Offener Brief an Johannes Domhöver
Vorab zur Einordnung: Dieser Text ist nicht dafür da deine bisherigen Handlungen aufzulisten und zu analysieren - dazu wurden bereits diverse Texte geschrieben und veröffentlicht. Wir halten dich auch nicht für so naiv, dass wir denken, dass es nötig wäre dir vor Augen zu führen welchen Schaden du bisher an Einzelpersonen und Zusammenhängen angerichtet hast.
Wir wollen hier auch nicht vertiefende Mutmaßungen dazu anstellen, was dich zu deinen Handlungen bewogen hat: deine Persönlichkeit, die äußeren Umstände oder eine Mischung aus diversen Faktoren. In Skepsis zu "einfachen", widerspruchsfreien Antworten gehen wir jedoch eher von letzterem aus. Uns ist auch nicht wichtig, ob deine Aussagen wahr sind oder gelogen - sie haben und werden so oder so erheblichen Schaden nach sich ziehen.
Um was es uns geht ist eine Lanze für die Aussageverweigerung bei den Repressionsbehörden zu brechen - und ja: in deinem Fall ist das Kind sicher schon in den Brunnen gefallen, aber wir wollen dir hier die verbleibende Leiter zeigen, die auch wieder aus dem Brunnen herausführen kann.
Keine-Aussage-bei-Bullen-und-Co war und ist aus Gründen des Selbstschutzes und der Solidarität wichtiges Element unserer Praxis. Dies - und damit im schlimmsten Fall sogar eine andere Person - zu verraten, ist gefährlich und unsolidarisch für die betroffene Person, aber auch weit darüber hinaus. Die Klappe bei Cops und Co zu halten hat somit - egal was man sonst für ein Mensch sein mag - immer einen eigenen Wert. Uns ist klar, dass dieser Aspekt vielleicht in den vergangen Monaten in deinem Fall zu wenig betont wurde, aber es ist und bleibt beachtenswert, wenn man Beschuldigter in einem solchen Verfahren ist und die Fresse hält, gerade auch dann, wenn noch andere Vorwürfe gegen einen im Raum stehen.
Zu deinen Gunsten unterstellen wir dir, dass deine Motivation bei den Cops und dem VS auszusagen nicht aus puren Rachegelüsten heraus erfolgte, sondern dir möglicherweise als der einzig gangbare Weg erschienen ist. Sollte dies zutreffend sein, ist es uns ein Anliegen dem vehement zu widersprechen: Egal was die Cops dir einreden und versprechen, egal wie sehr du denkst nur diese Aussagen konnten deinen Arsch noch retten - dies trifft nicht zu. Du hattest andere Möglichkeiten und hast diese auch immer noch. Natürlich hast du durch dein Verhalten den Preis für eine Rückkehr in ein "normales" Leben in die Höhe getrieben. Solltest du nun beginnen den Schaden deiner Aussagen wieder einzudämmen und deine Aussagen bei Gericht nicht wiederholen, so würdest du trotz dessen niemals mehr mit offenen Armen in deinem alten Umfeld aufgenommen werden. Und ja: Du kämst nicht in den Genuss einer Kronzeugenregelung. Der auf Kosten anderer erhaltene Rabatt würde für dich wegfallen - mit all den strafrechtlichen Konsequenzen für dich. Aber du könntest damit Rückgrat beweisen, Schaden begrenzen und beginnen, dem massiven Vertrauensverlust etwas entgegegen zu setzen. Und so würde es für dich in diesem Fall die Chance auf ein richtiges Leben danach - nach dem Knast - geben; auch wenn ganz sicher nicht in deinem alten Umfeld und auch nicht in den Räumen unserer Bewegung.
Egal was die Cops behaupten, sie können dir schlichtweg kein normales Leben schenken. Ein respektierendes Umfeld, ein Selbstwertgefühl - all dies können sie dir nicht geben. Sie werden dich benutzen und irgendwann bist du einfach nutzlos für sie. Was du dann mit dir und deinem Leben anfängst oder auch nicht, ist für sie nicht von Belang.
Du und nur du könntest jedoch ein Leben beginnen, in dem du in einem 129er-Verfahren gegen Linke zunächst viel dafür getan hast deinen eigenen Arsch auf Kosten anderer zu retten und dann den Mumm besitzt, auf die Kronzeugenregelungen zu scheißen und anfangen ein paar Fehler wieder gut zu machen.
Das ist aus unserer Persepktive jedenfalls ein erstrebenswerteres Leben, als eins als Verräter-Schwein. Und egal, was dir versprochen wurde und wird, glaub nicht, dass deine Taten, sofern du nicht den letzten möglichen Zeitpunkt nutzt etwas von deinem Verhalten wieder gut zu machen, jemals vergessen werden. Und auch du selbst wirst nie vergessen können, dass du derjenige bist, der das Leben seiner ehemaligen Gefährt:innen ruiniert hat. Vielleicht hast du derzeit das Gefühl, dass du dabei bist, dein Leben wieder in den Griff zu bekommen, aber das Gegenteil ist der Fall: Dein Verhalten und die Schuld, die du damit auf dich geladen hast, wird dich dein Leben lang verfolgen, wenn du jetzt nicht den einzigen richtigen Schritt machst, der dir noch zur Verfügung steht. Auch wenn es keine Sympathie zwischen dir und uns (mehr) gibt, richten wir als letztes noch einmal eindringliche Worte an dich: Zeige Rückgrat!
In diesem Sinne: Anna und Arthur halten`s Maul - immer wieder neu!
Einige Autonome
Ergänzungen
Unsere Solidarität gegen ihre Repression!
JD ist in vielfacher Weise Täter (und kein Opfer). Er hat die Seite gewechselt, stand schon immer auf der falschen Seite und hat dies nun offenbart. Seine Realitäten sind andere und Apelle an ihn sind so wirkungslos wie flehen und bitten an die Behörden. Sich Gedanken über seine Perspektive zu machen und diese zu veröffentlichen, schafft aber Raum für seine Überhöhung, auch durch die Behörden oder ihn selbst. Deshalb wirken sie nicht hilfreich, sondern können selbst Teil der Dynamiken seines Verrates werden. Auch aus solchen Beiträgen versuchen Ermittlungsbehörden dann nämlich Erkenntnisse zu gewinnen oder konstruieren einfach irgendwelche Ermittlungs-Zusammenhänge. Der Phantasie sind hierbei bekanntermaßen keine Grenzen gesetzt und der Weg ist insbesondere bei §129 Verfahren immer das Ziel.
Unsere Anwort sollte daher immer die Solidaritätsperspektive sein. Nie die Täterperspektive. Und Therapieansätze soll JD sich über die Betriebskrankenkasse der Polizei, für die er ja auch arbeitet, organisieren. Nicht über Reproduktionsarbeit in der Szene.
Anna und Arthur haltens Maul!
Lasst euch nicht einschüchtern oder lähmen: United we stand!