Aktive Neonazi-Jugendgruppe „Division MOL“

Emailadresse: 
SPAMSCHUTZrecherche-division-mol@riseup.netBITTEENTFERNEN
Themen: 

Seit Anfang 2020 kommt es im S-Bahnbereich der S5 zwischen Neuenhagen und Strausberg verstärkt zu dem Auftauchen rechter Sticker und Sprühereien bis hin zu einem Angriff auf andere Jugendliche. Die verantwortliche Gruppe ist gefährlich und erfolgreich dabei, Netzwerke ins neonazistische Milieu in Berlin-Brandenburg zu knüpfen – genauso wie in die AfD. Trotz des jungen Alters der Akteure (von 14 Jahren bis Anfang 20) sind diese nicht als harmlose Jugendclique zu unterschätzen.

Seit Anfang 2020 kommt es im S-Bahnbereich der S5 zwischen Neuenhagen und Strausberg verstärkt zu dem Auftauchen rechter Sticker und Sprühereien bis hin zu einem Angriff auf andere Jugendliche. Die verantwortliche Gruppe ist gefährlich und erfolgreich dabei, Netzwerke ins neonazistische Milieu in Berlin-Brandenburg zu knüpfen – genauso wie in die AfD. Trotz des jungen Alters der Akteure (von 14 Jahren bis Anfang 20) sind diese nicht als harmlose Jugendclique zu unterschätzen.

 

Division MOL – Von rechten Stickern über organisierte Aktionen hin zum III. Weg
Der „harte Kern“ der Division MOL bestand bis zum Herbst 2020 aus Sanjay Sklarek, Malwig Stelter (Jahrgang 2004), Franz Richard Schrandt, Thore (Nachname unbekannt) und Lyon/Leon (Nachname unbekannt). Es ist davon auszugehen, dass noch mehr Personen unter der Bezeichnung agieren und es ein dynamisches Unterstützerumfeld gibt. Erste Aktionen im Raum Petershagen traten bereits im Januar 2020 auf. Kurz nachdem sich die Oberschule, die am Petershagener Bahnhof gelegen ist, der Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ anschloss, wurden im Umfeld der Schule rechte Sprayereien entdeckt (siehe Chronik rechter Vorfälle in Märkisch Oderland). Die Schmierereien über Runen, Hakenkreuze und Schriftzüge wie „FCK ANTIFA“ häuften sich. Bis mindestens November hatte die Gruppe einen eigenen Instagram-Account, dieser ist mittlerweile inaktiv. Der Account hatte mehr als 170 Abonnent*innen, darunter viele AfD- und NPD- Accounts oder neonazistische Kader. Dort postete die Division nicht nur eigene Sticker-Aktionen, sondern auch Fotos mit einer Fahne der Jungen Nationalisten bei der großen Querdenken-Demo am 7.11.2020 in Leipzig. Bei der Demonstration mit mehreren zehntausend Teilnehmenden kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen durch Schwurbler*innen und Neonazis. Am 31.01.21, im Nachgang einer Gedenkkundgebung für den von Rassisten totgeprügelten Phan Văn Toản in Fredersdorf, zerstörte die Division MOL Blumen, Schilder und ein Transparent. Mit dem umgedrehten Transparent posierten sie in Hooligan-Manier für ein Foto, welches später auf dem Twitter-Account der JN Berlin-Brandenburg veröffentlicht wurde. Die Division MOL beteiligte sich mit den Jungen Nationalisten Berlin-Brandenburg an der bundesweiten geschichtsrevisionistischen Aktion “Gedenk Dresden” im Februar 2021. Auch hier erfolgten immer wieder Veröffentlichungen auf den Social-Media Accounts der JN-Berlin-Brandenburg. Nicht nur in Brandenburg, auch in Berlin fällt die jugendliche Naziclique auf. So waren sie in Begleitung des Marzahner Nazi-Hools André Schlouns am 20.03.2021 beim Aufmarsch von Neonazis und Hooligans auf dem Platz des 18. März vertreten (https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51058296388/in/album-72157718731325468). Gemeinsam mit Schlouns waren sie am 03.04.2021 auch bei der verschwörungsideologischen Kundgebung „Freiheit ist nicht verhandelbar“. (https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51093858217/in/album-72157718845985513/, https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51093842119/in/album-72157718845985513/, https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51093764156/in/album-72157718845985513/, https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/51094571950/in/album-72157718845985513/)

Thore (Mitte) und Franz Schrandt beim Aufmarsch am 20.02.21

 

Malwig Stelter (links), (Name unbekannt) und Franz Schrandt (rechts) beim Aufmarsch am 03.04.2021

 

Franz Schrandt (links) und Thore (rechts) am 03.04.2021

 

Die Division MOL, v.l. Thore, Franz Schrandt, Name unbekannt, Malwig Stelter, André Schlouns, am 03.04.2021

 

André Schlouns am 03.04.2021

 

Gleichzeitig ist Schlouns mittlerweile aktiver Teil der Freedom Parade Berlin um Michael Bründel und nimmt an deren Aufzügen teil, sowie er auch aktiv im Telegram-Kanal der Gruppe kommuniziert. Es verwundert daher nicht, dass sich die jungen Nazis dann auch am 24.04.2021 auf einer Parade aus diesem Umfeld wiederfanden, zu deren Inszenierung es gehört, den antifaschistischen Gegenprotest als Nazis zu beschimpfen, während man selbst mit Nazis demonstriert (siehe https://www.flickr.com/photos/paulhanewacker/51157153550/in/album-72157719086473843/ und https://twitter.com/FriedensWatch/status/1386024690553077760).

Malwig Stelter (links) und (Name unbekannt) beim Aufmarsch am 24.04.2021

 

André Schlouns kommt aus dem hoch gewalttätigen Umfeld von Enrico Schottstädt, dem Gründer der Berliner Gruppe „Bündnis Deutscher Hools“ (BDH) und war von 2015 bis 2018 regelmäßig Teil der Aufmärsche von Bärgida und “Wir für Deutschland (WfD)”.

Während Franz Schrandt, der mittlerweile von Münchehofe nach Treptow-Köpenick gezogen ist, weiterhin die Nähe zur JN hält (er war beispielsweise Teil von deren Spontandemonstration am 1. Mai 2021 auf dem Alexanderplatz), suchen die anderen die Nähe zur neonazistischen Kleinstpartei III. Weg. Neben Plakatier- und Flyeraktionen in und um Strausberg, engagieren sich unter anderem Thore und Malwig Stelter auch bei Infoständen, zum Beispiel im April in Berlin-Marzahn vor der Eastgate-Center sowie am 12. 06.2021 vor dem Linden Center am Prerower Platz (https://twitter.com/antifanordost/status/1403644952937209858). Damit befinden sie sich in direktem Kontakt mit der Spandauer Neonazistin Lilith Efler sowie mit Sebastian Thom, Verantwortlicher für die Brandanschläge im Neukölln-Komplex. Bei den Elternhäusern nichts Ungewöhnliches, haben wir es doch sowohl bei Thore als auch bei Malwig Stelter mit jungen Nazis der zweiten Generation zu tun. Stelter geht auf die Oberschule in Neuenhagen in Trägerschaft des Internationalen Bundes (IB). Sein Vater Andrew Ron Stelter war bereits in den Neunziger Jahren in der „Nationalistischen Front“ und der NPD aktiv und ist breit innerhalb der bundesweiten Naziszene vernetzt. Er ist seit Jahren regelmäßig Teil von neonazistischen Aufmärschen und wurde 2020 immer wieder auch bei den Coronaprotesten gesehen. Am 03.10.2020 war der Vater Stelter auch beim Aufmarsch des III. Weg in Berlin-Hohenschönhausen dabei. Auch bei Thore ist davon auszugehen, dass seine Familie neonazistisch geprägt ist. Sicher ist, dass Thore im Raum Petershagen aus seinem Auto heraus Drogen wie Speed und Gras an andere Jugendliche vertickt und das gleiche Auto auch von der Division MOL für rechte Aktionen genutzt wird. Sowohl die JN als auch der III. Weg üben sich in aktiver Jugendarbeit. Mit gemeinsamen Wanderungen, Sportprogramm und politischen Aktionen bieten sie eine rechte Lebenswelt, die Jugendliche enger an sie binden soll. Bei der Division MOL offensichtlich mit Erfolg.

 

Junge Alternative Brandenburg“ als vermeintlicher „Ausstieg“
Der Sonderfall in der Gruppe ist Sanjay Sklarek, der behauptet, aus der Divison MOL ausgestiegen zu sein. Sklarek geht in die 11. Klasse der Fachoberschule für Sozialwesen des Oberstufenzentrums in Strausberg und strebt so eine Tätigkeit im sozialen Bereich an. Er ist Vorsitzender des Kinder- und Jugendausschuss Hoppegarten und pendelt zwischen Fredersdorf und Strausberg. Sklarek war Schüler an der Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe Petershagen der FAW gGmbH. Dort wurde er aufgrund der Nötigung von Mitschülern von der Schule geworfen. Sein „Ausstieg“ aus der Division MOL bedeutet hier gleichzeitig eine steigende Aktivität bei der AfD und bei der Jungen Alternative Brandenburg. Mit dem AfD-Politiker Rainer Thiel zusammen besuchte er am 11.09.2020 einen den Vortrag von Björn Höcke im Restaurant "Mittelpunkt der Erde" zum Thema "125 Jahre Ernst Jünger". (Foto: https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/50333213547/)

Sanjay Sklarek (Mitte) mit Rainer Thiel und Lars Günther

 

Sanjay Sklarek am 11.09.2021 mit Höcke im "Mittelpunkt der Erde" in Hönow

 

Rainer Thiel, Fraktionsvorsitzender der AfD in Strausberg, fällt immer wieder unangenehm auf. Mehrfach belästigte er bei Facebook junge Frauen* mit sexualisierten Postings (https://inforiot.de/strausberger-afd-stadtverordnete-ruft-zum-aufstand-auf/). Beim “Mittelpunkt der Erde” ließ sich Sklarek Arm in Arm mit Björn Höcke umgeben von der JA Brandenburg ablichten (Quelle: JA Brandeburg Facebook Profil). Der Empfang mit offenen Armen zeigt sich auch bei der Teilnahme von Sklarek beim Landesparteitag der AfD Brandenburg im Kongress-Center Frankfurt/Oder am 20.03.21., wo er im einheitlichen Masken-Look der Jungen Alternative auftrat, wie in einem rbb-Beitrag zu sehen ist.

Sanjay Sklarek beim Landesparteitag der AfD am 20.03.2021 in Frankfurt/Oder

 

Übergriffig und bei der Jugendorganisation der faschistischen AfD aktiv – das kann unmöglich als „Ausstieg“ bezeichnet werden. Es ist vielmehr ein Wechsel von einer offen neonazistischen Gruppierung in die extrem rechte AfD, die sich dank politischen Ämtern in Landtagen und Bundestag versucht konservativ zu tarnen, aber genau dem gleichen braunen Sumpf entstammt, wie die NPD oder der III. Weg. Dass solch eine Person im sozialen Bereich arbeiten möchte, widerspricht der menschenrechtsorientierten Ethik der Sozialen Arbeit.

 

Nazis ernst nehmen – Betroffene schützen
Die Division MOL ist kein loser Zusammenschluss rechter Jugendlicher. Vielmehr entstammen sie auch dank früher Erziehung in entsprechenden Familienzusammenhänge, einer gefestigten neonazistischen Szene und haben mit den Kontakten zu JN, III. Weg und Nazi-Hooligans die besten Voraussetzungen, die nächste Generation gewalttätiger Neonazis zu stellen. Dies bedeutet eine direkte Bedrohung für alle, die nicht in ihr neonazistisches Weltbild passen, ob in Brandenburg, Berlin oder anderswo. Und auch Sklareks Doppelspiel zwischen Jugendparlament und der Jungen Alternative ist nicht weniger bedrohlich, wird doch hier mit Mitteln der parlamentarischen Demokratie versucht, demokratische Grundsätze wie die Gleichwertigkeit aller Menschen in Frage zu stellen.

 

Lasst sie uns stoppen, bevor es zu spät ist.

Mischt euch ein und meldet Infos zur Neonazi-Gruppierung Division MOL und ihren Akteuren an eure lokale Antifa: recherche-division-mol@riseup.net

Kein Platz für Faschismus, kein Raum der Division MOL!

Bilder: 
webadresse: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen

Ergänzungen

Der hier im Artikel Lyon/Leon genannte heißt LION ZANDER.