, in der es keinen Platz für Rassismus und Menschenhass gibt. Eine solidarische Gesellschaft.
Trotz allem sind Tage wie heute natürlich ein Lichtblick und sollten uns Mut machen – Mut, weiter auf die Straße zu gehen und eines Tages vielleicht auch ähnlich große Proteste gestalten zu können, wenn die AfD einen spontanen Aufmarsch plant. Es gilt nach wie vor: Alle zusammen gegen den Faschismus!
Ergänzungen
Weitere Fotos vom Tag
Ein freier Fotograf aus Karlsruhe hat auf seinem Instagram-Account weitere gute Bilder von dem Tag veröffentlich:
https://www.instagram.com/p/DCNDLIKMWGQ/
Wichtige Ergänzung!
Vollkommen richtig. Eine Aufarbeitung des Bündnisses "Netzwerk gegen Rechts" lässt sich vermissen. Das OAT Bretten stellt in ihrem Bericht fest, dass die Kundgebung der DIG bzw "Zionist:innen" (sic, immerhin gegendert, man sieht sich auf Seite der Guten) mit den Nazis auf der rechten Seite standen. Damit werden die Angriffe auf jüdisches Leben legitimiert. Ein solcher Umgang mit dem Gedenken an die Reichsprogrammnacht können sich Nazis nur erträumen.
Das, was Du berichtest, ist für mich bestürzend und stellt als Haltung zu den unsäglichen Ereignissen wohl einen zumindest stillschweigenden Konsens unter den Mitgliedsorganisationen des Bündnisses dar. Um nicht moralisch zu werden, dennoch bedeutet ein (beharrliches) Schweigen immer noch zumindest ein klammheimliches Einverständnis mit, gar offene Befürwortung des Geschehens. Liest man die veröffentlichten Demo- Berichte der Teilnehmenden, so sind die Angriffe und Verunglimpfungen ein ,,Nicht- Ereignis" und das macht das ganze auch im Nach hinein noch mal schlimmer. Wer sich mit dem Phänomen des tradierten und aktuellen ,,linken Antisemitismus" befasst, was spätestens jetzt eine bittere Notwendigkeit ist, wird erkennen, welch ein krudes, geschichtsignorantes Amalgam an Ideologie da seine Wirkung entfaltet. Wer dies benennt, wird aus diesem Milieu heraus als ,,rechts" stigmatisiert und bedroht. Das ist alles so irre und verkehrt und dennoch als Ideologie nicht lediglich ein hippes, zu diskutierendes, akademisches Diskurs- Thema, sondern es ist dringend nötig, diesem Phänomen auf allen Ebenen, in Solidarität auch ganz praktisch entgegen zu treten, weil hier gezielt jüdische/ israelische Menschen in ihrem Leben bedroht werden.
Antisemitische Vorfälle aus dem "Netzwerk gegen Rechts" gegenüber Antifaschisten, Beleidigungen, Bespucken und Angriff auf eine Gedenkkundgebung zur Reichspogromnacht, werden nicht aufgearbeitet, sondern sollen verschwiegen werden.
Dass die Kommentare, die dieses Verhalten verabscheuen, gelöscht werden, zeigt klar und deutlich die antisemitische Haltung des Bündnisses.
Rote Gruppen haben sich auch in Karlsruhe mit der Gegenaufklärung verschworen.
Nicht 2500 Menschen standen mit euch zusammen. Der Gegenprotest war trotz euch vielzählig.
Wie gehabt
heute, am 12.11.24 kurz formulierte Ergänzung zum Demo- Bericht vom 9.9.24 unter dem Titel ,,Was auch noch geschah.." wurde noch am selben Tag weg zensiert. Das ging dieses Mal noch schneller, als ich es erwartet hatte. Kritik und alles, was nicht ins geschönte Bild passt, verschwindet im Hand umdrehen von dieser Plattform, wer auch immer sich dafür nicht verantwortlich zeigt. Bei den Marktradikalen ist das die ominöse ,,unsichtbare Hand". Mit dieser ,,Praxis" der Zensur zeigt sich erneut dieser autoritäre Ungeist unserer Tage und traurigerweiße zumehmend auch auf dieser Plattform des vermeintlich kritischen Diskurses, welcher angeblich den Antagonismus dieser Gesellschaft sowie die Kritik an diesem vorgibt zu benennen und bestrebt sei, diesen auf den vielzitierten ,,Begriff" zu bringen - so die materialistische Diktion früherer Jahre, an welchen noch heftig diskutiert und meist auch solidarisch gestritten wurde. Heute geben, wie schon in den sektiererischen K- Gruppen- 70-ern, die selbsternannten avantgardistischen Gralshüter der ,,Parteilinie" mit ihren unverstandenen marxologischen Doktrinen erneut den Ton an. Angewandt auf diese neue, autoritäre ,,Linke" wiederholt sich das hellsichtige Marx'sche Bonmot einer Wiederholung der (linken) Geschichte, dann nunmehr in Gestalt einer Farce, in verblüffender Klarheit.
Was noch so passierte
* "Bündnis gegen Rechts" beleidigt Juden.
* "Bündnis gegen Rechts" bespuckt Juden.
* "Bündnis gegen Rechts" greift Stand der DIG an.
* Faschos konnten in Ruhe durch den Protest zu ihrer Veranstaltung.
Kurz und bündig
Die in dieser Ergänzung benannten 4 Punkte benennen genau das, was sich nicht nur, aber AUCH und nicht lediglich als eine ärgerliche Randnotiz bei dieser Demo zugetragen hat. Das gesamte Spektrum des ,,Bündnis gegen Rechts" hier pauschal als Ausgangspunkt zu benennen trifft den Kern wohl nicht. Allerdings wurden diese üblen Aktionen auch nicht sofort und vehement unterbunden und explizit verurteilt, sondern bisher einfach ignoriert bzw. medial totgeschwiegen. Es sei auch daran erinnert, dass eine Beteiligung der DIG am ,,Bündnis" auch vorab nicht erwünscht war.
Antwort an "Wichtige Ergänzung!"
Du hast dir auch echt massiv eingeschissen oder? Dieses bekloppte zuspammen von Kommentarspalten soll jetzt was genau erreichen? Ihr habt doch eure eigenen Kanäle, veröffentlicht doch dort oder hier auf Indy als Artikel mal eine detaillierte und inhatliche Kritik und nicht so ein psychotisches Geblubber immer. Dann würde das bestimmt auch nicht immer gelöscht werden.
Antwort
Das was Du hier liest, ist tatsächlich ein Zusammenschnitt. Nicht schön zu lesen, da gebe ich Dir recht. Ursprünglich war das sehr wohl eine notwendige und durchaus inhaltlich begründete Kritik. Das wurde jedoch, wie so oft, Ruck zuck gelöscht. Kritik ist nicht erwünscht. Sich die Mühe machen, immer wieder die kritischen Ergänzungen zusammen zu fassen, damit ein konsistenter Text entsteht, wird dann müßig. Das Problem hier ist die Zensur. Das ist einfach nur ärgerlich. Die Leserinnen werden über die tatsächlichen Ereignisse bei dieser Demo in Unkenntnis gelassen.. Nimm einfach die zentrale Message, dann ist das Ziel erreicht, trotz der unschönen Form.
Antwort "Antwort"
Wie bereits gesagt, wenn das zentrale Problem die angebliche Zensur darstellt, dann gibt es doch trotzdem Möglichkeiten und Wege selbst einen Text zu veröffentlichen, nicht nur aber auch hier auf Indy!
Ich für meinen Teil kann hier kaum entziffern was das Problem an dem Tag gewesen sein soll, der Kommentar ist ein heilloses Durcheinander. Ich lese hauptsächlich nur wilde Behauptungen die ich noch nirgendwo anders gelesen oder gehört habe. Anstatt man sich mal hinsetzt und eine vernünftige Kritik mit einer Analyse formuliert...