[KI] Sea Shepherd — Wale retten und scheisze sein

 RASSISMUS UND SOZIALDARWINISMUS IM POPULÄREN MEERESSCHUTZ

 

Vom 17. bis 27. April wird das Schiff „Brigitte Bardot“, welches Teil der Flotte von Sea Shepherd ist, in Kiel (Hörn/Querkai) anlegen, um für die kommenden Walschutzkampagne zu werben. Der Trimaran macht bei seiner Rundtour auch in Hamburg und Bremen halt.

Nicht nur bei Fans vom FC St. Pauli sind Pullover mit Totenköpfen beliebt. Auch Anhänger*innen von Sea Shepherd, einer international agierenden Meeresschutzorganisation, tragen sie. Die selbsternannten „Meereshirten“ scheinen auch in der sogenannten „Linken“ beliebt, ihre Flyer liegen in Kneipen aus, Shirts und andere Utensilien werden auf Demos und Konzerten gesehen.

PAUL WATSON - „ICH TUE WAS ICH TUE WEIL ES DAS RICHTIGE IST."

 

Der Militärhistoriker, Kapitän und Leiter von Sea Shepherd Paul Watson, hat sein Leben dem Schutz der Meere verschrieben. „Ich tue, was ich tue, weil es das Richtige ist. Ich bin ein Krieger und es liegt in der Natur des Kriegers, gegen eine Übermacht zu kämpfen“, schrieb er 1994 in seiner Biografie. Bei Sea Shepherd ist der 1950 in Ontario geborene Watson omnipräsent. Er hat die Organisation 1977 gegründet und stand bis 2012 an ihrer Spitze.

 

POPULATIONSKONTROLLEN ALS MITTEL ZUR RETTUNG DER WELT

 

Auch über das Leben auszerhalb der Meere macht sich Watson Gedanken. Ginge es nach ihm, sollten Städte von nicht mehr als 20 000 Menschen bewohnt werden und voneinander durch grosze Flächen Wildgebiet getrennt sein. In seiner Vorstellung soll die überbevölkerte Welt vom menschlichen Virus — er bemüht den Vergleich mit der Krankheit Krebs, spricht von Geschwüren und radikalen Therapien — befreit werden. So setzt er sich für eine Populationskontrolle ein, um die Menschheit radikal auf eine Milliarde Individuen zu minimieren. Nachwuchs sollen dann nur ausgewählte Menschen — diejenigen, die sich ihrer Verantwortung für das Wohlergehen der Welt und ihrer Bewohner*innen bewusst sind — bekommen dürfen.

Auch zu aktueller Migrationspolitik äuszert sich Watson. Er bezeichnet Immigrations–Politik als Umwelt–Politik. So würde jede*r Immigrant*in, die*der aus einem ökonomisch schwächeren Teil der Welt in die USA käme, 19mal mehr Energie als in ihrem*seinem Herkunftsland verbrauchen. Deshalb fordert Watson eine Begrenzung der Einwanderung, um diesen „sinnlosen Konsum“ zu unterbinden.

 

BRIGITTE BARDOT — „VON EINER FLUT VON AUSLÄNDERN ÜBERRANNT“

 

Diese rassistische Denkweise setzt sich bei der Namensgebung ihrer Schiffe fort. Die französische Schauspielerin und Sängerin Brigitte Bardot wurde nach ihrer Karriere in den 1960er Jahren als Tierschutzaktivistin und Symbolfigur der französischen Rechten bekannt. Seit den 1990ern steht sie der der extremen französischen Rechten um den Front National und seinem ehemaligen Vorsitzenden Jean-Marie Le Pen nahe. 1998 erklärt sie in der rechten Monatszeitschrift Nation & Europa, dass sie sich „fremd im eigenen Land fühle“. In ihrem Buch „Ein Ruf aus der Stille“ beklagt sie, dasz ihr Land„von einer Flut an Ausländern überrannt wird, vor allem Muslime“.

Bardot ist mit dem Front-National-Aktivisten und Rechtsanwalt Bernard d’Ormale liiert. Sie wurde ob ihrer rassistischen Äuszerungen bereits mehrfach zu Geldstrafen verurteilt. Dieses Beispiel ist kein Einzelfall für die rassistischen Verstrickungen von Sea Shepherd.

Der 2007 verstorbene US-Republikaner Jack Metcalf war ein weiterer Verbündeter von Sea-Sheperd. Metcalf war Verfechter der White Supremacy und kämpfte gegen indigene Rechte und für eine rassistische Einwanderungs–Politik. Seiner Meinung nach seien Schwarze genetisch nicht in der Lage, sich selbst zu regieren. Sea Shepherd forderte seine Mitglieder auf, sich positiv auf die Politik Metcalfs zu beziehen.

 

ANGRIFF AUF INDIGENAS: „SAVE A WHALE — HARPOON A MAKAH“

 

Auch eigene Aktionen bringen Sea Shepherd in Erklärungsnot. 1998 beteiligte sich die Organisation an einer Kampagne gegen die indigenen Makaha, die im Reservat Neah Bay im US-Bundesstaat Washington leben. 1995 erhielten die Makah die Genehmigung, eine geringe Anzahl Wale zum Eigenbedarf zu jagen. 1998 trat die Genehmigung in Kraft. Ab diesem Zeitpunkt war Sea Shepherd mit mehreren Schiffen vor Ort. Von Land wie von Wasser wurden Bewohner*innen des Reservates bedrängt und beschimpft. Neben verbalen Angriffen, bei denen die Makah als „blöd/dumm geboren“, „faule/besoffene Indianer“ und „Wilde“ bezeichnet wurden, gab es auch körperliche Angriffe. Im Zuge der Kampagne gegen die Waljagd der Makah wurde ein Plakat mit der Aufschrift „Save a whale — Harpoon a Makah“ gezeigt. Die Stimmung in der Bevölkerung schlug durch die Kampagne und mediale Präsenz von Sea Shepherd um — es mehrten sich Drohungen gegen indigene Personen, sie wurden in Geschäften nicht mehr bedient und in der Öffentlichkeit beschimpft.

 

WALE RETTEN IST SUPER — ABER OHNE RASSIST*INNEN

 

All das passt natürlich nicht zu dem Bild, das Sea Shepherd sehr erfolgreich von sich zeichnet: Selbstlose Freiwillige retten rund um die Welt Wale, beschützen Robben und setzen sich für den Schutz der Meere ein. Sea Shepherd finanziert sich allein durch Spenden und dem Verkauf von eigenen Artikeln — die mit Anker und Totenkopf der aktuellen maritimen Mode entsprechen und dementsprechend viele Käufer*innen finden.

Darum: Konfrontiert die Unterstützer*innen von Sea Shepherd mit den Hintergründen der Organisation, informiert Freund*innen. Schlieszlich sind gute Ziele nicht alles.

 

Wie immer gilt: Keine Zusammenarbeit mit Rassist*innen!

Die Brigitte Bardot versenken!

Die nächste Möglichkeit dazu bietet sich von 17. bis 27. April in Kiel. Dort wird die Brigitte Bardot in der Hörn am Querkai vor Anker liegen

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Ergänzungen

So sehr Sea Shepherd mir auch suspekt sind wegen ihrer sektenhaften Heldenverehrung, und so sehr Watson auch ein Arsch ist wegen seiner öko-primitivistischen Ansichten - muss hier jetzt gleich wieder so ein wahnsinniger Aufriss um Sea Shepherd gemacht werden, als wären die Gruppe plötzlich das relevanteste Feindbild sich irgendwie links oder antifaschistisch verstehender Menschen?

 

Immer diese lächerlich martialischen Aufrufe "ABC/XYZ/die Sesamstraße versenken!"... der Artikel selbst ist ja recht informativ (wenn auch in gleichem Maße plakativ und indifferenziert). Knüpft da doch an und versucht Leute für kreative Aktionen zu gewinnen, etwa im Rahmen des Sea Shepherd Besuchs deren Aktivistis mal drauf anzusprechen, was die davon halten. Aber ich sehe das wahrscheinliche Bild schon vor mir: ein paar Vermummte mit Transpi auf dem nur - für Uneingeweihte völlig unverständlich - steht, dass Sea Shepherd Scheisse ist. Und in Ermangelung von Kreativität werden dann die 08/15-Allzweck-Antifa-Parolen gerufen (Alerta geht immer, selbst wenn es völlig sinnbefreit ist), die auch niemanden aufklären ("Sea Shepherd Nazis? Häh? Hat die Antifa Langeweile? Komische Spinner allesamt...").

So wie es doch immer ist: Während die Rechten in Deutschland auf der Straße maschieren zerfezt sich die Linke untereinander. Das hat schon bei Franko funktioniert. Und da wundern wir uns noch, warum die Linke nicht erfolgreich ist.

Hat sich der Schreibende dieses Artikels die Organisation Sea Shepherd irgendwann mal angeschaut? Mal Crew Bios gelesen? Oder auch nur mal mit jemandem an Board gesprochen? Ich denke nicht. Sonst wäre aufgefallen, dass es sich um Linke aller Länder handelt, die gemeinsam versuchen internationalen Meeresschutz zu erreichen. Hast du schonmal versucht auf einem Schiff mit 30 BesatzungsmitgliederInnen aus 15 verschiedenen Ländern ein Nazi zu sein? Viel Glück.

Nun habt ihr hier sogar das Glück oder Pech, dass dieser Beitrag an Board der Bardot wahrgenommen wurde und daher ein kleiner Insiderbeitrag zurückkommt. Soweit ich das einschätzen kann, hätte niemand an Board das Schiff Brigitte Bardot genannt. Ist es die Entscheidung der Crew? Nein. Sollte man deshalb aufhören Umweltschutz zu betreiben? Auch nicht. So schade es nunmal ist das Frau Bardot in ihrem Leben es nicht bei ihrem beeindruckenden Tierrechtsaktivismus gelassen hat und danach noch so das eine oder andere unangebrachte Wort verfasst hat, macht es nun doch keinen Unterschied. Wahrscheinlich wird das Schiff auch weiter so heißen. Ist mir auch wumpe. Denn es kommt wenig auf den Namen des Schiffes an, sondern auf die Menschen an Board und die Kampagnen auf die es ausläuft.

Ihr seid gerne eingeladen in Hamburg mal vorbeizuschauen. Diskussionen und kritische Konversationen sind immer gewünscht.

Und nun, lasst uns echte Probleme angehen und den verbalen Sandkistenaktivismus zu Hause lassen.

Soweit mit bekannt ist war Paul Watson nie "Militär Historiker" er hat nirgends promoviert und gibt selbst an bei der Küstenwache gewesen zu sein.

Auch die Aussage mit der Brigitte Bardot ist so nicht richtig, denn die Brigitte Bardot Foundation hat mit der Person nicht mehr das geringste zu tun. Als diese Stiftung Gelder für das Schiff gab (die gibt es entgegen hartnäckiger Gerüchte nirgends umsonst) war über die Rassistischen Äußerungen noch nichts bekannt. Der Name kann nicht geändert werden weil das eine Strafe nach sich ziehe würde. Ich glaube dazu gab es sogar ein Statement der Organisation Sea Shepherd.

Das man aber diese Organisation aufgrund der Aussage eines einzigen Mitglieds, das noch dazu noch nicht einmal mehr mit der Leitung der weltweiten Organisation betraut ist rassismus unterstellt finde ich wiederum rassistisch. Nur weil ein Flüchtling vielliecht was gestohlen hat, sind nicht alle Flüchtlinge kriminell und nur weil ein Mitglied einer Organisation privat etwas seltsame Ansichten hat macht das nicht die ganze Organisation rassistisch. Ich finde dass hier voreingenommen berichtet wird. Sehr voreingenommen. Man hat sich noch nicht einmal bemüht die wirklich leicht zugänglichen Informationen zu sichten und zu beurteilen. Stattdessen macht man sich hier nur 2 Schlagworte zunutze um Stimmung zu machen.

Es ist ja noch nicht einmal ein Verfasser bekannt dem man diese Fragen stellen könnte. Es könnte sich also genau so gut um die von Behörden oder der Industrie gesteuerte Stimmungsmache gegen eine ansonsten sehr effiziente Organisation handeln die deren Interessen mehr stört als Indymedia das vielleicht macht.

Ne ne, die Person Brigitte Bardot hat damit natürlich überhaupt nix zu tun.... Von dieser üblen Rassistin distanziert sich Sea Shepherd natürlich! Die Bilder sprechen eine andere Sprache...

Und auf der Homepage der Brigitte Bardot Foundation weist nichts, aber auch so absolut gar nichts darauf hin, dass sich diese Organisation von ihrer Gründerin distanziert hätte, ganz im Gegenteil, Brigitte Bardot ist dort omnipräsent. (Möglicherweise wird ja dort der gleiche sektenhafte Personenkult betrieben, wie bei Sea Shepherd...)

Bilder: