How - To - Razzia

 

Aus leider immer wiederkehrendem Anlass ein möglicher Leitfaden, wie mensch mit Hausdurchsuchungen umgehen kann.

 

Liebe Gefährt*Innen,

immer wieder dringen die bewaffneten und gewalttätigen Schläger*innen des Staates in unsere Zimmer, Wohnungen und Freiräume ein. Selten halten sie sich dabei selbst an die Gesetze, die sie ja angeblich verteidigen.

Immer wieder, werden bei solchen Überfällen Freund*innen von den Bullen verschleppt und eingesperrt. Zuletzt Jo, Dy, Lina und viele andere die seit Wochen und Monaten in der sog. "Untersuchungshaft" unter Missachtung ihrer Menschenrechte ausharren müssen. An dieser Stelle wollen wir einen solidarischen Gruß senden!

Die Gefangenen sind sicher immer die am schlimmsten von den Überfällen Betroffenen, dennoch sind solche "Hausdurchsuchungen" purer Stress auch für Alle, die im betroffenen Gebäude wohnen.

Die Erfahrung zeigt, dass die Bullen sich immer deutlich mehr zu erlauben versuchen, als ihnen selbst in ihrer eigenen Logik zusteht. Hierfür ist es wichtig die eigenen Rechte zu kennen und den Bullen, auch wenn sie angsteinflößend sein können, entschlossen entgegenzutreten.

 

Morgens um 06:01 wacht ihr von Schlägen unten im Haus auf. Verschlafen fragt ihr euch was da wohl los ist. Die Schläge hören jedoch gleich wieder auf und ihr denk euch nichts weiter. Kurz darauf hört ihr Schritte im Treppenhaus und die Rufe "Polizei - Machen Sie auf".

Und nun?

Hausdurchsuchungen sind in der Regel extrem chaotische und unübersichtliche Situationen, überall sind Bullen, man bekommt keine Infos, niemand weiss erstmal was oder zu wem die Schläger*innen in Uniform eigentlich wollen.

Wir haben einen Leitfaden geschrieben, der vor allem für größere WG-Strukturen und Wohnprojekte geeignet ist, um auch in einer solchen Situation den Überblick behalten zu können und als Gemeinschaft selbst möglichst schnell handlungsfähig zu werden.

Wir können ausserdem allen linken Häusern/WGs/Projekten stark empfehlen sich eine Bullenklingel oder etwas ähnliches zuzulegen. Ein Alarmsystem, das nur im Notfall benutzt wird und das in der Lage ist, alle Anwesenden sofort zu informieren, dass die Bullen gerade versuchen in die WG/Haus/Projekt einzudringen.

 

Wir hoffen, dass möglichst wenige von euch sich damit im Ernstfall befassen müssen, aber wir hoffen auch, dass möglichst alle darauf vorbereitet sind.

Die Staatsschläger*Innen sind es nicht gewohnt bei einer "Durchsuchungsmaßnahme" mit einer organisierten Gruppe konfrontiert zu sein. Der Vorteil ist a) wir können im Besten Fall den Bullen zumindest einen kleinen Strich durch ihre Rechnung machen b) wir lassen niemanden alleine und c) wir können schnell auch in der Presse eine Deutungshoheit erlangen und so auch öffentlichen Druck auf die Eindringlinge machen und ihr Verhalten und ihre Vorwürfe delegitimieren.

In wie fern und mit welcher Radikalität und Militanz mensch reagieren möchte, muss jede*r für sich selbst wissen. Bedenkt nur immer, dass jede Reaktion der Freund*Innen auch Folgen für die Gefangenen haben können.

 

Unsere Solidarität gegen ihre Repression!

 



 

 

Vor der Razzia
> Im Zweifelsfall Unliebsames so lagern, dass es schnell entsorgt werden kann
> Geräte verschlüsseln! USB-Sticks, Laptops,...immer auch runterfahren (z.B. VeraCrypt, LUKS)
> Telefonnummern von Anwält*Innen/Parlamentarier*Innen parat haben bzw. einspeichern
> Überlegen wie (Kanäle/FreundInnen/Gruppen) schnell Unterstützer*Innen kontaktiert werden
> Wo sind die Schalter für die Bullenklingel? Wie können die Türen schnell verschlossen werden?
> Innerhalb der WG Aufgaben für den Fall einer Razzia verteilen (Alle sollten wissen was, wie, wo)
> Als Gemeinschaft Ort für Komintern (Deliplenum) während der Razzia ausmachen (z.B.
Feuerstelle im Garten)

Während der Razzia:
      Bullenklingel auslösen und erstmal laufen lassen
      Alle Aufgaben sind wichtig, niemand sollte seine Aufgabe ohne Ablösung verlassen
> Durchsuchungsbefehl einfordern (Unverletzlichkeit der Wohnung); Einsatzleiter*In: wer, wo?
(Wenn möglich beim Einsatzleiter bleiben und Infos abgreifen), Wer hat den Einsatz angeordnet?,
Einzatzziel (wer)?
> Rausfinden wer betroffen ist falls noch nicht geschehen, dieses an Mitbewohnis kommunizieren
> Betroffener Person anbieten unabhägige*r Zeug*In zu sein, Bullen darauf hinweisen, dass
Betroffene das Recht haben selbst unabhängige Zeug*Innen zu benennen, von den Bullen
mitgebrachte Zeug*Innen niemals akzeptieren
> Anwält*Innen / Parlamentarier*Innen kontaktieren und um Unterstützung / Einsatzbeobachtung
bitten; wenn erfolgreich: Kontakt zu diesen Personen halten
> Wo sind überall Bullen? Bullen nirgends & nie alleine lassen! Bullen abfilmen, Durchsuchungs-
maßnahmen dokumentieren, falls Bullen sich beschweren: Hausrecht!; durch Bullen entstandene
Schäden dokumentieren! Keine Freund*Innen abfilmen, nicht unbedacht ins Internet stellen.
> Unterstützer*Innen kontaktieren, um Hilfe und Anwesenheit bitten, Aufgaben verteilen
(mitbeobachten, Anwaltkontakte, Rote-Hilfe-Kontakte, Brötchen schmieren, Kaffee kochen)
> Wenn du gerade keine konkrete Aufgabe hast: finde heraus, wer Kontakt zur Einsatzleitung hält,
wer Betroffenunterstützung hält und wer Anwält*Innen-/Parlamentarier*Innen-Kontakt hält
- frage ob sie Unterstützung oder Ablösung brauchen
- trage die Informationen dieser Kontaktpersonen für das Deliplenum zusammen
> wenn diese Aufgaben verteilt/erledigt: Komintern: Deliplenum (am besten 1 Person/WG): dort
Informationen zusammentragen und verteilen, Probleme und offene Aufgaben ansprechen,was
wünschen wir uns im Moment von den Unterstützer*Innen? (mehr?,weniger?, Passantenkontakt?,
Wannenreifen?, Sponti?), Umgang mit Presse (Gewünscht? Schon da? Falls ja: Fehlverhalten der
Bullen kommunizieren, mit weiterem zumindest bis zum internen Krisenplenum warten)
> Falls Betroffene*r von Bullen verschleppt wird: Soll Zimmer aufgeräumt werden? Falls ja: Fotos!

Nach der Razzia:
> Krisenplenum (intern), ca. 2h nach Abzug der Bullen, als Ort nicht von den Bullen betretene
Räume wählen, genaue Zeit und Ort klar an alle kommunizieren
- Unterstützer*Innen-AK für Betroffene bilden
- Presse-AK bilden, Mandat der Gruppe absprechen
- Reaktionsmöglichkeiten ausloten und besprechen, Aktionswünsche,
Aktionskonsens für Reaktionen im Namen der Gemeinschaft,
Medienkanäle über die Aktionen beworben werden sollen rücksprechen,
Deligierte bestimmen die diese Entscheidungen auf das nachfolgende Unterstützer*Innen-
Plenum tragen
- offene Fragen, Aufgaben und Wünsche äußern / verteilen
> Unterstützer*Innen-Plenum (mit Externen):
- was ist passiert?
- wie wollen wir das in die Öffentlichkeit trasportieren? (Aktionen, Darstellung)
- Aktionskonsens vorstellen
- Aktionswünsche konkretisieren => wofür wird Unterstützung benötigt?
- Aufgaben verteilen
> Alle deren Zimmer / Wohnung von Bullen betreten wurden: Dienstaufsichtsbeschwerden!
> Alle: Gedächtnisprotokolle
> entstandene Schäden dokumentieren (Verletzungen, Türschäden, Müll etc. mit Zeitstempel
fotografieren)
> Unterstützen / self-care / Bedürfnisse
> Presse-AK füttern und unterstützen
> Nachbereitung nicht vergessen, zeitlichen Abstand zur Durchsuchung nicht zu groß werden
lassen! (Wie geht’s uns persönlich? Wie gehen wir mit dem Erlebten um? Was haben wir alles
geschafft und gut gemacht? Was hätte besser laufen können? Was sagen die Bullen? Wie war/ist die
Presse? Was gibt es noch zu tun, wer braucht Unterstützung?)

Wie immer gilt: Passt auf einander auf! Hausdurchsuchungen sind Extremsituationen, Menschen können sich
schnell überfordert fühlen, wenn unberechenbare und bewaffnete Schläger im eigenen Haus sind. Bereitet euch
darauf vor, sprecht in euren WGs darüber wovor ihr Angst habt, wo eure Grenzen liegen, was ihr euch im
Ernstfall wünscht. Wenn der Fall eintritt, sagt euren Mitbewohnis Bescheid, wenn ihr euch überfordert fühlt und
Angst habt, damit diese dann damit umgehen können und, wenn möglich, euch aus der Situation holen können.

 

 

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Ergänzungen

Entschuldigung für die etwas harte Ausdrucksweise.

Also, was hat es denn mit diesen Parlamentarier-innen auf sich? Wieso sollten den Gefährt.innen solche kennen????

Das ist mir etwas suspekt!