Einfallstore für den Verfassungsschutz - und der passende Schlüssel

Geheimdienstoperationen gegen oppositionelle Bewegungen und hier insbesondere gegen Einzelne sind alles andere als neu, aber selten hatten sie so drastische Auswirkungen wie nun im Antifa-Ost-Verfahren. Wir möchten aus diesem aktuellen Anlass mit diesem viel zu kurzen Abriss aufzeigen, warum es keineswegs überzogene Paranoia oder gar eine Verschwörungstheorie ist, in der Causa Domhöver einen geheimdienstlichen Hintergrund als simple Wahrheit anzunehmen. Weiterhin möchten wir die besondere Rolle anschneiden, die der heute weit verbreitete Umgang mit der Definitionsmacht als Einfallstor für Provokateur_innen jeder Art spielt. Und schließlich zeigen wir Lösungsansätze auf, sich dieser besonderen Form der Repression einfach und effektiv zu entziehen.

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<strong>Vorbemerkung</strong>

Während wir bei viel zu schönem Wetter schon wieder über bestimmte Passagen dieses Textes streiten, über einen angemessenen Duktus diskutieren und das ganze Ding endlich rund machen wollen, versucht eine angebliche "AG Madara" seit Tagen ihr Pamphlet "Sexualisierte Gewalt in Leipzig Connewitz" bei indymedia unterzubringen. Dieses Machwerk ist als konsequente Fortführung der von uns aufgegriffenen Causa Domhöver zu begreifen. Schon wieder wird eine weitere Person, die in der Vergangenheit von der Nazi-Postille "Compact" namentlich im Zusammenhang mit dem Antifa-Ost-Verfahren genannt wurde, anonym als Täter sexualisierter Gewalt bezeichnet.

Das Ganze liest sich wie die Vorbereitung zur nächsten Verfassungsschutz-Aktion gegen Connewitzer Strukturen - diesmal vielleicht auf Basis der Aussagen von Domhöver. Diese Kette lässt sich endlos fortsetzen, und am Ende ist von Connewitz nichts, aber auch gar nichts mehr übrig. Weil genug Idiot_innen wieder darauf hereinfallen werden. Weil die in der Szene längst verankerten Provokateur_innen diese simple Wahrheit verstecken und unterdrücken werden. Das alles ist ein strukturelles Problem eines weitgehend entpolitisierten befindlichkeitsfixierten geschichtslosen Szenesumpfs, der einzig um sich selbst kreist. Wir begrüßen deshalb sehr, dass das Moderationskollektiv von indymedia sich diesmal nicht erneut zum Spielball und Spielfeld der Repressionsbehörden hat machen lassen.

Hinter einem solchen Angriffsversuch könnten natürlich auch Nazis stecken, die im Umfeld des Antifa-Ost-Verfahrens ohnehin auf Rache gesinnt sind. Wir sind aber der Überzeugung, dass diese nicht über die notwendigen Informationen verfügen, ein Szenario zu konstruieren, dass der Wahrheit nahekommt oder sich zumindest genau so abgespielt haben könnte. Der Verfassungsschutz hingegen verfügt schon durch seine hauptsächliche Arbeit, die permanente Beobachtung und Analyse, über das entsprechende Wissen. Hierzu gehören eben auch charakterliche Schwächen einzelner, intime Beobachtungen und das Ohr am Getratsche der Szene.

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<strong>Der Verfassungsschutz guckt nicht nur zu - er spielt mit. Immer und überall.</strong>

Dass die Verfassungsschutzbehörden und ihre Mitarbeiter_innen sich natürlich nicht nur auf das Sammeln von Informationen beschränken, sondern wo immer möglich zersetzenden Einfluss auf ihr Beobachtungsobjekt nehmen, ist so gar nicht neu. Ohne ganz arg weit zurück in die Vergangenheit zu reisen und zum Beispiel das berühmte "Celler Loch" [1] zu bemühen - damals noch eine ganz klassisch angelegte Geheimdienstoperation - konzentrieren wir uns lieber auf heutige Vorgehensweisen. Denn mit der fortlaufenden Entwicklung innerhalb autonomer Szenen hat sich mit den Jahren auch die Methodik dieser Infiltrierungen den jeweiligen Begebenheiten angepasst, oft erstaunlich schnell oder sogar vorausschauend.

So sind ab Mitte der 90er Jahre zahlreiche Fälle bekannt geworden, in denen V-Personen gezielt an einer Herabsetzung oder sogar am Ausschluss besonders exponierter Personen und Gruppen mitgewirkt haben, häufig sogar in leitender und lenkender Rolle. Neben anderen zeitgerechten Aufhängerthemen wie vermeintlichen Positionierungen im Nahostkonflikt, Trennlinien in den Militanzdebatten, diversen identitätspolitischen Fragen oder - besonders dreist - Spitzelgerüchten stand schon damals in vielen Fällen die missbräuchliche Anwendung der Definitionsmacht im Vordergrund. Solche Vorgänge sind uns zwischen 1994 und 2009 aus u.a. Aachen, Berlin, Duisburg, Flensburg, Gießen, Kassel, Köln, Passau und Tübingen bekannt und belegt. Ein großer Teil hiervon ist bis dato niemals über die betroffenen Strukturen hinaus veröffentlicht worden, teils weil die Belege nicht ausreichend für eine öffentliche Darstellung waren, teils zum Schutz vor weiterer Repression, teils aus Erwägungen um den brüchigen Status der Definitionsmacht, teils einfach aus autonomer Schludrigkeit.

Auch die politisch arbeitenden Teile des Bullenapparats bedienen sich entsprechender Methoden. Besonders bekannt ist hier 2009 der Aufsatz der "zwei aus der Muppetshow" in einer Militanzdebatte der Interim [2,3,4] geworden. Für die Zeit ab 2014 sind vor allem aus der Aufarbeitung der Reihe von Verdeckten Ermittlerinnen im Umfeld der Rote Flora [5,6,7] viele Vorgehensweisen zur aktiven Beeinflussung szeneinterner Verhältnisse öffentlich bekannt geworden - auch hier teilweise wiederum in vermeintlich antipatriarchaler Manier szenegerecht serviert.

In der Causa Domhöver spricht schon der Verlauf des Outings für eine sorgsam vorbereitete und ressourcenreiche Aktion. Beginnend mit ominösen Andeutungen durch verschiedene Twitter-Accounts im Vorfeld der Leipziger Demo "Wir sind alle LinX" vom 19.9.21 über darauf folgende ebenso ominöse und anonyme E-Mails an ausgewählte Gruppen bis hin zum eigentlichen Outing am 21.10.21 bei indymedia ist hier über mehrere Wochen eine Kulisse aufgebaut worden, in der am Ende kaum noch nachvollziehbar war, wie die Sache eigentlich ins Rollen gekommen ist, und unter der die bis heute geltende völlige Anonymisierung der Urheberschaft leicht untergehen konnte. Die mit dem Outing verbundenen direkten Angriffe auf das Umfeld des Täters und dessen angebliches Schweigen zu angeblich bekannten Vorwürfen reihen sich dann nur in die strategische Zielsetzung ein und mussten die szenetypischen Reflexe zur Folge haben. Die Frage nach dem Cui Bono ist heute ohnehin eindrucksvoll beantwortet. Das intime Wissen des Outings und späterer Nachschläge kann einzig auf den Erkenntnissen einer Verfassungsschutzbehörde beruhen. Hier besteht nicht der geringste Zweifel.

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<strong>Vorschub zu Domhöver</strong>

Damit in diesem Punkt erst gar keine böswillige Interpretation erfolgen kann: Auch wir halten Domhöver für genau das Schwein, das er ist. Auch wir sind davon überzeugt, dass er nicht erst mit dem endgültigen Verrat zu diesem Schwein geworden ist, sondern bereits zuvor innerhalb der Szene die beschriebene oder vergleichbare Gewalt ausgeübt hat.

Das steht jedoch in keinem Widerspruch zu unserer Überzeugung, dass sowohl Zeitpunkt als auch Form des Outings durch eine Verfassungsschutzbehörde gesteuert und lanciert worden sind. Diese Überzeugung hat die Möglichkeit zum Inhalt, dass das eigentliche anonyme Outing vollständig von außen oder aber auch durch V-Personen in der Szene erfolgt ist. Manche anschließenden Reaktionen aus der Szene lassen neben der Möglichkeit vernichtender Dummheit dann eindeutig nur die Tatsache einer Beteiligung von V-Personen zu.

Natürlich ist die Causa Domhöver, ihre Auswirkungen auf das Antifa-Ost-Verfahren und weitere Bullenermittlungen, auf die gesamte Szene in Connewitz und darüber hinaus, der Aufhänger und Anlass für diesen unseren Text. Die notwendigen Auseinandersetzungen linksradikaler Strukturen, die hieraus folgen müssen und zu denen wir hiermit einen Beitrag leisten wollen, sind jedoch allgemeiner Natur. In diesem Punkt ist dieser eine Fall Domhöver und damit dieses Schwein nicht weiter wichtig.

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<strong>Szene - was tun? Besser ein Fahrradschloss für 15 Euro als gar keins</strong>

In der heutigen Zeit des schnellen und vollständig entpersonalisierten Zugriffs auf anerkannte Machtstrukturen der Szene über das Internet und seine Plattformen bieten sich für die verschiedenen Repressionsbehörden noch viel weitreichendere und zudem relativ ressourcensparende Möglichkeiten als noch vor wenigen Jahren. Die Definitionsmacht ist nicht die einzige, aber bei weitem die wirksamste dieser Machtstrukturen. Dumm der Bulle, der das nicht nutzt.

Was sogar vor Ort und im persönlichen Kontakt schon gelten sollte - "Hinterfrag auch mal die Infos aus deinem Infoladen" [8] - gilt selbstredend für jegliche Veröffentlichung im Internet, insbesondere für solche, die nicht von einer nachvollziehbaren Quelle stammen. Wir wissen, dass jeglicher Appell in diese Richtung ergebnislos versanden wird, was diejenigen Teile eines Szenesumpfs betrifft, für die der neueste Szene-Tratsch, das letzte Gerücht und der brandheiße Scheiß ohnehin das allergrößte ihrer elendigen Zugehörigkeiten und Identitäten sind. Wir wenden uns also an den überschaubaren Rest.

Es sollte eine Binsenweisheit sein, ist es aber leider nicht: JEDES anonyme Outing gegen aktuelle oder ehemalige Genoss_innen ist vollständig zu missachten, solange es nicht durch eine vertrauenswürdige Quelle bestätigt oder unterstützt ist. Urheber_innen jeder anonymen Darstellung, besonders in den einschlägigen Internetportalen, können immer die Bullen oder auch andere Feind_innen sein, Nazis bieten sich hier prächtig an. Mindeststandard muss deshalb IMMER die Verifizierung durch eine tatsächlich existierende szenebekannte Gruppe sein.

Aber reicht das aus, um eine Infiltrierung durch den Verfassungsschutz zu verhindern? Nein, wir können und müssen davon ausgehen, dass in jeder unserer Szenen mindestens eine V-Person einer Behörde tätig ist, zumindest aber in jeder größeren Stadt. Auch wenn diese Spitzel_innen wahrscheinlich vorwiegend über Jahre nur zuschauen und brav berichten, sie KÖNNEN je nach Standing in ihrer Szene ebenso aktiv werden und konkrete Aufträge erfüllen, die direkte Auswirkungen auf Diskussionen und Aktionen dieser Szene haben, können also zu Provokateur_innen werden.

Und hier kommt als derzeit einfachstes Mittel nun die Definitionsmacht ins Spiel, die verbunden mit der Sanktionsmacht das wirkmächtigste Instrument im Inneren unserer Szenen ist. Mit ihrer Hilfe können unliebsame Personen oder ganze Gruppen dauerhaft politisch kaltgestellt werden. Diese simple Wahrheit zu verschweigen oder zu ignorieren, ist für die Auseinandersetzung nicht hilfreich. Die Frage ist, wie sich ein Schutz vor dieser Möglichkeit gestalten kann, ohne die grundsätzlich leider unverzichtbare Definitionsmacht ganz über den Haufen zu werfen oder in den leider meist berechtigten Fällen ihrer Anwendung fälschlich von einem Missbrauch auszugehen. Wir haben kein Patentrezept, aber wir haben einige Ideen.

Bereits um 1972 in feministischen Kontexten zunächst fernab linksradikaler Kreise erdacht, um einen notwendigen Kontrast zum patriarchalen bürgerlichen Recht zu schaffen, hatte die Definitionsmacht ursprünglich [9,10] zum Ziel, die subjektive Wahrnehmung physischer sexualisierter Gewalt durch die Betroffenen in das Zentrum von Auseinandersetzung und möglicher Sanktionen gegen Täter zu rücken. Dieser Kern, ein Umgang mit PHYSISCHER Gewalt, ist der wesentliche Grund dafür, dass die Definitionsmacht, wie sie heute und schon etwas länger in linksradikalen Kreisen verstanden und verwendet wird, immer wieder umstritten ist und durchaus auch von Feministinnen scharf kritisiert wurde [11] und wird [12].

Heute werden in der praktischen Anwendung der Definitionsmacht, und das inzwischen in dem allergrößten Teil der Fälle, auch Situationen erfasst, die weit entfernt von physischer Gewalt sind. Die Bandbreite der Anwendung reicht von Gewaltdrohungen und Stalking, Objektifizierung und Sexualisierung über verbal sexistisches und misogynes Verhalten, allgemeines Auftreten, Redeverhalten und Rollenzuschreibung bis hin zu den ohnehin rein subjektiv empfindbaren Kategorien Manipulation, Vertrauensbruch, Unsichtbarmachung, Gestik und Mimik. Diese Ausweitung des Anwendungsbereichs, insbesondere auf strukturelle Gewaltformen, erscheint zunächst folgerichtig und sinnvoll - wenn denn dabei qualitative Unterschiede erfasst und in den weiteren Umgang einbezogen würden.

Wenn aber schon im Ansatz und dann auch in der folgenden Sanktionierung ein blöder Spruch, ein unreflektiertes Auftreten, ein zu langer Blick gleichgesetzt werden mit einer gezielten Herabwürdigung, einer körperlichen Grenzüberschreitung, einer Vergewaltigung, dann ist im Umkehrschluss eine Vergewaltigung auch nicht schlimmer als ein Spruch. Diese Relativierung, wie sie inzwischen viel zu häufig in den konkreten szeneinternen Auseinandersetzungen vorzufinden ist, ist nicht nur persönlich verheerend für die Betroffenen physischer sexueller Gewalt und dazu politischer Unsinn, sie bildet auch genau das entscheidende Einfallstor für einen organisierten Missbrauch von Definitionsmacht und Sanktionsmacht.

Wir gehen grundsätzlich davon aus, dass die Definitionsmacht NICHT missbraucht wird. Das gilt jedenfalls uneingeschränkt für ihr ursprüngliches Anwendungsfeld. Von pathologischen Ausnahmemöglichkeiten einmal abgesehen, wird keine Frau sich in einem realen Umfeld aus strategischen Gründen fälschlich als Opfer einer Vergewaltigung oder eines anderen schweren Übergriffs darstellen, auch nicht für ein noch so üppiges Honorar vom Verfassungsschutz. Anders KANN es aber aussehen, wenn niedrigschwelligere Vorwürfe ins Spiel kommen. Die falsche Behauptung, Opfer einer dummen Anmache oder einer mehr oder weniger ernstzunehmenden Drohung geworden zu sein, prägt keine lebenslange Opferrolle und ist damit bei entsprechender Motivation psychologisch unschädlich umsetzbar.

Deshalb halten wir gerade es bei solchen niedrigschwelligen Anschuldigungen und Auseinandersetzungen für unabdingbar, das gesamte Umfeld aller Beteiligten genauer zu beleuchten. Gab es schon zuvor politische oder persönliche Streitigkeiten? Wie stehen die jeweiligen Personen und Gruppen überhaupt zueinander? Gibt es andere Vorgeschichten? So und nur so kann sich ein wirklich verantwortungsbewusster Umgang mit der Situation, der Betroffenen und der Sanktionierung des Täters finden, ohne dabei das Achtsamkeitsprinzip der Definitionsmacht verletzen zu müssen.

Aber selbst wenn bei genauer Betrachtung in einem Einzelfall naheliegt oder sogar feststeht, dass eine falsche Anschuldigung erhoben oder eine überzogene Sanktionierung vorgenommen wurde, so ist das alleine noch kein Beleg dafür, dass nun unter Betroffenen oder ihrem Unterstützungskreis tatsächlich ein Bulle am Werk ist. Es kann sich auch einfach um einen persönlichen Hintergrund, ein Machtgerangel in der Szene oder überhaupt nur eine Machtdemonstration als solche handeln. Auch für die Existenz solcher Fälle liegen unzählige Beispiele vor. Zur weiteren Einschätzung wird demnach auch hier ein Blick auf die gesamten politischen Hintergründe der beteiligten Personen und Strukturen notwendig sein. Ohnehin ist es schwierig bis unmöglich, einen Bullen tatsächlich belegbar zu enttarnen. Faktisches Ziel kann deshalb nur die nochmals erhöhte Vorsicht und Zurückhaltung gegenüber dieser Person oder dem Personenkreis sein.

Nun gibt es noch in jeder Stadt diejenigen Kreise, die um jeden Preis an der inzwischen etablierten Anwendung der Definitionsmacht festhalten wollen und dieses auch gewaltvoll mit Allgemeinvorwürfen, Drohungen und weiteren Ausschlüssen durchsetzen. Es stellt sich zwangsläufig die Frage, was hierfür die Motivation ist. Ein besonders konsequenter Feminismus alleine kann es jedenfalls nicht sein, denn jeder Missbrauch der Definitionsmacht ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht echter Betroffener, sondern auch ein politischer Nackenschlag für alle Ansätze feministischer und antipatriarchaler Politik. Wie hier die Frage nach der Motivation, so sollte eine grundsätzliche Frage innerhalb der eigenen Szene sowieso immer lauten, selbst wenn sie wahrscheinlich niemals sicher zu beantworten ist: An welcher Stelle deiner Szene würdest DU deinen Spitzel installieren?

Wie wir vorab gesagt haben, wir sind ohne Patentrezept. Vor allem auch sind wir ohne große Hoffnung auf Veränderung. Denn unreflektiertes Abnicken, angsterfülltes Schweigen und pure Lust an der Hexenjagd sind heute in der Szene derart weit verbreitet, dass es jede_r einzelnen vieles abverlangen würde, die gängigen Mechanismen und Automatismen aufzubrechen. Doch eine andere Möglichkeit, diese offene Tür für Angriffe durch Repressionsbehörden zumindest locker zu verschließen, sehen wir nicht.

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<strong>Und nun wirklich? Der passende Schlüssel zum wirksamen Schloss</strong>

Tja, es gibt also kein Patentrezept, innerhalb der bestehenden Szenen für den notwendigen Selbstschutz zu sorgen.

Die Antwort, die Lösung ist so einfach wie naheliegend, und wird von erfolgreich agierenden klandestin-militanten Strukturen ohnehin schon lange praktiziert. Aus gutem Grund beginnen auch zunehmend legalistisch angelegte Kleingruppen, sich hieran zu orientieren.

Organisiert euch außerhalb des oben nachgezeichneten Szenesumpfs!

Organisiert euch nicht mit vermeintlichen Genoss_innen, mit denen euch nicht viel mehr verbindet als vielleicht dieselbe Küfa oder dasselbe Konzert zu besuchen, sondern mit Freund_innen, denen ihr vertraut!

Zeigt auf der Demo und der Kundgebung nicht aller Welt schon mit eurem Transparent, aus welcher Stadt von welcher Gruppe ihr kommt, wer ihr seid! Überlegt euch sowieso immer wieder, wieviel Identität ihr vor euch hertragen wollt!

Nutzt den EA, die Rote Hilfe oder die Awarenessgruppe allenfalls, wenn ihr sie wirklich mal braucht! Erzählt im Infoladen nicht allem und jeder*, wofür ihr euch so alles interessiert! Seid sowieso immer skeptisch gegenüber denen, die nicht eure Freund_innen sind, aber dauernd wissen wollen, wie euer Name ist, wo ihr herkommt, wie und wo ihr wohnt!

Wenn ihr noch schrecklich jung seid oder aus anderen Gründen so gar nicht auf die Annehmlichkeiten dieser Szene verzichten könnt, dann macht es wie viele andere Konzertbesucher_innen oder Partygäst_innen auch. Geht einfach hin, und geht danach wieder weg! Bleibt selbständige Menschen und werdet nicht zur Szenefigur!

Ja, das klingt hart und scheint alle euch bisher bekannten Ideen kollektiver Organisierung über den Haufen zu werfen. Im Ergebnis wird aber das Gegenteil zutreffend sein.

In einer wirklich vertrauensvollen freundschaftlichen Organisierung werdet ihr eine Ahnung von selbst gewählter freier Kollektivität erfahren. Wir könnten ganz böse sagen, ihr werdet einen großen Schritt zur Autonomie gehen.

Um noch einmal auf den Kern der Auseinandersetzung zurückzukommen, stellt euch vor, das Opfer einer Gewalttat, sexualisiert oder nicht, zu sein. Ihr hättet gleich die nächste Arschkarte, wenn ihr auf eine vollends entpersonalisierte Definitionsmacht angewiesen wärt, die durch solche vermeintlichen Genoss_innen vertreten werden soll, die als Erstes nur die politische Dimension sehen und nutzen wollen. Dann doch besser, Freund_innen und Gefährt_innen um sich zu wissen, die zuerst dich als Mensch auffangen und unterstützen, ganz egal, ob in deinen politischen Bezügen oder im Privaten.

Und jetzt kommt der Hammer. Ja, du darfst ein Privatleben haben. Und dieses Privatleben darf sich völlig außerhalb deines politischen Kreises abspielen, wenn du das so möchtest und es dir guttut. Das Private ist dann für dich als politischer Mensch immer noch politisch, aber keine Szene dieser Welt kann es aus nächster Nähe begutachten, bewerten und bei Lust und Laune zerstören. Schade um den Szenetratsch, nutzlos für Provokateur_innen, gut für dich.

Wenn ihr dann gut aufgestellt und gerüstet seid, spricht nichts dagegen, mit all diesen tollen Kleingruppen temporär wieder gemeinsam unterwegs zu sein. Ihr braucht weder den Gesamtüberblick einer durchstrukturierten Szene noch die damit verbundene Kontrolle. Ihr könnt und dürft frei sein.

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<strong>Ende</strong>

Wir freuen uns über Verbreitung und Diskussion unseres Texts. Weniger dieses Internet als vor allem das Autonome Blättchen aus Hannover bietet sich hierfür an. Direkt ansprechbar sind wir aus naheliegenden Gründen nicht. Aber wenn ihr das nicht versteht, habt ihr sowieso nichts verstanden. Wenn doch: Fight on! Für die Anarchie! Für die soziale Revolution!

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<strong>Nachbemerkung</strong>

Als wir dann doch immer noch am letzten Feinschliff arbeiten, publiziert der stalinistische Führungszirkel einer deutschlandweit tätigen sozialdemokratischen Organisation ein Outing gegen eine offenbar politisch unliebsame Person und muss dieses nach kurzer Zeit und einfachster juristischer Intervention wieder zurückziehen. Wer auch immer sich DIESE Geschichte ausgedacht hat, eins ist deutlich. Hier wird die Definitionsmacht sogar in einem Kontext angewandt, der sie aus sachlichen Gründen gar nicht zulässt. Viel mehr als ein oberflächliches Verständnis innerlinker Vorgänge hatten die Initiator_innen offensichtlich nicht.

Auf diesen insoweit anders gelagerten Vorfall, der nun nicht aus der Anonymität erfolgt ist, können wir hier aber nicht noch weiter eingehen, wenn unser Text dann doch mal endlich fertig werden soll. Wir teilen deshalb hierzu zunächst nur die Darstellung und Einschätzung einer anderen Gruppe [13] und schließen uns den dort gestellten Fragen nach Quelle und Motivation dieser Aktion an. Auch die sehr umfangreiche Bewertung einer feministischen Genossin [12] hat diesen Vorgang zum Thema, wenn auch ohne die nach unserer Meinung entscheidenden Fragen zu stellen.

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[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Celler_Loch
[2] einstellung.so36.net/de/1351.html
[3] www.heise.de/newsticker/meldung/BKA-Honeypot-www-bka-de-209903.html
[4] www.antifainfoblatt.de/artikel/muppets-und-andere-puppen
[5] www.ndr.de/fernsehen/Im-inneren-Kreis,doku2774.html
[6] verdeckteermittlerinhh.blackblogs.org
[7] enttarnungen.blackblogs.org
[8] yok-pocketpunk.bandcamp.com/track/drinnen-und-draussen
[9] de.wikipedia.org/wiki/Definitionsmacht_(sexualisierte_Gewalt)
[10] evibes.org/2020/04/03/definitionsmacht-interessiert-das-eigentlich-noch-irgendwen
[11] lesmadeleines.wordpress.com
[12] rehzimalzahn.net/?p=867
[13] gegendarstellungouting.wordpress.com

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Ergänzungen

Sag mal brennt euch eigentlich der helm? Ihr beschwert euch zurecht über viele Vorgänge in der linken und linksradikalen Szene und formuliert im zweiten Teil des Textes interessante Ansätze, über die die Szene sprechen sollte. Aber wie könnt ihr denn allen ernstes schreiben

"Die Frage nach dem Cui Bono ist heute ohnehin eindrucksvoll beantwortet. Das intime Wissen des Outings und späterer Nachschläge kann einzig auf den Erkenntnissen einer Verfassungsschutzbehörde beruhen. Hier besteht nicht der geringste Zweifel."

Ihr habt offensichtlich keine Ahnung von dem Fall und wisst dazu einfach nur das, was auf indymedia veröffentlicht wurde. Einfach mal die Frese halten und nicht durch die Blume den Genoss*innen, denen Johannes Gewalt angetan hat, die Schuld an der aktuellen Situation geben.

Bei aller Kritik an den vielen aufeinander foglenden Texten von Gruppen, die sich von Johannes distanziert haben - glaubt ihr wirklich, dass in jeder dieser Organisationen der VS saß und diese Texte verfasst hat?

„Schon wieder wird eine weitere Person, die in der Vergangenheit von der Nazi-Postille "Compact" namentlich im Zusammenhang mit dem Antifa-Ost-Verfahren genannt wurde, anonym als Täter sexualisierter Gewalt bezeichnet.“

 

Schon mal dran gedacht des gerade Gewaltaffine macker Schweine häufig auch zu Gewalt im privaten neigen ? 

Minimales an wissen über Gewalt Problematik setzten wir bei einem Text welcher sich akademisch aufbläst voraus…

 

„Das alles ist ein strukturelles Problem eines weitgehend entpolitisierten befindlichkeitsfixierten geschichtslosen Szenesumpfs, der einzig um sich selbst kreist.“

 

Outing/outcalls sind Reaktionen auf Gewalterfahrungen welche in die Szene getragen werden um Menschen vor Tätern zu warnen. 

Wo sollen Täter geoutet werden, wenn nicht in ihrem sozialen Umfeld ??? 

 

 

Zu wild fantasiert oder? 

 

„In der Causa Domhöver spricht schon der Verlauf des Outings für eine sorgsam vorbereitete und ressourcenreiche Aktion. Beginnend mit ominösen Andeutungen durch verschiedene Twitter-Accounts im Vorfeld der Leipziger Demo "Wir sind alle LinX" vom 19.9.21 über darauf folgende ebenso ominöse und anonyme E-Mails an ausgewählte Gruppen bis hin zum eigentlichen Outing am 21.10.21 bei indymedia ist hier über mehrere Wochen eine Kulisse aufgebaut worden, in der am Ende kaum noch nachvollziehbar war, wie die Sache eigentlich ins Rollen gekommen ist, und unter der die bis heute geltende völlige Anonymisierung der Urheberschaft leicht untergehen konnte. „

 

Wir können nicht nachvollziehen, wo da bitte eine sogenannte drohkulisse aufgebaut wurde. 

Es gab outings es gab Reaktionen darauf. 

An der Stelle empfiehlt es sich vielleicht nicht zu wild in die Paranoia zu stürzen sondern die Kirche in Dorf zu lassen und Fakten als das wahrzunehmen was sie sind Fakten. 

 

„Die Frage nach dem Cui Bono ist heute ohnehin eindrucksvoll beantwortet. Das intime Wissen des Outings und späterer Nachschläge kann einzig auf den Erkenntnissen einer Verfassungsschutzbehörde beruhen. Hier besteht nicht der geringste Zweifel.“

 

Wer seit ihr das ihr euch so eine Analyse raus nehmt ? Und ja wir wissen ihr seit tolle Menschen denen „die Sache“ ja so am Herzen liegt aber nur weil ihr gut im recherchieren von Internet Artikeln seit welche andere Menschen geschrieben haben, befindet ihr euch noch lange nicht in der Position, betroffenen das Wort anzunehmen und ihnen nicht zu zu gestehen, dass sie ihre Erfahrungen teilen. 

 

„ Das steht jedoch in keinem Widerspruch zu unserer Überzeugung, dass sowohl Zeitpunkt als auch Form des Outings durch eine Verfassungsschutzbehörde gesteuert und lanciert worden sind. Diese Überzeugung hat die Möglichkeit zum Inhalt, dass das eigentliche anonyme Outing vollständig von außen oder aber auch durch V-Personen in der Szene erfolgt ist. Manche anschließenden Reaktionen aus der Szene lassen neben der Möglichkeit vernichtender Dummheit dann eindeutig nur die Tatsache einer Beteiligung von V-Personen zu.“

 

Für euch besteht einfach nicht die Möglichkeit das eine Szene sich weiterentwickelt, das Strukturen miteinander kommunizieren ohne das man es in das Internet schreibt… leider sehr dämlich sich nicht für neue Perspektiven zu öffnen… 

 

„Es sollte eine Binsenweisheit sein, ist es aber leider nicht: JEDES anonyme Outing gegen aktuelle oder ehemalige Genoss_innen ist vollständig zu missachten, solange es nicht durch eine vertrauenswürdige Quelle bestätigt oder unterstützt ist. „

 

Eine einzige Sekunde an den Selbstschutz denken… 

Ist euch vielleicht schon mal der Gedanke gekommen das outing anonym veröffentlicht werden damit eben keine juristischen Konsequenzen folgen können ? 

Oder das nicht selbsternannte Szene Wächter Leuten Gewalt antun weil der Inhalt der outings ihren Lebensstil in Gefahr bringt… lächerlich von euch einen Aufruf ins Netz zu stellen der für Sicherheit wirbt und dann nicht mal das Minimum zu bedenken… 

 

„Heute werden in der praktischen Anwendung der Definitionsmacht, und das inzwischen in dem allergrößten Teil der Fälle, auch Situationen erfasst, die weit entfernt von physischer Gewalt sind. Die Bandbreite der Anwendung reicht von Gewaltdrohungen und Stalking, Objektifizierung und Sexualisierung über verbal sexistisches und misogynes Verhalten, allgemeines Auftreten, Redeverhalten und Rollenzuschreibung bis hin zu den ohnehin rein subjektiv empfindbaren Kategorien Manipulation, Vertrauensbruch, Unsichtbarmachung, Gestik und Mimik.“ 

 

Und das ist verdammt gut so, genau deshalb weil es rückschrittliche Denkweisen wie die Eure gibt, welche den Horizont bis zum nächsten biertisch bedient, allerdings keinerlei Entwicklung im Bereich wissen über sexualisierte Gewalt gemacht hat. 

Zu eurem ekelhaften Absatz über Definitionsmacht ist einfach nur zu sagen:“ ihr seit weder Richter noch Henker über die Betroffenheit von Menschen „ 

Es obliegt euch nicht darüber zu urteilen ob Menschen betroffen sind. 

 

„Wenn ihr noch schrecklich jung seid „ 

An der Stelle wird euer beschränkter Blick auf die Szene noch mal sehr deutlich, es liegt nicht am Alter von Menschen sondern an ihrem wissenensstand. Spart euch alter shaming 

 

„Ja, du darfst ein Privatleben haben. Und dieses Privatleben darf sich völlig außerhalb deines politischen Kreises abspielen, wenn du das so möchtest und es dir guttut. „ 

Wirklich echt garnichts kapiert… 

Genau das ist bei Tätern das Problem, sie trennen ihr Privatleben von der politischen Ebene,weshalb sie ungehindert Übergriffe sein können. 

Dumm Leuten solche Ratschläge zu geben. 

 

 

Kleine Anmerkung von leider sehr jungen Menschen welche sich innerhalb und außerhalb der Szene bewegen: 

Es schickt sich nicht Texte auf einem derart akademischen Niveau zu verfassen das es ein Lexikon benötigt sie zu verstehen. 

Soviel zum klugscheissen und dumm rum sabbern. 

Der ganze Text macht nur Sinn, wenn die Person hinter dem ersten outting unbekannt ist und keinen Kontakt zu z.b. unterstützungsstrukturen oder einem der solikreise hat. Ist das denn so? Sie war nach eigenen Aussagen  mit domöver zusammen, da wäre es das menschlich naheliegendste für freund_innen von d oder einen Soli Kreis mit ihr zu sprechen, Unterstützung anzubieten etc.

 

Anstatt sich in informelle, klandestine Mimi Zirkel zurück zu ziehen kann Mensch auch in organisationen mit funktionierenden Strukturen gehen bzw diese aufbauen. Wenn es z.b. zuverlässige awarrnes gibt sind betroffene nicht darauf angewiesen anonym ins Internet zu schreiben. Bessere Texte als dieser um definitionsmacht weiter zu denken und besser zu machen sind hier drin hier https://transact.noblogs.org/files/2014/02/transact6_de.pdf 

Nein das Outing war nicht anonym. Für viele vermutlich schon, aber für einige auch nicht. Und das ist ja das, wo es im Text heißt:

"Mindeststandard muss deshalb IMMER die Verifizierung durch eine tatsächlich existierende szenebekannte Gruppe sein"

Was dem Text noch gefehlt hätte:

In der Causa Domhöver war eindrucksvoll zu sehen, wie persönliche Betroffenheit zu politisch schwachsinnigen Sanktionen führt ; Dass der Wunsch ihm keine finanzielle Unterstützung für das Verfahren zukommen zu lassen, überhaupt nicht dazu diente Zukünftig Frauen vor ihm zu schützen, sondern lediglich dem persönlichen Rachebedürftniss.

Ansonsten danke für den längst überfälligen Text!

"Wenn ihr noch schrecklich jung seid oder aus anderen Gründen so gar nicht auf die Annehmlichkeiten dieser Szene verzichten könnt, dann macht es wie viele andere Konzertbesucher_innen oder Partygäst_innen auch. Geht einfach hin, und geht danach wieder weg! Bleibt selbständige Menschen und werdet nicht zur Szenefigur!"

Statt sich einer Untergrundorganisation als avantgadrdistisches und selbstisoliertes Projekt verdienter Gefährt*innen zusammenzufinden ist allerdings auch möglich sich in Szenestrukturen kollektiv zu organisieren als Basis sozialer Bewegungen. Unsere Prohekte und Strukturen, das was ihr etwas verächtlich Szene nennt, sind ja nicht weniger wichtig als Aktionen und letztere sollten auch nicht hierarchisch von exclusiven Freund*innenkreisen, sondern eben aus der Basis der Bewegung kommen. Sinnvoll ist aber über Aktionen grundsätzlich nur zu sprechen mit Menschen die es etwas angeht und die ihr dann am besten wirklich länger kennt und sonst die Klappe zu halten.

So lassen sich recht einfach und sehr viel besser Strukturen vor verdeckten Ermittler*innen schützen ohne gleich das Kind mit dem Bade auszuschütten. Strukturen dienen ja auch der Weiterentwicklung von Debatten und Diskussion und letztlich auch der Ansprechbarkeit und Awareness.

 

Ich greife aus eurem Kommentar mal wahllos wenige Punkte heraus, für die alleine es sich schon lohnen würde, den Text von "autonomer Selbstschutz" etwas ernster zu nehmen.

"Wo sollen Täter geoutet werden, wenn nicht in ihrem sozialen Umfeld ???"

- Ja, und dieses soziale Umfeld ist das Internet?? Merkt ihr selbst?

"Wir können nicht nachvollziehen, wo da bitte eine sogenannte drohkulisse aufgebaut wurde."

- Ich suche und suche und finde in dem Beitrag nicht ein Wort über eine "Drohkulisse". Reflex? Böswilligkeit?

"befindet ihr euch noch lange nicht in der Position, betroffenen das Wort anzunehmen und ihnen nicht zu zu gestehen, dass sie ihre Erfahrungen teilen"

- Wo tut der Beitrag das? Er betont im Gegenteil die - wörtlich "Unverzichtbarkeit" - der DefMa. Nun beginne ich, zur Annahme von Böswilligkeit zu tendieren. Motiv?

"Für euch besteht einfach nicht die Möglichkeit das eine Szene sich weiterentwickelt"

- Eigentlich ein guter Punkt, nur: Die "Szene", so auch meine Erfahrung, neigt dazu, immer wieder das Rad neu erfinden zu wollen und dabei alles Bekannte und Etablierte dauernd wiederzukäuen. Das ist leider nicht "Weiterentwicklung", das ist Ausdruck der benannten "Geschichtslosigkeit". Gerade um dieser entgegenzusteuern, ist der vorgelegte Beitrag unheimlich wertvoll.

Mensch kann die IL als Projekt Scheiße finden, sie als "stalinistische Führungszirkel einer deutschlandweit tätigen sozialdemokratischen Organisation"zu bezeichnen ist allerdings ebenso falsch wie selbstgerecht und sagt viel über euren Umgang aus.

Ich lasse die Kritik an der Überheblichkeit, Abfälligkeit und der falsch verstanden Kritik an DefMa, dem dahintersteckenden Antifeminismus mal weg und nehme hier zu dem krassen Vorwurf Stellung, der in deinem/eurem Text auftaucht.

1) Ihr behauptet, dass anonyme Outing kommt vom VS. Das die Gruppen, die dazu Stellung genommen haben sich der Entcheit des Outingsbewusst sind, ist eigentlich gegeben. Fragt sich ehr, warum du/ihr denkt, dass all diese Kontexte so naiv wären? Es gibt hinter den anonaymen Outcall natürlich Personen...

2) letzendlich gilt für alle schweriegenden Vorwürfe die einen Ausschluss aus politischen kreisen mit sich ziehen können der Standard, dass sie verifiziert sein sollten. Somit gilt dies auch für den Vorwurf, den du/ihr hier äußert. Du/ihr unterstellt der Betroffenen/Unterstüzungsgruppe, dass sie V-Personen sind. Hier Bedarf es Beweisen statt Annahmen! Genauso wenig wie der Vorwurf der Vergewaltigung kann der Vorwurf V-Person zu sein, einfach so gedroppt werden. Euer/ dein Verhalten ist unverantwortlich und schädlich!

Solche Gerüchte in der aktuellen Zeit zu streuen, kann eigentlich nur bedeuten, dass du/ ihr selbst VS oder V-Person seid.

"Mindeststandard muss deshalb IMMER die Verifizierung durch eine tatsächlich existierende szenebekannte Gruppe sein"

--> das gleiche gilt natürlich auch für den Vorwurf, Personen sind VS oder V-Personen. Ihr werft hier einfach so in den Raum die Behauptung, dass die Betroffenen/ Unterstützungsgruppen V-Personen sind. Solche Vorwürfe dürfn nicht einfach behauptet werden. Bitte geht etwas verantwortungsvoller mit euren Gedanken um.
Eins muss sich fragen, warum ihr solche Gerüchte und damit Misstrauen schürt. Der richtige Weg wäre, solchenThesen nachzugehen bevor eins sie auf Indy veröffentlicht. Trolls!

LOL:
"Hinterfrag auch mal die Infos aus deinem Infoladen" [8] - gilt selbstredend für jegliche Veröffentlichung im Internet, insbesondere für solche, die nicht von einer nachvollziehbaren Quelle stammen. Wir wissen, dass jeglicher Appell in diese Richtung ergebnislos versanden wird, was diejenigen Teile eines Szenesumpfs betrifft, für die der neueste Szene-Tratsch, das letzte Gerücht und der brandheiße Scheiß ohnehin das allergrößte ihrer elendigen Zugehörigkeiten und Identitäten sind. Wir wenden uns also an den überschaubaren Rest. Es sollte eine Binsenweisheit sein, ist es aber leider nicht: JEDES anonyme Outing gegen aktuelle oder ehemalige Genoss_innen ist vollständig zu missachten, solange es nicht durch eine vertrauenswürdige Quelle bestätigt oder unterstützt ist. Urheber_innen jeder anonymen Darstellung, besonders in den einschlägigen Internetportalen, können immer die Bullen oder auch andere Feind_innen sein, Nazis bieten sich hier prächtig an. Mindeststandard muss deshalb IMMER die Verifizierung durch eine tatsächlich existierende szenebekannte Gruppe sein"

-> Danke für den Hinweis. Und wo ist nun eure verifizierbare Quelle, dass ihr nicht irgendwelche Täter Mackers seid oder Täter Symphathianten, welche mit diesem Text versuchen aktuelle und künftige Täter zu schützen?
Habt ihr euch überhaupt mal mit sexualisierter Gewalt auseinandergesetzt? Habt ihr mal von so was wie Patriarchat gehört? Und patriarchalem Jusitzsystem? Ist euch denn bewusst, was das bedeutet einen Strukturnamen hinter ein Outing zu schreiben ? Ist euch schon klar oder was das für Repressionen mit sich ziehen kann und vor allem - Infos an den VS ? Also sorry da widersprecht ihr euch schon ziemlich... Könnte man nun von euch auch denken - ist das hier ein Aufruf die Outings nunmehr rückfolgen zu können um die Sicherheitsbehörden gerade zu in die Strukturen zu locken? Sorry super unreflektiert einige eurer Aussagen...

Methode der verdeckten Bekämpfung von Personen und Personengruppen, die vom MfS als "feindlich-negativ" angesehen wurden. Ziel der Zersetzung war laut der hier einschlägigen Richtlinie zur Bearbeitung Operativer Vorgänge von 1976, gegnerische Kräfte zu zersplittern, zu lähmen, zu desorganisieren und sie untereinander und von der Umwelt zu isolieren. "Feindliche" Handlungen sollten so vorbeugend verhindert, eingeschränkt oder unterbunden werden.

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Ausschnitt aus den geplanten Zersetzungsmaßnahmen gegen den "Friedenskreis Pankow". 
Quelle: BStU, MfS, BV Berlin, AOP, Nr. 5125/88, Bd. 1, Bl.25

Ziele der Zersetzung waren zumeist staatsunabhängige Friedens-,Ökologie- und Menschenrechtsgruppen, Ausreiseantragsteller, aktive Christen sowie Personen und Organisationen im Operationsgebiet, die das MfS der politischen Untergrundtätigkeit gegen die DDRverdächtigte.

Gegen einzelne Personen gerichtete Maßnahmen der Zersetzung waren gemäß Richtlinie 1/76 etwa die "systematische Diskreditierung des öffentlichen Rufes, des Ansehens und des Prestiges auf der Grundlage miteinander verbundener wahrer, überprüfbarer diskreditierender sowie unwahrer, glaubhafter, nicht widerlegbarer und damit ebenfalls diskreditierender Angaben" oder die "systematische Organisierung beruflicher und gesellschaftlicher Misserfolge zur Untergrabung des Selbstvertrauens".

In Gruppierungen versuchte das MfS Misstrauen, Neid, Rivalitäten und gegenseitige Verdächtigung zu erzeugen und sie im Zusammenwirken mit anderen Staatsorganen durch Arbeitsplatzbindungen, Berufsverbote, Einberufungen zum Wehrdienst oder Zwangsausbürgerungen zu paralysieren. Die Zersetzung entfaltete ihre Wirksamkeit häufig durch den kombinierten Einsatz unterschiedlicher Maßnahmen in einer längerwährenden Aktion.

Die von Jürgen Fuchs als "leiser Terror" bezeichnete Zersetzung galt laut Richtlinie als "relativ selbständige Art des Abschlusses Operativer Vorgänge" und diente somit als Ersatz für Strafverfolgungsmaßnahmen, die in der Honecker-Ära insbesondere bei der Bekämpfung von Oppositionellen aus Gründen der internationalen Reputation häufig politisch nicht mehr opportun waren.

Vor der Umsetzung von Maßnahmen der Zersetzung waren entsprechende Pläne detailliert auszuarbeiten, die vom Leiter der jeweiligen HA, selbständigen Abteilung oder BV oder im Falle von Organisationen, Gruppen oder herausgehobenen Persönlichkeiten vom Minister oder seinem zuständigen Stellvertreter bestätigt werden mussten.