[B] Neukölln: AfDler, Neonazis und ihre Räume

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Sowohl die antifaschistische Demonstration in Rudow am internationalen Tag gegen Rassismus als auch die Burak-Gedenkdemo am 5.4. fallen aus bzw. sind verboten. Trotzdem wollen wir einige Neuköllner Neonazis und AfD-Kader bekannt machen. Die Mehrheit von ihnen war an Gewalttaten beteiligt, einige waren wichtige Kader beim Aufbau der NPD und des NW Berlin in den 2000er Jahren und nun beim Aufbau der AfD.

Sebastian Thom


Käthe-Dorsch-Ring 10 in Gropiusstadt bis 2019, seitdem unbekannt verzogen

Hauptverdächtiger der neonazistischen Brandanschläge, Sprühereien und Gewalttaten in Neukölln seit 2016. Baute ab 2003/2004 den NPD-Kreisverband Neukölln sowie die JN / Junge Nationalisten auf. Mehrere kürzere Knastaufenthalte, verdiente sich aufgrund seiner laschen Handhabung durch die Behörden den Spitznamen "Justizwunder". Bestens vernetzt in Berlin, wichtiger Kader des Netzwerks "Nationaler Widerstand Berlin" (NW Berlin). Jugendfreund des Neonazis und AfD-Kaders Tilo Paulenz.

Zwei Wochen nach seiner Entlassung aus dem Knast im Mai 2016 gingen die Brandanschläge in Neukölln weiter. Im September 2016 wurde er zum ersten mal auf einer AfD-Veranstaltung fotografiert, wo der damalige AfD-Landeschef Pazderski auftrat. Zu diesem Zeitpunkt war Thom NPD-Kreisvorsitzender. Auch 2018 wurde er auf einer AfD-Veranstaltung im "Casino Zwickauer Damm" in Rudow dokumentiert, zusammen mit dem Neonazi Harald Bankel sowie Jens Irgang, Thoms Nachfolger als NPD-Kreisvorsitzenden.

Thom trat laut dem rechten Wiki "Metapedia" 2018 aus der NPD aus. Dies deckt sich mit seiner Annäherung an die AfD.

Tilo Paulenz und Franziska Zywietz


Käthe-Dorsch-Ring 8 in Gropiusstadt

Paulenz fiel zuerst 2004 bei einem schweren rassistischen Übergriff auf dem Britzer Baumblütenfest auf. In diesen Jahren wurde er auch von seinem Jugendfreund Sebastian Thom zur JN geholt. Paulenz gehört zum Südberliner Sumpf aus rechten und gewaltsuchenden Hertha-Hooligans um die Gruppierungen Wannsee Front, Happy Weekend Boys, Süd-Berlin und Buckower Szene. Auch seine Partnerin Franziska Zywietz gehört zum Umfeld der Wannsee Front.

Im März 2016 trat Paulenz mit seinem Kameraden Christian Blank in die AfD Neukölln ein. Ab 2017 war er Teil des Vorstands, im Januar 2019 trat er auf Druck des AfD-Landesvorstands zurück. Seitdem ist er nicht mehr auf öffentlichen Veranstaltungen zu sehen, es muss aber davon ausgegangen werden, dass er immernoch zum aktiven Parteiumfeld gehört und auch noch Mitglied ist.

Christian Blank


Marienfelder Chaussee 136 in Buckow

Erstmals im November 2015 auf einer AfD-Demonstration in Berlin dokumentiert. Im März 2016 trat er mit Tilo Paulenz in die AfD Neukölln ein. Blank gehört zur neonazistischen Hooligangruppe Wannseefront, dort wurde er 2018 auf der großen Geburtstagsparty fotografiert, passenderweise in einem Wannseefront-Shirt. 2013 fotografierte er sich beim Fußball feiern mit Neuköllner Neonazis aus dem Netzwerk "NW Berlin".

Blank sitzt für die AfD in der BVV Neukölln und zog nach Veröffentlichung seiner NW-Berlin-Kontakte seine Kandidatur für den BVV-Vorstand zurück.

Julian Beyer


Sterndamm 232 in Johannisthal

Seit den 2000ern in Neukölln und Treptow-Köpenick aktiver Neonazi. Dringend verdächtig der Beteiligung an den Brandanschlägen und Angriffen in Neukölln seit 2016. Im Kontext der "BAO Fokus" leakte das LKA Anfang 2020 seinen Namen an die Presse, Antifas wissen allerdings schon seit Jahren über ihn bescheid.

Robert Eschricht


Reuterstraße 92 im Flughafenkiez

Noch nicht lange AfD-Mitglied, aber seit 2019 Vorsitzender der AfD Neukölln.

Julian Potthast


Finowstraße 21 im Böhmischen Dorf

Aktivist der "Jungen Alternative" (JA), arbeitet seit 2017 im Bundestag beim Berliner AfD-Abgeordneten Götz Frömming. Seit 2019 Beisitzer im Bezirksvorstand Neukölln.

Heinrich Bodden


Kestenzeile 32 in Buckow

Jahrelanges AfD-Mitglied, seit 2019 Schatzmeister des Bezirksverbands Neukölln.

Stephan Piehl


Mohnweg 5 in Rudow

Piehl war bis 2019 Vorsitzender der AfD Neukölln und ist immernoch Bezirksverordneter. Im April 2018 fotografierte er im Anti-Antifa-Stil die Teilnehmer*innen beim Aufbau des Gedenkorts für Burak Bektaş ab. Zwei Wochen vor dem Diebstahl der Stolpersteine in Britz Ende 2017 war er für einen Antrag in der BVV verantwortlich, mit dem die Stolpersteine und das Gedenken an die Opfer des NS verhöhnt wurden. Piehl trat zeitgleich mit den Neonazis Tilo Paulenz und Christian Blank in die AfD ein.

Hendrik Pauli


Karl-Marx-Straße 67 im Donaukiez

Lehrer, war zeitweise Schatzmeister der AfD Neukölln. Nahm im Juni 2016 an einer Demonstration der "Identitären Bewegung" (IB) in Berlin-Mitte teil, außerdem bei zahlreichen Bärgida-Demos. Im Januar 2017 klebte er mehrere IB-Sticker an die Fenster der linken Kneipe "Tristesza" in Neukölln und bedrohte dort Menschen mit einem Messer. Im EU-Wahlkampf 2019 drohte er an einem AfD-Infostand in Neukölln Menschen einen "Hausbesuch" an.

Jörg Kapitän


Lichtenrader Straße 37 im Schillerkiez

Lange Zeit AfD-Bezirksvorsitzender Neukölln, sitzt aktuell immernoch für die AfD in der BVV Neukölln. Verantwortlich für die Aufnahme der Neonazis Tilo Paulenz und Christian Blank in die AfD.

Maurice Pollei


Britzer Damm 44 in Britz

Neonazi und Combat-18-Fan im NPD-Umfeld. Seit 2018 mit Robin Band wichtige Figur der NPD-Kampagne "Schutzzone" in Berlin. Beteiligt an Hans-Ulrich Piepers "Dienstagsgespräch" und an zwei versuchten Angriffen im Schillerkiez 2018. Mehr Infos: https://recherche030.info/2019/die-k%C3%B6pfe-der-berliner-schutzzone/

Robin-Oliver Band


Lieselotte-Berger-Straße 59 in Rudow

Neonazi und Combat-18-Fan im NPD-Umfeld. Seit 2018 mit Maurice Pollei zentrale Figur der NPD-Kampagne "Schutzzone" in Berlin. Beteiligt an Hans-Ulrich Piepers "Dienstagsgespräch" und an zwei versuchten Angriffen im Schillerkiez 2018. Mehr Infos: https://recherche030.info/2019/die-k%C3%B6pfe-der-berliner-schutzzone/

Jan Sturm


Braunschweiger Straße 57 in Rixdorf

War bis 2011 für die NPD in der Neuköllner BVV. Leicht zu erkennen an seiner Frisur, seinem Motorrad und seinem Bierkonsum, oftmals auf der Straße vor seiner Haustür.

Jens Irgang


Kurze Straße 6 in Friedrichsfelde

Wohnt im Bezirk Lichtenberg, war aber eine Zeit lang Vorsitzender des NPD-Bezirksverbands Neukölln. Ende 2018 löste er den Bezirksverband auf, kurz danach war er auf AfD-Veranstaltungen zu sehen. Zur EU-Wahl verkündete Irgang auf seinem pseudonymen Facebook-Account, AfD gewählt zu haben.

Amin Khazaeli


Fritz-Erler-Allee 164 in Gropiusstadt

Seit den 2000er Jahren im Neuköllner Neonazi-Milieu unterwegs. Spezialität: provozieren und fotografieren von Antifaschist*innen. War im EU-Wahlkampf 2019 mehrmals an AfD-Infoständen in Neukölln zu sehen. Im Dezember 2019 bewegte er sich mit einem anderen Neonazi im Umfeld einer antifaschistischen Demonstration am Hermannplatz. Im Februar 2020 kreuzte er auf der Hanau-Demonstration in Neukölln auf und legte sich mit Bullen an.

Sein Bruder Ehssan Khazaeli ist gutbezahlter Anwalt, war bei Pro Deutschland aktiv, und pflegt Kontakte zu AfD-Abgeordneten im Berliner Abgeordnetenhaus.

Ostburger Eck


Waltersdorfer Chaussee 89 in Rudow

In den 2000ern fester Treffpunkt von Neuköllner Neonazis und einer Treptower Neonazi-Kameradschaft, auch heutzutage nach einem Eigentümerwechsel teilweise rechtsoffenes Hooligan-Publikum. Gelegentlich auch weiterhin Treffpunkt von Neonazis.

Im April 2018 traf im Ostburger Eck der Observationsbeamte Pit Weber vom LKA 6 den Neonazi Sebastian Thom (s.o.) sowie zwei weitere Neonazis, wobei möglicherweise Absprachen stattfanden und Wissen über politische Gegner ausgetauscht wurde.

Torero


Neuköllner Straße 251 in Rudow

Im Steakhaus Torero finden die monatlichen AfD-Bezirkstreffen und Vorstandssitzungen statt. Vor einigen Tagen wurde das Torero angegriffen und als AfD-Laden markiert.

Novi Sad


Schönefelder Straße 2 in Rudow

Im Restaurant und Hotel Novi Sad finden seit einigen Jahren regelmäßig Veranstaltungen und Bezirksparteitage der AfD statt, zuletzt am 10.03.19, als Robert Eschricht (s.o.) zum neuen Bezirksvorsitzenden gewählt wurde. Auch das erste dokumentierte Zusammentreffen von AfD- und NPD-Spitzen fand hier statt, wenige Tage vor der AGH-Wahl 2016.

Casino Zwickauer Damm


Straße 231 Nr. 129 in Rudow

Das Vereinsheim "Casino" in der Postsiedlung dient seit 2017 als Veranstaltungsort für die Neuköllner AfD. Dokumentiert sind Veranstaltungen im November 2017 mit Andreas Kalbitz und Guido Reil, an der die Neonazis Kay Hönicke und Enrico Stubbe ("Wir für Deutschland") teilnahmen, sowie im November 2018 mit Steffen Kotré, Birgit Bessin und Leyla Bilge mit Sebastian Thom, Jens Irgang, Harald Bankel und weiteren Neonazis im Publikum. Zuletzt fand im Casino Zwickauer Damm am 18.01.20 eine AfD-Veranstaltung statt.

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