Trockener Hungerstreik der kämpfenden Geflüchteten in Nürnberg

Seit 5. Juni sind ca. Geflüchtete aus Afghanistan,Iran Irak und Äthiopien und Pakistan, Frauen und Männer im Dauerprotest. Sie haben am Hallplatz ein Zelt aufgestellt und kämpfen um nicht weniger als ein Leben.

 

 

 

Seit 5. Juni sind ca. Geflüchtete aus Afghanistan,Iran Irak und Äthiopien und Pakistan, Frauen und Männer im Dauerprotest. Sie haben am Hallplatz ein Zelt aufgestellt und kämpfen um nicht weniger als ein Leben.

 

Hier ihr Statement:

 

 

Wir sind Flüchtlinge aus Nürnberg und Umgebung, die vor den unmenschlichen Verhältnissen in unseren Herkunftsländern hier Schutz gesucht haben. Viele von uns leben nun schon seit mehreren Jahren hier.

Wir leben seit Jahren in beengten, unmenschlichen Verhältnissen in Lagern, bei Essenspaketen, ohne Arbeitserlaubnis und in der Bewegungsfreiheit durch Residenzpflicht eingeschränkt.

 

Dabei hat sich die Situation in unseren Herkunftsländern wie Afghanistan, Iran, Irak, Äthiopien usw. nicht zum besseren verändert.

 

Obwohl wir wegen Krieg, Diktaturen und Verfolgung nicht abgeschoben werden, bekommen wir auch hier keinen Aufenthalt, keine Lebensperspektive.

Viele von uns sind junge Menschen, deren Hoffnung auf ein neues Leben hier durch diese Lebensverhältnisse erstickt wird.

Wenn wir z.B. unseren Schulabschluss gemacht haben, dürfen wir keine Ausbildung anfangen. Jede Motivation wird auf diese Weise abgewürgt.

 

Wir leben weiter in der ständigen Angst vor Abschiebung, was eine enorme psychische und seelische Belastung bedeutet.

 

Um etwas zu tun gegen diese für uns unerträglichen Verhältnisse, die uns langsam ersticken, haben wir beschlossen, unsere Stimme zu erheben und unserem Protest durch dieses Protestzelt Ausdruck zu verleihen. Wir haben folgende Forderungen erarbeitet:

 

  1. Abschaffung der Residenzpflicht

  2. Geld statt Essenspakete

  3. Abschaffung der unmenschlichen Asylheime

  4. Keine Abschiebung der Flüchtlinge

  5. Abschaffung der Dublin 2/3 -gesetze

  6. Anerkennung der streikenden Flüchtlinge im Zelt

 

Die kämpfenden Flüchtlinge haben durchaus auch Solidarität von der Bevölkerung erfahren, jedoch die Behörden haben auf ihre Forderungen nicht reagiert.

Während der OB Maly einer Einladung zu einem Gespräch im Zelt nachkam und ihnen einen menschlichen Respekt erwies, verweigerte sich der Präsident der entscheidenden Behörde, des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Manfred Schmidt, jeder persönlichen Kommunikation, obwohl die an ihn gerichtete Einladung ein Gesprächt mit Delegierten aus drei Städten an einem neutralen Ort vorsah.

Daraufhin haben die Flüchtlinge, denen nach einem Monat Dauerprotest die Geduld ausging, am 2. Juli eine Demonstration vom Protestzelt zum BAMF organisiert.

Anlass war auch die Solidaritat mit dem Kampf der Geflüchteten in der Humboldschule in Berlin.

Es war ein Marsch, ca 5 km durch die Stadt. Etwa 150 Leute, in der Mehrzahl Geflüchtete demonstriertenten ohne Unterbrechung kraftvoll und lautstark besetzten im Anschluß den Hof vor dem BAMF und traten dort in eine Sitzstreik um dem Wunsch nach einem Gespräch mit dem Präidenten des BAMF Nachdruck zu verleihen. Sie blieben über Nacht, einige ketteten sich an einem Zaun an.

Am nächsten Morgen um 10°° Uhr räumte die Polizei auf Veranlassung des Präsidenten den Platz gewaltsam, nahm die Personalien der Protestierenden auf und stellte einige Anzeigen wegen Widerstand.

Die Kämpfenden aus dem Protestzelt traten nun in einen Hungerstreik, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.

Seit Samstag, 5. Juli um 09°° Uhr sind 18 Geflüchtete im Hungerstreik, der seit dem Protest am BAMF auf einmal ein reges Medieninteresse erweckte.

Manfred Schmidt ließ verlauten, er lasse sich nicht erpressen und die Geflüchteten würden sowieso nur von den UnterstützerInnen missbraucht.

Damit dokumentierte er seinen unterschwelligen Rassismus, indem er den Kämpfenden ihre Subjektivität absprach.

Denn auch gegen den Wunsch vieler UnterstützerInnen, die dennoch ihre Solidarität nicht verweigern, traten die Kämpfenden ab heute, 8. Juli 9°°Uhr, in einen trockenen Hungerstreik, und stellen ihr Leben somit zur Disposition, um ein Leben einzufordern.

UnterstützerInnen organisierten nun einen Schichtdienst und medizinische Kontrolle.

Bis auf weiteres gibt es täglich 18°°Uhr einen Kundgebung am Zelt. Die Streikenden werden aber nun schnell schwächer, was für alle Beteiligten herzzerreißend ist.

Alle die dies lesen und solidarisch sind, können sich solidarisch zeigen. Schreibt ans BAMF, organisiert Solidaritätsprotest...

 

Ein Unterstützer der Karawane NBG

 

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